Das feuerrote Teufelchen Pauli hatte sich so in die Geschichte der Nixe Cristal hineingeträumt, dass es wirklich den eingetrockneten See vor sich gesehen hatte und wie wunderbar und märchenhaft es sein könnte, mir nichts dir nichts einfach zum Muschelschalenschloss zu stapfen. Nur schauen, nur ein bisschen schauen, mal hinter diese Tür, dann vielleicht durch eines der wunderschönen Perlmuttfenster einen Blick werfen, mehr muss fürs Erste ja gar nicht sein.
Leider hat Prinzessin Emma ihn doch durchschaut und als er sieht wie sie schaut, weiß er genau, dass es keine Ausrede für ihn gibt. * OK* denkt Pauli, *ich gehe erst einmal mit zu diesem Leckerschleckereisberg, das Schloss läuft mir schon nicht weg und außerdem ist jetzt ja noch jede Menge Wasser im See. Vielleicht habe ich ja Glück und es kommt eine große Trockenheit und dann, ja dann kann ich endlich nach dem Rechten schauen. Es wird Zeit, dass ein kleiner roter Feuerteufel sich um dieses Schloss kümmert. Man soll nie zu viel planen, denn meistens erledigt sich doch alles von ganz allein*.
„Kleine Prinzessin, ich denke ihr solltet nun ganz schnell die Regenbogenleiter hoch steigen, denn wenn sich der Himmel erst einmal verdunkelt hat und die weiße Wolke mit Regentropfen gefüllt ist, dann verabschiedet sich die Sonne und die Regenbogenleiter verschwindet wieder. Ihr müsstet dann wirklich durch den schmalen Spalt zwischen den Felsen kriechen, um zu dem Vanilleschokoladenerdbeereisberg zu kommen.“
„Du hast recht Cristal, wir sollten uns wirklich endlich auf den Weg machen. Allerliebste allerbeste Freundin Flügelchen, bitte setz Dich auf meine Schulter, du weißt doch, dass ich nicht so wirklich gerne auf Leitern herumturne!“
„Platz, da, Platz da, für die mutigste Carolila, die es im Jahreszeitenwunderland gibt! Bitte lasst mich als erste diese märchenhaft schöne Regenbogenleiter besteigen, ich tanze euch den Weg frei und vertreibe alle dunklen Wolken mit meinem lila Zauberstab!“ Und schon wirbelt der Zauberstab der kleinen Hexe fröhlich durch die Luft und tausend kleine lila Funkelsternchen fliegen um die Regenbogenleiter. Nicht genug damit, nein, sie ruft auch noch so laut sie kann: *Zauberlilawildwuchswinde vertreib Gewitterwolke und Sturmwinde* und dann tänzelt sie lachend von Sprosse zu Sprosse, streckt mal das rechte und dann das linke Bein weit in die Höhe, eben ganz genau so, wie es eine echte Ballerina auch machen würde. Carolila ist sich sicher, dass sie fürs erste genug getan hat, um das Wetter bei guter Laune zu halten.
Direkt hinter der kleinen Hexe steht nun auch Prinzessin Emma. Die kleine Prinzessin weiß sehr genau, dass ihr mit Flügelchen auf der rechten Schulter absolut nichts, aber auch gar nichts passieren kann. Danach steigen, natürlich sehr mutig, Marc, Prinz Himmelblau, (der ausnahmsweise einmal auf sein Prinzenvorrecht verzichtet), Zwerg AufdemBerg und als letzter der kleine rote Feuerteufel Pauli, Sprosse für Sprosse hoch in die dicke weiße Wolke.
„Hilfe, ich habe mein Flöckchen vergessen, ich kann sie doch nicht allein dort unten am See lassen, sie ist doch immer bei mir, ich habe sie noch nie allein gelassen!“ Ja und gerade so, als ob das kleine Flöckchen Marcs Worte gehört hat, beginnt es jämmerlich zu jaulen und dann bellt der kleine weiße Knopf, so laut, dass Marc beinahe wieder zurück geklettert wäre, nur um bei seinem Flöckchen zu sein. „Pass auf, wenn sie nichts mehr von uns sieht, wird sie sich schon wieder beruhigen und außerdem sind Nobbi und Cristal bei ihr.“ Beruhigend legt der kleine Prinz seine Hand auf Marcs Schulter und schafft es doch wirklich, dass Marc auch oben bei den anderen bleibt. Sie machen eine kurze Rast und dann wagt einer nach dem anderen ganz vorsichtig den Abstieg durch die dicke weiße Wolke. Kaum sind sie aus der Watteschicht herausgeklettert, werden sie von warmen Sonnenstrahlen empfangen.
„Und wo ist denn nun dieser wunderbare Eisberg, ich habe mir extra einen großen Löffel mitgebracht, damit ich mich durch den Leckerschleckermärcheneisberg löffeln kann!“ In Paulis linker Hand blitzt ein goldender Löffel, der doppelt so groß ist, wie ein normaler Esslöffel, eigentlich kann man sagen, er ist fast so groß wie eine Suppenkelle. „*Kicherlilazaubernuss*, also Pauli, ich glaub es nicht“ schreit ihn die kleine Hexe Carolila an, „sag mir sofort wo dieser Löffel herkommt und was heißt mitgebracht? Geklaut hast du ihn, einfach geklaut, hast du es immer noch nicht kapiert, dass wir Gäste sind und uns dementsprechend benehmen müssen. Papperlapp, egal ob Gast oder nicht, jeder hat sich gut zu benehmen, man kann nicht einfach etwas wegnehmen, auch ein kleiner Teufel hat sich zu benehmen.“
„O meine Güte du kleines Hexchen, nun reg dich doch bitte nicht schon wieder so auf, womit willst du denn das Eis löffeln? Ha, nur euer allerliebster Pauli hat daran gedacht, hab ich recht?“
„Marc, Emma, Himmelblau, habt ihr etwa an einen Löffel gedacht, womit ihr euer Eis essen könnt?“ Carolila schaut fragend in die Runde und sieht nur Kopfschütteln, nein an einen Löffel hat wirklich niemand gedacht.
„Wenn hier ja wenigstens ein Strand wäre, dann könnten wir Muscheln suchen und sie als Schaufeln benutzen, aber so? Mein guter AufdemBerg sag fällt Dir denn nichts ein?“ „Liebe Prinzessin Emma, ich mache mir erst Gedanken, wenn ich dort bin, es gibt immer einen Weg Eis zu essen und wenn wir alle unsere Zunge nehmen müssen!“ „Also nein, lieber Zwerg, das geht wirklich nicht, eine Prinzessin kann doch nicht mit der Zunge an einem riesigen Eisberg schlecken, bitte wie sieht das denn aus?“
„Mhhh, wenn ihr mich höflich bittet, dann borge ich euch natürlich meinen Löffel“ bietet Pauli seinen stibitzten Schatz mit einem frechen Grinsen an. „Du bist wirklich der großzügigste Dieb den ich kenne, kleiner Feuerteufel, aber ich überlege gerade, wie so ein riesengroßer Löffel in mein zartes Mündchen kommen soll“ „Ja, du kleine superkluge Elfe, wie recht Du hast, dein Mund ist wirklich zu klein für meinen Löffel, aber es gibt ja noch Prinzessin Emma, Carolila, Marc, Prinz Himmelblau und den lieben AufdemBerg, die werden sich sicher freuen, wenn sie meinen Löffel benutzen dürfen.“
Carolila springt die letzten zwei Stufen der Regenbogenleiter hinunter und steht mitten in Vanilleeis: „Hilfe, schaut euch meine lila Seidenschuhe an, alles voller Eis, ich glaub es nicht, meine wunderschönen Schuhe, eine Vanilleeiskatastrophe!“
„Hilfe, schaut euch das an, der Vanilleschokoladenerdbeereisberg rutscht auseinander. Was machen wir nur, wir können doch nicht zusehen, wie dieser Eisbergtraum vor unseren Augen auf Wanderschaft geht. Lasst euch etwas einfallen, aber rasch, ihr habt doch sonst immer so gute Einfälle, irgendetwas müssen wir doch tun!“ Die kleine Prinzessin ist so aufgeregt, dass sie gar nicht bemerkt, dass auch sie mit ihren rosa Schuhen in Eis steht, allerdings steht Emma in Erdbeereis.
„Das allerwichtigste vom allerwichtigsten“ flötet Flügelchen „ist doch wohl, dass das Eis nicht mehr auseinander rutschen kann. Wir müssen also versuchen eine Befestigung um den Berg zu bauen!“
„Natürlich meine kleine Elfe, das ist eine gute Idee, aber bitte sag mir womit wir das machen sollen. Ich sehe nämlich nichts, außer grünen Bäumen, einer weißen Wolke und einem Eisberg“
„Natürlich hast du recht, liebe Prinzessin Emma, vielleicht können wir ja die Regenbogenleiter aufrollen und einen Regenbogenbefestigungsrand daraus basteln“ lacht der kleine Pauli.
„So schlecht ist die Idee gar nicht Pauli, aber was ist, wenn die Sonne verschwindet? dann ist ja auch der Regenbogen weg, oder?“ „Hexenkraut und Besenstiel, kleine Hexe, du bist aber auch immer zu genau, also gut, meine Idee mit dem Regenbogen war also nicht so wirklich brauchbar. Zauberstab und Wirbelwind, liebste Carolila wozu ist eigentlich dein wunderbarer funkensprühender Zauberstab da, kann der denn nicht etwas herbei zaubern, was den wunderschönen und leckeren Vanilleschokoladenerdbeereisberg retten kann?“
(C) Ute AnneMarie Schuster 8.10.2011