Journalismus & Glosse
Vom Himmel hoch ...

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"Vom Himmel hoch ..."
Veröffentlicht am 02. Oktober 2011, 10 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.
Vom Himmel hoch ...

Vom Himmel hoch ...

Beschreibung

Da war doch was ... Berliner Impressionen

Da stand ich so auf meiner Baustelle, genauer im fünften Stock des Hauses, das ich schon um eine Etage gekürzt, und um weitere zwei zu kürzen hatte. Dachte so bei mir: „Gestern warst du dem Himmel noch ein Stück näher!“ Doch kurz bevor ich melancholisch zu werden schien, fiel mir, erkenntlich durch ein wohl einfältig wirkendes Grinsen, auf, dass ich nun auch wieder weniger abgehoben über dem Boden, dem Erdboden der Tatsachen stand.

Da ging es los! Von allen Seiten drang ein infernalisches Geläute auf mich ein. Alle Kirchenglocken dieser Stadt (oder waren’s nur die katholischen?) schienen von einer Hand in Bewegung gebracht.

Verstört, und wohl auch ein wenig mechanisch rief ich: „Wer iss denn jestorben?“

„Der Papst!“ rief mein Polier. „Watt, der Papst iss tot?“ „Nee, der landet jerade! In Tejel.“

Na klar! Wie konnte ich das vergessen? Die ganze Stadt steht Kopf, schon seit Tagen. Weniger weil es die Berliner nicht erwarten können, den Stellvertreter Gottes zu empfangen, als vielmehr der Straßensperrungen, Sicherheitsmaßnahmen und des  blöden Gequatsches auf allen Rundfunk- und Fernsehkanälen wegen.

Nun kommt er also nieder, - nee, das tat ja seine Jungfrau Maria, also die Mutter und Kindesmutter seines Chefs. Er lässt sich herab, aus dem Himmel! Ja, klar! Woher denn sonst?

Alles Gute kommt schließlich von oben! Nur das Böse kommt von unten! Also aus dem Untergrund, der Teufel, Kommunisten oder die Taliban, oder die …  Und auch Hitler ist schließlich erst richtig böse geworden, als er nicht mehr jubelnd die Fronten abflog, und nur noch im Bunker lebte. Deswegen waren die Bomben der Briten und Amerikaner im II. Weltkrieg auch gut, weil sie Hitler und seine Getreuen entlarvten. Und wie die in Vietnam, in Serbien, Afghanistan, Libyen oder sonst wo, kamen auch sie ja von oben.

 

Deshalb kommt er also mit dem Flugzeug, und nicht mit der U-Bahn! So wie Frau Merkel und Co. auch niemals mit der U-Bahn fahren.

Die Polizeieskorte erhielt sogar helle Jacken und Helme! Sollte eben nicht so nach Polizeischutz aussehen. Wozu auch? Er steht doch unter dem Schutze seines allmächtigen Chefs. Und wenn der ihn abberufen wollte, wäre der Papst wohl der Letzte, der die Ausführung Gottes Willens vereiteln würde. Auch die Blitzableiter am Vatikan sind eigentlich unnötig! Aber ohne, hätte der Heilige Vater keine Bau- und Nutzungsgenehmigung erhalten. Da kann man es wieder mal sehen, wie arrogant Beamte und Politiker sind. Keinerlei Gottvertrauen! Ach was sag ich da? Sie selbst spielen Gott! Nach dem Motto: Gott weiß alles, doch der Beamte, oder Politiker weiß alles besser!

Deshalb wussten sie auch ganz genau, wie wichtig dieser Besuch gerade für die Berliner ist.

Diese Großschnauzen, die sich von niemandem etwas sagen lassen, nicht fragen, ob ihre Rede gottgefällig ist. Ganz zu schweigen von der geringen Neigung, parteipolitische Bekenntnisse, oder beamtenrechtliche Entscheidungen mit dem nötigen Respekt und einer gewissen Demut, als höheres Recht zu akzeptieren. Man kennt sie ja, nichts ist vor Ihrem Spott, vor ihrer Ironie sicher, als fürchten sie nicht mal die Hölle. Ich sag’s Euch, die Berliner fahren viel zuviel mit der U-Bahn!

Und da Gott bisher keinen Weg fand, die Berliner zu ändern, mussten das eben die Politiker mit ihren treuesten Beamten in die Hand nehmen!

Und wie sie das in die Hand nahmen! Alle Achtung! Mit dem Mut der Verzweifelten, ließen sie den Papst vor dem laizistischen Parlament reden, und beschimpften die, die der Ansprache fern blieben. Schließlich sei er, also der Papst, doch demokratisch gewählt worden. Der weiße Rauch hätte dies doch verkündet. Soll heißen, unsere Berufsdemokraten seien ebenso gottgewollt wie der Heilige Vater, eben weil sie so oft  auch nur weißen Rauch hervorbringen.

Mittagspause! Wir verlassen die Baustelle, um beim Bäcker gegenüber einen Kaffee und belegte Schrippen zu holen.

Doch der ist belagert! Ich höre tiefstes Bayrisch, Klagen der nicht vorhandenen Weißwürschte und Leberkässemmeln wegen. Auch Kölsch höre ich. Man verlangt Frikadelle mit Senf und Brötchen und mokiert sich lautstark über die Bäckersfrau, die ein wenig schnippisch den Wunsch mit der Bemerkung – „ Mach ma ne Bulette mit Mostrich und Schrippe, Jule!“ - an ihre Verkaufshilfe weitergibt. Und ich überlege so, bevor ich die Bäckersfrau angrinse, ob Berlin nicht doch viel liebenswerter wäre, würden hier nur Bayern und Rheinländer leben. Denn ich höre auch freudigere Töne. Freilich in denselben Dialekten, doch sie loben Berlin, weil es sein größtes Stadion für die Messe der fünfundsiebzigtausend bereitstelle.

Was soll’s! Wenn er denn schon mal hier ist, soll er auch sein Bad in der Menge bekommen.

Und wenn diese ignoranten Spreeathener die Bedeutung seiner Herablassung nicht begreifen, dann müssen eben andere deutsche Stämme beweisen, dass sich Deutschland um die Schöpfung bemüht. Dem Herrn und seinem Stellvertreter zu vermitteln, dass alles gut ist wie es ist, das ist wahre Gottesfurcht. Dieses ewige Rumgenöle an Zölibat, der Verdammung von Homosexuellen und Kondomen, das bringt doch nichts. Schließlich sind AIDS, Hunger, Krieg alles Strafen Gottes. Genau wie Sintfluten, Hurrikane oder Dürren. Deswegen über die gottgewollte Weltordnung nachzudenken, oder sie gar umzustürzen, ist nichts als Gotteslästerung.

Der Begriff Spreeathener bekommt in diesem Zusammenhang eine völlig neue Bedeutung!

Die Berliner sind  tatsächlich die Griechen unter den Deutschen. Schmeißen das Geld nur so raus, das andere schwer erarbeiten. Und jetzt ziehen sie den Gottesfürchtigen auch noch ihr sauer Verdientes aus der Tasche, mittels Hotelkosten, Schrippen und Buletten. Aber das ist noch nicht alles! Nein! Statt dem Herrn zu danken, dass er seinen Stellvertreter schickt, und damit auch zusätzlichen Gewinn über der Stadt ausschüttet, maulen die nur rum, demonstrieren sogar und haben sich vorgenommen die Nachtruhe des Heiligen Vaters zu stören. Aber das Allerschlimmste – sie stellen sich nicht voll Demut in den Stau - ! Nein, sie motzen, oder noch viel schlimmer, - sie fahren mit der U-Bahn!

 

PeKa

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Über den Autor

pekaberlin
Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.

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pekaberlin Re: Dein Text hat bei mir -
Zitat: (Original von baesta am 26.04.2012 - 22:34 Uhr) eine derartige Lachsalve ausglöst, dass mein Mann vor Schreck fast aus dem Bett gefallen wäre. Nun ja, jetzt muss ich das Lachen in mich hineinglucksen, sonst bekomme ich auch noch was von .
Wieder mal ganz toll geschrieben. Ärgere mich nur, dass ich Dich nicht schon früher abonniert habe, dann müsste ich mich nicht so mühsam durch all Deine Texte hindurchlesen.

Liebe Grüße
Bärbel


Schön, Bärbel ...
der Papst und das ganze Getue ist ja auch einfach nur lächerlich.
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Dein Text hat bei mir - eine derartige Lachsalve ausglöst, dass mein Mann vor Schreck fast aus dem Bett gefallen wäre. Nun ja, jetzt muss ich das Lachen in mich hineinglucksen, sonst bekomme ich auch noch was von .
Wieder mal ganz toll geschrieben. Ärgere mich nur, dass ich Dich nicht schon früher abonniert habe, dann müsste ich mich nicht so mühsam durch all Deine Texte hindurchlesen.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Breit ... -
Zitat: (Original von Gunda am 04.10.2011 - 19:53 Uhr) ... konnte ich über deinen Text schmunzeln, Peter, obwohl ich sonst bei Texten, die das Thema Religion streifen, ja eher vorsichtig bin. Von mir aus kann glaubenstechnisch jeder nach seiner Fasson glücklich werden.
Ehrlich gesagt, ob der Papst nun nach Deutschland kam oder peng - das ging mir am verlängerten Rücken vorbei. Vllt deshalb, weil ich nicht katholisch bin oder auch deshalb, weil mir so eine Idol-Verehrung immer schon gegen den Strich ging (ich habe wirklich und wahrhaftig NIE ein Poster oder gar einen Starschnitt von irgendeinem Möchtegernpromi in meinem Mädchenzimmer hängen gehabt). Man mag bejubeln, wen man will, aber mir tut es in solchen Fällen wie diesem um die Steuergelder leid ...

Lieben Gruß
Gunda


Oda peng!
Du hast es getroffen, Gunda. Deshalb die Beschreibung "Da war doch was ..."
Meine "Heiligen" sind alles Menschen und tot. Können mich schon deshalb nicht enttäuschen.
Tja, - die Steuergelder! Dafür sind sie recht! Aber eben nicht für Griechen oder Berliner.
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Die Spreeathener... -
Zitat: (Original von DoktorSeltsam am 04.10.2011 - 16:45 Uhr) ...Himmel, Bruder, jetzt haw icks och begriffen...Aber, halt ma! Bruder? Du und ich? Gummizelle? Oberarzt? Sag mal, sind wir etwa nicht im Irrenhaus? Der Olle da mitm Hut, ist det der Papst? Halleluja, der hat's aber eilig...Liegt vielleicht am Heiligen Stuhl. Nächster Gang rechts, dritte Tür links, Benni. Steht extra druff: Mönche - Nonnen -Päpste - Atheisten. Kannste garnich verfehlen.

Mit unheiligen Grüßen

Bruder Seltsam (Zisterzienser)


Klar, det issa!
Du meinst Heiliger Stuhl sei Dünnpfiff?
Wenn ick 's so recht übaleje ... da könnste Recht haben!
Aba wieso hat der den in 'n Koppe?

Ansonsten kannste Dir beruhijen. Wir sind inne Anstalt! De Janze Welt iss doch nur ne Geschlossene volla Irra!
Nur, die Andan wissen det nich.
Liebe Grüße dein irrer Reporter
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Breit ... - ... konnte ich über deinen Text schmunzeln, Peter, obwohl ich sonst bei Texten, die das Thema Religion streifen, ja eher vorsichtig bin. Von mir aus kann glaubenstechnisch jeder nach seiner Fasson glücklich werden.
Ehrlich gesagt, ob der Papst nun nach Deutschland kam oder peng - das ging mir am verlängerten Rücken vorbei. Vllt deshalb, weil ich nicht katholisch bin oder auch deshalb, weil mir so eine Idol-Verehrung immer schon gegen den Strich ging (ich habe wirklich und wahrhaftig NIE ein Poster oder gar einen Starschnitt von irgendeinem Möchtegernpromi in meinem Mädchenzimmer hängen gehabt). Man mag bejubeln, wen man will, aber mir tut es in solchen Fällen wie diesem um die Steuergelder leid ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Die Spreeathener... - ...Himmel, Bruder, jetzt haw icks och begriffen...Aber, halt ma! Bruder? Du und ich? Gummizelle? Oberarzt? Sag mal, sind wir etwa nicht im Irrenhaus? Der Olle da mitm Hut, ist det der Papst? Halleluja, der hat's aber eilig...Liegt vielleicht am Heiligen Stuhl. Nächster Gang rechts, dritte Tür links, Benni. Steht extra druff: Mönche - Nonnen -Päpste - Atheisten. Kannste garnich verfehlen.

Mit unheiligen Grüßen

Bruder Seltsam (Zisterzienser)
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Re: Dein Talent hätt ick gerne, -
Zitat: (Original von pekaberlin am 03.10.2011 - 12:35 Uhr)
Zitat: (Original von UteSchuster am 02.10.2011 - 21:41 Uhr) besser kann man ded nüsch schreiben..

Als Protestant, somit ungläubig, kann ick ded alled eh nicht nachvollziehen.
Aber auch mein Gastland, was ja nun sehr streng katholisch ist, kann vieles nicht nachvollziehen.

Über Gehalt, Religion und die beste Freundin, sollte man aber eher schweigen ;-) sei denn man heest Peter und kommt aus Berlin, der darf dad alled.....

Deene Kleene......


Nun, Ute,
einige Dinge sind mir schon noch heilig!
Da ich aber der Meinung bin, dass Kritik nicht verletzen kann, darf auch Heiliges besprochen werden.
Liebe Grüße Peter


das mit der Kritik sehen manche anders ;-) udn fühlen sich bei dem kleinsten Kritikpünktchen böse angegriffen.
Ich mag Kritik....obwohl ich grad Angst habe :-( denn wie gehe ich damit um, wenn ich einen richtig großen Zerriss für meine Arbeit bekomme.
Ich will unbedingt eine Antwort, frag mich aber ob ich sie wirklich wissen will.
Klar will ich....manchmal geht mir der A.. da schon auf Grundeis ;-)))

Liebe Grüße zu Dir
UTE
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Dein Talent hätt ick gerne, -
Zitat: (Original von UteSchuster am 02.10.2011 - 21:41 Uhr) besser kann man ded nüsch schreiben..

Als Protestant, somit ungläubig, kann ick ded alled eh nicht nachvollziehen.
Aber auch mein Gastland, was ja nun sehr streng katholisch ist, kann vieles nicht nachvollziehen.

Über Gehalt, Religion und die beste Freundin, sollte man aber eher schweigen ;-) sei denn man heest Peter und kommt aus Berlin, der darf dad alled.....

Deene Kleene......


Nun, Ute,
einige Dinge sind mir schon noch heilig!
Da ich aber der Meinung bin, dass Kritik nicht verletzen kann, darf auch Heiliges besprochen werden.
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Spitze, einfach Spitze! -
Zitat: (Original von Gast am 02.10.2011 - 18:43 Uhr) Eine Anmassung sondergleichen sich den Stellvertreter Gottes auf Erden zu nennen.
Liebe Grüße Herbsttag (vorher Katakombe) - Ira


Genau!
Dabei hab ich gar keinen Stellvertreter!
(Meine Frau hat mich soeben, völlig hysterisch, "Mein Gott!" gerufen.)

Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Ach, war det wieda jut, Peta! :-))) -
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 02.10.2011 - 18:31 Uhr) Hast 'ne klasse Schreibe, kann man nich anders saren.
Jekugelt ha'ick mir, ob det jloobst oda nich........
Warum ham die denn aba och keene Semmeln mit Lebakeese für de Bayern und die ihre Weizenplärre injefloren!!!
Üba'n Papst will ick jar keen Wort valiern, lohnt sich nich.
Ick wundre mia aber doch imma wiedea üba den seine Sichaheitsmaßnahmen und det Papamobil, der scheint nich allzu ville Vatrauen in sein Chef zu ha'm .....
Wat kommt, kommt - det hat schon meene Oma jesacht, und die war mit Spreewassa jetauft

Liebe Jrüße
fleur


Tja, fleur,
er fährt im Papamobil!
Castro geht am Malecon spazieren!
So dicht und auch fern liegen Wunsch und Wirklichkeit!
Liebe Grüße Peter
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