Kurzgeschichte
Meine Sucht und Ich - Teil 3

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"Meine Sucht und Ich - Teil 3"
Veröffentlicht am 02. Oktober 2011, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Meine Sucht und Ich - Teil 3

Meine Sucht und Ich - Teil 3

 

 

 

 

 

 

 

Teil 3

 

Ich ging Einkaufen und besuchte meine liebe Mutter, bei der ich mir ein wenig Geld borgte, um Miete und Rechnungen bezahlen zu können. Meiner lieben Mutter erzählte ich von meiner misslichen Lage und weshalb ich die Ausbildung abgebrochen hatte. Und wie jede liebevolle Mutter nahm sie mich in ihre fürsorgliche Arme und versprach mir, mich zu Unterstützen, bis ich einen neuen Ausbildungsplatz finden würde.

Mit beruhigten und dankbaren Herzen trat ich den Heimweg an. Unterwegs sah ich ein Zettel an einer Ampel kleben. Ich las die Zeilen: Hafenarbeiter gesucht! Weitere Infos unter der folgenden Telefonnummer. Ich schrieb mir die Nummer auf und rief noch am selben Tag an. Ich bekam einen Job als Hafenarbeiter.

Dieser war hart, aber es machte mir nichts aus. Mir gefiel das Be- und Entladen von See- und Binnenschiffen, die im Hafen lagen. Ebenso war ich und meine Arbeitskollegen für das

 

 

Verladen der Waren auf Lkws und Züge für den Weitertransport verantwortlich. Für diese Arbeiten lernte ich Schiffsladegeschirre, wie verschiedene Flurförder- und Hebezeuge, oder Containerbrücken zu bedienen. Die praktische und körperliche Arbeit machte mir Spaß und ich war zeitweise zufrieden. Zu meinem Glück, durfte ich auch einiges an Obst und Gemüse mitnehmen. Ich freute mich vor allem über die Bananen, die es im Überfluss gab. Ich gab meiner lieben Mutter, einen Teil der mitgebrachten Lebensmittel ab, nur die Bananen behielt ich alle für mich.

Die Zeit verging. Ich hatte jetzt eine gutbezahlte Arbeit, zu der ich gern ging, reichlich Bananen und vollgeschriebene Rezeptbücher, die täglich erweitert wurden.

Meine missliche Lage hatte sich gewendet. Ich war wieder ein zufriedener junger Mann, aber einsam.

 

Ich hatte Mara nicht vergessen und der Briefkontakt bestand noch, aber sie war weit weg und unerreichbar.

Ein Arbeitskollege, mit dem ich mich anfreundete, er hieß Toni und war in meinem Alter, schleppte mich eines Abends zu einer Hafenparty mit. Wir hatten unseren Spaß und seit dem gingen wir öfter zusammen feiern. Wir lernten Frauen kennen und amüsierten uns.

Meine Freundschaft mit Toni vertiefte sich, er wurde ein wichtiger Mensch in meinem Leben und er war der Erste, dem ich von meiner Bananensucht erzählte. Er war sehr betroffen und überrascht, dass es so eine Sucht überhaupt gab, aber er versprach mir zur Seite zu stehen. Toni überredete mich einen Arzt aufzusuchen und begleitete mich dorthin.

Nach dem persönlichen Gespräch, mit dem ausführlichen Bericht meiner Bananensucht, wirkte der Arzt sehr beeindruckt und

 

interessiert. Dr. Klein, so hieß mein behandelnder Arzt, hatte auch noch nie von einer derartigen Abhängigkeit gehört. Er machte einen Check up und nahm mir Blutproben ab.

Abgesehen davon, dass ich eine gelbliche Hautfarbe hatte und mir einige Spurenelemente, Mineralien und Vitamine fehlten, ging es mir soweit gut.

Dr. Klein schickte mich zu weiteren Untersuchungen. Unter Anderem wurden ein EKG ¹, ein EEG ², ein CT ³  und ein MRT º bei mir durchgeführt. Mein Herz war in einem guten Zustand.

Die Messung meines Gehirns und die MRT ergaben aber einen unglaublichen Befund. Mein Hirn hatte eine anormale Abweichung. Durch weitere Blutproben, kam heraus, dass ich mit einem unbekannten Gen-Defekt zur Welt kam.

 

 

Durch meine Hirnabweichung war diese Bananenabhängigkeit möglich und vorprogrammiert. Es war also eine angeborene Krankheit.

Mein Arzt, Dr. Klein, erklärte mir, wenn ich, zusätzlich zu den Bananen, auch regelmäßig normale Nahrung zu mir nehmen würde, würde ich keine Probleme haben.

Nun war ich glücklich. Ich brauchte nicht auf meine geliebten Bananen zu verzichten, musste allerdings darauf achten, auch andere Nahrungsmittel zu essen. Das würde ich schaffen, da war ich mir sicher.

Ich ging zu meiner lieben Mutter und klärte auch sie auf. Sie fiel aus allen Wolken über die unbekannte Diagnose und über die Tatsache, dass sie meine Abhängigkeit nicht erkannt hatte. Ich erfuhr von meiner lieben Mutter, dass mein guter Vater, der noch vor meiner Geburt tödlich verunglückt ist, auch leidenschaftlich

 

 

 

Bananen gegessen hatte. Wir fingen an zu weinen und nahmen uns lange tröstend in die Arme.

Die nächsten Wochen ging ich zur Arbeit und verbrachte viel Zeit mit meiner lieben Mutter und meinen Kumpel Toni. Sie halfen mir wieder regelmäßig normale Speisen zu essen und mein Bananenkonsum zu kontrollieren. Ich führte nun ein geregeltes Leben und war zufrieden.

Eines Abends klingelte es an meiner Wohnungstür. Als ich sie öffnete, blieb ich wie erstarrt stehen. Vor mir stand Mara, die umwerfend aussah. Aufgeregt und überschwänglich umarmten wir uns.

Den ganzen Abend und die ganze Nacht über unterhielten wir uns. Stell dir vor… Mara war zurückgekommen und wollte in der Stadt bleiben. Sie hatte viel erlebt und sie hatte eine ereignisreiche Zeit in London gehabt, aber nun

 

wollte sie wieder in Deutschland Fuß fassen.

Ich berichtete ihr aufgeregt über die schwere Zeit, als sie weggezogen war, über meine Bananensucht und zeigte ihr die vielen Rezeptbücher, die ich geschrieben habe. Ich erzählte ihr über meine Arbeit als Hafenarbeiter und von Toni, der er mir geholfen hatte. Sie hörte mir aufmerksam und gespannt zu. Ich klärte sie über die ungewöhnliche Diagnose auf, und dass mein verstorbener Vater schon leidenschaftlich Bananen aß.

Mara nahm bewegt meine Hand und fragte mich mit Tränen in den Augen, weshalb ich ihr nie etwas erzählt hätte? Ich konnte ihr diese Frage nicht beantworten. Sie küsste mich. In diesem Moment wusste ich, dass wir zueinander gehörten. Wir hatten uns damals ewige Liebe geschworen, und diese war nicht erloschen. Wir kamen wieder zusammen und Mara zog bei mir ein.

 

 

 

Eines Tages saß Mara mit meinen Rezeptbüchern auf dem Sofa. Sie war so vertieft, dass sie mein Hereinkommen nicht bemerkte. Ich ging zu ihr und gab ihr einen Begrüßungskuss. Mit einem bezaubernden Lächeln sah sie mich an. Sie wollte, dass ich ihr einige dieser Gerichte zubereitete.

Sie war von den köstlichen Bananenspeisen beeindruckt. Das brachte uns zu einer gigantischen Idee. Wir wollten ein Speziallokal eröffnen, in das wir die Bananenrezepte zubereiten und verkaufen würden. Diese Idee wurde realisiert.

Nach langer Zeit der Vorbereitung eröffneten wir das Lokal „Bananen-Jo“. Es war ein Erfolg und ertragreich. Kurz darauf topte Maras Schwangerschaft unser Hochgefühl.

Das Leben war so schön! Ich hatte meine Bananensucht unter Kontrolle, meine Große Liebe an meiner Seite, ein erfolgreiches,

 

gewinnbringendes Lokal und nun würde ich auch noch Vater werden. Kannst du dir vorstellen wie glücklich ich war?

Nur eins fiel mir besonders auf: Mara aß in der Schwangerschaft leidenschaftlich Bananen und trank gern Bananenmilch….

 

 

 

 

 

Anhang

aus dem Internet, Wikipedia

¹ Elektrokardiogramm, zur Untersuchung der elektrischen Aktivität der Herzmuskelfasern  

² Elektroenzephalografie, zur Messung der summierten elektrischen Aktivität des Gehirns

³ Computertomographie, ist die rechnerbasierte Auswertung einer Vielzahl aus verschiedenen Richtungen aufgenommener Röntgenaufnahmen eines Objektes, um ein dreidimensionales Bild zu erzeugen

º Magnetresonanztomographie, ein bildgegebendes Verfahren, das vor allem in der medizinischen Diagnostik zur Darstellung von Struktur und Funktion der Gewebe und Organe im Körper eingesetzt wird. Mit der MRT kann man Schnittbilder des menschlichen (oder tierischen) Körpers erzeugen, die eine Beurteilung der Organe und vieler krankhafter Organveränderungen erlauben

 

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KleinPlattfuss

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