Beschreibung
Vielleicht sollten manche Dinge, doch nicht gefunden werden...
Anschreiben an Mr. Smith
Sehr geehrter Mr. Smith;
wie gewünscht habe ich die Gegend nach seltsamen Vorkommnissen abgesucht und auch tatsächlich dies gefunden:
Auszug aus dem Tagebuch von John Walker Creswell: 13. März 1960:
Ich bin immer noch fassungslos und gleichzeitig von einem unglaublichen Hochgefühl beseelt, dass sich kaum in Worte fassen lässt und doch versuche ich es hier meinem Tagebuch anzuvertrauen, in der Hoffnung auch später noch die Möglichkeit zu haben, mich in angemessenere Weise an diese Tage zu erinnern.
Aber erst muss ich meine Gedanken ordnen, ich merke wie vorauseile und dies würde nur die großartige Entdeckung schmälern, die ich heute gemacht habe.
Daher beginne ich am Anfang.
Immer noch befinde ich mich in den Gebieten des alten Osmanischen Reiches und bin auf der Suche nach Aufzeichnungen über die Kreuzzüge, um endlich meine Doktorarbeit mit Beweisen für meine Thesen zu untermauern. Ich habe es immer noch schwer hier, da mich die Einheimischen mit großen Misstrauen beobachten und mich wohl hinter vorgehaltener Hand als Grabräuber schimpfen.
Umso unglaublicher ist das Ereignis, welches mich nun in so große Aufregung versetzt. Heute in aller Frühe, als ich noch dabei war mich zu rasieren, klopfte es an meiner Tür. Ungehalten über diese Störung wollte ich den Störenfried zu recht weisen, aber ich fand nichts vor meiner Tür als mehrere alte Tonkrüge, die mit Wachs verschlossen waren.
Neugierig und überrascht öffnete ich den ersten Krug, nachdem ich sie vorsichtig in mein Zimmer gebracht hatte und konnte meinem Erstaunen nur durch einen lauten Freudenschrei Luft machen. In dem Krug befanden sich alte Pergamentrollen auf denen sich mir die Buchstaben in landestypischer Schrift förmlich entgegen reckten.
Ein leichtes Zittern befiel meine Hände, als ich schliesslich alle Krüge öffnete und nach kurzer Zeit feststellte, dass es wohl ein altes Tagebuch enthielt. Der erste Eintrag scheint von 1147 zu stammen, zum Ende des zweiten Kreuzzuges hin.
Was für eine unglaubliche Entdeckung!
Bisher hab ich es noch nicht gewagt die weiter zu übersetzten, da die Sprache mir nicht leicht fällt und ich keine Fehler machen möchte.
Aber nun kann ich die Unruhe nicht mehr länger unterdrücken und werde mich daran machen weiter zu lesen. Zur Sicherheit, werde ich meine Aufzeichnungen in doppelter Ausführung anlegen, einmal hier in diesem Buch und einmal die Abschrift für meine Studien.
Ich kann es immer noch nicht fassen.
14. März 1960
Meine Entdeckung scheint noch interessanter zu sein, als ich ursprünglich gedacht hatte. Nur die Daten sind in normaler Sprache abgefasst, der Rest scheint mit einem einfachen, aber nicht desto trotz sicheren, Code verschlüsselt worden zu sein.
Da ich noch weiteren Dingen nachgehen muss, kann ich mich nicht vollem Eifer in die Erforschung dieser seltsamen Schriften stürzten, zumindest bis ich den Schlüssel für diese Aufzeichnungen gefunden habe.
Eines ist jedoch seltsam, seit gestern Morgen scheinen die Menschen hier eine noch stärkere Abneigung gegen mich zu verspüren als vorher. Und ich fühle mich beobachtet, besonders jetzt am Abend, wo ich bei offenem Fenster und Kerzenschein hier schreibe.
Es ist sicher meine Einbildung, aber ich wüsste doch zu gern, wer mir diese Schriftrollen gebracht hat.
21. März 1960
Die letzte Woche war geprägt von Fehlschlägen und ich bin derart erschöpft, dass ich es kaum schaffe meine Eintragungen zu machen. Aber ich muss, da ich in letzter Zeit so säumig gewesen bin. Also will ich nun von der letzten Woche berichten.
Mein einheimischer Führer hatte mich auf einen Höhlenkomplex aufmerksam gemacht, in welchem angeblich die Geister derer spuckten, die sich während der Kreuzzüge dort versteckt hatten, um gegen die einfallenden Kreuzritter zu kämpfen.
Natürlich ist dieses Gerede von Spuk nichts anderes als ein Ammenmärchen, aber vielleicht waren dort noch Artefakte oder Waffen zu finden. Dies dachte ich zumindest und ließ mich gerne auf eine kleine Expedition ein. Wir brauchten drei Tage um die Höhlen zu erreichen und dann verbrachten wir einen weiteren fruchtlosen Tag damit nach Hinweisen zu suchen, doch wir fanden nichts und unsere Vorräte neigten sich schneller dem Ende zu als ich es geplant hatte. So mussten wir uns auf den Rückweg machen, auch wenn ich dazu von meinem Führer förmlich gezwungen werden musste.
Auf unserem Weg zurück wurden wir in der zweiten Nacht beinahe von einigen Räubern angegriffen, allerdings stellten wir dies erst am nächsten Morgen fest. Sie schienen sich gestritten zu haben, denn wir fanden mehrere Leichen an denen eindeutige Kampfspuren zu finden waren, scheinbar gerade auf dem Weg zu uns. Seltsam, dass wir in der Nacht nichts gehört hatten.
Doch dies alles liegt nun hinter mir und werde diese Nacht nutzen um mich zu erholen und dann morgen an den seltsamen Texten weiterzuarbeiten. Außerdem muss ich das Museum um neue Geldmittel bitten, leider.
23. März 1960
[die Schrift ist fahrig und von einem offensichtlich sehr aufgeregten Schreiber hervorgebracht worden]
Meine Güte, ich glaube ich habe es geschafft.
Ich bin sicher, dass ich den Code auf diesen alten Pergamenten entschlüsselt habe. Und was noch viel wichtiger ist, der Schreiber war keine Osmane, sondern ein Mitteleuropäer. Scheinbar habe ich das Tagebuch eines Mannes gefunden, der Markus St.Croix hieß. Er war Mitglied des zweiten Kreuzzuges.
Mehr habe ich bisher leider nicht erfahren können, es ist ungemein schwierig den Text zu übersetzen, da er wenn man die Schrift übersetzt hat auch noch in Latein abgefasst ist, welches leider alles andere als fehlerfrei ist. So verschließt sich mir der Sinn bereits nach wenigen Sätzen, aber jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich den Text vollständig entschlüsselt und übersetzt habe.
Für heute bin ich zu müde um weiter zu schreiben, aber ich werde morgen weitermachen.
24.März 1960:
Irgendjemand war heute Nacht in meinem Zimmer, während ich geschlafen habe. Ich weiß nicht genau woher ich das weiß, aber einige Bücher schienen bewegt worden zu sein und irgendjemand hatte in meinem Tagebuch geblättert.
Sehr seltsam. Ich habe mir eine neue Unterkunft gesucht, auch wenn das dem Museum nicht schmecken wird, da ich jetzt in einem Hotel wohne. Aber meine Sicherheit ist mir wichtiger als die Ruhe der Krämer zu Hause.
Leider hat mich dieser Umzug davon abgehalten weiter an dem Tagebuch zu arbeiten. Doch ich glaube inzwischen hier auf einen wirklich bedeutsamen Fund gestoßen zu sein. Der Name St.Croix taucht tatsächlich in alten Aufzeichnungen des zweiten Kreuzzuges auf, allerdings nicht mehr nach dem Ausbruch der Armee aus Nicaä. Vielleicht ist in den Schriftrollen verborgen, was mit ihm geschehen ist.
25. März 1960:
…………………[Die ersten Zeilen sind verwischt und nicht zu entziffern]………..
Was habe ich hier nur gefunden? Ich zweifle langsam an meinem Verstand. Das kann nicht wahr sein. Ich habe meine Übersetzung mehrmals überprüft und kann keine Fehler finden, aber der Inhalt ist einfach nicht zu glauben
……….[Wieder verwischte und unleserliche Schrift]……………
Vampire! Ein Kult von Vampiren die sich als Attentäter betätigen. Mein Gott, wer würde mir glauben? Und ich habe alles was ich habe auf diese Schriftrollen gesetzt und ich weiß nicht länger wie ich meinen Kopf aus der Schlinge ziehen soll.
Das Museum hat mir die Unterstützung entzogen und ich habe nur noch wenig Mittel übrig und alles was ich habe ist das Schauermärchen eines Kreuzritters.
Und ich habe es heute gesehen, ein Mann beobachtet mich. Er war in der Hotelhalle und ich habe ihn auf dem Dach des Nachbargebäudes gesehen. Seine Augen…..Seine Augen…..
26. März 1960:
Ich habe mich wieder beruhigt. Der gestrige Abend war einfach zu viel für mich. Ich hatte vergessen den Dolch in meinem Kopfkissen zu erwähnen, dazu die Geschichte aus den Schriftrollen und… ich konnte gar nicht anders als in Panik zu geraten.
Aber vielleicht ist diese Geschichte nur eine geschickte Täuschung, ein weiterer Versuch Informationen zu verstecken.
Ich schreibe später weiter, es klopft gerade an meiner Tür.
Anschreiben an Mr. Smith, Fortsetzung:
Das Tagebuch wurde neben der Leiche von Mr. Creswell gefunden, als der Hotelpage nach zwei Tagen kein Lebenszeichen von ihm vernommen hatte. Eine Untersuchung des Raumes konnte weder die Schriftrollen noch sonst etwas finden, was die Eintragungen in dem Tagebuch bestätigen könnte.
Die Leiche wies nur eine einzige Verletzung auf, einen Stahlbolzen im Hinterkopf, wo die Wirbelsäule in den Schädel übergeht. Der Arzt geht von einem augenblicklichen Tod aus, da auch sehr wenig Blut geflossen war.
Es wurden keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen in das Hotelzimmer gefunden und auch keinerlei Anzeichen für einen Raub. Allerdings gehen Gerüchte unter den Einheimischen um, dass sich die Geister an dem Fremden gerächt hätten für das Entweihen ihrer heiligen Stätten.
Ich hoffe diese kleine Anekdote ist das was sie für ihre Vereinigung suchen. Besseres habe ich leider mit ihren Parametern nicht gefunden.
Hochachtungsvoll
Willard Johnson