Meine Sucht und Ich
Teil 2
Ich sagte mir: ich komm da schon wieder raus… das liegt alles am Stress… ich stehle zum letzten Mal…. morgen esse ich weniger Bananen etc… Sicherlich kennst du die Ausreden, die man in solchen und ähnlichen Situationen hat. Jedenfalls rutschte ich immer tiefer hinein.
Ich ließ mich von Bananen blenden und es gab nichts Anderes mehr für mich. Mein Leben war ein Rausch durch Bananen. Ich musste Ausreden erfinden, heimlich meine Sucht befriedigen und diese Sucht irgendwie beschaffen, sei es durch Tauschgeschäfte oder durch Diebstahl.
Es war anstrengend und ermüdend. Ich musste was ändern. Das war mir klar. Aber ich kam aus diesem Teufelskreis nicht raus. Noch wusste keiner von meiner Sucht.
Klar, war meinen Mitschülern und Freunden meine Leidenschaft zu Bananen bewusst und
bekannt, aber dass ich danach süchtig war, konnte keiner von ihnen ahnen. So eine Sucht gab es bisher ja auch nicht.
Trotz meines Problems, hatte ich bisher keine Schwierigkeiten in der Schule. Glücklicherweise kam ich immer bei allen Schulfächern sehr gut mit und hatte gute Noten. Ich begriff schnell und hatte eine gute Merkfähigkeit. Wer weiß, ob dies nicht auch mit den Bananen zu tun hatte, denn schließlich sind sie reich an Vitaminen A und C und sie enthalten viele Mineralstoffe.
In der neunten Klasse jedoch fielen meine guten Noten ab, wobei das ein anderer Grund hatte. Der Grund hieß Mara und sie war wunderschön. Ihre grünen Augen strahlten fröhlich und sie hatte schulterlanges und leicht gewelltes Haar, in rotbraunem Farbton. Ich verliebte mich Hals über Kopf in sie.
Meine Aufmerksamkeit galt nur noch ihr. Sie war mit ihrer Familie neu in die Stadt gezogen und kam in meine Klasse. Was für ein Glück für mich! Ich freundete mich schnell mit Mara an und lud sie auf ein Eis ein.
Sie bestellte sich einen großen Erdbeerbecher und ich einen Bananensplit, wie sollte es auch anders sein. Denn meine Sucht war ja nicht durch mein Interesse an Mara gewichen. Wir unternahmen viel zusammen. Fahrradtouren, Kinobesuche, Schwimmbadbesuche und Rollschuhausflüge waren einige der Aktivitäten die wir gemeinsam machten.
Wir verstanden uns sehr gut. Durch Mara aß ich auch wieder regelmäßig Anderes als nur Bananen, denn sie kam oft zu mir und meiner lieben Mutter zum Essen. Und ich ging auch mal zu ihr nach Hause und aß mit ihrer Familie. Ich war glücklich und verliebt.
Schließlich wollte ich nicht, dass Mara von meiner Abhängigkeit erfährt und nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Das veranlasste mich, mich unauffällig zu verhalten.
Ich gab mein Bestes und es fiel mir leichter als gedacht. Trotzdem verputze ich heimlich die gelben Dinger und ließ mir nichts anmerken.
Bald gab es dann auch den ersehnten ersten Kuss und seit dem waren wir ein glückliches Paar. Mit dem Abschluss der 10. Klasse, kam dann auch die schmerzhafte Trennung.
Obwohl wir uns ewige Liebe geschworen haben, kam es wie es kommen musste. Mara zog mit ihren Eltern nach London. Ihr Vater hatte dort einen langersehnten Arbeitsvertrag angeboten bekommen, den die Familie wahrnehmen wollte.
Es war ein tränenreicher, qualvoller und herzzerreißender Abschied. Wir schrieben uns lange Briefe und riefen uns ab und zu an. Ich fing mit meiner Ausbildung zum Bankkaufmann an und zog von zu Hause aus. Meine Wohnung war zwar sehr klein, es hatte nur ein Zimmer mit einer Kochniesche und ein WC mit Dusche, aber mir reichte es vollkommen.
Meine Sehnsucht nach Mara zog mich wieder tiefer in meine Bananensucht. Ich war tiefbetrübt, schwermütig und freudlos, schrecklich deprimiert und todunglücklich. Mir halfen nur noch Bananen. Die einzigen glücklichen Momente zu dieser Zeit.
Die Briefe und Anrufe von Mara schmerzten mich nur noch mehr und brachten mich in eine untröstliche Lage. Ich brach meine Ausbildung, mitten im zweiten Lehrjahr ab und igelte mich mit Kisten voller Bananen in meinen vier Wänden ein.
Wochenlang kauerte ich trostlos in meiner Bude, lag tatenlos im Bett und aß zügellos Bananen.
Als diese alle waren und sich Bananenschalen in der Wohnung häuften, blieb mir nichts anderes übrig, als mir Nachschub zu besorgen. Ich borgte mir von einem Kumpel Geld und kaufte mir reichlich Bananen. Ich leerte mein Postkasten und ging wieder in mein Reich.
Ich prüfte die Post nach Briefen von Mara, dabei stieß ich auf eine Werbezeitschrift, in der auf der vordersten Seite ein leckeres Bild eines Bananenspießes abgebildet war. Der Impuls dies gleich auszuprobieren und nachzumachen ließ mich nicht los und so setzte ich mich in Bewegung.
Das Zubereiten war so aufregend und interessant und das Ergebnis so lecker, dass ich von nun an in der Kochniesche stand und dort werkelte.
Jetzt verbrachte ich meine Zeit damit Bananenrezepte auszuprobieren und zu erfinden. Gebratene und gebackene, frittierte, gekochte und gedünstete Bananen…. Bananenpizzen, Babanenauflauf, Bananen am Spieß, gewürfelte und in Scheiben geschnittene Bananen, Bananenquarkspeisen, in süße oder saure Soßen getauchten Bananen und vieles mehr.
Ich ließ meiner Fantasie freien Lauf und probierte die ungewöhnlichten Zusammenstellungen aus, die mir in den Sinn kamen. Diese Beschäftigung brachte mein kummervolles Gemüt wieder in Schwung. Ich hatte eine neue Aufgabe, die mir Freude bereitete.
Kannst du dir das vorstellen? Mir ging es wieder besser und ich wagte mich sogar wieder auf die Straße, denn ich brauchte Nachschub für meine Kochversuche.