Ein ganz gewöhnlicher Tag …
Wieder einmal ertönt das schrille Surren des Weckers, das in diesem Augenblick nicht nur mir durch Mark und Bein fährt, sondern sämtliche Individuen in diesem Haus, aprubt aus der Traumwelt reißt. Die ersten Sonnenstrahlen mogeln sich durch die Rolloschlitze und schmerzen fast in meinen müden Augen, als ich schlaftrunken das nervende Geklingle abstelle. Gähnend strecke ich meine Glieder, wie jeden Morgen um kurz vor sieben. Eigentlich müsste es verboten sein, so früh aufzustehen, wenn man noch nicht wach ist, sondern gezwungen wurde mit dem Schlafen aufzuhören, denke ich mir. Und was soll eigentlich das doofe Gerede von wegen guten Morgen? Was soll denn an einem Morgen für einen Morgenmuffel wie mich, denn schon so gut sein? Tja, das kann mir wohl nur ein Frühaufsteher beantworten, der aber spätestens um 21 Uhr in der Kiste liegt und schnarcht, also genau um die Uhrzeit, wo mein Körper erst anfängt so richtig auf Hochtouren zu laufen. Mittlerweile habe ich mir meinen Morgenmantel übergeworfen und quäle mich die Treppe zur Küche hinunter, taumelnd mit halb offenen Augen, die eigentlich zweier Streichhölzer bedürfen, damit mein Blick wenigstens wach wirken würde. Mein einziger Lichtblick ist die Kaffeemaschine, die ich mechanisch mit den Zutaten befülle, um in den nächsten Sekunden mit dem Duft von frischen Kaffee beflügelt zu werden. Auf den Küchentisch gebückt, döse ich vor mich hin und halte mich an meinem ersten Glimmstängel fest, der mir die Wartezeit bis zum Kaffeegenus verkürzen soll. „Allmählich sollte ich diese Maschine wohl wieder mal entkalken“, schießt es mir durch den Kopf, die sich in diesen Minuten ähnlich gequält anhört, wie ich mich fühle. Ich schnappe mir einen Kaffeepott, gieße das köstliche heiße Gesöff hinein und schlurfe zum Esszimmertisch. Auf diese Anstrengung brauche ich dringend einen Wachmacher, nippe vorsichtig an der Tasse und spüre die wohltuende Wirkung und Wärme im Solarplexus.
Meine Stimmung heitert sich etwas auf, als ich die trippelnden Schritte meiner beiden Söhne vernehme, die gerade eben aufgestanden sind. Doch einige Sekunden später muss ich schon die Kraft aufbringen und die ersten Kippeleien schlichten, die bei Jungs üblicherweise an der Tagesordnung stehen. Nachdem sich endlich alle darüber einig wurden, was sie frühstücken wollen, löffeln beide genüsslich in ihren Cornflakestellern. Kaum den letzten Bissen im Mund, geht das Gestreite aufs Neue los, diesmal um das Pausengetränk für die Schule und wer wohl heute an der Reihe war es aus dem Keller zu holen. Insgeheim schmunzele ich bei diesen Machtkämpfen und bereite in der Küche die Pausenbrote vor. Die nicht unbedingt leisen Geräusche, haben meine kleine Tochter aus dem Schlaf gerissen, die im Schlafanzug und mit ihrem Schmusekissen bewappnet im Hausflur steht und mir weinend mitteilt, dass sie sofort ein Leberwurstbrot haben muss. Ohne Erfolg versuche ich sie einige Minuten zu vertrösten, denn die Zeit drängt, in der die anderen beiden sich auf den Schulweg zu machen haben. Nachdem ich die Haustür hinter den Jungs geschlossen habe, versuche ich beruhigend auf mein kleines quengelndes Engelchen einzugehen, indem ich ihr das gewünschte Brot serviere. Glücklich kauend fordert sie mich auf, mich neben sie zu setzen und genießt es, mit mir zu frühstücken, obwohl mein Frühstück lediglich aus einer mittlerweile kalten, brauner Brühe besteht. Mein einziger Trost besteht in einem Sprichwort, dass kalter Kaffee schön machen soll…
Nun kurz nach 8 Uhr, versuche ich mit ihr, meinen alltäglichen Pflichten gewachsen zu sein und begebe mich ins Badezimmer. Während ich mich frisch mache und in meine Klamotten schlüpfe, merke ich, wie sich meine Füße allmählich feucht anfühlen. Nicht etwa, dass ich Schweißfüße hätte, nein, es fühlt sich eher nach Wasser an, welches mir vom überschwappenden Bidet entgegenrinnt. Zwischenzeitlich hat mein kleines Töchterchen versucht, jenen Abfluss mit Toilettenpapier abzudichten, wobei sie wohl vergessen hat, das Wasser abzustellen. Eilig richte ich dieses Malheur und versuche krampfhaft den Abfluss von den Utensilien zu befreien geschafft, puh! Nun drücke ich ihr einen Schwamm in die Hand und versuche sie davon zu überzeugen, dass Wasser aufwischen ein lustiges Spiel sein kann. Doch oje, in diesem Augenblick klingelt das Telefon, wie immer wenn ich mich im Bad aufhalte und egal um welche Uhrzeit dies ist. Sie rennt, um mir das schnurlose Teil zu holen und rutscht, wie soll es auch anders sein, auf der sich gebildeten Wasserlache aus. Das Geschreie ist groß und übertönt das blöde Geläute des fordernden Anrufers, welches mich, in diesem Moment, zur Weißglut bringen hätte können. Tröstend nehme ich das klitschnasse Kind in meinen Arm und beruhige es. Wir machen uns auf den Weg ins Kinderzimmer im Erdgeschoss, wo ich sie in neue Klamotten stecke. Fast fertig verkündet sie, dass sie nun auf Klo müsse, um AA zu machen. Also raus aus der Hose und Windel weg, die sie aus Sicherheitsgründen, immer noch zu brauchen scheint. Alle Versuche, dieses Monstrum in ihrer Hose, auf Dauer wegzulassen scheiterten. „Doch über kurz oder lang wird wohl jedes Kind sauber“, tröste ich mich und hebe sie auf die Klobrille. Zwischenzeitlich nutze ich die Gelegenheit, die Waschmaschine zu befüllen, damit diese ihrer Arbeit nachgehen kann, denn die läuft bei fünf Personen rund um die Uhr. Fertig schreit meine Kleine, wartend aufs Klopapier, mit dem sie sich, mit meiner Hilfe den Popo putzen kann. Hurtig wieder rein in die Anziehsachen, während sich unsere Katze schnurrend um meine Beine schmiegt, um mir zu zeigen, dass auch sie Hunger hat. Also nichts wie los ans Füttern und Katzenklo saubermachen. „Na wenn ich schon mal im Keller bin, könnte ich ja gleich den Boden Staubsaugen und die Speisekammer aufräumen“. Denn die Einkaufssachen sind noch nicht ganz einsortiert und leere Schachteln von Süßigkeiten lassen vermuten, dass meine beiden Jungs einfach keine Lust hatten, diese sofort in den Wertstoffeimer zu bringen. Schnell bereinigt, beschließe ich, dass ich ein Stück eingefrorenes Fleisch mit hoch nehme könnte, welches aufgetaut dazu beiträgt, das Mittagessen früher fertig werden zu lassen. Treppen hoch und einen kurzen Abstecher in die Küche, um das Gefrorene in die Mikrowelle zu stecken.
So nun wieder in die obere Etage ins Bad, Boden und Waschbecken putzen, Haargel, Zahnpastatuben zuschrauben und an ihren Platz zurückstellen. Komischerweise haben Jungs schon die gleichen Angewohnheiten wie Männer, was Ordnung angeht, denn nur eine Minute im Bad ist ausreichend, um das totale Chaos zu hinterlassen, grrr. Nur die Ruhe und ab in die Kinderzimmer der Jungs, bei deren Anblick sich mir jeden Morgen aufs Neue, die Nackenhaare aufstellen und verwundert frage ich mich, wie sie in der kurzen Zeit, in der sie sich darin aufhalten, so eine Unordnung hinterlassen können. Ich wühle mich mit meiner Kleinen, die immer noch wie eine Klette an mir klebt, durch Papierschnipsel und Spielsachen, schüttle die Betten auf und sammle die verstreuten schmutzigen Anziehsachen auf, die ich dann in den täglich überquellenden Wäschekorb deponiere. Im Jugendzimmer meines pubertierenden, großen Sohnes türmen sich Zettel, Hefte und Zeitschriften auf dem Schreibtisch, von dem ich mir schon angewöhnt habe, lieber die Hände zu lassen, denn wenn er irgendetwas nicht finden sollte, wäre natürlich ich schuld. Fast hätte ich vergessen, das Terrarium zu beleuchten und das Chamäleon mit Wasser zu besprühen, welches mein Teenie vor längerer Zeit ja unbedingt habe musste. Na ja, was tut man als Mutter nicht alles…
Wieder im Erdgeschoss angekommen, beschließt meine Kleine, mit ihren Buntstiften zu malen, kauend an einigen Keksen, während ich etwas Ordnung auf diese Etage bringen will. In der Küche türmen sich Geschirrberge, die aufs gestrige Abendessen schließen lassen, der Wohnzimmertisch ist wie immer von Gläsern und Papieren übersäht, die nach Aufräumen schreien. Also schnappe ich mir den Servierwagen und quetsche alles darauf. Vorsichtig schlängele ich mich damit in die Küche, denn eine schnelle Fahrt, ist wegen der umherliegenden Spielsachen meiner Tochter unmöglich. Inzwischen hat sie am Malen die Lust verloren und versucht mit mir die Spülmaschine auszuräumen. Besteck einsortieren gelingt ihr schon ganz gut und macht hungrig, wobei sie sogleich nach einem Pudding bettelt. Mich wundert manchmal, wie viel so ein kleines Kind essen kann. Doch auch ich merke allmählich, wie mein Magen in den Kniekehlen hängt und nach etwas Essbarem knurrt. Aber zuerst sortiere ich noch das Geschirr ein, wische die Küchenarbeitsplatte ab und bin erstaunt, wie schnell ich es doch immer wieder schaffe, die Wohnung in einen begehbaren Zustand zu versetzen. Bevor ich Staubsauge, will ich mir eine kurze Pause gönnen, um was zu essen. Doch dieses Vorhaben, scheint sich noch um einige Minuten zu verzögern, denn gerade eben, dringen die Geräusche vom Wachwerden meines Mannes an mein Ohr, der bei seiner Schichtarbeit unterschiedliche Aufstehzeiten hat. Schnell koche ich Tee für ihn und sehe ihn schon in der Tür stehen, mir gähnend guten Morgen wünschend. Obwohl es mir bei diesen Worten heiß und kalt den Rücken hinunterläuft, gönne ich mir doch die Verschnaufpause, mich neben ihn zu setzen, um mir ein paar Kekse in den Mund zu schieben, während er vertieft in seiner Zeitung blättert und Tee schlürft. Ein Gefühl der Ungerechtigkeit steigt zuweilen in mir hoch, wenn ich seine Gelassenheit am späten Morgen ertragen muss. Doch nichts für ungut; vielleicht habe ich auch einmal die Chance, in meinem nächsten Leben, als Dreibeiner geboren zu werden, grins… Nachdem bei soviel Ruhe und Gemütlichkeit schon wieder die Ungeduld in mir hochsteigt, beschließe ich, mich an den Vorbereitungen des Mittagessens auszutoben.
Rasch noch die Waschmaschine leeren und neu befüllen, während das nasse Gut sich im Wäschetrockner entfalten kann. Die brummenden Töne eines Rasierapparates, lassen darauf schließen, dass mein Mann sich kultiviert, ohne dabei Rücksicht, auf das bereits gereinigte Waschbecken, zu nehmen. Ohne sein Gehirn in Gebrauch zu nehmen (denn dies ist ja bei Männern sowieso an einer anderen Stelle wie im Kopf), vernehme ich seine Frage, ob ich denn wisse, wo seine Brille sei. Und dies, obwohl diese, immer an derselben Stelle im Badezimmer, liegt. Doch ich habe keine Zeit, mich mit derartigen Kinkerlitzchen zu beschäftigen und überlasse ihn sich selbst, ohne zu antworten, rührend in meinen Kochtöpfen. Schließlich soll ja das Mittagessen, in einer guten halben Stunde fertig sein und mein Programm duldet keinerlei Zeitverschiebungen, hihi… Soeben poltert mein jüngerer Sohn an die Haustür und wirft müde und genervt seinen Schulranzen, Schuhe und Jacke auf den Boden im Hausgang, in der Hoffnung, dass es schon jemand anders wegräumen wird. Doch leider befinde ich mich nicht in der glücklichen Lage, Heinzelmännchen zu besitzen und fordere ihn deshalb auf, seine Sachen aufzuräumen. Leise vor sich hinschimpfend, übernimmt er die ihm aufgetragene Aufgabe und schleppt sich dann schließlich, erschöpft wie nach einem Marathonlauf, in die Küche. Keinen Wimpernschlag später, beginnt das Gestreite zwischen ihm und seiner Schwester, denn beide wollen auf der Arbeitsplatte sitzen und mir beim Kochen zusehen. Schließlich lässt sich mein Mann auch mal wieder blicken und versucht zu schlichten, indem er beiden aufträgt, den Esstisch zu decken. Während ich noch, mit den Schmerzen in meinen Knien vom Stehen zu kämpfen habe, decken die beiden kleinen eifrig den Tisch und warten aufs Essen, das mein Mann mir helfend abnimmt und hinüberträgt. Hungrig stürzen sich die Kinder, in einer Art auf ihre Teller, in der man annehmen könnte, sie hätten schon seit langer Zeit, nichts mehr im Magen gehabt. Da frage ich mich oft, warum ich solange koche, wenn doch im Endeffekt alles in fünf Minuten aufgegessen ist? Doch es bleibt mir noch die Freude, dass es ihnen geschmeckt hat, was ich ja von meinem Spießer, also meinem älteren Sohn, nicht behaupten kann. Irgendwie ist er ein sehr schwieriger Esser, dem nur sehr selten, egal wo, ein Essen mundet.
„Nach dem Essen sollst Du rauchen oder …“, da ich das erstere bevorzuge und mir dazu am liebsten eine Tasse Kaffee gönne, schenke ich meinen Mann auch einen Pott ein und wir genießen die wenigen Minuten, bis er zur Arbeit muss. Kaum ist er mit dem Auto davon gebraust, erspähe ich meinen Teenie, wie er auf seinem Fahrrad um die Ecke flitzt. Sein Blick in die Töpfe und der daraus resultierende Gesichtsausdruck, lässt mich ohne Wort erahnen, dass das Essen wieder mal nicht seinen Geschmack getroffen hat. Kurzentschlossen schiebt er mich vom Küchenschrank weg, entnimmt eine Pfanne, kramt nervös im Kühlschrank und brät sich irgendetwas mir Undefinierbares, das er dann mit Genuss, vor dem Fernseher vertilgt. Bevor sich mir der Magen umdreht, räume ich so schnell es mir möglich ist, den Tisch ab und verstaue das Geschirr in der Spülmaschine, die sich mittlerweile startklar beladen, zum Einschalten sehnt. Auf gehts und ran an die Hausaufgaben, mit denen sich mein Schulanfänger, tagtäglich rumplagen muss. Nicht etwa, dass er meiner Unterstützung beim Lernstoff bedarf, sondern einfach meine Nähe bei diesen Arbeitspensum benötigt, denn er ist ein Junge des etwas ungeduldig, aber durchaus willensstark ist. Also sitze ich geduldig, manchmal länger als eine Stunde, neben ihm und beobachte schmunzelnd, wie auch meine Tochter ihr Heft und ihre Stifte anschleppt, um mitzumachen. Kaum fertig, verkündet mein Ältester, dass er unbedingt etwas aus der Stadt benötige. Logischerweise müsse ich fahren, weil sein Fahrrad, wie schon des öfteren, seinen Geist aufgegeben hat. „Na gut“, denke ich mir, „so eine kleine Stadtrundfahrt könne ja nicht schaden und bringe wieder mal Abwechslung in meinen schnöden Hausfrauen-Alltag“... Er wippt schon ungeduldig auf seinen Schuhen hin und her und bemerkt so ganz nebenbei, ob ich denn immer so lange brauche, bis ich fertig sei. Natürlich hat er dabei nicht bedacht, dass es nicht so einfach ist, die beiden jüngeren Geschwister startklar zu machen. Denn der eine befindet sich gerade beim Spielen im Freien und muss erst noch gesucht werden und die andere, die wieder mal aufs Klo muss, braucht ja beim Schuhe anziehen, noch eine gewisse Unterstützung. Ganz zu schweigen, dass ich mir vielleicht zwischendurch auch einmal die Haare kämmen sollte. Aber dazu komme ich nicht mehr, denn mittlerweile sitzt zwar die ganze Rasselbande im Auto, doch ich benötige noch einige Sekunden zum Schuhe binden. An mein Ohr dringt lautes Gehupe und Geschrei, das sich nach Zank anhört, was ja kein Wunder ist, wenn drei Kinder, ungeduldig im Wagen auf mich warten. Also heisst es für mich erst einmal schlichten, das wiederum einige Zeit in Anspruch nimmt. Schließlich setze ich den Wagen, trotz kleinerer Zwischenfälle in Bewegung und lande schweißgebadet in der Innenstadt. Dass ich mir dabei wie ein Taxiunternehmen vorkomme, ist irrelevant, denn selbstverständlich ist eine Mutter ja dazu da, dass jeder ihrer Atemzüge, in Beschlag genommen werden darf, oder irre ich mich da etwa?
Nachdem alle Wünsche befriedigt worden scheinen, düsen wir wieder nach Hause, wo einige liegengebliebene Arbeit auf mich wartet. Spülmaschine, Wäschetrockner, Staubsauger und noch mehr lechzten nach Anerkennung meinerseits, wobei ich zuerst einmal mit dem letzterem beginne, denn schließlich habe ich nur 20 Minuten, bis zum Beginn einer, von meinen Kindern, heißgeliebten Fernsehsendung. Wie immer zu unmöglichen Zeiten, klingelt das Telefon und komischerweise bin immer nur ich die einzige, die es zu hören scheint. Oh, wie ich dieses Geräusch hasse, denn dies kann nur jemand sein, der mich von der Arbeit abhalten und mir die Zeit stehlen will. Am liebsten hätte ich gar nicht abgenommen, was ich aber dann doch nicht tue und ärgere mich umso mehr, als ich die Stimme meiner Schwiegermutter vernehme. Diese Frau bringt es doch tatsächlich fertig, mich wegen gar nichts, für mehr als eine halbe Stunde, außer Gefecht zu setzen, grrr… Mit glühendheißem Ohr, lege ich endlich den Hörer wieder auf und beschließe meinen Computer hochzufahren, denn einige Online-Banküberweisungen, sollten dringend heute noch erledigt werden. Etwas entnervt vertröste ich die Kinder, die schon wieder gierig auf ihr Abendessen warten. Computer auf stand by und schnell ein paar belegt Brötchen zubereitet, wobei sich die beiden Jungs noch nicht ganz sicher waren, welchen Belag sie haben wollen, weshalb ich den üblichen wähle. Nachdem die Fütterung der Raubtiere gut über die Bühne gelaufen war, fordere ich das allabendliche Zähneputzen und Waschen, was wie immer mit einer kleinen Wasserschlacht endet. Mutig klopfe ich mir auf die Schulter und versuche ruhig zu bleiben, „darüber stehe ich schon lange“, denke ich. Nun habe ich es fast geschafft, den Tag in einem gemütlichen Abend allein, ausklingen zu lassen. Und dieser Gedanke, ist für mich wie ein rettender Strohhalm, eben Seelenbalsam… Kurz nach 21 Uhr schlafen alle Kinder tief und fest und ich schmeiß mich erledigt aufs Sofa, um auch endlich mal in Ruhe eine Zigarette zu genießen. Zur Entspannung lege ich mir meinen tragbaren Computer aufs Knie und beginne an einer Datei weiterzuschreiben, die sich letztendlich als diese Kurzgeschichte entpuppen wird. Die leise Musik im Radio lässt mich den Alltagsstress abschütteln, so dass ich mich beim Schreiben voll in meinem Element fühle… „Ich glaube ich werde mal ins Internet surfen und suchen, ob irgendwer Nerven aus Drahtseilen verkauft“, schießt es mir durch den Kopf, denn die wären manchmal tatsächlich von Vorteil. Überhaupt dann, wenn kurz nach 22 Uhr, mein Mann, mit einem verkrampften Lächeln in der Tür steht und von sich gibt, wie schön es denn Hausfrauen hätten …
Total geschlaucht von der Arbeit bittet er mich doch, ihm etwas zu Essen zu bringen, nachdem er sich aufs Sofa lümmelt und genüsslich an einem Bier zullt. Zähneknirschend humpele ich, ausgepowert in die Küche, um meinen angetrauten Göttergatten etwas Essbares zu servieren. Schließlich höre ich mir geduldig den Arbeitsärger, von seinem heutigen Tag an und werfe ihn einen mitleidigen Blick zu… Worüber sollte ich mich denn um Gotteswillen beschweren? Das bisschen Haushalt, erledigt sich doch selbstverständlich nebenbei, außerdem bin ich den ganzen Tag daheim und kann mir flexibel meine Arbeitszeiten einteilen. Na zum Glück, habe ich keinen Chef, der mir gerade noch fehlen würde, aber andererseits, wenn ich genau überlege, hieße das ja Euros im Geldbeutel, oder etwa nicht? Nur den Stundensatz einer Allroundkraft, kann sich heutzutage sowieso niemand mehr leisten und um dies vorzubeugen, hat irgend so ein Blödmann die Ehe erfunden, die solche Frauen mit Verantwortungs-bewusstsein zur Sklavenarbeit verurteilen. Genug dem Gelästere, obwohl man dabei gut Dampf ablassen kann, denn schließlich sollte es mich fröhlich stimmen, dass ich bei der Arbeitslosenquote überhaupt eine Beschäftigung habe, schmunzel… Nachdem sich mein Mann todmüde ins Bett verzogen hat, genieße ich die Ruhe und tippe noch einige Zeilen, denn vor 24 Uhr kann ich sowieso nicht schlafen. Und morgen, findet sich zum Schreiben bestimmt keine Möglichkeit, denn da ist voll Power angesagt, nachdem heute einige Buchungsaufträge ins Haus geflattert sind. Da steuerliche Angelegenheiten mein Hobby sind, habe ich es mir zum Zeitvertreib gemacht, die Buchführung eines guten Bekannten, per Computer zu erledigen. Außerdem steht ein Großeinkauf auf dem Plan und und und…
Vielleicht scheint es für alle anderen Frauen kein Problem zu sein, alles unter einem Hut zu bringen, doch sind wir mal ehrlich, hätten Sie eine Beeinträchtigung beim Laufen, sprich Gehbehinderung, wäre es wahrscheinlich auch nicht so einfach, immer seine Frau zu stehen. Aber dies ist hier nicht von Belange und außerdem eine andere Geschichte, die ich in meinem nächsten Buch veröffentlichen werde, an dem ich schon fleißig herumkritzle…
So nun ist es an der Zeit, den heutigen Tag zu beenden, obwohl es sich genauer genommen schon um den gestrigen handelt. Und weil man vor dem Schlafengehen, eine gute Nacht wünscht, finde ich hier das Wort „gut“, als absolut treffend. Denn was soll an schlafen schon schlecht sein, außer dem nächsten Morgen? Grins… Welchen ich, wie schon erwähnt, nicht als gut bezeichnen kann. Zum Schluss, rauche ich noch eine Einschlafzigarette, obwohl Rauchen ja ungesund sein soll und bis zum Tode führen kann… Doch wer weiß, vielleicht kann ich dann früh endlich einmal liegen bleiben, damit wenigstens dieser Morgen, ein einziges Mal als gut zu bezeichnen ist??? Also nicht vergessen, nie den Humor verlieren und Nerven behalten (oder im Internet kaufen), auch wenn es noch so schwer fällt, lächel… Gähnend falle ich um 1 Uhr, wie ein Stein in mein Bett, nehme die Streichhölzer des vergangenen Tages, aus den fast zugefallenen Augen und wünsche allen, die diese Geschichte tapfer zu Ende gelesen haben, eine wohlverdiente gute Nacht…
Silvia J.B. Bartl