Es müsste ca. zehn Jahre her sein als Sie IHN zum erstem mal sahen. Sie hatten gerade ihr Jazz-Dance-Training und er trainierte Fußball. Er sah fantastisch aus in seinen kurzen Shorts und seinem, mit Männerschweiß getränkten Trikot. Karin und Claudia waren damals in der Pubertät und folglich spielten ihre Hormone ihre Spielchen mit den Mädchen. Als sie gerade ganz cool, die von ihren Eltern geklauten Kippen rauchten, kam er mit seinen Kumpels vorbei gewatschelt. Denn anders konnte man den Laufstil der Fußballer in ihren klappernden Teppen nicht nennen. Seine stechend blauen Augen musterte die Mädels und sie versuchten so cool, lässig und weiblich es nur ging den Blicken stand zu halten.
So kam es das die beiden Cousinen immer pünktlich, immer Top gestylt und mit vielen Erwartungen zum Training gingen um Mark „die geile Sau“ Heinrich zu sehen.
Sie nutzten jede Gelegenheit ihren „Schwarm“ zu imponieren. Ihr Tanzstil veränderte sich schlagartig vom technisch perfektem Mädchen-Gehüpfte zum Sexy-Lolita-Style bei dem man sich nicht oft genug auf den Boden räkeln konnte. Leider hat es nie bei Mark „die geile Sau“ Heinrich gefruchtet, was wahrscheinlich nicht weniger an dem kleinen Altersunterschied von 13 Jahren lag.
Zehn Jahre sollten vergehen um den Mädels die Gelegenheit zu bieten ihren Abgott für sich zu gewinnen. Es war die berüchtigte Ü25 Party im „Schuppen“, bei der folglich nur Personen über 25 Jahren Eintritt erhielten. Dank ihrer Freundin Steffi, die alle Türsteher mit Bussi rechts und Bussi links begrüßte, wurde auch den beiden Mädels Einlass gewehrt. Die Musik war schlecht, das Publikum ganz und gar nicht „Up-to-Date“ aber die Drinks waren billig und die Konkurrenz schwach. Was will man mehr? Schon etliche Goldi-Sprite intus, erblicken sie IHN. Da stand er in voller Pracht. Der Mann, der unzählige Träume mit erotischen Geschichten gefüllt hatte. Er sah heiß aus und die beiden angetüdelten jungen Frauen wussten, sie mussten alle Waffen einsetzen, die sie bisher an unschuldigen, wehrlosen Männern getestet hatte. Nach einigen Go-Go Einlagen und der berüchtigten, „wir tun mal so als ob wir Lesbisch wären“- Show kamen sie schließlich an der Bar zum Zug. Sie hatten leichtes Spiel, denn wie man ahnungslosen Männern ein paar Drinks aus den Taschen leiert, hatten sie schon etliche Male ausgetestet und man könnte sagen sie waren Profis in diesem Fach. Sie redeten, lachten , tauschten Nummern aus und luden Mark „die geile Sau“ schließlich in Karins Wohnung ein. Der erste Schritt war getan, sie hatten ihn an der Angel. Nun stellte sich die Frage wer von den beiden Mädels bekommt ihn? Da beide frisch getrennt und alles andere als eine Beziehung wollten, entschlossen sie sich ihn zu teilen.
Der Tag war gekommen, beide Mädels waren fürchterlich aufgeregt und die Wohnung sah aus wie Sau. Da sich Claudia mehr oder weniger mit ihrer Katze eingenistet hatten und die Wohnung eigentlich eine Singel-Wohnung war sah sie dementsprechend aus. Nervös räumten sie also die etwas vernachlässigte Wohnung auf, putzten und schrubbten bis alles in einem halbwegs vorzeigbaren Zustand war. Karin ging duschen, wusch sich die Haare und probierte sämtliche Sachen aus ihrem Kleiderschrank an, während Claudia noch schnell eine Kleinigkeit kochte. Danach wurden die Rollen getauscht und Claudia sollte duschen gehen. Nach ca. zehn Minuten kamen rufe aus dem Bad. „Kaaaaariiiiin, komm mal!“ hallte es aus dem Badezimmer. Karin die sich immer noch nicht für das passende Outfit entschieden hatte, rannte hektisch zum Bad. Als sie die Tür öffnete sah sie das Drama. Claudia saß kreidebleich auf der Toilette. „Was is´n los?“ antwortete Karin. “Ich kann nicht kacken!!! entgegnete ihr Claudia mit sehr ernster Miene. „Mir ist schon ganz schwindelig, und heiß und kalt. Was soll ich n jetzt machen?“ Karin versuchte sich so gut es ging zusammen zu reißen. Doch es half alles nichts und sie brach in lautes Gelächter aus. Claudia hingegen standen die Tränen schon in den Augen und konnte ihre Verzweiflung nicht verbergen. „Soll ich dir mal ne Zigarette und nen Kaffee holen?.“ fragt Karin als sie sich wieder von ihrem Lachanfall erholte. Mehr als ein Nicken kam von Claudia nicht. Gesagt, getan. Kaffee und Kippe wurden in´s Bad gebracht, doch eine Besserung war nicht in Sicht. Auch lauwarmes Wasser half nicht und die beiden Cousinen wussten nicht ob Sie lachen oder weinen sollten, da sich nun auch eigenartige Gerüche im Bad ausbreiteten. „Denk an die Mais-Geschichte!“ ermahnte sie Karin. „Wenn du das irgendjemanden erzählst, dann erzähl ich die Mais-Geschichte!“ meckerte Claudia mit erhobenen Zeigefinger. Was die Mädels wieder zu einem Lachanfall brachte bei dem ein kleiner Furz entwischte. Auf einmal kam das gefürchtete Klingeln. Panik machte sich in den Mädels breit da Claudia immer noch nicht ihr Geschäft erledigt hatte und weder geduscht noch frisiert oder geschminkt war. „Maaach die Tür zu! Bitte mach die Tür zu!“ Schrie Claudia voller Angst, Karin könnte vergessen die Badezimmertür zu schließen. Sie schloss die eine und öffnete die andere Tür und da stand er. Ihre Knie zitterten und es kam nur ein ganz leises „Hey“ aus ihrem Mund. „Hallo“ Antwortete er und ging schnurstracks Richtung Wohnzimmer. Er setzte sich auf die Couch und scheuchte die kleine Katze weg die es sich gerade auf seinem Schoß gemütlich machen wollte. „Möchtest du was trinken?“ fragte Karin diesen absolut gutaussehenden Adonis. „Och. Ja wenn du Kaffe hast. Dann würd ich nen Kaffee mit Milch nehmen.“ Antwortet er. Natürlich hatte sie keinen Kaffee gekocht, machte sich aber gleich an die Arbeit. In der Zeit musste Claudia auch wieder vom Klo gekommen sein da man das Plätschern der Dusche laut und deutlich hören konnte. „Claudia ist noch duschen, ist aber gleich fertig!“ rief Karin aus der Küche. „Jooo!“ Kam aus dem Wohnzimmer, in dem Mark gerade einer Reportage über Gummibärchen folgte. Als sie mit dem frisch gekochten Kaffe aus der Küche kam traute sie ihren Augen nicht. Er hatte tatsächlich den Videotext eingeschaltet um sich die neusten Fußballergebnisse anzusehen. „Ist heut Fußball?“ fragte sie mit leichtem entsetzen in ihrer Stimm. „Jo.“ Kam von ihm. >Nagut|< dachte sie sich. >Vielleicht wirds ja nochAls hätte jemand ihre Gebete erhört kam Claudia aufgetakelt aus dem Badezimmer. „Hallöchen“ piepste sie mit etwas schriller übertriebener Stimme. „Coolen Fernseher habt ihr. Wie breit ist n der?“ kam von ihm. Die Mädels schauten sich an, schauten zum Fernseher und dann zu Mark. Nach kurzem Überlegen antwortete Karin. „Keine Ahnung! Ist das wichtig?“ „Nee, aber ich denk mal sind so 106 cm“ kam von Mark der sich scheinbar nur noch auf den Fernseher konzentrierte. Er nahm die Fernbedienung und zappte durchs Programm, während Claudia versuchte mit ihm in ein Gespräch zu kommen. „Und was machst du so Beruflich?“ „Bin Polizist, haben heut noch n Sondereinsatz in Marzahn.“ kam mit monotoner Stimme von ihm, den Blick immer noch auf den Fernseher gerichtet. Wieder trafen sich die entsetzen Blicke der Cousinen. Nach endlosen zappen und gescheiterten Gespächsansätzen, fand der schnuckelige Typ nun endlich das Programm was ihm gefiel. Bauer sucht Frau!!!! Karin versuchte noch einige Male etwas interessantes über diesen wirklich fantastisch aussehenden Mann heraus zu kitzeln. Doch leider erwies sich dieser Adonis als Fehlgriff, der gerne „Wer wird Millionär sieht“ bei denen er aber nur die „Ostkinder“-Fragen beantworten kann. Der gerne in seiner Tracht zum Oktoberfest geht weil er nur ungern sein guten Klamotten von Gucci und Co. einsauen möchte „und ne Lederhose kann man ja einfach abwischen!“. Der sehr gerne ein mal die Woche 100 Kilometer fährt um dort Fußball zu spielen. Und der nicht weiß wo bei seinem Porsche Cayenne die Batterie versteckt ist. Nach ca. einer Stunde hatte Karin die Schnauze voll und verabschiedete sich mit der Ausrede sie müsse zur Arbeit, obwohl sie noch eine Stunde Zeit gehabt hätte. Claudia rief alle zehn Minuten an und beklagte sich das der Typ so langweilig währe.
Am nächsten Morgen fassten Sie noch einmal den letzten Abend zusammen um zu entscheiden wie es nun mit Mark „die geile Sau“ Heinrich weiter gehen sollte. Er sah fantastisch aus, hatte offensichtlich ein Haufen Kohle und einen Porsche. Doch leider war er so dumm wie Russisches Konsummbrot. Er war wie Jean Claude van Damme. Einer der schlechtesten Schauspieler seit es Kino gibt. Man weiß genau der Film ist total inhaltslos aber wenn Jean Claude erst mal sein Hemd auszieht und mit seiner ultra engen Jeans Karate-Kicks und Spagat vorführt, spielt es keine Rolle mehr was er sagt.
Karin bat einen Freund, den sie sehr mochte, um Rat. Er sagte „Vergiss den Typen, is n Trottel. Schreib lieber ne Short-Story darüber! Fände ich Cool!“
Sie folgte diesem schlauen Rat und fing an zu schreiben...