Fantasy & Horror
Wege in und durch die Nacht - Erzählung eines Nachtwesens

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"Wege in und durch die Nacht - Erzählung eines Nachtwesens"
Veröffentlicht am 23. Oktober 2011, 44 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin... nicht, was ich gerne wäre.... nicht so, wie ich sein könnte... niemals, wie man mich gerne hätte... nie wieder so, wie ich früher war... auf ewig mit mir selbst im Streit.... verdammt mir selbst in Gedanken Gesellschaft zu leisen...
Wege in und durch die Nacht - Erzählung eines Nachtwesens

Wege in und durch die Nacht - Erzählung eines Nachtwesens

Beschreibung

Für diejenigen, die wissen wollen, was nach der letzten Eintragung des Archäologen John Walker Creswell in dessen Hotelzimmer geschah.... Kapitel 1: Im Hotelzimmer Kapitel 2: Wege in der Dunkelheit Kapitel 3: Abschied

Kapitel 1: Im Hotelzimmer

Leise klopfte es an der Tür des Hotelzimmers, mit vor Verwunderung gerunzelten Brauen, schrieb der Mann noch eine kleine Notiz über das Klopfen in das aufgeschlagene Tagebuch, bevor er sich langsam vom dem kleinen Tisch erhob. Auf seinem Weg durch das schummrig mit Kerzen beleuchtete Zimmer richtete er sich den Kragen seines zerknitterten Hemdes und schob die nach oben gekrempelten Ärmel unsicher herunter, während von ihm unbemerkt, der Füllfederhalter lautlos über den Schreibtisch rollte, als ein Windhauch das angelehnte Fenster aufzudrücken schien, und mit einem leisen Pochen auf den Teppich unter dem Schreibtisch fiel, wo er vor Blicken verborgen liegen blieb.

Wer wollte um diese nachtschlafende Zeit denn noch etwas von ihm, immerhin war es bereits nach ein Uhr morgens, dachte er bei sich und öffnete dann die Tür, nach kaum merklichen Zögern, als sich die Erinnerung an den stählernen Dolch in seinem Kopfkissen in seinem träge, übermüdeten Verstand regte. Doch für Bedenken war es nun zu spät, denn schon glitt die Tür auf und enthüllte den nächtlichen Störenfried.

Der Nachtportier, der sich sichtlich unwohl fühlte, stand mit einem kleinen Briefumschlag in der Hand vor der Tür. Als der Hotelangestellte jedoch sah, dass sein Gegenüber wohl noch nicht im Bett gewesen war, entspannte er sich sichtlich und konnte auch den fragenden Blick des Mannes nun erwidern.


„Entschuldigen Sie bitte die Störung, Professor Creswell. Aber es wurde gerade eben eine Nachricht für Sie abgegeben, mit der Aufforderung Sie sofort davon zu informieren.“ brachte der Mann mit vor Verlegenheit stockender Stimme die aktzentbehafteten, englischen Worte heraus und reckte die Hand mit dem Umschlag in Richtung des Angesprochenen. Creswell wollte schon zu seiner üblichen Erklärung ansetzen, dass er kein Professor sei, sondern nur ein wissenschaftlicher Mitarbeiter, unterließ es dann aber seufzend und nahm einfach das Schreiben entgegen.

„Vielen Dank.“ murmelte er leise als Antwort, wühlte kurz in seiner Hosentasche und brachte tatsächlich einige Münzen der Landeswährung zum Vorschein, die er dem dankbar und erleichternd lächelnden Nachtportier in die Hand drückte, der sich mit einem gemurmelten „Gute Nacht, Professor“ und einer angedeuteten Verbeugung verabschiedete. Für einen Moment blieb Creswell unschlüssig an seiner Zimmertür stehen, das steife Papier des Umschlages zwischen den Fingern.

Fragen überschlugen sich in seinem müden Geist, drehten sich im Kreise, da er zu ergründen suchte, wessen Nachricht so wichtig sein konnte, dass sie nicht bis zum Grauen des Morgens hatte warten können.

Und während er so an der Tür stand und mit dem Kuvert gegen seine Schneidezähne tippte, musste er über sein eigenes ängstliches Verhalten schmunzeln und schob es auf seine Müdigkeit, dass er das Rätsel des mysteriösen Briefes nicht einfach durch das Öffnen des Umschlages gelöst hatte. Manchmal war er wirklich der zerstreute „Professor“, wie ihn die Einheimischen trotz seiner Beteuerungen nannten, dachte er bei sich, schloss die Tür und ging, über sich selbst den Kopf schüttelnd, zurück an den Schreibtisch, um dort den Brief in aller Ruhe zu lesen.

Knarzend gaben Holz und Stoffbespannung des Stuhles laut, als sich Creswell auf ihm niederließ und mit einem Bleistift als improvisierten Brieföffner, den Umschlag mit dem typischen, reißenden Geräusch von Papier öffnete. Im steifen Papier des Kuverts befand sich nur ein einziger Bogen gefaltetes Briefpapier. Stirnrunzeln zog der Doktorrand das Blatt aus dem Umschlag und schlug es verwundert auf.

- Ich bin hinter dir -

Diese vier Worte, mittig mit geschwungenen Buchstaben aufs Papier gebracht, waren der gesamte Inhalt des Briefes und gerade als ein verständnisloses Schnauben sich der Kehle Creswells entringen wollte, fühlte er einen kalten, spitzen Gegenstand in die Haut seines Nackens gedrückt und erstarrte augenblicklich in seinem Stuhl.

„Kein Laut oder du stirbst noch bevor dein Schrei verklungen ist, John.“ flüsterte ihm eine fremde, kalte Stimme ins linke Ohr, während sich eine Hand auf seine linke Schulter schob. Federleicht fühlte sich der Griff an, doch irgendetwas sagte Creswell, dass der Unbekannte durchaus in der Lage sein würde den Worten Taten folgen zu lassen. Und genau in diesem Moment ergriff eine eisige Hand sein Herz als ihm klar wurde, dass der Fremde ihn beim Namen genannt hatte und keinerlei Geräusche verursacht hatte. Kein Atem berührte seine Nackenhaare, die sich nun zu Berge stellten, seine Eingeweide zogen sich zu einem großen, pulsierenden Klumpen zusammen und die Luft ihm knapp zu werden drohte. Nur mit Mühe konnte Creswell verhindern, dass sich seine Blase und sein Darm entleerten, als das kalte Metall in seinem Nacken die Haut durchstieß und sein Blut zum fließen brachte, er konnte das abkühlende Rinnsal fühlen, wie es sich an Hemdkragen vorbei seinen Rücken nach unten arbeitete.

„Deine Neugier und dein Eifer haben dich viel gekostet, John. Rühr dich nicht, dann will ich dir erzählen wofür du dein Opfer gebracht hast.“

Als diese kalten Worte hinter ihm erklangen, konnte Creswell endlich wieder Atem holen und schöpfte trotz des dumpfen Schmerzes in seinem Nacken wieder Hoffnung, dass er diese Episode überleben konnte. Warum sollte man ihm sonst erzählen, was er gefunden hatte. Und ein weiterer Gedanke brach sich Bahn, das Wesen hinter ihm musste ein Mitglied dieser geheimen Sekte sein, die in den Pergamenten Erwähnung fand.

Doch noch bevor er seine Überlegungen zu Ende führen konnte, verstärkte sich der Druck auf seiner Schulter und der Fremde begann zu erzählen….

Kapitel 2: Wege in der Dunkelheit

Die St.Croix waren in früheren Zeiten eine wohlhabende Familie von Landadeligen, die es sich leisten konnten von ihren Lehen zu leben und den typischen Ausschweifungen des Adels zu frönen. Viele Jahre lang gelang es den Familienoberhäuptern eine unsichere Balance zwischen Lastern und Einkommen, zwischen Vergnügen und Pflicht aufrecht zu erhalten. Doch die Zeit meinte es letztendlich nicht gut mit ihnen, so dass sich das Geschlecht der St.Croix im langsamen, aber stetigen Ringen gegen den Niedergang des einst so stolzen Familiengeschlechts wiederfand und nichts diese Entwicklung aufhalten konnte. Die Arroganz und das Unvermögen sich an Veränderungen der Zeit anzupassen besiegelten das Schicksal der Familie, die nicht von liebgewonnen Gewohnheiten lassen konnte.
Unter Robert St.Croix, dem vorletzten männlichen St.Croix, ging es der Familie so schlecht, wie nie zuvor in ihrer Geschichte, mit vollen Händen verprasst er das schmale Einkommen für Spiele, Huren und ausschweifende Feiern, und auch die Geburt seines ersten und einzigen Kindes konnte an der ausschweifenden Lebensweise nichts ändern. Den Zeitpunkt von Markus Geburt verbrachte er betrunken mit zwei Mägden im Gesindezimmer, wo er sich grunzend an den verängstigten Frauen verging, während nur wenige Zimmer weiter seine Frau den Schmerz der Geburt hinausschrie.

Und so wuchs Markus, obwohl von adligem Blut, in beinahe ärmlichen Verhältnissen auf, während sein Vater das letzte Geld der Familie verschleuderte, um nicht das Gesicht vor den anderen Adligen zu verlieren und die eigenen krankhaften Triebe zu befriedigen, die Sucht nach Brandwein und nach jungen Frauen. Erziehen musste sich der junge Markus bald schon selbst, da seine Mutter an Schwindsucht verstarb, als er gerade einmal 4 Jahre alt war und nur noch der verantwortungslose Vater blieb, welcher sich kaum um den Sohn kümmerte und sich immer mehr in seinem eigenen Leben verstrickte, ohne Rücksicht oder Reue für seine Taten.
Als sein Vater schliesslich sein Leben in einem unnötigen und unsinnigen Duell verlor, musste Markus mit alle dem zurechtkommen, was ihm sein Vater hinterlassen hatte. Ein Schande, die wohl nie mehr von der Familie zu tilgen war, gerade genug Geld um nicht als Bettler zu enden, aber auch nicht viel mehr. Zusammen mit dem ruinierten Ruf der Familie und Schulden an diverse zwielichtige Gestalten, war dieses ein Erbe bereits das gefürchtete Fegefeuer, nur bereits während des irdischen Daseins.


Dies alles nagte an dem jungen Mann und er sah sein Leben bereits gefangen in den Schulden seiner Vorväter zu Ende gehen, deren Last ihn sicherlich in das Höllenreich Satans hinab ziehen würde und ewige Verdammnis bedeutete. So versuchte er zumindest einen Ausgleich für die Sünden seines Vaters zu schaffen und sich gleichzeitig wie der Edelmann zu verhalten, der er eigentlich sein sollte. Doch seine Anstrengungen blieben ohne den erhofften Erfolg. Zwar gelang es ihm mit harter Arbeit, Entschuldigungen und Ausgleichszahlungen den beschädigten Ruf seiner Familie etwas zu heben und bei einigen Menschen sogar reinzuwaschen, doch ein einzelner Mann, mochte er auch noch so tugendhaft sein, konnte schwerlich die Sünden ganzer Vorgängergeneration vom Angesicht der Erde tilgen. Verzweiflung begann Einzug in Markus Gedanken zu halten, trotz seiner Taten, konnte er bald die Aussichtslosigkeit seines Vorhabens nicht länger leugnen.

Und gerade als die Verzweiflung ihn zu übermannen drohte,  erschien ein Silberstreif am Horizont. Ein weiterer Kreuzzug war ausgerufen worden und versprach Ruhm, Ehre und für Markus das wichtigste, die Absolution.
Ohne lange zu zögern schloss er sich den gesegneten Streitern für Gottes Werk an, verkaufte all seinen verbliebenen, weltlichen  Besitz und schon bald zog er mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter durch die Lande, mit dem Ziel Jerusalem. Kleinere Scharmützel auf diesem Weg schulten seine Fähigkeiten im Kampf, seine Reflexe und machten den anderen Mitgliedern seiner Gruppe deutlich, wie sehr er seine Tapferkeit zu beweisen suchte und dadurch im Kampf für Gottes Sache Absolution zu erlangen hoffte.

Doch trotz seiner Tapferkeit und vehementen Streiten für die Sache des Kreuzzuges, konnte er als einzelner  nicht die Niederlage der Kreuzfahrer unter Konrad verhindern, die dafür sorgte, dass sie sich nach Nicäa zurückziehen mussten, um dort auf Entsatz zu warten. Als schliesslich die Franzosen unter König Ludwig VII eintrafen, schien sich das Blatt zu wenden und die Kreuzfahrer erhielten die Mittel, um den Ausbruch aus der Stadt möglich zu machen.

Zumindest war dies den meisten Kreuzfahrern bestimmt, doch auf Markus wartete ein anderes Schicksal. Denn die Kriege der Menschen wurden schon seit langer Zeit von älteren und mächtigeren Wesen gelenkt, als sich die meisten Menschen jemals vorstellen konnten. Und auch dieser Kreuzzug war ein politisches Manöver von Nachtwesen geworden, nichts anderes als der Versuch die Vorherrschaft der alten europäischen Vampirgesellschaft auch in Asien zu etablieren und damit den Einflussbereich der europäischen Logen erheblich zu vergrößern. Natürlich war dies nur eine Herausforderung an die heimischen Vampire, die ihren eigenen Einfluss nicht verlieren und zu Vasallen anderer Wesen werden wollten. Einen weiteren Kreuzzug wieder in ihr Land eindringen lassen war damit alles andere als in ihrem Interesse, was sie zu drastischen Gegenmaßnahmen zwang.

Es begann wie eine der vielen anderen Nächte, die Markus bereits innerhalb der Stadtmauern während seines Wachdienstes hinter sich gebracht hatte. Er patroulierte mit einigen Männern durch die Straßen der Stadt, damit sich niemand mehr dort herumtrieb und auf der Suche nach Spionen oder den gefährlichen Assassinen, von denen man ihnen so viel berichtet hatte, die sie bisher aber noch nie gesehen hatten. Der Mond hatte sich zu voller Pracht am Himmel erhoben, als Markus aus dem Augenwinkel eine Bewegung in einer kleinen Seitengasse wahrnahm. Mit lange geschulten Reflexen aus den vergangenen Kämpfen fuhr sein Schwert aus der Scheide und sofort reagierten die Männer an seiner Seite. Zu Fünft stürmten sie in die Gasse und trafen dort auf 4 vermummte Gestalten, die nun ebenfalls Klingen zückten, lange gebogene Schwerte wie sie die Feinde Gottes trugen. Sofort entbrannte ein erbitterter Kampf in den Schatten der Gasse, funkelnder Stahl traf auf geschwärzte Klingen. Doch schon nach den ersten Streichen bemerkte Markus einen verstörenden Umstand, keine Geräusche des Kampfes erklangen, alles verlief in absoluter Stille, einzig ferne Geräusche waren zu hören. Doch dies hinderte ihn nicht daran mit allen Mitteln zu kämpfen, die er zur Verfügung hatte.

Bereits nach wenigen Streichen seines Schwertes fiel sein Gegner mit geöffneter Kehle zu Boden und so er warf sich auf den nächsten Feind. Funken sprühend hieben die beiden Kontrahenten aufeinander ein, während die restlichen Männer aus der Patrouille und deren Gegner sterbend zu Boden fielen, sich gegenseitig den Todesstoß gebend. Einzig Markus und sein Gegner verblieben im Kampf und ein geschickter Streich seines Schwertes konnte endlich die Deckung seines Gegners durchbrechen und diesem einen Schnitt auf der Wange zu fügen. Klaffend öffneten sich Fleisch und Tuch und in einem Aufblitzen des Mondlichtes konnte Thomas einen Blick auf fanatisch glänzende Augen erhaschen, als sich sein Gegner mit einem stummen Schrei auf ihn stürzte.

Nun wurde er selbst in die Defensive gedrängt und konnte nur mit Mühe sein Leben schützen, schon bald klafften Wunden an seinen Armen und Beinen, rot und warm lief sein Blut an ihm herab, tropfte heiß auf den Boden. Doch immer noch schlug sein Gegner mit unverminderter Kraft auf ihn ein, ohne Anzeichen für ein erlahmen der Kräfte. In dem er nun alles auf eine Karte setzte, ließ Markus sich von einem Stich des Gegners ins Bein treffen, packte die Klinge mit seiner linken Hand und blockierte sie so, auch wenn die scharfe Schneide tief in sein Fleisch schnitt. Verblüfft und erschrocken über diese Reaktion erstarrte der Feind für eine Sekunde und gab Markus so genug Zeit sein eigenes Schwert im Herzen des Mannes zu versenken, der nun röchelnd mit blutigen Blasen auf dem Mund zu Boden ging. Doch trotz dieses Sieges, war es nun an Markus schwer für seine verzweifelte Handlung zu büßen, denn auch er konnte sich nicht länger auf den Beinen halten und sank nun selbst zu Boden, wo er mit einem verwirrten Lächeln auf den Lippen bemerkte, wie die Geräusche wieder in die Welt zurückkamen. Doch Markus erhielt keine Chance sich länger über diesen Umstand zu wundern, denn kaum lag er ausgestreckt in einer Lache seines Blutes auf dem Boden, da löste sich eine dunkle Gestalt aus den Schatten der Gasse und nährte sich dem verwundeten Kreuzfahrer.

„Tapfer gekämpft, Ritter. Doch du wirst wohl den nächsten Tag nicht erleben. Ich bin sehr beeindruckt von dir und würde dein Leben schonen, sogar retten, wenn du dich für meine Seite entscheidest.“ flüsterte die Gestalt, als sie sich neben dem kraftlosen Markus niederkniete. Markus Antwort war nicht mehr als ein Schütteln des Kopfes, zu mehr schien er nicht mehr in der Lage zu sein. Er schmeckte Blut in seinem Mund und spürte wie die Schwäche in seine Glieder kroch und wusste mit einem Mal, dass er es nicht mehr schaffen würde seine Seele zu retten und Absolution zu erlangen. Doch wollte sich keine Verzweiflung in seinem Herzen einstellen, noch überwog das Gefühl des teuer erkauften Sieges über seinen Gegner.

„Sträube dich nicht so, ich kann dein Leben retten. Es wäre Verschwendung, nachdem du 2 meiner Diener getötet hast, was bisher noch keinem Menschen gelungen ist. Du kannst noch soviel erreichen und noch viele Feinde töten, wenn du dich jetzt richtig entscheidest.“
erklang erneut das gedämpfte Flüstern des Schatten und Markus spürte wie sein Blick sich langsam trübte. Instinktiv verstand der Kreuzfahrer, dass es nun wirklich seine Wahl war, ob er weiter lebte oder starb und endgültig in seinem Leben versagte. In einem letzten Aufflackern von Überlebenswillen zwang er seinen Körper zu einer Antwort.

„Ich… will... leben“ presste er hervor und das Letzte, was er nun noch sah, waren lange weiße Zähne, als der Fremde das Tuch von seinem Gesicht nahm, sich zu ihm herabbeugte und ihm einen kleinen Flakon zwischen die Zähne presste. Seine Augen fielen zu und spürte er noch, wie eine warme, metallisch schmeckende Flüssigkeit in seinen Mund und die Kehle hinab lief.

„Trink und schlafe, tapferer Ritter“ hörte er das leise Flüstern und Markus trank schwer schluckend die seltsame Flüssigkeit, bis sich Schwärze über seinen Verstand legte und sein Körper erschlaffte.

Die nächsten Tage verbrachte er in einem todesähnlichen Schlaf und so konnte er nicht bemerken wie sein Körper aus der Stadt gebracht worden war und er an einem lichtlosen Ort untergebracht worden war. Manchmal drangen Gesprächsfetzen an sein Ohr doch diese reichten nicht um ihn zu wecken.

“Was ……. Getan? ...... Barbar…….töten!....... Müssen……..lernen……guter Kämpfer……Wunden…….. dienen …“.

Doch immer wenn er glaubte diesen Stimme antworten zu können, spürte er wieder den tönernen Hals einer Flasche an seinem Mund und wie Flüssigkeit in seinen Mund floss, worauf ihn wieder die Schwärze sanft umfing und seine Gedanken enden ließ. Doch sein Körper heilte schnell, da die einstigen Feinde alles taten, um ihn wieder zu Kräften zu bringen, damit er endlich dem Pfad seines Versprechens und seiner neuen Bestimmung folgen konnte.

Schliesslich erwachte er eines Nachts, wie aus einem Albtraum und stellte verblüfft die vollständige, narbenlose Genesung seines Körpers fest. Mit panischen Blicken sah er sich um und konnte doch niemanden in der dunklen Kammer, die als seine Ruhestätte diente, sehen. Langsam und mühsam erhob er sich von dem einfachen Lager, mit der Absicht so schnell wie möglich zu seinen Leuten zurück zu kehren. Doch er hatte noch keine drei Schritte getan, da erklang die leise, bekannte Stimme mit dem Akzent des Landes direkt hinter ihm.

“Du hast eine eine Entscheidung getroffen, junger Ritter. Willst du dich nun als wortbrüchig erweisen?“

Erschrocken verharrte Markus mitten in der Bewegung und drehte sich langsam nach der Stimme um, seltsamer und überraschender Weise konnte er nun die Gestalt sehen, die direkt hinter ihm auf dem Boden saß. Mit trockenem Mund konnte er nur den Kopf schütteln und verharrte weiterhin stehend vor dem Fremden, der mit einem Lächeln und neigen des Kopfes diese Geste als Antwort hinnahm.

“Du musst noch viel lernen. Aber ich werde dich führen und lehren. Nun komme zu Kräften, wir sehen uns in sieben Tagen wieder und dann wirst du bekommen, was du wolltest.“
erklangen die Worte, bevor ein Wind durch den Raum zu wehen schien. Der Fremde war verschwunden als Markus sich von der Überraschung der Sturmbö erholt hatte und hinterließ den einstiegen Kreuzfahrer erfüllt mit Ratlosigkeit und erwachender Neugier.

Und mit seiner Neugier erwachte auch ein neuer Wille zum Leben und sich zu beweisen, so dass er die nächsten sieben Tage mit schweißtreibenden Übungen verbrachte, um seinen geschwächten Körper wieder zu kräftigen und sich auf das anstehende Wiedersehen mit seinem bisher namenlosen Gönnervorzubereiten. Und auch in Gedanken befasste er sich ohne Unterlass mit dem Treffen und welche Herausforderungen noch vor ihm liegen mochten. Speisen und Wasser wurden ihm von vermummten Dienerinnen gebracht, die nie ein Wort sagten und sich sofort wieder entfernten, wenn sie Tonkrüge und Schalen abgestellt hatten. Schnell war die alte Kraft wieder in seinem Körper auch wenn sich Markus immer wieder erfolglos fragen musste, welches Heilmittel ihm die Heiden, wie er immer noch von seinen neuen Verbündeten dachte, verabreicht hatten, aber so lebendig wie in diesen sieben Tagen hatte sich Markus in seinem vergangenen Leben niemals gefühlt. Erstmals war sein Leben nicht mehr von der Schuld und den Sünden seines Vaters überschattet und er musste sich eingestehen, dass diese den Hauptanteil seiner Frömmigkeit und seines Wunsches, als Kreuzfahrer zu dienen, ausgemacht hatte. Und auch wenn er die neue Situation noch nicht ganz verstand, so ahnte er doch, dass er mit der Entscheidung in jener schicksalshaften Nacht eine bedeutende Änderung in seinem Leben eingeleitet hatte. Angst verspürte er keine, denn sein Tod war ganz offensichtlich nicht das Ziel des Fremden.

Und so wartete er, vor seiner Unterkunft sitzend, am Abend des siebten Tages auf die Rückkehr des Fremden und bereits kurze Zeit nach Sonnenuntergang hörte er leise Schritte. Ruhig drehte er sich zu dem Fremden um und erwiderte den festen Blick, den dieser auf ihn gerichtet hatte.

“Bist du immer noch bereit die Folgen deiner Entscheidung zu tragen?“ fragte der Fremde und Markus bejahte die Frage, spannte sich unbewusst an, da er nicht wusste, was nun geschehen sollte. Der Fremde entfernte das Tuch, welches sein Gesicht verhüllte, und wieder konnte der junge Kreuzfahrer die scharfen, weißen Zähne sehen als der Fremde lächelte.

Schneller als das menschliche Auge der Bewegung folgen konnte, war der Fremde plötzlich bei ihm, packte seinen Kopf mit unwiderstehlicher Kraft und mit einem letzten Blick in die braunen Augen des jungen Mannes senkten sich die Fänge in dessen Hals. Markus konnte nur noch einen leisen Aufschrei des Schmerzes von sich geben, bevor eine Welle der Erregung seinen Körper überrollte und er sich ganz dem Kuss des Vampirs hingab. Zug um Zug trank der Fremde von Markus Blut, bis sein Herz kaum noch schlug, bevor er sich mit sichtlicher Mühe von ihm losriss. Markus sank mit schwindender Sicht auf die Knie, immer noch überwältigt von der Erregung des Kusses, als vor seinen Augen ein Krummdolch aufblitzte und einen tiefen Schnitt im Handgelenk des Fremden hinterließ.

“Trink von meinem Blute und sei von meinem Blute“. hörte er die geflüsterten Worte, die ihn für einen Moment an ein anderes Ritual erinnerten, bevor er seine Lippen an die klaffende Wunde presste und mit gierigen Zügen das Blut trank. Wieder überrollte ihn eine Welle ungehemmter Gefühle und nach einigen Schlucken verlor er das Bewusstsein, ohne wirklich erkannt zu haben, was er gerade getan hatte.

Drei Nächte später erwachte er mit einem nie gekannten Hunger und wieder saß Fremde ihm gegenüber auf dem Boden. Ohne Worte reichte er ihm einen Krug, der mit Blut gefüllt war, und obwohl sich sein Verstand weigern wollte, so reagierte der Körper ganz von allein. Gierig trank er das Blut, es lief ihm aus dem Mund und besudelte seinen nackten Körper, doch es störte ihn nicht weiter, bis er schliesslich gesättigt war.

Und so begann die Verwandlung des Kreuzritters in eine bluttrinkende Kreatur der Nacht. Sein Lehrmeister, namens Yussuf, nahm ihn unter die Fittiche und bildete ihn aus, sorgfältig und beharrlich lernte er seinem neuen Zögling die Lehren der Bruderschaft des Todes, der vampirischen Entsprechung der Hassassinen. Vom Tod gerettet war Markus durch seinen Siegeswillen und seine Kampfkunst geworden, nun lernte er andere Dinge, Dinge die ihn früher in Verzweiflung und Ohnmacht gestürzt hätten. Er erfuhr von der geheimen Gesellschaft der Vampire, von den Ränken, welche die Geschicke der Menschen lenkten und auch wie er selbst durch seine Taten Einfluss nehmen konnte.

Seine Ausbildung dauerte lang, vieles musste er lernen, worauf ihn sein Leben nicht vorbereitet hatte und es war nicht einfach sich in den Reihen der anderen Vampire zu behaupten, die ihn mit Missgunst und teils offenem Hass betrachteten, da er für sie einen Eindringling aus einer fremden, verhassten Welt darstellte. Mehr als ein Mal musste er die Schmähungen über seine Landsleute über sich ergehen lassen und auch vor körperlichen Angriffen, während der Ausbildung, schreckten nur die wenigsten zurück. Während einer der vielen Stunden des Schwertkampfes kam es dann endlich zu einer kleinen Wende.

Yussufs Säbel hatte gerade Markus Gesicht mit der flachen Seite getroffen und ihn knurrend, aus einer Platzwunde blutend, zu Boden geschickt, als einer der anderen Schüler an ihn herantrat und auf ihn spuckte.

“Welche Verschwendung. Er wird es nie beherrschen, seine Art ist weich und schwach und wird nie den Weg des Kriegers finden.“ erklangen die Worte des anderen Schülers und Gelächter brandete in der Arena auf, da dieser Schüler kurz davor war seine Ausbildung zu beenden hatte er auch Anhänger und Bewunderer unter den anderen Schülern, die ihrem Helden nun den geschuldeten Zuspruch schenkten. Doch in seiner  Arroganz vergaß er, dass er nicht nur Markus demütigte, sondern auch dessen Lehrer.

Voller Zorn sprang Markus auf, löste aber dabei den Blick nicht von Yussuf, es gab nichts Schlimmeres als den eigentlichen Gegner aus den Augen zu lassen. Doch dieser nickte nur lächelnd und rammte den Säbel in den Boden der Arena, was Markus als Erlaubnis verstand, sich mit dem nächsten Gegner zu befassen.

Mit grimmiger Freude im Herzen wirbelte Markus zu dem anderen Schüler herum und schnell wie eine Viper schlug er zu. Überrascht von diesem Hieb, konnte der andere Mann seinen Dolch nur zu einer schnellen Parade nach oben reißen und entging nur so einem tiefen Schnitt im Gesicht.
Nun entbrannte ein Kampf wie er nur selten gesehen wurde, zwei Lehrlinge stürzten sich mit scharfen Klingen in einem Wirbel aus geschwärztem Stahl aufeinander. Der Lehrmeister des anderen Schülers wollte einschreiten, aber dieser Versuch ging fehl als Yussuf ihm den Weg versperrte.

Der Kampf schien eine Ewigkeit zu dauern, keiner konnte dem anderen mehr als nur oberflächliche Schnitte beibringen und da die Waffen nicht vergiftet waren, waren diese Wunden bedeutungslos. Schliesslich wich Markus immer weiter vor den harten Hieben seines Gegners zurück, parierte die Hiebe nur noch und konterte nicht mehr. Voller Gewissheit den Sieg nun doch davontragen zu können, schnellte sein Gegner immer weiter nach vorne, in der Absicht nicht nur den Kampf zu gewinnen, sondern auch Markus den Kopf von den Schulter zu trennen, der scheinbar am Ende seiner Kräfte war.

Doch dieser hatte nur auf das Grinsen auf dem Gesicht seines Gegners gewartet und trat bei einem erneuten Ansturm Sand vom Boden der Arena in das Gesicht seines Feindes. Plötzlich geblendet von einem unterlegenen Feind erstarrte er und schlug blind um sich, statt an seine Ausbildung zu denken. Einen halben Herzschlag später hatte sich Markus Schwert in das Herz seines Feindes gebohrt und der Kampf war beendet. Grimmig lächelnd wandte sich Markus Yussuf zu und wurde von einem Fausthieb zu Boden geschickt.

“Töte oder kämpfe nicht.“

Diese Worte waren alles was Yussuf sagte, bevor er sich umwandte und, ohne das Markus das zufriedene Lächeln auf dem Gesicht seines Lehrers bemerken konnte, den Kampfplatz verließ.

Die Ausbildung dauerte noch lang, doch Markus Sieg in der Arena sorgte für etwas mehr Freiheit auch wenn die anderen ihn immer noch mieden. Nach zwei Jahrhunderten war es endlich soweit, dass Yussuf Markus die letzten Prüfungen auferlegte, bevor er ihn aus der Ausbildung entließ. Die strengen Lehren des Clans und auch seines Meisters hatten ihn nun beinahe auf alles vorbereitet, was ihn in der Welt erwarten konnte und vielleicht würde er sich nun endlich der Gnade, die er erfahren hatte würdig erweisen können. Als letzte Prüfung war er nun in die Welt hinausgeschickt worden, um den Belange des Clans zu dienen und sich würdig zu erweisen, weiter zu lernen und vielleicht auch eines Tages zurückzukehren und sein Wissen weiterzugeben.

Einige Jahre später, während denen Markus im Auftrag des Clans von einer Domäne Europas in die nächste reiste und dort sein Werk verrichtete, erfuhr er zum ersten Mal, dass sein untotes Dasein nicht unbedingt das Ende jedes Gefühls bedeuten musste. Magdalena von Margules war der Name einer jungen Vampirin, die er am Hofe des Prinzen zu Prag kennenlernte. Vom ersten Augenblick an, als sich die Blicke der beiden trafen, spürten sie eine tiefe Verbundenheit ihrer Wesen, die Sterbliche als Liebe bezeichnet hätten.

Beide noch jung an Jahren und nicht gewillt sich vor den Ahnen eine Blöße zu geben, gaben sich der Illusion ihrer Unsterblichkeit hin und gingen ihre kleine Romanze langsam und im Verborgenen an. Die ersten Treffen waren nicht mehr als kurze Begegnungen auf ihren nächtlichen Jagden durch die Gassen Prags, doch bald schon wurden gemeinsame Jagden daraus, die nach kurzer Zeit nicht mehr den Zweck hatten, sich Nahrung zu beschaffen, sondern Zeit miteinander zu verbringen und sich an der Gegenwart des anderen zu berauschen.

So verging ein Jahr in den dunklen Nächten Prags und die beiden Vampire schienen, abgesehen von ihren Pflichten, unzertrennlich, sie schwuren sich gegenseitig ihre Liebe und standen kurz davor sich gegenseitig mit einem Blutsband in aller Heimlichkeit zu verbinden. Es war Winter geworden und die beiden vampirischen Wesen hatten sich einem kleinen Waldstück, nahe der Stadt, ein verstecktes Liebesnest eingerichtet. Dort tanzten sie im Schnee vor der einfachen Hütte eines Waldhüters und verloren sich in leidenschaftlichen Vereinigungen ihres Blutes und ihrer Körper. Schließlich hatten sie nach langem Überlegen den Tag festgelegt, an dem sie sich gegenseitig binden wollten und Markus konnte es kaum erwarten sich auf diese Weise mit Magdalena zu vereinigen. Lautlos wie ein Schatten huschte er durch die Gassen der Stadt und verließ den schützenden Ring der Stadtmauer, auf dem Weg zu ihrem kleinen Hort der Zweisamkeit.

Ein kleines Lächeln war auf den, sonst so ausdruckslosen, Zügen des jungen Vampirs zu sehen, er hatte endlich noch etwas gefunden wofür er bereit war die Nächte zu opfern, nicht nur länger Blut und Kampf. Mühelos hatte er die Wachen hinter sich gelassen, die nicht einmal geahnt hatten, dass ein Wesen der Dunkelheit an ihnen vorbeischlich, doch Markus hatte nur das Gesicht Magdalenas vor Augen und konnte beinahe schon ihr Blut auf seiner Zunge schmecken. Wie sich ihre Wangen röteten, wenn sie gerade getrunken hatte oder wie ihr goldenes Lachen die Luft erfüllen konnte und noch viele andere Kleinigkeiten mehr, von denen er gedacht hatte sie nie mehr zu sehen und nie wieder zu fühlen, bereits vor Jahren hatte er sich schon damit abgefunden hatte. Doch nun brannte dieses Feuer der Leidenschaft erneut in seinem Herzen, dass nicht länger nur Finsternis und Kälte spüren konnte.

Raubtiergleich tauchte er in das Unterholz des Waldes ein und sein ganzer Körper schien nach Magdalena zu rufen, vor Begehren zu beben und zu zittern. Über sich selbst lächelnd verlangsamte er seinen Schritt, er wollte schließlich nicht wie ein Jüngling wirken, der zu seiner ersten Verabredung mit einem schönen Mädchen ging. Endlich gelangte er an die kleine Lichtung, die sich vor dem Eingang der Hütte erstreckte und er konnte die silberhelle Schönheit der Vampirin sehen, die vor der Tür stand und auf ihn wartete. Ihr Haar glänzte im Licht des Mondes und er konnte sich nicht erinnern, jemals etwas gesehen zu haben, dass schöner und wertvoller für ihn war.

Seine Lippen verzogen sich zu einem unbewussten Lächeln, als er in den Lichtkreis der Lichtung trat und ihr mit der linken Hand zu winkte. Sie lächelte ihn ebenso an und auf ihren Zügen war die Erwiderung seines Lächelns zu sehen, doch dann konnten sich seine Augen nur noch in Schrecken weiten. Aus den Schatten am Haus lösten sich Gestalten, vorher vollständig von der Dunkelheit bedeckt gewesen waren, und rissen Magdalena zu Boden. Ihr erschrockener Schmerzensschrei gellte durch die Nacht und bohrte sich in seinen Kopf. Eisige Kälte umfing sein Herz in Sorge, während er mit einem wütenden, beinahe verzweifelten Aufschrei das Schwert aus der Scheide riss und seine vampirische Schnelligkeit nutze, um zu Magdalena und ihren Gegnern zu gelangen. Seine Wahrnehmung änderte sich und die Welt schien sich nur noch im Schneckentempo zu bewegen, als er auf die Feinde zu stürmte.

Doch diese waren auf sein Eingreifen vorbereitet gewesen, noch bevor er sie erreichen konnte hatten sich Tentakel aus soliden Schatten, wie eine Barriere, gebildet und diesen konnte er bei seinem Sturmlauf nicht mehr ausweichen. Mit voller Geschwindigkeit prallte er gegen das unnatürliche Hindernis und wurde wieder zurück auf den Boden geschleudert, sein Schwert flog in hohem Bogen davon und bohrte sich einige Meter hinter ihm mit der Spitze in den Boden. Benommen wollte sich Markus wieder auf die Beine rappeln, während er immer noch seine Wut herausschrie, aber schon hatten sich andere schattenhafte Tentakel um seine Gliedmaßen gelegt und fesselten ihn auf den Boden. Eine Gestalt schälte sich nun aus einem entfernten Flecken Dunkelheit und trat langsam näher an Markus heran, ließ sich neben ihm auf die Knie nieder und blickte ihm direkt in die Augen. Eine Halbmaske verdeckte den unteren Teil des Gesichts und nur die hellen Augen waren zu erkennen, in denen Wahn und irrsinnige Freude leuchteten.

“Ungestüm hat noch niemanden gerettet, mein junger Freund. Und du solltest lernen, wo dein Platz ist, Welpe.“ zischte die Gestalt mit einem unterdrückten Lachen, während sich Markus noch gegen seine Fesseln aufbäumte. Auf einen Wink der Gestalt hin, wurde Magdalena von zwei anderen zu der fremden Gestalt gebracht, welche von Markus mit Flüchen überhäuft wurde. Doch dies schien alle Anwesenden nur zu belustigen und ein weiterer Schattententakel schob sich zwischen die Lippen von Markus, bis tief in seinen Rachen, so dass seine Schreie zu einem dumpfen, würdelosen Würgen wurden.

“Und jetzt beenden wir, weswegen wir gekommen sind. Leider werden wir nicht für dich bezahlt, Welpe. Aber ich bin sicher wir sehen uns irgendwann wieder.“ flüsterte die maskierte Gestalt und tätschelte Markus Wange, bevor sie sich aufrichtete, den Mantel zurückschlug und ein Schwert zog. Die anderen Angreifer zwangen Magdalenas Oberkörper nach vorne, so dass ihr Nacken entblößt wurde. Voller Verzweiflung warf sich Markus gegen seine Fesseln und fleht stumm um das Leben der Frau, doch zu spät, zu langsam. Das Schwert beschrieb einen funkelnden Halbkreis im Licht des Mondes und Magdalenas Kopf wurde von ihren Schultern getrennt. Heißes Blut bespritzte Markus, bevor der Körper der Vampirin in einem Lodern zu Asche wurde und nichts von ihr übrig blieb als seine Erinnerungen. Immer noch kämpfte er gegen seine Fesseln, doch er konnte sich nicht befreien, nicht schreien, nur blutige Tränen weinen. Seine gedämpften Schreie blieben ungehört und als der Mörder sein Schwert wegsteckte, konnte Markus mit der gleichen Klarheit, mit der er die Hinrichtung hatte ansehen müssen, das Clansymbol der Schattenformer am Siegelring der fremden Gestalt erkennen. Mit einer spöttischen Verbeugung wandten sich die Gestalten um und verschwanden wieder in den Schatten aus denen sie gekommen waren.

Und kaum waren sie verschwunden, verschwanden die Fesseln. Markus richtete sich auf und Tränen rannen blutig aus seinen Augen über die Wangen. Er strich durch die Asche im Schnee und schrie seine Verzweiflung in die Nacht. Bis kurz vor Sonnenaufgang verblieb er auf der Lichtung, bevor er sein Schwert an sich nahm und wieder in die Stadt verschwand. Die Nacht, die seine schönste hatte werden sollen, war so zu seiner schrecklichsten geworden. Diese Erinnerung begrub er tief in sich und nur noch die Eiseskälte dieser Nacht würde sein Leben erfüllen. Außer er begegnete einem der Schattenformer….

Kapitel 3: Abschied

Creswell hatte bei den letzten Worten den Atem angehalten, als nur zu deutlich geworden war, dass es sich bei dem Wesen hinter ihn, um den Protagonisten der Erzählung handelte, dessen kalte Wut nach Jahrhunderten immer noch nicht verraucht war. Und trotz dieser Erkenntnis gewann seine natürliche Neugier erneut die Oberhand über seine Vernunft, die ihm zu schweigen riet.

„Und was geschah dann… Markus? Was haben Sie noch erlebt? Das kann nicht alles gewesen sein…“

brachte der Doktorrand heißer hervor und versucht sich umzudrehen, was dazu führte das sich der scheinbar vergessene Metallgegenstand fester in den Nacken des Mannes drückte und ihn so erneut erstarren mit einem überraschten Keuchen erstarren ließ.

Ein freudloses Lachen erklang im Rücken des wehrlosen Mannes, dass die Angst zurückkehren ließ und wieder spürte er überdeutlich den heißen Klumpen in seinem Magen, als sich auch noch der Griff der Hand auf seiner Schulter verstärkte.

„Du missverstehst mich, John. Ich bin nicht hier, um meine Geheimnisse zu offenbaren oder weil ich meine Geschichte der Welt verkünden will. So dumm bin ich noch nie gewesen und werde sicherlich nicht jetzt damit anfangen, solche Dinge zu tun. Nein… Ich wollte dir geben, was du so eifrig gesucht hast...“ flüsterte die leise Stimme in das Ohr des schaudernden Mannes, der bei diesen Worte unwillkürlich zu zittern begann, als er langsam begriff, dass er die Situation gänzlich falsch eingeschätzt und seine Hoffnungen ihn getrogen hatte.

„Denn jemand hat meine Aufzeichnungen gestohlen und wollte mich dadurch kompromittieren. Ich hoffe es ist dir ein Trost, dass du nur das erste Opfer in dieser Angelegenheit sein wirst.“ sprach der Mann leise weiter und rammte mit unmenschlicher Kraft den Stahlbolzen durch die Schädelbasis des Doktorranden, der keine Gelegenheit mehr bekam, um sein Leben zu betteln. Sauber durchtrennte der Bolzen Nervenstränge und drang tief ins Gehirn ein, so dass der Tod beinahe augenblicklich und schmerzlos erfolgte. Ein kurzer Krampf durchlief den sterbenden Körper, dessen Muskeln erschlafften und der daher nur noch von der Hand des Mörders aufrecht gehalten wurde.

Beinahe sanft ließ Markus den Körper neben den Stuhl auf den Boden gleiten, ohne weiter auf diesen zu achten. Mit geübten Handgriffen durchsuchte er das Zimmer und barg seine Aufzeichnungen, die all dies erst ausgelöst hatten. Ein bösartiges Lächeln erschien auf den Lippen des Vampirs, als er sich in Schatten hüllte und das Zimmer verließ, ungesehen und ungehört, ebenso wie er es betreten hatte. Für den Diebstahl würde jemand bezahlen…

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Chimera
Ich bin...

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auf ewig mit mir selbst im Streit....
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Chimera Re: Und wieder -
Zitat: (Original von LadyLy am 25.10.2011 - 06:13 Uhr) bin ich mehr als begeistert, ich bebe freudig vor Erwartung dessen, wohin der Vampir kommt. Es ist eine großartige Geschichte, bei der ich mich wieder und wieder in ihren Bann begebe und dann glücklich bin, wenn ich sie gelesen habe - Und bangend, ob Du weiterschreibst.

Absolut große Klasse.

Lychen (die sich gleich auf den Weg zur Arbeit begeben muss)


Einmal mehr möchte ich dir danken für die Zeit, die dir nimmst, meine Sachen zu lesen und sie dann auch noch zu kommentieren.

Das mit dem Loben bekommen wir schon noch hin ;-)

Wobei ich im Moment nicht weiß, wann ich diese Geschichte weiterführen werde. Ursprünglich war sie nicht mehr als eine kurze Beschreibung von Markus Lebensweg, hat sich aber jetzt in ihrer dritten Überarbeitung doch noch als mehr erwiesen.

Derzeit sehe ich meine Prioritäten eher bei "Ein Funke in der Dunkelheit" und bei "Schattenrosen" der Fortsetzung von Schattengeflüster, die ebenfalls auf Vollendung warten. Von kleineren Sachen, die meine Aufmerksamkeit ablenken, mal nicht zu sprechen *lächeln muss*

Noch einmal, "Danke" für dein Interesse und deine Worte, werte Ly.

Liebe Grüße
Chimera
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Und wieder - bin ich mehr als begeistert, ich bebe freudig vor Erwartung dessen, wohin der Vampir kommt. Es ist eine großartige Geschichte, bei der ich mich wieder und wieder in ihren Bann begebe und dann glücklich bin, wenn ich sie gelesen habe - Und bangend, ob Du weiterschreibst.

Absolut große Klasse.

Lychen (die sich gleich auf den Weg zur Arbeit begeben muss)
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