Gedichte
Gegessen wird zu Hause

ER:

Wo ist sie hin die Frau von gestern,

die meinen Tag so schön erhellt,

die sich gekonnt vor mir platzierte,

erobern wollte meine Welt?

Wo sind sie hin die roten Schuhe,

die so grazil gestöckelt sind,

auch such ich nach den weichen Locken,

die wehten mit dem Sommerwind?

SIE:

Dann frag ich Dich wo ist geblieben,

der Mann, der zärtlich mich geküsst,

der mir mit schmeichelnd schönen Worten,

am Morgen schon den Tag versüßt?

Wo ist er hin der Prinz vom Märchen,

der für mich Tauben fliegen ließ,

für den ich Schatz und Elfenmädchen

und auch mal Honigbienchen hieß?

Er:

Sag mir wie sollt ich Sehnsucht haben,

nach einem grauen Schreckgespenst,

muss es denn sein, dass Du bis Mittag,

im Nachthemd durch die Gegend rennst?

Wo sind sie hin die kurzen Röcke,

die spannten sich um Deinen Po,

die superengen Oberteilchen,

wo sind sie hin, komm sag schon wo?

Sie:

Sie liegen dort wo ich sie finde,

wenn ich sie denn mal wirklich brauch,

auch ich frag mich heut voller Zweifel,

wer ist der Kerl mit Kugelbauch.

Wo find ich wohl den sexy Körper,

der mich zum Frühsport animiert,

vor mir stehst Du in Jogginghose,

das T Shirt auch nicht wirklich ziert.

Er:

Mein Gott nun wirst Du auch noch billig,

schau Dich doch mal im Spiegel an,

Du reißt doch keinen mehr vom Teppich,

nicht mal der Kater schnurren kann.

Wo ist es denn das Honigbienchen,

das mich so oft ganz lieb geneckt,

heut bist Du doch nur noch am Putzen,

Erotik hast Du gut versteckt.

Sie:

Du wagst es dieses anzusprechen,

Adonis der Vergangenheit,

wer von uns Beiden hat verloren,

sich denn schon vor so langer Zeit?

Wo sind sie hin die alten Träume,

die Zärtlichkeit die sich verlor,

die Hand die streichelnd mich verwöhnte,

die Treue, die ein jeder schwor?

Er:

Komm nicht mit dieser alten Leier,

es war doch nur ein einz´ges Mal,

Beate stand dort so verlockend,

mir blieb halt keine andre Wahl.

Wo sollt ich hin mit meinen Trieben,

wenn ich vor Hunger kam fast um,

Du hattest doch wie immer Kopfweh,

nun dreh den Spieß nicht wieder um.

Sie:

Du bist wie stets die arme Socke,

verführt hat Dich dies böse Weib,

zu blöd sind all die Ausredsprüche,

für Deinen Luststillzeitvertreib.

Lass mich vorbei, ich will jetzt Duschen,

stell mir die Pumps doch schon mal hin,

die Locken muss ich auch noch kämmen,

nach Ausgeh´n steht mir heut der Sinn.

Er:

Vergiss den Kittel nicht zu wechseln,

obwohl er Dich vorzüglich schmückt,

vor hundert Jahren war er reizvoll,

wenn Du Dich hast vor mir gebückt.

Sie:

Ach ja, Du fandest ihn ganz reizvoll?

Auch ich erinner mich noch schwach,

wenn Du mich durch die Küche hetztest

und jeder war danach ganz wach….

Er:

Nun komm, lass uns gemeinsam duschen,

das machten wir doch früher auch,

es ist zwar enger als vor Jahren,

Dich schmückt ja auch ein kleiner Bauch.

Sie:

Du bist und bleibst ein Schwerenöter,

es käm auf den Versuch halt an,

warum woanders Äpfel naschen,

wenn man zu Haus auch essen kann…..

© Ute AnneMarie Schuster 11.10.2011