Humor & Satire
Die Sommerfrische

Früher, als die Sommer länger

und die Stadt um vieles enger,

verbrachte man, das ist bekannt,

die Sommerszeit meist auf dem Land.

Man nahm Hausrat, Stühle,Tische

mit auf den Weg zur Sommerfrische,

und packte dazu aus gutem Grund,

noch das Töchterl und den Hund.

Wo die Schönen und die Reichen,

sich trafen nur mit ihresgleichen,

löste sich dann manch´ Problem,

ganz spielend leicht und angenehm.

"Marie, beeil dich liebes Kind,

schlüpf in dein neues Kleid geschwind,

soeben habe ich vernommen,

der Herr Graf ist angekommen.

Du weißt, es eilt, gar keine Frage,

du kennst doch die prekäre Lage,

in der zur Zeit wir uns befinden,

unsere Mittel täglich schwinden.

Such seine Nähe, unverdrossen

sei recht nett und aufgeschlossen,

so liebt es doch ein jeder Mann,

das Weitere ergibt sich dann."

"Der alte Graf und ich, oh nein,

das wird niemals Wahrheit sein,

ein Stotterer, hast du vergessen

wie er schlürfte stets beim Essen?"

"Er ist stattlich, reich an Jahren,

weltgewandt und sehr erfahren,

und das kleine Sprachproblem

ist doch wirkich nicht extrem.

Komm mein Kind, nur etwas Mut,

die Ländereien und das Gut,

wenn du erst einmal Gräfin bist,

ist doch belanglos, wie er isst."

"Mama, ihr müsst mir schon verzeihen,

gepfändet sind die Ländereien,

alles verkauft, sogar der Wald,

es bleibt der Graf, und der ist alt."

"Das Gut verkauft, ich bin entsetzt,

warum erfahre ich das erst jetzt,

bildet der Habenichts sich ein

er würde uns willkommen sein.

Ungepflegt und ohne Manieren,

ein junges Mädchen zu verführen,

dieser Tattergreis, impertinent

gut, dass man den Menschen kennt.

Du bleibst fürs Erste hier im Haus

und ruhst dich einmal richtig aus,

dem Grafen werd ich die Ehr erweisen

und ihm empfehlen, abzureisen."