Kinderbücher
Prinzessin Emma 5 - die Geschichte der drei Quellen

5  Cristal erzählt die Geschichte der drei Quellen

 Wie weit ist es denn zu diesem Eisberg, Prinz Himmelblau?“ „Liebe Prinzessin Emma, siehst Du dort oben die weißen Waldmeisterblüten und die Himbeerhecke? Gleich dahinter liegt der Vanilleschokoladenerdbeereisberg. Bevor ihr dort hingelangt, müsst ihr aber zuerst den schmalen Steg zwischen den Felsen suchen und dann auf einer Regenbogenleiter hoch zu den Wolken steigen und natürlich auf der anderen Seite wieder hinunter.“

„Bitte waaas? ich denke der Berg ist gleich dahinter! Liebste allerbeste Freundin Flügelchen sei so nett und erkunde die Gegend, wer weiß ob es diesen Leckerschleckereisberg überhaupt gibt. Wir warten hier, bis du zurück bist. Oder besser ich schau mich selbst auch ein bisschen um, manchmal glaube ich Prinz Himmelblau kennt sein eigenes Land nicht!“ die kleine Prinzessin hebt ihr langes rosa Kleidchen, zieht die rosa Schuhe mit den goldenen Sternchen aus, stellt sie sehr ordentlich, so wie es sich für eine echte Prinzessin gehört, auf einen großen Stein und krabbelt dann mutig auf einen der Felsen, denn von oben kann man bestimmt viel besser über das Jahreszeitenwunderland blicken. Mutig geht sie noch ein Stückchen weiter und.. „Autsch, o was tut das weh. Kleiner Prinz wer hat denn diese Hecke genau hier an diesen Platz gepflanzt. Uuuhh, schaut nur wie ich blute. Man o Man tut das weh!“ Flügelchen ist als erste bei ihrer Prinzessin und schaut sich an was passiert ist. Ja wirklich alles ist rot, das Kleidchen die Arme, die Füße und auch das Gesicht. „Liebste Emma, du bist direkt in diese Himbeerhecke marschiert. Aber ehrlich, so schlimm wie du es machst ist es nicht. O ja du siehst wirklich gefährlich blutrot aus, aber das meiste ist Saft, leckerer Himbeersaft. Nur an deinem Bein ist ein kleiner  Kratzer, der ein bisschen blutet, aber alles andere ist nichts als nur Fruchtsaft. Prinz Himmelblau hat doch  gesagt, dass dort oben eine Hecke ist, diesmal ist er wirklich unschuldig.“

„Liebe kleine Prinzessin, es tut mir so leid, dass du dich verletzt hast, ich hätte dich begleiten müssen, dann wäre dir bestimmt nichts passiert!“ „Ja ja, ja, ist ja schon gut und dann hättest du bestimmt auch noch deine himmelblaue Samtjacke ausgebreitet und ich wäre darüber geschritten. Warum schlagt ihr denn diese Himbeerhecke nicht einfach ab und macht einen schönen Weg durch diese Felsen?“ „Das ist ganz einfach erklärt, liebe Emma, aber am besten kann dir diese Geschichte unsere allerliebste und zarteste Nixe Cristal erzählen.“

„Natürlich erzähle ich Prinzessin Emma und allen, die diese Geschichte hören wollen, was damals passiert ist und warum wir diese Hecke niemals beseitigen werden!

Es war vor vielen, vielen Frühlingsommerherbstundwinterjahren, als eine große Trockenheit über das Jahreszeitenwunderland kam. Es war so trocken, dass nicht ein einziger Tautropfen auf den Grashalm lag. Ja sogar die Tränen konnten nicht mehr aus den Augen fließen, ganz egal wie traurig jemand war, er konnte nicht einmal mehr weinen. Selbst unser Zaubersee hatte so wenig Wasser, dass man trockenen Fußes in das Muschelschalenschloss gelangen  konnte. Ihr seht, es war sehr, sehr schlimm. Nichts wollte mehr wachsen. Das einzige was üppiger denn je wuchs, das war die Himbeerhecke. Sie wurde dichter und dichter, so dicht, dass wir schon dachten, sie würde sogar den See und das Schloss überwuchern. In meiner großen Verzweiflung gab ich  meinen Seepferdchen den Auftrag, mit Hacke und Spaten die Hecke auszudünnen. Aber als sich die Seepferdchen am nächsten Morgen an die Arbeit machen wollten, waren tausend und noch viel mehr, rote Himbeeren gewachsen, so viele, dass man die grünen Blätter fast nicht mehr sehen konnte.  Dick und saftig hingen sie dicht aneinander gepresst zwischen den stacheligen Zweigen. Glücklich kamen die Seepferdchen zu mir und berichteten von diesem Wunder, das in einer einzigen Nacht geschehen war.

Schnell rannten sie los, um Eimer und Tröge zu holen und dann haben sie ganz vorsichtig jede Beere einzeln gepflückt.  Das kleinste Seepferdchen aber, hatte es sich oben auf dem Felsen gemütlich gemacht.  Eine Handvoll Himbeeren hatte das Kleine heimlich in sein Taschentuch gesteckt und dann hat es,… ganz aus Versehen natürlich, den kleinen weißen Blecheimer mit den roten Herzchen, darauf gestellt. Langsam durchnässte der Saft das Tuch und dann lief ein feines Rinnsal über den Felsen und tropfte direkt in die fast versiegende Quelle. Nun vermischte sich je ein Tropfen Eiswasser mit einem Tropfen Himbeersaft. Immer lustiger tanzten die Himbeersafttropfen mit dem wunderbar frischen Quellwasser. Es dauerte nicht lange und es sprudelte herrlich rosarotes kühles und erfrischendes Himbeerwasser aus der Felswand. Seit dieser Zeit gibt es die Himbeersaftquelle. Die Seepferdchen nahmen ihre Kleinste in die Mitte, bildeten einen großen Kreis und tanzten fröhlich um sie herum. Keines achtete auf die wunderschönen weißen Waldmeisterblüten die neben der Himbeerhecke wuchsen. Sie waren einfach viel zu glücklich, dass es endlich wieder etwas zu trinken gab. Vor lauter Kichern und Lachen überhörten sie das Weinen der weißen Blümchen. Keine einzige Waldmeisterblüte hat diese Freude überlebt. Nun werdet ihr sicher denken, o wie traurig, hab ich recht?“

„Oh wie traurig, oh wie traurig“ jammern  Flügelchen, Carolila und die kleine Prinzessin Emma  gemeinsam, „O das ist wirklich traurig, wenn all die wunderschönen Sternenblütchen kaputt sind, ja geradezu schrecklich ist das, hab ich recht?“ „Ja, liebste Emma, es war sehr traurig, aber nun hört mir bitte wieder zu!“

Leise erzählt die wunderschöne Nixe die Geschichte weiter: „Ihr wisst ja, dass meine Seepferdchen herzensgute Seepferdchen sind, sie versuchten mit all ihrer Liebe, die Waldmeisterblüten wieder aufzurichten, aber es war schon zu spät. Sie hatten mit ihren Füßen nicht nur die Blüten, sondern auch die grünen Stiele und  Blätter zusammengestampft. Wie ein dicker grüner Faden lief der Waldmeistersaft ganz langsam den anderen Felsen hinunter. Es sah fast so aus, als würde eine kleine  dünne Schlange behutsam zur Eiswasserquelle kriechen. Was aber das wunderbarste war und deshalb haben wir nun drei  Quellen ist, dass sich ein roter Rubin und ein grüner Smaragd in die Öffnung der glasklaren Wasserquelle gesetzt hatten, sie teilten also nun die Quelle in drei Teile.  Die oberste sprudelt weiter ihr glasklares und eisiges Quellwasser, wirft ab und an ein kleines Eiskristall durch die Luft und darunter fließen nun eine Himbeer- und eine Waldmeisterquelle! Im Jahr darauf blühten wieder tausend und mehr Waldmeisterblüten. Manchmal verirren sich sogar ein paar der kleinen weißen Sternchen unter die Himbeerbüsche. Nun wisst ihr also wie wir zu diesen drei kostbaren Quellen gekommen sind!“

„Man konnte wirklich zu Fuß zu dem Schloss gehen, wirklich?  Aber das war doch wunderbar! Hexenkraut und Besenstiel, wer um alles in der Welt braucht schon einen Zaubersee, wenn es eine Himbeersaft und eine Waldmeisterquelle gibt!“ Pauli ist ganz aufgeregt, für ihn ist das spannendste an der ganzen Geschichte, dass der See kaum Wasser hatte und man ohne Hindernisse in das Schloss gelangen konnte.

„O Pauli, der See ist doch traumhaft schön, du hast darin sogar schwimmen gelernt uuuuuuuuuuuuuund mich gerettet“. „Hab ich nicht, hab ich nicht, das weißt du selbst ganz genau, Carolila!“

 „Müsst ihr eigentlich immer streiten, ihr seid wie Hund und Katze, das geht mir wirklich sehr auf die Nerven“ AufdemBerg ist zwar der geduldigste und freundlichste Zwerg den es gibt, aber wenn sich zwei streiten, wird auch er einmal etwas mürrisch.

„Eine sehr schöne Geschichte liebste Nixe, aber weh getan habe ich mir trotzdem. Schau dir mein zerrissenes Kleid an, ich sehe schrecklich aus. Kein Mensch erkennt in mir eine Prinzessin.“ „Ja ist das denn so wichtig liebe Emma, ob jemand sieht dass du eine Prinzessin bist. Wichtig ist doch, dass du so bist wie du bist. Ich finde du bist die wunderbarste allerliebste allerbeste Freundin, die ein Junge sich wünschen kann.“ „Ach Marc“ lacht die kleine Prinzessin und wird vor lauter Freude ein bisschen rot, „entschuldige, du hast recht, es ist wirklich egal, ob das Kleidchen nun rosa oder rosa mit roten Himbeersaftflecken ist, wichtig ist, dass wir uns haben. Was wäre ein Leben ohne mein Flügelchen oder Dich und Flöckchen, den kleinen Prinzen und all die anderen? Traurig wäre das Leben, sehr traurig… „

Dicke Tropfen fallen vom Himmel, direkt auf die Nase des kleinen roten Feuerteufel. „O nein, das darf doch nicht wahr sein, nun beginnt es auch noch zu regnen, wenn das so weitergeht werden wir in hundert Jahren nicht zu diesem Eisberg kommen“ jammert Pauli, der dieses Mal sogar sein berühmtes *Hexenkraut und Besenstiel* vergessen hat. „Liebes kleines Teufelchen Pauli, ich kann dir versichern, dass es wunderbar ist, dass es regnet. Ganz wunderbar sogar, warte nur ab!“

 „Worauf denn bitte schön, soll ich warten, liebe Nixe, vielleicht darauf, dass mein schöner feuerroter Anzug vollkommen durchnässt wird, oder mir die Haare die Sicht versperren, weil sie mir pitschnass in die Stirn hängen, sag worauf soll ich warten. Etwa auf noch dickere Tropfen?“

 „O du kleines ungeduldiges Paulichen, schau doch mal ganz genau hin, was siehst Du?“ „Was ich sehe, liebe Nixe? Eine dicke weiße Wolke, uuuuund einen Regenbogen na und!!! Was soll daran denn nun so toll sein? Worauf muss ich denn noch alles warten?“  „Ach Pauli, das ist die Regenbogenleiter, siehst du das denn nicht? Meist steht sie hinter den Felsen, heute aber und das ist etwas ganz besonderes, steht sie direkt davor. Ihr braucht also nicht erst den Steg zu suchen, ihr könnt direkt von hieraus,  in die dicke weiße Wolke klettern und dann auf der anderen Seite die Regenbogenleiter wieder herunter…..und dann steht ihr direkt vor dem leckersten Vanilleschokoladenerdbeereisberg, den es gibt.“

„Geht ihr nur allein, ich bleibe hier. Leitern!!!..... selbst wenn sie so traumhaftschön und lila, blau, grün, gelb, orange und rot sind, wie diese hier, sind echt nichts für mich. Aber wisst ihr was? Ich halte sie fest, damit sie nicht wegrutschen kann und wenn einer von euch doch herunter fallen sollte, kann ich ihn ja aufzufangen! Aaahh, es ist nämlich so, ich glaube, dass ich Vanilleschokoladenerdbeereiscreme gar nicht vertrage. Ich glaube ich bekomme schreckliche Bauchschmerzen von Eis, ehrlich….“

„Ich weiß was Du vor hast kleiner Fastluzzifilli, aber daraus wird nichts. Wir gehen alle gemeinsam zum Eisberg und zwar jetzt. Hat schon mal einer daran gedacht, dass so ein Vanilleschokoladenerdbeereisberg auch schmelzen kann?“ Sorgenvoll schaut Prinzessin Emma in die Runde. Nein daran hatte wirklich noch keiner gedacht….


(C) Ute AnneMarie Schuster Sept. 2011