Gedichte
GESTALT DER LIEBE

GESTALT  DER  LIEBE

Wunderlich sind der Menschen Herzen,

wenn sie lieben –

wunderlicher noch,

wenn sie Liebe nicht verstehen.

Liebe ist nicht flammendes Inferno,

Liebe ist stille, leuchtende Glut,

von der Asche des Verzichtes bedeckt.

Flammendes Inferno vernichtet,

Asche des Verzichtes weckt

den Wundervogel Phönix wieder.

Wenn das Inferno erkaltet,

wenn Phönix erwacht,

dann wird Liebe zum nimmer enden

wollenden Glück allen Lebens.

Geboren sind wir zum Suchen.

Zum Finden gehört Hoffnung auf Liebe;

Liebe, Liebe, Liebe, die dreifache Macht,

bescheiden wie Veilchen im Mai;

 Inferno, so leuchtend wie Rosen,

verlockend trotz Stachelkleid;

so grausam wie Seelentod.

Alles müssen wir kosten,

zu finden die Liebe in Einsamkeit.

Niemand kann erzwingen Liebe, Liebe, Liebe.

Sie schenkt sich und gibt sich

In stiller Selbstlosigkeit.

Niemand kann töten Liebe, Liebe, Liebe,

durch unvorsichtiger Worte Schwall.

Liebe lebt immer.

Liebe, Liebe, Liebe wird siegen,

denn Hass kann nimmer leben,

wo Liebe wohnt.

Liebe, Liebe, Liebe vertraut immerdar,

denn Vertrauen ist Hoffen,

und Hoffen ist Finden.

Liebe, Liebe, Liebe ist schwerlich zu finden

mit sehenden Augen –

denn wahrhaft Liebende

sind immer blind.

Wahrhaft Liebende gehen durch viele  Qualen,

denn Vertrauen, Tapferkeit, Mut, Verschwiegenheit,

nicht immer sind sie ihnen zu eigen.

Sie gehen sogar durch Feuer und Wasser.

Doch dann sind sie für immer am Ziel.

Dort offenbart sich ihnen

Liebe, Liebe, Liebe

in dreifacher Gestalt:

im gebenden Manne,

in der empfangenden Frau,

im werdenden Kind.

© HeiO 1978