Romane & Erzählungen
Wie geht es dir Herr Louise ?

Wie geht es dir Herr Louise ?

Wie geht es dir, Herr Louise?    

Ein herrlicher Sommertag im Juli.

Im großen Park am Schloss sitzt ein älterer Herr, so um die

70-85 Jahre alt. Er genießt die Wärme von der Sonne, die 

Strahlen treffen seine Nasenspitze. Er macht die Augen zu,

er denkt, wie traurig sein Leben war.

Seine Augen erzählen viel, die Falten bedecken sein Leid, 

er hat seine Liebe versteckt am Rande der Wimpern.

Keiner kann es sehen,.

Seine Hand hat er auf das Bein gelegt, hört, wie die Vögel

singen. In diesem Moment kommt sein Kumpel, ein Bekannter nur. Ein egoistischer, fetter Mann, der nur an sich denkt. Er heißt Gerhard.....Nachnamen weiß ich nicht mehr, ich auch nicht wichtig. Von weitem, mit seiner tiefen Stimme, fragt er mich: “Wie geht es Ihnen Herr Louis “? Ich nickte , dann war es kurz still.

Er war schon da und setzte sich hin. “ Was ist, warum antworten Sie nicht, Herr Louis?

“ Meinen Sie wirklich, wollen Sie wirklich wissen, wie es mir geht“ ??“ Ja, was ist denn dabei” ? fragte er mich.

Zwischen seinen Zähnen waren noch Essensreste, sein Atem roch nach Alkohol. Ehrlich, es war ekelhaft, dass so ein halber Mensch mich fragt, wie es mir geht. “Gut , wenn Sie es unbedingt wissen möchten, wie es mir geht“. Gerhard verstand es nicht, was ich damit meinte. Er holte seine Cognacflache aus der Tasche, nahm einen Schluck, dann wollte er mir auch einen Schluck geben. Igit, mich schüttelt es, aber freundlich sagte ich ihm “Vielen Dank, ich trinke

keinen Alkohol”. Es war zwar gelogen, denn an schönen Abenden trinke ich schon gerne einen Rotwein und dazu noch einen Remy Martin.

“ Was ist Herr Louis, wollen sie mir antworten oder nicht, warum machen sie es so spannend? “. Ja, ja Gerhard, leicht ist es nicht, wo soll ich anfangen zu erzählen? Von meiner Geburt, auf dem Weg zum Erwachsen werden oder von meinem Zivildienst, wo die Leichen nebeneinander lagen?

Wo meine Liebe jung starb, wie sich mein einzigstes Kind das Leben nahm? Sag es mir, von was soll ich dir was erzählen und dir deine Frage beantworten. Ja, Gerhard mir geht es gut oder mir geht es nicht gut, alles tut immer noch weh. Wir leben in einer Welt, wo Macht stark ist, Religionen werden beschmutzt von nicht wissenden Gestalten (Mensch). 

Im Fernsehen zeigen nutzlose Prominente ihre Kleiderschränke, alle nach Farben und Mustern sortiert. In meiner Zeit lagen die Leichen neben einander, aufeinander - sie waren nicht sortiert -, aber ihre Herzen lebten. Ja, ja, Gerhard, das ist nur ein Teil was ich dir erzähle, nur ein Teil.

In seine Augen kamen warme Tränen, er wischte sie weg, damit Gerhard es nicht sieht. Gerhard wurde ruhig, trank noch einen Schluck Cognac, rülpste auch noch.

Er war zu viel für Herrn Louis, aber dann fuhr er doch fort mit seinen erlebten Jahren.

Wo ich auf die Welt kam, da war es wunderschön, bis auf die kalten Kriege. Gefühle, Geborgenheit, Liebe die echt ist, jetzt musst du echte Diamanten schenken, dann kannst du die Liebe kaufen, echte Diamanten gegen eine echte Liebe.

Meine Eltern arbeiteten hart auf dem Feld, wir ernteten wunderschöne Kartoffeln, sie waren alle einzelne Schönheiten. Nach der Schule half ich ihnen. Mein Bruder spielte mit den Dorfjungs, es machte mir nichts aus, denn er war ja klein in meinen Augen.

Es war alles schön, bis ich ein junger Mann wurde. Mein Vater schickte mich eines Tages irgendwo hin. Ich fragte ihn, was soll ich da machen? Du machst, was sie dir sagen. Er gab mir Geld und die Adressen. Also musste ich gehorchen, denn er war ja mein Vater. Auf dem Weg dorthin hatte ich ein mulmiges Gefühl.

Ich ahnte schon, was auf mich zukommt. Überlegte, ich will anders ein Mann werden und machte einen Deal mit der älteren Dame, sie solle meinem Vater nichts erzählen, sie wird auch so das Geld bekommen. Sie nickte und sagte

“Ich kann dich nicht zwingen, wenn er dich aber fragt, was erzählst du dann”? Nichts - ich bleibe still aus Scham. Gerhard schaut mich an Wie kannst du so was nur sausen lassen, Herr Louis? Das verstehe ich nicht Herr Louis..

Ja Gerhard, deswegen der Unterschied, du bist Gerhard und ich bin Herr Louis.

Da lachte Gerhard und verstand doch nichts. Herr Louis erzählte weiter....Dann kamen die Jahre zum Zivildienst. Ich wollte nicht hin, musste. Danach sah ich das Leben anders. Nach so vielen Toten, da fing ich an, die Menschen zu hassen.

Wie es mir damals erging, so geht es mir immer noch. Es ist nicht alles, Gerhard, aber ich möchte dir nicht alles erzählen, denn du bist kein richtiger Mensch, du denkst nur an dich.

In diesem Moment hört er ein Schnarchen. 

Herr Louis war nicht enttäuscht, er wusste es ja, deswegen beantwortete er diese Frage nicht so schnell: Wie geht es dir Herr Louise?

In diesem Leben, auch in den nächsten Leben - wir Menschen werden es nie verstehen, warum wir uns hier aufhalten.

Aber eines können wir verstehen .... die unendliche Liebe, die nie aufhört, zu lieben. Es geht mir gut, wenn ich bei meinem Kind bin und bei meiner über alles geliebten Frau Sieglinde....dann geht es mir gut.

Herr Louise stand auf und ging.......er hörte die Vögel nicht mehr  singen, durch Gerhard’s schnarchen......sagte ich doch, er ist ein Egoist.

N. Stella Obuz

Ó Copyright

2007