Der 31. Oktober ist zwar noch ein paar Wochen in der Zukunft gelegen, trotzdem hier schon einmal eine Geschichte, die dazu passt. Wer die Plogojowitz-Serie verfolgt, was ich nicht glaube, dass es irgendjemand ist, wird bemerken, dass es noch keine Geschichte zum Umzug der Vampire in die Staaten gab. Wer will, kann sie ja anfordern, dann stelle ich die auch noch rein. Und nun viel Spaß beim Erleben unserer drolligen Untoten in einer anderen kulturellen Welt. Titelbild: www.Bilderkiste.de
Besondere Festtage fordern besondere Dekoration, das war schon immer so und wird wohl auch immer so bleiben. Der Mensch ist eine von vielen Lebensformen, die immer versucht untereinander den Stärksten zu finden. Der Intelligenteste bekommt die beste Professur, die Schönsten bekommen das beste Geld dafür, dass sie schön sind und die Dümmsten bekommen die besten Politikerposten.
Doch auch in der gleichen sozialen Bevölkerungsschicht versucht der Eine den Anderen auszustechen, begründet in unserem unendlichen Egoismus an dem Theoretiker wie Marx verzweifelten. Und so steckt ein kleiner, oder manchmal auch größerer, Homo Egoisticus in uns. Da bilden auch die, die nicht menschlich sind, aber doch menschenähnlich sind keine Ausnahme. Im Speziellen sei hier die Familie Plogojowitz zu nennen, deren Mitglieder allesamt Vampire sind. Trotz dieses,
man muss es wohl so nennen, Handicaps möchten sie als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft verstanden werden.
Vater Lucius darf sich als einen ehemaligen Stützpfeiler der Gesellschaft bezeichnen. Früher Diplomat für verschiedene Staaten, jedoch immer auf der Seite derer, die entscheidende Kriege verloren. Als Staatsbeamter in Frankreich wurde es ihm der Niederlagen zu viel, als Napoleon bei Waterloo verlor. Seine Passion hat er jetzt in der Musik gefunden, wobei er im Sommerhaus der Familie in Salem auf ein programmierbares Keyboard und ein Cembalo zurückgreifen muss, obwohl er eigentlich in seinem Schloss eine modifizierte Silbermann Orgel besitzt. Seine Frau Morbidia darf sich dessen glücklich schätzen, dass sie 30 Jahre lang Model war, sich allerdings ihren Verstand bewahrt hat. Das zeigt sich darin das sie, obwohl sie wahrlich Gelegenheiten hatte, seit 120 Jahren mit
Lucius verheiratet ist. Aus dieser erfüllten Ehe gingen ihre beiden Kinder Lucius jr. und Carmilla hervor. Ein weiteres Hobby von Morbidia ist die Pflanzenzucht, wobei sie sich auf Exotisches wie schwarze Rosen und fleischfressende Pflanzen spezialisiert hat. Beide erwähnten Kinder haben erfolgreich an der Universität Cambridge studiert. Lucius jr. ist musikbegeistert wie sein Vater wobei es ihm die Geige angetan hat. Leider hat er nur den Namen seines Vaters und nicht dessen Talent, doch er gibt sich redlich Mühe. Seine Schwester ist politisch engagiert vor allem für die Rechte der Frauen und das nicht nur, weil sie Frauen mag. Zur Familie zählen auch noch Kemal der Ghul, welcher Morbidia bei ihren Pflanzen unterstützt und der britische Butler Alaister, der schon Lucius vor seiner Heirat diente.
Ihr Sommerhaus in den Staaten hatten die Plogojowitz von Lucius Onkel, Satan
Plogojowitz, übertragen bekommen, denn dieser war in der Nachbarschaft nicht besonders beliebt gewesen um es gelinde auszudrücken. Sie bezogen es von Anfang Mai bis Ende Oktober, jenem Feiertag der sich da Halloween nennt.
Zu Halloween sei so viel gesagt. Es war der einzige Tag im ganzen Jahr an dem sich die Plogojowitz auf die Straßen trauen konnten ohne komisch angesehen zu werden. Beide Männer und Mutter Morbidia bevorzugten schwarz als Universalfarbe ihrer Kleider. Obwohl Carmilla dieses Farbmonopol meist mit weiß durchbrach nutzt auch sie lange Kleider wie ihre Mutter, die definitiv sehr schön aussahen aber etwas Antiquiertes hatten. Somit waren sie als exzentrische Gruftis verschrien. Zu Halloween versuchte aber nun mal jeder so auszusehen und so fielen sie nicht mehr auf. Man bewunderte sogar den Vampirlook als äußerst gelungen.
Zu Anfang wurde bereits die Dekoration angesprochen und diese war Stein des Anstoßes. Das Haus der Plogojowitz war schon sehr alt, das sah man auf den ersten Blick. Die Holzvertäfelung hatte ihre besten Zeiten schon lange erlebt und die riesige Antenne auf dem Hausdach bekam langsam auch eine leichte Schräglage außerdem saß nicht jeder Stein in der Backsteinmauer mit dem Tor mehr so fest wie er es sollte. Zusätzlich zu diesem schon ödem Aussehen, was halloweentauglich genug war hatte es sich Lucius Plogojowitz, der auch ein leidenschaftlicher Bastler war zum Ziel gesetzt das furchterregendste Haus in den Staaten zu besitzen.
Gerade begann er damit Miniaturgrabsteine im rückwärtigen Teil des Gartens zu platzieren. So konnte man diesen für einen Tierfriedhof halten. Bei dieser Tätigkeit wurde er von seinem Nachbarn, Mister Jones, misstrauisch beäugt.
Abraham Ulysses Theodore Jones[1] war einer der Nachbarn der Familie Plogojowitz. Sein Grundstück grenzte direkt an das Ihre.
[1] Seine 3 Vornamen waren auch die berühmter republikanischer Präsidenten. Abraham Lincoln, Ulysses S. Grant und Theodore Roosevelt. Er selbst stammt aus einer konservativen republikanischen Familie aus Texas. Er hasste Demokraten, Kommunisten und illegale Einwanderer so sehr wie merkwürdige Nachbarn. Und die Plogojowitz waren in der Tat merkwürdig. Ihr doch aber nur allzu normaler Umgang mit Familie, der dem konservativen Bild von Familie zwar nicht ganz entsprach aber immerhin den Familienwert vermittelte hinderte ihn bisher daran in der restlichen Nachbarschaft eine offene Revolution gegen die Neuen anzuzetteln. Strafmildernd wirkte auch der Umstand, dass die Plogojowitz immer nur ein halbes Jahr in den Staaten weilten und sonst in einem Land, wo irgendwann mal die Kommunisten herrschten oder immer noch herrschten? So gut waren Jones Kenntnisse über osteuropäische Politik nicht.
Außerdem spielte er sich gerne als der oberste Sprecher der Belange in der Nachbarschaft auf, was diese stillschweigend akzeptierte entweder weil es wirklich ihrer Meinung entsprach was er sagte oder weil sie hofften, dass er bald damit aufhören würde seine Meinung überlaut als Allgemeinmeinung zu verbreiten.
„Was soll das werden, Plogojowitz?“, fragte er mürrisch. „Halloweendekoration, Mister Jones. Sieht doch unglaublich toll aus. Da wird der kahle hintere Teil unseres Gartens einmal im Jahr sinnvoll genutzt. Und dann in so kleidsamer Form, wie bei uns zu Hause.“ Jones schien die Worte seines Nachbarn überhört zu haben, was häufiger vorkam. „Wollen Sie nicht auch noch etwas an ihrem Grundstück machen?“, fragte Lucius während er zum Hauseingang zurücklief. „Wieso? Ist doch gut dekoriert außerdem klauen einem bloß diese Teenager alles aus dem Vorgarten, wenn man
da was reinstellt oder machen es kaputt. Das werden Sie schon erleben!“ Lucius schüttelte den Kopf. „Ich glaube kaum das Jugendliche massive Marmorplatten zerschlagen können, wobei, wir sind hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.“
Fortsetzung folgt...