Kurzgeschichte
Handys - Alles, was man noch nie wissen wollte.

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"Handys - Alles, was man noch nie wissen wollte. "
Veröffentlicht am 13. Dezember 2011, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Hallo Ihr Lieben, ich heiße Marion. Ich habe lange Zeit sehr regelmäßig geschrieben. Leider fällt mir seit 2 Jahren wenig ein, was an mangelnder Zeit, aber sicher auch an der fehlenden Ambition liegt. Ich war ein paar Jahre sehr regelmäßig hier oder in anderen Foren. Mittlerweile genieße ich tatsächlich mehr das Leben abseits des PCs. So bin ich nur noch ganz selten hier. Ich danke denjenigen, die mich abonniert haben und meine Gedichte ...
Handys - Alles, was man noch nie wissen wollte.

Handys - Alles, was man noch nie wissen wollte.

Beschreibung

Handys können mich echt in den Wahnsinn treiben.

 

Ich bin ein geduldiger Mensch, manchmal vielleicht zu geduldig. Wenn jemand seine schlechte Laune an mir auslässt, lächele ich ihn freundlich an. Wenn jemand etwas nicht versteht, erkläre ich es ihm gerne ein zweites, drittes und viertes Mal. Kein sarkastischer Unterton, keine gereizte Stimme, nicht einmal ein böser Blick.

Es gibt aber eine Sache, die meine Geduld auf eine harte Probe stellt. Das sind Handys. Fährt man mit der Bahn, bekommt man den Eindruck, als gäbe es ein handyloses Leben gar nicht, als würde man ohne Handy nicht weiteratmen können. Das schlimme ist, man muss sich Dinge mit anhören, die einen nicht im Geringsten interessieren.

Gestern saß ich in der Linie 3 und las das Buch „Nachtschrei“ von sowieso Beaver, ist eigentlich auch egal. Plötzlich geht bei dem Mädel gegenüber das Telefon. Tüdülü. Tüdülü
.

 

„Hallo“

Kurze Pause.

„Isch bin Bahn“

Bitte? Was ist das denn für ein Satz? Ich bin Bahn. Ich bin blöd, wäre vielleicht die richtige Antwort gewesen.

 „Nee, nach Hause. Isch war Mischa.“

Pause

Was? Und wer bist du jetzt?

„Nee, isch bin widda mit dem zusammen. Dat mit der Sabrina war nur ein Mal. Der hat sisch ganz lieb entschuldischtt, so mit Blumen un so.

Ach, mit Blumen. Na dann ist ja alles gut.

 „Ach, dat mit de bekloppte Jennifer is doch schon lange her. Datt hatta auch nur gemacht, weil wa gestritten ham, weisse. Dat wär sons gar nisch passiert.“

 Nee, ist klar. Der ist bestimmt so was von treu. War ja nur einmal Sabrina und einmal Jennifer. Mal sehen, was als nächstes kommt.

 

„Jetz lass ma den Mischa in Ruh. Ob der gut is für misch,weiß isch ja wohl am besten, ne?!“

Das glaub ich nicht. Du weißt doch nicht mal, wer du bist. Jetzt biste Bahn und früher warste Micha. 

„Nee, muss erst ma pennen. Watt gehste? Kino? Watt gibt’s denn da“

Pause

„Wann denn?“

Pause

„Kommste Roller?“

Hallo?  Was ist das denn für ein Satz? Kommste Roller? Geht´s auch mal in ganzen Sätzen? Was ist denn das für ein deutsch?

 „Ja, gut. Kommste vorbei. Muss nur noch en bisschen tunen.“

 

 

Aufgelegt. Ich muss gestehen, ich kann  mir ein Grinsen nicht verkneifen. So, jetzt wieder auf das Buch konzentrieren.

Rring. Rring. Das nächste Handy. Diesmal gehört es dem Herrn neben mir, etwa 50 Jahre alt, etwas blass und untersetzt.

„Walter“

Pause

„Ich bin auf dem Weg zum Arzt, mir meine Ergebnisse abholen.“

Pause

„Nee, ich war doch vor 14 Tagen dort wegen meiner Magenschmerzen und dem Blut im Stuhl.“

Na jetzt wird ´s appetitlich.

 

„Die haben eine Magenspiegelung und zwei Tage später noch eine Darmspiegelung gemacht. Ich sage Dir, so eine Magenspiegelung ist kein Zuckerschlecken. Und die Darmspiegelung erst –  mit einem Schlauch ...“

Bitte, jetzt keine Details. Gott sei Dank muss der Herr jetzt aussteigen. Er steht auf, telefoniert aber weiter – und lässt kein Detail aus. Das möchte ich jetzt aber nicht wiedergeben. Ich weiß ja nicht, ob der Leser vielleicht gerade erst gegessen hat. Ich versuche weiter, mein Buch zu lesen. Leider setzt sich jetzt eine telefonierende Dame von circa 30 Jahren auf den Platz des Herrn.

„Ich sag dir, das ist so eine blöde Kuh. Die Schlampe schmeißt mir Knüppel zwischen die Beine, wo es nur geht. Und die schmeißt sich an den Chef ran, bloß weil sie den Posten der stellvertretenden Teamleiterin will. Das ist so was von peinlich, sag ich dir.“

 

Da spricht wohl auch etwas der Neid, was?

„Sei mal froh, dass du Urlaub hast. Die Stimmung ist so scheiße, das kannste dir nicht vorstellen.“

Wenn alle so Lästermäuler sind wie du, kann ich mir das lebhaft vorstellen. Das vergiftet ja auch jede Atmosphäre.

Plötzlich dröhnt ein „Ich muss nur noch kurz die Welt retten“ durch die Bahn. Ah, das Handy des Mannes zwei Reihen vor mir.

„Hi, grüß dich“

„Gestern in der Pause habe ich gehört, wie die Ziege .....“

„Ja, ich habe noch Karten für das Tim-Bendzko-Konzert bekommen. Das ist so geil.“

„Und dann hat sie noch die Tina total rund gemacht, wegen nichts. Die ist so egozentrisch“


 

„Ist auch an einem Freitag. Da können wir ja am nächsten Tag ausschlafen. Meine Schwester kommt übrigens auch mit“

 Jetzt geht gar nichts mehr. Jeder quatscht durcheinander. Das Buch kann ich vergessen.

Das reicht mir. Jetzt kommt die Rache. Ich nehme mein Handy, tippe eine fiktive Nummer ein und spreche mit der imaginären Person am anderen Ende der Leitung. Dabei rede ich so laut, dass ich sämtliche Telefonierer locker übertöne.

Und jetzt geht es los. Ich berichte detailliert über meinen Fußpilz, den letzten Frauenarzt- besuch, meinem letzten Durchfall, meinen Scheidungskrieg und meinen Job als Kammerjäger.

Jeder macht ein peinlich berührtes Gesicht. Und endlich ist es still.  

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Hörbuch

Über den Autor

MarionG
Hallo Ihr Lieben,

ich heiße Marion. Ich habe lange Zeit sehr regelmäßig geschrieben. Leider fällt mir seit 2 Jahren wenig ein, was an mangelnder Zeit, aber sicher auch an der fehlenden Ambition liegt. Ich war ein paar Jahre sehr regelmäßig hier oder in anderen Foren. Mittlerweile genieße ich tatsächlich mehr das Leben abseits des PCs. So bin ich nur noch ganz selten hier.
Ich danke denjenigen, die mich abonniert haben und meine Gedichte regelmäßig kommentieren.
Bitte nehmt es mir nicht übel, dass ich mich so rar mache. Vielleicht kommt irgendwann die Zeit, in der mir die kreativen Ideen nur so zufliegen und ich wieder regelmäßig schreibe.
Ich versuche auch, einige Werke von Euch zu lesen, wenn ich hier bin. Ich muss aber gestehen, dass ich nicht alles schaffe, in der kurzen Zeit, die ich hier verweile. Auch dafür bitte ich um Entschuldigung.
Ich verschwinde nicht ganz von hier, immer mal wieder werde ich Euch kurz besuchen.
Liebe Grüße an alle Schreiber und Leser.
Eure Marion

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MarionG Re: -
Zitat: (Original von Krysztyna am 03.03.2013 - 13:42 Uhr) Du sprichst mir aus der Seele!

....
Wer weiß, wo das noch hinführt. Zur völligen Kommunikationsunfähigkeit?

Liebe Grüße,
Krysztyna


Ach, auch Handys haben ihre Berechtigung. Aber bitte dezent.
Ich besitze auch ein Smartphone, benutze dieses für das Internet aber kaum. Liegt hauptsächlich daran, dass mir das alles zu klein ist.
Ansonsten simse ich recht viel und gerne, bin aber absolut kein Handymaniac. Auf der Arbeit schlummert es lautlos in meiner Tasche. Da schaue ich bestenfalls abends mal drauf. ;o)) Danke herzlich für Deinen Kommentar.

Liebe Grüße
Marion

Vor langer Zeit - Antworten
Krysztyna Du sprichst mir aus der Seele!

Mittlerweile regt mich an diesen Dingern aber weniger auf, dass alle immerzu damit telefonieren müssen, sondern eher diese Ins-Internet-Geherei. Facebook, Whatsapp, Tumblr, Instagram und wie se alle heißen. Die gaaanze Zeit wird über Whatsapp gechattet. In meinem Alter und in meiner Klassenstufe zu Glück eher weniger. Aber es gibt da schon ein paar Individuen, die, sobald der Gong ertönt, ihr supertolles Samsung Galaxy S3 nochwas rauskramen und mit irgendwem daddeln. Manchmal sogar mittem im Gespräch. Da sitzen wir alle ganz gemütlich in irgendeiner Ecke und quatschen über Gott und die Welt und plötzlich klinkt sich einer aus und chattet. Da könnte ich kotzen!
Und bei den 12-14-jährigen geht ohne Smartphone mittlerweile gar nichts mehr. Die wissen gar nicht mehr, worüber sie sich unterhalten sollen, außer "Boaaaar, der und der hat mir grad geschrieben" und "Susi hat Peter geaddet, lol, rolf!" Ist immer unglaublich interessant morgens im Bus.

Ich mit meiner uralten Klapperkiste kann da gar nicht mitreden. Ich finde es auch außerordentlich dämlich. Lieber lieg ich mir mit jemandem in den Armen und lach mich schlapp, anstatt Smilies und "lol, rofl" über so ein Ding zu schicken.

Wer weiß, wo das noch hinführt. Zur völligen Kommunikationsunfähigkeit?

Liebe Grüße,
Krysztyna
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: -
Zitat: (Original von mukk am 28.02.2013 - 10:17 Uhr) Lach mich schief!!!! Liebe Marion, so ist es ... und du hast das einfach herrlich zusammengefasst! Kompliment und danke für das Grinsen, das du mir ins Gesicht gezaubert hast. :-)))))))
Ist für mich ein absoluter Favo ...
mit liebstem Gruß
Ingrid



Liebe Ingrid,
oh, das freut mich riesig. Danke dafür. Schön, wenn ich Dich zum Lachen bringen konnte.
Ganz liebe Grüße nach Wien
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Lach mich schief!!!! Liebe Marion, so ist es ... und du hast das einfach herrlich zusammengefasst! Kompliment und danke für das Grinsen, das du mir ins Gesicht gezaubert hast. :-)))))))
Ist für mich ein absoluter Favo ...
mit liebstem Gruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: Manche haben ja auch schon -
Zitat: (Original von baesta am 27.02.2013 - 23:33 Uhr) diesen Handyarm. der rechtwinklig am Körper angebracht ist, damit Handy immer in der richtigen Position ist (kicher).
Gerne nochmals gelesen.

Liebe Grüße
Bärbel



Danke für Deinen erneuten Kommentar.
Liebe Grüße und einen schönen Tag
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: Ey, wie geul is dat denn! -
Zitat: (Original von AngiePfeiffer am 27.02.2013 - 08:28 Uhr) Guten Morgen, schade das es nur 5 Sterne zu vergeben gibt. Deine Geschichte hat für das Highlight des Morgens gesorgt.
Aber jetzt muss isch arbeit.
LG



Oh, ein Highlight. Das ehrt mich natürlich sehr.
Derzeit bin ich so dermaßen unkreativ, dass immer mal wieder ältere Texte herhalten müssen.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Manche haben ja auch schon - diesen Handyarm. der rechtwinklig am Körper angebracht ist, damit Handy immer in der richtigen Position ist (kicher).
Gerne nochmals gelesen.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Ey, wie geul is dat denn! - Guten Morgen, schade das es nur 5 Sterne zu vergeben gibt. Deine Geschichte hat für das Highlight des Morgens gesorgt.
Aber jetzt muss isch arbeit.
LG
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: Auweia...:-))))))))))))))))))))))))))))) -
Zitat: (Original von Feedre am 13.11.2012 - 21:40 Uhr) ...direkt aus dem Leben gegriffen...aber supi die Idee
grins.......
LgF



Danke für Dein Grinsen. So hat der Text erreicht, was er sollte.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Auweia...:-))))))))))))))))))))))))))))) - ...direkt aus dem Leben gegriffen...aber supi die Idee
grins.......
LgF
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