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Arad in Rumänien 1995, ein TIR Parkplatz (Parkplatz für Internationale LKW),
in der Küche wo ich arbeitete bekam ich von dem Treiben auf dem Parkplatz nicht sehr viel mit, abends half ich auch schon mal im Restaurant für die Fahrer aus, die meisten Fahrer waren Türken und Ungarn, ab und zu ein Engländer oder Österreicher, es wurde immer viel geredet und getrunken.
Aber heute war es anders, ein schwarzer Volvo kam auf den Parkplatz, in der Mittagszeit, sehr laut und viel Chrom, ein richtiger Truck, was mir außer dem super Ton noch auffiel er war richtig sauber und glänzend, alle schauten auf diesen Truck, er war auch wirklich sehenswert, (ich habe bis Heute nie wieder einen solchen Truck gesehen) besonders blickten einige Fahrer auf die Aufschrift, mit der ich damals gar nichts anfangen konnte ( M...Truck Racing Sieger der 24Heures du LeMans) auf der Türe eine Deutschland Flagge und der Name des Fahrers.
Dann stieg er aus ein Mann ca. 45 Jahre Blond ganz blaue Augen, aber kein Weibertyp, genau wie sein Truck ganz in schwarz und Vollbart.
Es standen noch drei LKW auf unseren Parkplatz, auch aus Deutschland, die hatte ich schon öfter gesehen mit einer gelben Plane und Werbung, die Fahrer aber waren Türken, er ging auf diese Fahrer zu und unterhielt sich mit ihnen, wie ich später erfuhr von einem dieser Türkischen Fahrer war er der Chef von diesem Transportunternehmen, alle vier gingen ins Restaurant und unterhielten sich weiter, ich hatte diesen tollen Truck gesehen und ging wieder an die Arbeit.
Es war wieder ein kommen und gehen auf dem Parkplatz.
Abends half ich wieder im Restaurant aus, der Deutsche hatte geschlafen und trank Kaffee, da auch einige Frauen da waren die für Geld ihre Dienste anboten, hatte es mich erstaunt das er obwohl auch einige Schönheiten dabei waren mit keiner etwas zu tun haben wollte, er war freundlich aber tot ernst.
Mitternacht fuhr auch er, auch ich machte Feierabend, musste aber oft noch an diesen tollen Truck denken.
So vergingen einige Wochen, der Super Truck kam noch öfter, und der Fahrer immer tot ernst aber freundlich, bis ich einmal einen seiner Türkischen Fahrer fragte warum dieser Deutsche nicht lacht, der sagte nur frag meinen Kollegen Jakob der kennt ihn am längsten.
Jakob??? Wollte ich erst nicht fragen, da er immer versuchte mich anzumachen, aber die Neugier gewann, ich fragte und es war eine lange Geschichte, von Scheidung und Kindern und Einsamkeit in der dieser Deutsche lebte.
Ich erfuhr auch das dieser Deutsche nicht nur Türkei fährt sondern auch viel in Spanien und Frankreich unterwegs ist. Für mich waren das alles böhmische Dörfer, zu dieser Zeit, wir in Rumänien waren doch noch gar nicht außer Landes gekommen.
Nach dieser Unterhaltung war es mir möglich, auch mal mit dem Deutschen zu reden, aber alles blieb auf Distanz. Über Weihnachten und Neujahr bin ich nach Hause zu Meinen Eltern gefahren, da ich nur in Arad zum Arbeiten Lebte, ich bin aus Bukowiena an der Grenze zur Ukraine.
Im Januar 96 kam ich wieder nach Arad, was mich erstaunte war das man mir auf dem Parkplatz sagte der Deutsche war hier über Silvester und hat nach dir gefragt.
Ich gab dieser Sache keine große Bedeutung, und machte weiter meinen Job.
Mitte Januar kam der Super Truck, und G.( so nenne ich ihn in der Geschichte ) kam direkt auf mich zu und sagte ich wollte mit dir ins neue Jahr rutschen aber du warst nicht da. Ich erklärte ihm das ich nur hier bin zum arbeiten, aber mein Elternhaus hinter Suceava ist.
So verging der Winter und auch fast der Frühling, wir sahen uns öfter aber außer Unterhaltung im Restaurant war nichts.
Ich muss gestehen ich dachte oft an den Deutschen, he??? Was war mit mir los???
Dann überschlugen sich die Ereignisse, G. kam mit einen PKW, auch dieser war ein richtiger Rennwagen, auf unseren Parkplatz und sagte er bekomme keine Visa mehr für seine Fahrer, er muss auf den ersten LKW aus der Türkei warten und dann mit Diesem nach Deutschland den ausladen und neu laden und dann kann der Türkische Fahrer wieder in die Türkei fahren.
An diesem Tag wartete er Vergeblich, als ich Feierabend hatte, habe ich ihn gefragt wo er übernachte, er suche ein Hotel sagte er.
Was ich auch heute noch nicht verstehe, ich habe ihm gesagt, ich habe mich in dich verliebt und denke nur an dich, er tat mir sehr weh, als er mich fragte, in mich oder in meinen Pass. Heute weiß ich was er meinte, zu der Zeit damals haben sehr viele jede Gelegenheit genutzt um nach Deutschland zu kommen.
Gegen 24 Uhr machte ich Feierabend, G..... saß noch immer in einer Ecke des Restaurants, er schaute Löcher in die Wand. Da ich immer mit einem Taxi in meine Wohnung fahren musste, habe ich ihn noch mal gefragt, ob er das ernst meinte, das ich nur an seinem Pass Interesse habe, er schaute mich an und lachte, sagte ja und nein, was ich erwarte, wenn er mit mir zusammen ist. Ich sagte ihm deutlich, das ich nicht nach Deutschland wolle, aber wir in Rumänien zusammen leben könnten.
Nach diesem Gespräch, fragte ich ihn ob er mich nach Hause fährt, er sagte kein Problem, im Auto fragte ich ihn wo er nun übernachte. Er wusste keine Antwort und ich nahm ihn mit zu mir in die Wohnung.
Seit dieser Nacht waren wir ein Paar, wir verlebten schöne Tage und Wochen, immer wenn er in Arad war.
Das ging so bis August 1996, da kam er in Arad an und war sehr ernst, er ging mit mir in ein teures Restaurant und sprach mit mir über unsere Zukunft.
Mir liefen Tränen herunter ,als er mit der Sprache raus kam, das er nicht mehr komme, da er das Geschäft verkaufe, und er in Deutschland noch eine kleine Autowerkstatt habe um die er sich kümmern muss, da seine Tochter ein Kind bekommt und ihn nicht mehr vertreten kann.
Für mich war alles zu Ende, es war doch eine so schöne Zeit.
Am nächsten Morgen brachte er mich zur Arbeit, sprach lange mit meinem Chef, und kam dann wieder auf mich zu und sagte komm wir fahren wieder du hast frei.
Wir stiegen ins Auto und er sagte zeig mir mal deinen Pass, großes Pech, ich hatte keinen.
So kam es das wir noch am selben Tag zu meinen Eltern nach Hause fuhren, er hatte sehr viel Angst, was Sie sagen wenn sie hören das er Deutscher ist.
Aber meine Eltern sagten gar nichts, sondern nur es ist dein Freund und du musst mit ihm klar kommen.
Nach 2 Tagen hatte ich schon den Pass, und er sagte zu mir, du hast zwei Möglichkeiten, wir trennen uns in Arad oder du kommst mit mir nach Deutschland.
Ich war und bin auch heute noch verliebt in ihn, ich entschied mich für Deutschland.
Nach einer Aussprache mit meinen Eltern begaben wir uns nach Bukarest, und besorgten ein Visa für mich.
Von Bukarest aus fuhren wir erst noch in die Türkei, da er noch mit einigen Firmen etwas zu klären hatte, und verbrachten noch zwei tolle Wochen am Meer, für mich war das alles neu, und er zeigte mir immer etwas neues.
Was mir zu denken gab war, das er immer sagte, schau dir alles genau an, in Rumänien kannst du mit 10,--DM den großen Mann spielen, aber in Deutschland bekommst du noch nicht mal was zu Essen für das Geld.
Von Istanbul ging es wieder nach Arad, wir erklärten meinen Chef, das ich für 3 Monate nicht mehr komme, da mit G.... nach Deutschland fahre.
Mein Chef nahm mich zur Seite und erklärte mir ich solle auf mich aufpassen, nicht das ich in Deutschland von G.... verkauft würde und dann anschaffen müsse.
Wieder musste ich nachdenken ob das alles richtig ist was ich machte, ich entschied mich für G....
Wir fuhren nach Deutschland, ich lernte seine Tochter kennen, und wir wurden ganz schnell Freundinnen, für mich war alles neu und ich wollte viel sehen, aber nach einem Monat wurde mir öfter schlecht, seine Tochter brachte mich zu einem Frauenarzt, oh weh das war nicht geplant.
G.... nahm es gelassen, verlängerte mein Visa für weitere 3Monate, besorgte alle Papiere, und es wurde geheiratet.
Ich blieb in Deutschland habe heute schon 3 Kinder einen Super Mann und bin immer noch verliebt und glücklich.
Ich denke wenn ich unseren Sohn und unsere zwei Töchter sehe, wie sie ihren Vater lieben, und er alles möglich macht, das es uns gut geht, habe ich alles richtig gemacht.
Nur seine Rennwagen machen mir Angst, ich liebe ihn und möchte ihn nicht durch seinen Sport verlieren.
Geschrieben von V. Mark