Als Marta morgens zur Schule ging wusste sie noch nicht was der Tag ihr noch bringen würde. Marta eigentlich ein Mädchen wie alle anderen auch, nur unterschied sie doch etwas von ihren Klassenkameradinnen und Freunden. Sie war von der Figur her nicht wie alle anderen Kinder. Schon immer hatte sie Gewichtsprobleme wo sie auch Opfer gemeiner Lästereien in der Schule wurde.
Marta hatte nicht sehr viele Freunde deswegen, etliche schämten sich mit ihr oder dachten gar es sei ansteckend. So ging sie auch an diesem Tag allein nach Hause.
Ihr Schritt war zügig und die braunen langen Zöpfe schlenkerten hin und her. Manche Leute schauten hinterher und dann gab es auch welche die mit dem Finger auf sie zeigten. Kinder drehten sich nach ihr um oder fuhren mit dem Rad neben ihr her und hänselten sie mit unschönen Worten die nur so auf ihrer Seele brannten.
Doch sie war stark und ignorierte es denn sie wusste zu Hause wartete man auf sie, Menschen die sie auch so liebten wie sie war.
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Wie auch an den anderen Tagen die Schule war zu Ende und Marta machte sich auf den Weg nach Hause.
Heute musste sie nicht den ganzen Weg allein gehen sondern es lief  eine Klassenkameradin mit ihr noch ein Stück zusammen, die jedoch einen kürzeren Weg hatte als sie selbst. Marta musste somit den Rest des Weges alleine gehen. Â
Auf einmal fuhr neben ihr ein Mann auf einem roten Fahrrad im Arbeitsanzug her.
Er fragte sie nach der Uhrzeit worauf sie ihm Auskunft gab. Als Marta weiter gehen wollte rief er ihr nach „Hey warte doch einmal, wo willst du denn so schnell hin? Hast du noch Zeit?“
Marta ahnte was ihr bevorstand und lief noch einen Schritt zügiger als sie es eh schon tat den Blick hatte sie starr gerade ausgerichtet und ignorierte ihn einfach.
„Nun bleib doch endlich einmal stehen ich will dich doch nur mal etwas fragen!“, rief die Stimme des Mannes hinter ihr.
Ihre Augen schnellten umher und suchten hilferingend nach einer vielleicht ja ihr bekannten Person. Doch nirgends hatte das Schicksal mit ihr Erbarmen und so war sie auf sich gestellt.
Sie lief und lief nahm den Mann nur noch im Unterbewusstsein wahr doch er war schneller durch sein Rad und holte sie wieder ein.
„Nun renn doch nicht so ich kenn doch deinen Vater.“, sagte er. Nur was wollte er von ihr viele Leute kannten ihre Eltern da sie beide im Handel arbeiteten.
Marta blieb stehen, um ihn nicht noch weiter mit zu lotsen so dass er dann wusste wo sie wirklich wohnte.
„Ich habe dich schon die ganzen Tage beobachtet wenn du nach Hause gegangen bist.“, sagte er.
Marta hielt ihren Kopf nach unten und schaute ihn nur sehr wenig an. In diesen Momenten prägte sie sich sein Gesicht ein, was er an hatte und das Fahrrad welches er hatte.
Ihr war gar nicht zum lachen zu mute am liebsten wäre sie davon gelaufen. Sie drehte sich immer wieder um nach allen Seiten doch keiner war in Sicht.
„Was schaust du denn so ängstig ich tu dir nichts. Hast du Lust mit zu mir zu kommen ich wohn nicht weit. Da hab ich auch was tolles für dich Süßigkeiten und eine Puppe die ich extra für dich gekauft habe.“
„Nein sagte Marta ich möchte jetzt nach Hause meine Oma wartet.“, sie war sich nicht sicher ob sie dies hätte sagen sollen. Aber was sollte ihr jetzt auch darauf einfallen. In den Ohren klang die Stimme ihrer Mutter die schon so oft zu ihr gesagt hatte, „Wenn dich ein Fremder anspricht dann geh nicht mit ihm mit egal was er dir verspricht.“
„Es dauert auch nicht lang.“, sagte er wieder. Er nahm eine Schachtel Zigaretten aus seiner Tasche und steckte sich eine an. Wieder schüttelte sie den Kopf, nestelte an ihrer Armbanduhr und versuchte immer einen Schritt weiter weg zu gehen um dann sich plötzlich umzudrehen und wegzurennen.
Aber er kam ihr hinterher, „Nun bleib doch hier.“, sagte wieder diese rauhe Stimme.
Aus Angst, dass er sie am Arm packen und mitziehen würde blieb sie wie angewurzelt stehen.
Und wieder lies sie die Augen mit suchenden Blicken umherschweifen, da endlich kam Anita aus der Klassenstufe über ihr und sah sie.
Marta ergriff Mut und winkte ihr zu das sie doch zu ihr kommen solle.
Anita begriff sofort was los war und ging zu Marta hinüber.
Der Alte fragte wer das ist, „Jemand aus der Schule wir machen zusammen Hausaufgaben.“.
Er merkte das es erlogen war blieb jedoch ruhig und steckte sich noch einen Glimmstengel an.
Marta schaute Anita an und sie wusste sofort was los war. „Komm ich bring dich nach Hause wir können dann auch gleich die Hausaufgaben zusammen machen.“, sagte Anita und packte Marta bei der Hand.
Daraufhin trat der Alte kräftig in die Pedale und war auf und davon.
Auf dem Weg nach Hause fragte Anita sie was passiert ist.
Marta erzählte es ihr auch sie war natürlich davor erschrocken. Als Marta jedoch in Sicherheit und zu Hause eingekehrt war ging auch sie nach Hause.
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Völlig aufgelöst stand das Mädchen in der Küche von ihrer Großmutter. Diese fragte sie was denn passiert war und Marta erzählte ihr alles.
Mit Entsetzen sah sie die Großmutter an und strich ihr sanft über das Haar. Lobte sie da sie nicht mitgegangen war und stellte ihr einen Teller mit Linsensuppe hin in dem Marta auch nur umherstocherte. Am Abend kam die Mutter von Schicht nach Hause. Als sie von der Geschichte hörte rief sie sofort bei der Polizei an, denn dies war ein Fall für eine Anzeige. Sie nahm Marta an der Hand und lief mit ihr noch an diesem Abend bei strömenden Regen aufs Polizeirevier wo sie den ganzen Vorgang nochmals schildern musste. Jedes Detail konnte sie wiedergeben und am Ende erhielt sie von dem Polizisten ein großes Lob da sie so tapfer war und alles noch einmal erzählt hat.
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Am nächsten Tag begleitete sie die Mutter in die Schule und erzählte der Lehrerin von dem Vorfall welches sie am Tag zu vor erlebt hatte.
Sie hatte somit ein besonderes Auge auf Marta und hielt sie auch dazu an ihr den Mann sofort zu zeigen wenn sie ihn sehen würde sobald sie mit der Klasse unterwegs waren. Das würde spätestens an dem Tag passieren an dem sie zum schwimmen gingen.
Marta hatte ihre Augen überall und nahm von dem Tag an immer Abstand zu älteren Männern. Sie hatte im allgemeinen ein anderes Bild von der Gesellschaft bekommen und achtete anders als manch anderer in ihrem Alter auf die einzelnen Personen die sie von nun an ansprachen. Marta war ein Stück reifer geworden durch den Vorfall aber auch ängstlicher.
So ging alles eine ganze Weile das sie von ihrer Mutter zur Schule gebracht wurde und ihr Vater sie wieder abholte. Der Mann der sie angesprochen hatte wurde jedoch niemals gefunden die Suche wurde daraufhin eingestellt.
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