Fantasy & Horror
Der Herr der Dekorationen - Teil 3

0
"Der Herr der Dekorationen - Teil 3"
Veröffentlicht am 09. Oktober 2011, 12 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Die Pflicht des Menschen ist seine stetige Vervollkommnung. Ich versuche dies jeden Tag ein klein bisschen, zumindest wenn es durch Bücher geschieht.
Der Herr der Dekorationen - Teil 3

Der Herr der Dekorationen - Teil 3

Beschreibung

Titelbild: www.Bilderkiste.de

 

„Ich halte diesen Wettstreit für überzogen. Kann man sich nicht darauf einigen, dass beide Häuser in den letzten Stunden zu wahrhaftig furchterregenden Gebilden angeschwollen sind?“, fragte Alaister um Frieden betont. „Zieht Ihr Butler da einige Kreise auf dem Friedhof?!“, schrie Mister Jones zu Lucius hinüber. „Ja!“ „Dann können wir auch weitermachen, ich lass mich doch nicht auf einen faulen Kompromiss ein und Sie gewinnen noch!“, bekräftigte der Nachbar in dem er eine Vogelscheuche mit Zombiemaske auf dem Dach festschnallte und Lucius zeitgleich einen Schwarm Fledermausattrappen in V-Formation mit Drähten an der Antenne anödete. Alaister ließ sich davon nicht beirren, murmelte unverständliche Worte und schlagartig explodierten ein paar der Konföderierten Skelettkämpfer und auch die Ghulskulptur zersprang in tausende Teile. Beide Männer auf den Dächern begannen daraufhin energisch zu fluchen und Lucius

 

drohte Alaister damit ihm das Gehalt zu kürzen, was dieser mit den Worten „Eine Kürzung von Nichts?“ konterte.

Am kommenden Nachmittag trafen sich die beiden Ehefrauen der Dekorationswütigen im Haus der Plogojowitz. Auch Lucius jr. und Carmilla nahmen an diesem Gipfeltreffen teil.

„Wünschen Sie etwas zu trinken? Wir haben Tee, Wasser, Blut…orange oder Kaffee.“ „Eine Tasse Kaffee wäre jetzt nicht schlecht. Letzt Nacht hat mein Mann durchgehend irgendwelche Dinge gebaut. Ich habe kaum ein Auge zugemacht“, klagte Carol Jones. „Ja, Lucius geht jetzt sogar bei strahlendem Sonnenschein hinaus.“ Morbidia erbebte am ganzen Körper. „Sein Teint wird dadurch ganz verdorben, bäh!“ „Außerdem schreien sie sich nur noch an. Und das geht jetzt schon über den normalen Nachbarschaftsstreit hinaus“, warf Lucius jr. ein. „Was plant Ihr Mann eigentlich noch?“ „Er spricht von einer Lichtinstallation,

 

die unser Haus in grünliches Licht taucht und Ihrer?“, fragte Morbidia. „Abe will unsere Garage in ein Laboratorium verwandeln.“ Alaister trug den dampfenden[1] Tee hinein. „Danke, wünschen Sie Milch, Zucker, Rattengift?“ „Oh, ich habe mich beim Letzten wohl verhört. Ich dachte Sie hätten Rattengift gesagt. Abstrus, nicht wahr?“, lachte Misses Jones. „Abstrus, in der Tat“, bestätigte Morbidia und wies Alaister mit einer kurzen Handbewegung darauf hin, das Letztgenannte nicht aufzutragen.

„Dieser Wettstreit muss ein Ende finden, man müsste die Männer dazu bringen damit aufzuhören.“ „Nein, das funktioniert leider nicht“, erklärte Morbidia wissend, „Männer müssen sich auf ein anderes Ziel fokussieren, denn ich glaube kaum das dieser Streit


[1] Das Dampfen dieses Tees konnte man für eine Diskothek nutzen, die braucht dann kein Trockeneis mehr.

 

 

 

ausgestanden werden kann, wenn wir einfach bis zum Besuch des Komitees abwarten.“ Misses Jones dachte über diese Worte nach. „Wie können Sie darin so sicher sein?“ „Ich führe eine sehr lange Ehe mit meinem Mann und darf stolz behaupten dadurch einige Erfahrung gesammelt zu haben was die männliche Psyche betrifft.“ Ihre Gesprächspartnerin verschluckte sich dabei an ihrem Tee. „Mit Verlaub, aber ich dürfte wohl etwas länger verheiratet sein als…“ Über Morbidias Gesicht huschte ein diabolisches Lächeln, welches Carol Jones verstummen ließ. „Das glaube ich kaum.“ Sie trank ihren Tee so herrschaftlich aus, dass jedem Monarchen die Tränen vor Entzücken in Sturzbächen aus den Augen geflossen wären. „Meinetwegen, aber wie lösen wir das Problem?“ „Es gibt die Möglichkeit, dass wir einen dritten Kandidaten ins Rennen schicken, der unsere Männer übertrifft, dann schließen

 

sie eine Allianz gegen ihn und sie bekämpfen sich nicht mehr.“ „Aber so lösen wir das Problem nicht, sondern verlagern es nur“, warf Misses Jones besorgt ein. „Durch Verlagerung wurden die wichtigsten geschichtlichen Konflikte gelöst. Armee wurden in verschiedene Länder verlagert, Regierungssitze, Zivilpersonen.“ „Mutter, solche Aktionen haben doch immer wieder neue Konflikte hervorgerufen“, warf Carmilla ein. „Schatz, bedenke, wir sind in Amerika, da sieht man solche Dinge anders.“ „Richtig, wie konnten die Staaten sonst die meisten ihrer Kriege gewinnen?“, behauptet Lucius jr. „Da bliebe aber noch die Frage, wer sich auf einen solchen Plan einlassen würde“, gab Kemal krächzend zu bedenken.

Wenige Minuten später saßen die beiden Ehefrauen im Wohnzimmer von Daniel Wyman. Sie saßen im Dreieck, wobei Wyman eine Ecke bildete, die düstere Vorahnungen hatte. „Sie

 

hatten am Telefon davon gesprochen, dass es dringend sei?“, fragte er mit Schweißperlen auf der Stirn. Beide Frauen trugen einen entschlossenen Gesichtsausdruck zur Schau, der Wyman sich wie eine Maus vorkommen ließ, welche von 2 Katzen listig belagert wurde. „Sie dürften das dekorative Wettrüsten unserer Männer bemerkt haben?“, fragte Carol Jones trocken. „Ja, war nicht zu übersehen“, antwortete der Befragte und lachte nervös. „Sie sind doch Künstler?“ „Autor, Misses Plogojowitz, Autor.“ „Aber Schreiben ist doch auch eine Kunst“, konterte sie gelassen. „Deshalb ist Ihnen doch ein erstaunliches Maß an Phantasie gegeben.“ Er erwiderte es mit einem stummen Nicken. „Wie wäre es, wenn Sie das gruseligste Haus der Staaten dank ihrer Imagination schaffen könnten?!“, fragte Morbidia herausfordernd mit einem überzeugenden Lächeln. „Berühmt im ganzen Land! Das dürfte sich auch positiv auf Ihren Buchabsatz auswirken!“, zählte ihre

 

 

 

 

Mitstreiterin überschwänglich die sich ergebenden Vorteile auf. Wyman wurde blass wie Morbidia. „Würden die Damen mich bitte kurz entschuldigen?“

Er ging zu einem kleinen Schrank mit Vorhängeschloss, zog den Schlüssel aus einem der Bücher im Bücherregal, öffnete damit das Schloss und den Schrank. In ihm befanden sich verschiedenste Arten von Gläsern und die dazu passenden alkoholischen Getränke. Er griff instinktiv rasch einem Jack Daniel’s Old No. 7 und füllte damit das Whiskeyglas. Kurz vor dem Mund stoppte er, überlegte ob er diesen drastischen Schritt gehen sollte, entschied sich dafür, nippte am Getränk und schüttete es dann vollends in seine Kehle. Danach schüttelte er sich kurz und verfuhr mit dem zweiten Glas gleich. Da meldete sich seine Leber freudig und so beschloss er sie mit einem dritten Glas vollends zu befriedigen und einem Vierten, um der alten

 

Zeiten Willen. 

Mit zitternden Händen und nicht minder bebenden Lippen setzte sich Daniel Wyman wieder auf seinen Platz. „Ich bin zu einer Entscheidung gelangt“, lallte er, um Fassung bemüht. „Ich werde bei diesem…diesem…diesem…“, Wyman fasste sich kurz in die Leberregion, „ist Wurscht, nicht mitmachen, jawohl!“, bekräftigte er seinen Standpunkt und rutschte in seinem Sessel zusammen.

Dieser Antwort musste ein starkes Mittel der Überzeugung folgen um den alkoholisierten Gesprächspartner doch noch zu überzeugen. Eine kleine Handbewegung, zustimmendes Nicken und Morbidia eröffnete das Schauspiel. Ihre Augen wurden glasig feucht. Sie zog ein schwarzes Spitzentaschentuch aus dem Ärmel ihres Kleides hervor, und begann zu schluchzen. Ihre Mitstreiterin tat es ihr gleich.

 

 

 

 

„Mister Wyman, wir hielten Sie bisher für einen sehr hilfsbereiten und galanten Nachbarn, aber in diesem Punkt scheinen wir den Bogen überspannt zu haben“, brachte sie mit dünner, erzitternder Stimme hervor. „Da Sie uns nicht helfen können werden wir wohl kapitulieren müssen, die sinnlose Schlacht weiter beobachten, die unsere Männer schlagen“, weinte Misses Jones. Wyman hatten den Schleier der alkoholischen Vernebelung vor dem geistigen Auge heruntergerissen und erblickte nun 2 theatralisch hochwertig weinende Frauen, was schlimmer wirkte als alle kalten Duschen der Welt auf einen Schlag. „Ich glaube, wir sollten jetzt gehen“, sprach Morbidia an und stand urplötzlich, kerzengerade auf. Ihre Mitkämpferin tat es ihr gleich und war bereits auf dem Weg zur Tür. Wymans Zunge war schneller als der Rest seines Körpers. „Nein, warten Sie doch!“, schrie er entsetzt. Jetzt erhob er sich und stand

 

hinter Frau Plogojowitz, die in einem Anflug höchster Erhabenheit ihre zarte Hand mit einem klaren Stopgebären über ihre Schulter hinweg zeigte. „Versuchen Sie nicht uns aufzuhalten.“[1] „Aber, aber, ich, ich mach’s“, erklärte der Nachbar kapitulierend. „Sie wollen uns helfen?“, fragte Carol. „Ja, ich werde Sie in jeglicher Weise unterstützen.“ „In jeglicher?“, fragte Morbidia bohrend. „Ja, ja, alles was möglich ist und noch mehr!“



[1] Maria Stuart im gleichnamigen Schillerdrama hätte es nicht besser ausdrücken können.

 

Fortsetzung folgt...

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_60319-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_60319-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_519852.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_519853.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_519857.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_519858.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_519859.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_519860.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_519861.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_519862.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_519863.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_519864.png
0

Hörbuch

Über den Autor

RogerWright
Die Pflicht des Menschen ist seine stetige Vervollkommnung. Ich versuche dies jeden Tag ein klein bisschen, zumindest wenn es durch Bücher geschieht.

Leser-Statistik
26

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

60319
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung