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GOLDWASSER

GOLDWASSER

Angeregt von Annette Voigts Fontäne Station1, Schwabacher Kunsttage Ortung VII

Eine feuchtfröhliche Party ist da im Garten im Gange. Sie hat sich aus einem Grillfestchen entwickelt, das am Samstagabend wegen des schönen Sommerwetters in der Gartenkolonie stattfindet. Die Gartennachbarn sind eingeladen, jeder trägt mit etwas Ess- oder Trinkbarem zum guten Gelingen bei.

Zu fortgeschrittener Stunde kündigt der Hausherr eine besondere Schlemmerei an: Schnitzel Spezial. Einer der Gäste ist neugierig und will Näheres wissen, doch der Gastgeber hüllt sich in Schweigen und spricht nur von einer Überraschung. Weil ja der Grill noch heiß ist, landet pro Person ein kleines Schweineschnitzel auf dem Rost. Als Beilage spendiert die Hausherrin einen exotischen Salat aus allerlei tropischen Früchten. Sobald der aromatische Duft von fein geröstetem Fleisch den Feiernden in die Nase steigt, kommt der Hausherr mit seinem Extra. Auf jedem kleinen Schnitzel landet ein Stück Blattgold. Ob es zur Verbesserung des Geschmackes beiträgt, bleibt dahin gestellt.

Und dann bringt die Gastgeberin eine Flasche mit Perlwein. Sie befüllt kostbare Gläser mit dem Getränk, das einen wunderschönen Glitzereffekt hat. Fröhlich stoßen die Feiernden an, bis jemand den Flitter entdeckt und fragt, ob man das Zeug wirklich mittrinken kann. Ja, man kann, denn es sind Flitter aus reinem Blattgold. Da steht einer der Gäste wortlos auf und verlässt kopfschüttelnd die Party.

Ist uns denn unser Essen nicht auch ohne Schmuck wertvoll genug? Wie wunderbar ist es doch, satt zu werden in einer Welt, in der es so viel Hunger gibt. Und ist uns unser sauberes Trinkwasser nicht Kostbarkeit genug? Brauchen wir wirklich Wein und Likör mit echtem Blattgold, um uns reich fühlen zu können? Reich in einer Welt, in der sorgloser denn je mit den  Schätzen der Natur umgegangen wird. Hier auch besonders mit dem Wasser. Unsere Flüsse und Meere werden zu Müllkippen. Nicht genug, dass wir ihnen Plastikmüll, aus Tankern, Bohrinseln und Pipelines ausgelaufenes Öl aufbürden, nein wir kippen auch in Unmengen verbotene Chemikalien und jede Menge anderen Restmüll ins Wasser. In der Nahrungskette kommt es uns wieder zugute!? Soll dann Gold auf dem Essen etwas vertuschen? Oder soll es nur zeigen, dass wir uns so etwas leisten können? Soll es NUR ein Partygag sein?

In anderen Ländern kennen die Menschen weder sauberes Trinkwasser noch genug zu essen, sie werden krank und sterben zu tausenden. Und wir verschwenden kostbare Nahrungsmittel in Form von Getreide und Mais, um damit Tiere für die Fleischproduktion zu mästen. Oder schlimmer noch: es werden riesige Mengen an wertvollem Getreide jeglicher Art zu "Biosprit"  verarbeitet, um dann in den Tanks von Autos zu landen. Und täglich verhungern weltweit tausende von Menschen. Und es werden Urwälder gerodet, um noch mehr Getreide anbauen zu können. Dadurch sinken die Grundwasserspiegel weiter, Wasser wird knapper. Und das alles, damit einige Wenige ihre Sucht nach Gewinn, nach Gold, weiter befriedigen können? Und das alles tun gläubige Menschen?

Gotteslästerung und/oder in sich unlogisch?

© HeiO 23-08-2011