Kurzgeschichte
Schwarzer Kaffee mit Schuss

0
"Schwarzer Kaffee mit Schuss"
Veröffentlicht am 25. September 2011, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de
Schwarzer Kaffee mit Schuss

Schwarzer Kaffee mit Schuss

Schwarzer Kaffee mit Schuss

 

Piep! Piep! Fuck. Ist ja gut. Scheiß Wecker. Ich strecke mich rüber, kann ihn aber nicht finden. Piep! Piep! 50 Cent! Piep! Piep! Endlich hab ich ihn gefunden. Meinen Geldbeutel. Krame ein 50 Cent Stück heraus und stecke es in den Schlitz meines Weckers. Ruhe. Ich hasse Ruhe, richte mich langsam auf, setze mich aufrecht an den Rand meines Bettes und mache den Fernseher an. Aber nicht um fern zu sehn, was da läuft interessiert mich gar nicht, es geht mir allein um den Ton, die Stimmen, etwas, das die Leere in meinem Zimmer füllt. Ein neuer Tag... Juhuu. Ich fahre mir mit den Händen übers Gesicht, bleibe noch einige Minuten still sitzen und starre apathisch auf den Bildschirm, bis ich schließlich aufstehe. Nachdem ich müde wankend das Zimmer verlassen habe, begebe ich mich auf den Weg ins Bad für meine morgendliche Katzenwäsche. Im Bad angekommen merke ich das ich meinen Geldbeutel vergessen habe, drehe also um, um ihn zu holen. Wieder im Bad angekommen, stecke ich 20 Cent in die Zahnbürste und putze mir die Zähne. Vollende für weitere zwei Euro die restliche Morgenpflege und ziehe mich wackelnd und das Hosenbein suchend an. Der Fernseher läuft immer noch. Irgendwas über irgend so eine Assi-Familie. Bullshit. Als ich den Fernseher ausschalte, ertönt eine elektronische Stimme: "Sie haben 28 Minuten und 46 Sekunden dieses Gerät benutzt, somit werden zusätzliche 5,76€ Fernsehkosten auf ihrer nächsten Rechnung erscheinen." Jeden Tag der selbe Dreck. Jeden Tag dieselbe inhumane Stimme.

Was mache ich heute? Wohl oder Übel das gleiche wie jeden Tag.
Ich verlasse das Haus und mache mich auf den Weg in mein lieblings- Café. Naja, Lieblings Café kann man es nicht nennen, es liegt am nächsten bei meiner Wohnung und heutzutage sieht sowieso jedes gleich aus. Auf dem Weg begegnen mir überraschend viele Gestalten, aber wie immer kein einziger Mensch unter ihnen alles Maschinen, alles Roboter auf ihrem Weg zur Arbeit.

Als ich links an der Wand den Kippenautomaten sehe kann ich der Macht der Gewohnheit nicht widerstehen und kaufe mir eine Schachtel Luckies. Eigentlich sollte ich mit dem Rauchen aufhören, aber was bringt das schon, niemand will in dieser Welt alt werden. Oder besser: Ich will in dieser Welt nicht alt werden.

Ich fummle einen Sargnagel aus der Schachtel und zünde ihn mir an. Einer der wenigen Momente in meinem Alltag in dem ich etwas empfinde. Die Zerstörung meines Körpers ein vertrautes angenehmes Gefühl. Eins meiner wenigen Lebensgefühle, die mir geblieben sind. Soziale Freuden sind gestrichen, zu viele Maschinen, keine Menschen.

Als ich, noch mit Kippe im Mund das Café betrete kommt mir sofort ein Greifarm entgegen, nimmt meine Kippe und schmeißt sie in den vorgesehenen Wasserbehälter. Alles wie gehabt. Ich kenne diese Prozedere schon, komme jedoch trotzdem jeden morgen mit Zigarette in das Café.

Und noch etwas ist wie gehabt: alle Plätze sind leer. Ich gehe zielstrebig auf meinen Stammplatz hinten in der Ecke zu. Ich habe diesen Platz mit Bedacht gewählt, denn von hier habe ich den Eingang im Blick, falls doch einmal ein waschechter Mensch eintreten sollte.

Kaum sitze ich kommt der Kellner-Bot mit dem Namensschildchen Vasassch014 zu mir, um meine Bestellung aufzunehmen. Ab jetzt beginnt das gleiche Spielchen wie jeden Morgen: "Schätzchen, was darf es denn heute sein?" Natürlich wie immer mit ihrer elektronischen, aber doch möglichst warmherzigen Stimme. "Einen schwarzen Kaffee mit Schuss, bitte."... Fünf Sekunden Stille, man hört ein lautes Rattern und Rumoren, dann ertönt wieder ihre Stimme, diesmal nur noch mechanisch klingend: " Fehlermeldung. Das von ihnen gewünschte Getränk befindet sich nicht auf der Karte dieses Etablissements. Bitte bestellen sie etwas anderes." Ich grinse und bestelle einen schwarzen Kaffee, diesmal ohne Schuss. "Danke, Schätzchen." Das Warmherzige ist in ihre Stimme zurückgekehrt.

Es vergehen drei Minuten, in denen ich geistesabwesend auf den Tisch starre, bis Vasassch014 wieder kommt und mir meinen Schwarzen bringt. Kaum hat sie sich abgewandt um zurück zum Tresen zu gehen, wo sie auf den nächsten Kunden wartet,

der aber nie kommen wird, so wie jeden Morgen, hole ich meinen Flachmann aus meiner Tasche und peppe meinen Kaffee mit ein zwei Zentilitern Rum auf.

http://www.mscdn.de/ms/karten/v_511896.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_511897.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_511898.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_511899.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_511900.png
0

Hörbuch

Über den Autor

JaizzKosuky

Leser-Statistik
34

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

59694
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung