Einleitung
Mark hat übernatürliche Kräfte wird er deswegen zum Helden? (Und bitte regt euch über die Gewaltszenen auf. Sex is ganz natürlich :-p )
1. Der Supermarkt
Das Supermarktradio spielte einen Song aus den 80zigern, irgendwas mit gebrochenen Flügeln. Mark stand neben dem Band, welches sich zur Kasse wälzte und auf dem nur ein Ü-Ei schaukelte. Das Mädchen an der Kasse lächelte ihn freundlich an, zeigte dabei weiße Zähne und er schien ihr zugefallen.
„99 Cent!“ Ihre Augen wollten ihn zu verschlingen.
„Ich habe leider nur einen 50ziger!“ Mark hielt ihr einen 5 Euroschein hin.
„Das macht gar nichts! Ich wechsle den.“ Sie nahm das grüne Stück
Papiergeld und ließ es kurz durch den Echheitsscanner gleiten, das Gerät machte keinen Mucks, schließlich war der 5er echt und die Kasse öffnete sich. „So, das sind dann 49,01 zurück.“
Wieder dieses Lächeln. Mark starrte ihr zwei Minuten in die schönen Augen und fragte: „Haben Sie hier eine Kundentoilette?“
„Leider nein, aber Sie können - Wenn Sie denn dringend müssen? - gerne unsere benutzen.“ Suchend schaute sie durch den Laden, es war 21:30 Uhr und bis auf eine alte Oma und einem älteren Herrn, der sich mit dem Sicherheitsmann unterhielt, war niemand im REWE. „Warten Sie, ich zeig sie
Ihnen.“ Dann an den Sicherheitsmann gewandt: „Frank? Ich lass den Herrn mal eben unsere Örtlichkeiten aufsuchen.“
Frank wollte etwas erwidern, doch Mark schaute ihm flehend in die Augen „Bitte?“
Der Mann in Schwarz nickte, dann führte er seine Unterhaltung mit dem Kunden fort. Mark und das Mädchen gingen zügig an der Bäckerei vorbei und hinter einer Säule befand sich die Türe zum Aufenthaltsraum des Personals.
„Ist ein blöder Job um diese Zeit, was?“ fragte Mark.
„Man macht sich nicht kaputt. Kann heute auch nicht jeder behaupten.“ Das
Mädchen öffnete die Türe und zeigte den Gang entlang. „Dahinten links, zweite Tür.“
Mark schlüpfte in den Flur, drehte sich hinter der Türe um, öffnete den Hosenstall und zeigte dem Mädchen seinen harten Pimmel. „Möchtest du nicht von meinem Himbeereis probieren?“
Das Mädchen zuckte mit den Schultern, dann ging es auf die Knie und begann Marks Schwanz zu lutschen. Als er abspritzte, leckte sie sich die Lippen, stand auf und meinte: „Das war lecker!“
Mark pfriemelte den Reißverschluss zu und streichelte ihr über die Wange, dann legte er ihr das Ü-Ei in die Hand und
sagte: „Für deine Unannehmlichkeiten!“
„Danke!“ Wieder dieses Lächeln, sie schien ihn zu wollen. „War denn alles zu Ihrer Zufriedenheit?“
„Du warst sehr freundlich!“
„Es wird da nicht immer geputzt!“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Nee, alles super! Danke!“
Das Mädchen rappelte mit dem Ei und ging wieder zu ihrer Kasse. Heute beim Abschluss würden ihr knapp 50 Euro fehlen und ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, fragte sie sich warum sie den Geschmack von Sperma auf der Zunge hatte.
Mark stand vor dem Supermarkt, blieb wie immer einen Augenblick stehen und kramte nach seinen Lucky Strikes. Er fischte ein Stäbchen aus der Schachtel und zündete es an, langsam inhalierte er den Rauch. Ein neuer Laden und ein neues Opfer. Er würde noch ein gutes Dutzend Mal wieder kommen, bis sie anfangen würden Misstrauisch zu werden und alles beobachteten. Zum Glück gab es nicht viele Scanner wie ihn, wie Mark sich nach dem Kultthriller von Cronenberg selbst nannte, aber auch Mark wusste, dass er nicht einzigartig war. Bestimmt würde eine Geheimorganisation wie in diesem Film Jumper schon nach Leuten wie ihm
suchen. Vielleicht arbeiteten sie auch für Supermärkte? Wer weiß, er würde jedenfalls nicht fragen wie viele …
„Netter Verdienst!“
„Was?“ Mark fuhr herum, dachte schon der Wachmann stünde hinter ihm, dann war es aber nur der andere Kunde der ihn angrinste.
„Sie sollten gehen!“
„Das klappt nicht bei mir!“ Der Ältere lachte. „Ich bin auch ein X-Men!“
Mark musste sofort an Magneto denken und wich einen Meter von dem grauhaarigem Mann weg. „Was wollen Sie von mir?“
„Mit dir reden. Du bist Telepath, nicht war?“
Mark starrte ihn verärgert an.
„Ich sagte schon, das klappt nicht bei mir. Ich kann aber auch nichts empfangen, ich selbst bin kein Telepath. Ich habe eine andere Fähigkeit, daher weiß ich von dir. Wenn ich Leute berühre, kann ich manchmal ihre Zukunft sehen. Und in ihrer Zukunft sah ich dich.“
„Das glaub ich nicht!“
„Nein? Aber du weiß auch, dass du nicht Suggestion mit arbeitest! Es scheint dir dabei zu helfen, aber du dringst in ihre Kopfe ein, du vergewaltigst sie! Also, warum kannst du nicht glauben, dass ich in die Zukunft sehen kann?“
„Davon hätte ich gehört!“
„Hast du. Wahrsager! Ich verdiene mein Geld mit einer Telefonhotline und manchmal treffe ich ins Schwarze!“ Er grinste wieder. „Sie wird ihren Job verlieren. Deinetwegen! Und sie wird zum Arbeitsamt gehen, erst einmal keinen neuen bekommen, dann wird sie trinken und sich von einem Penner ficken lassen. Am Ende des Jahres liegt sie tot im Rhein ...“
„Wollen Sie mir ein schlechtes Gewissen machen?“ Mark schaute zurück zu dem Laden.
„Nein. Ihr Weg ist gesteckt, seit du in ihr Leben getreten bist. Das Einzige, was du tun könntest, um es aufzuhalten,
wäre, wieder reinzugehen, sie um ihre Hand anhalten und mit ihr glücklich zu werden bis an das Ende deines Lebens. Aber he! Die Nummer mit dem Himbeereis zeigt uns doch, dass du kein Jesus von Nazareth bist!“ Grinsen.
„Was wollen Sie?“ Mark schaute dieses Mal nur fragend.
„Hast du schon mal jemanden dazu gebracht sich umzubringen?“
„Nein, Gott behüte! Ich bin doch kein Mörder!“
„Hab ich auch nicht gesagt. Du bist jemand, der durch sein Talent hier und da einen schnellen Euro macht, vielleicht mal einen geblasen kriegt, aber eigentlich bist du kein schlechter
Kerl. Die Welt ist schlecht und du kannst sie etwas besser machen, für dich. Aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dein Talent für etwas Nützliches einzusetzen?“
„Wie meinen Sie das? So' ne Superheldenscheiße?“
„Ja warum nicht?“
„Sie spinnen doch!“
„Ach komm schon! Du hast noch nie mit dem Gedanken gespielt durch deine Fähigkeit ein Held zu werden? Oder Gerechtigkeit widerfahren zulassen? Komm schon, wir alle sind doch so! Weißt du, vor einigen Jahren habe ich erlebt, wie ich dank meines Talents eine Frau gerettet habe. Sie wollte sich aus
Liebeskummer umbringen, ich habe gesehen, wie sie es tat. Sie hat sich vor einen Zug geworfen. Dann habe ich sie einfach zum Essen eingeladen, wir verliebten uns, waren einige Zeit zusammen und sie verließ mich. Brachte sich nicht um, sie lebt heute noch drüben in Vorst ...“
„Vielleicht wollte sie sich nie umbringen!“
„Nein, ich kann es sehen, so wie du dieses Mädchen manipuliert hast, so habe ich ihr Schicksal manipuliert, das war sehr befriedigend. Völlig unspektakulär, aber ich habe ein Menschenleben gerettet.“
Mark warf seine Kippe weg. Machte
einen Schritt zu dem Parkplatz und der Ältere folgte ihm.
„Ich weiß immer noch nicht, was Sie von mir wollen?“
„Du sollst mir helfen, ein Menschenleben zu retten. Ich habe einen Mann angefasst, einen wirklich schlechten Mann. Er wird ein Kind umbringen, ein kleines, blondes Mädchen. Ich weiß nicht, ob er es schön öfter getan hat, aber ich weiß, dass er es tun wird!“ Er blickte auf seine Uhr. „Er hat sie schon geschnappt, dass können wir nicht mehr verhindern, aber wir können ihren Tod noch verhindern …“
„Warum gehen Sie nicht damit zu den
Bullen?“
„Glaubst du, die glauben einem Wahrsager der eine Hotline betreibt? Du sollst den Typ ja nicht unbedingt töten, kampfunfähig würde da schon reichen. Die Idee ist auch noch nicht ausgereift, aber sie kam mir als ich die Kleine da drin angefasst habe und dich sah. Ist vielleicht schwerer als aus einem Pimmel ein Eis zumachen, aber …“
„Na schön! Wissen Sie denn wo er wohnt?“
„Klar! Alles hier drin!“ Er tippte sich an die Stirn. „Mein Batmobil steht auch direkt ums Eck.“
Jetzt grinste Mark.
2. Mörderhaus
Fred, so hieß Marks neuer Freund, Partner, stellte den BMW Roadster vor dem alleinstehenden Haus ab. Der schwarze Flitzer hatte wirklich etwas von einem Batmobil und Mark überlegte, ob er es mal bei einer BMW-Niederlassung probieren sollte, vielleicht sprang da sogar ein Sondermodell heraus?
Die beiden Männer stiegen aus, Mark sondierte die Gegend, ein großes Fenster war beleuchtet und ein kleines im Keller. Fred zeigte auf das Kellerfenster. Da hat er sie, schienen
seine Augen zusagen. Mark nickte.
„Mach dir eine Zigarette an.“
„Dann sieht er uns!“
„Nein, er ist im Keller, der achtet nicht auf uns, aber seine Frau!“
„Seine Frau? Der Scheißtyp hat eine Frau? Warum hast du das nicht schon vorher gesagt?“
„War mir nicht wichtig. Sie steckt mit ihm unter einer Decke, hilft ihm? Ich hatte nur ein sehr schwaches Bild. Ich weiß noch nicht so recht … Zünd dir jetzt deine Kippe an. Wir fragen sie nach dem … Weg? So brauchen wir die Türe nicht knacken.“
„Schöne Superhelden, wie Gangster! Hier fass' mich mal an!“ Mark hielt ihm
den Arm hin.
„Warum?“ Fred schaute verstört.
„Weil ich wissen will, ob ich den Scheiß überlebe!“
„Das kann ich nicht. So wie du mich nicht hypnotisieren kannst, kann ich nicht in deine Zukunft blicken.“
„Schöne Pandora!“ Mark lachte bitter, dann zündete er sich wieder eine Lucky an.
„Aber im Gegensatz zu ihr, kann ich die Zukunft verändern. Mindestens die von dem Mädchen.“
Mark schwieg. Gemeinsam gingen sie auf die Türe zu. Fred klopfte sachte, von drinnen grunzte eine Frauenstimme: „Was wünschen Sie?“
„Hallo?“ rief Fred. „Ich und mein Freund haben uns verfahren, könnten Sie uns vielleicht sagen, wie wir zurück zur Stadt kommen?“
Mark starrte Fred fragend an, das war sein ganzer Plan?
Die Frau öffnete die Türe einen Spalt, eine eiserne Kette versperrte ihnen den Weg. Ihr Gesicht war blass, aufgedunsen und ihre Augen verfielen schon in Panik, so als wäre sie erwischt worden. „Was wollen Sie?“
„Wir haben keine Zeit!“ grunzte Fred.
Mark war alles sofort klar, er zog ihre Aufmerksamkeit auf sich und sagte: „Mach einfach die Tür auf!“
Die Fette schloss die Tür, rüttelte an der
Kette, dann öffnete sie und ließ die beiden Männer ein. Mark starrte sie an und brummte: „Geh schlafen!“
Die Frau drehte sich um, ging ins Wohnzimmer und legte sich auf ihre Couch, sofort verfiel sie in ein tiefes Schnarchen. Fred und Mark liefen sofort zur Kellertreppe, die von Schimmel bedeckt und nur von einer nackten Glühlampe erleuchtet war, der Keller roch nach Tod. Tief unten vernahmen sie ein Dschiijjj!. Fred führte Mark zu einer dicken Türe, er öffnete sie und den beiden stockte der Atem. Ein bulliger, kahler Riese, gekleidet in einen Gummianzug und einer Gärtnerschürze, stand vor einem Stuhl
auf dem ein junges Mädchen zappelte. In seiner rechten Hand hielt dieses Monster eine Bohrmaschine und ihr Bohrhammer fraß sich in das linke Auge des Kindes. Blut spritzte ihn nass und die toten Beine sprangen hin und her. Mark drehte sich der Magen um. Sie waren zu spät!
In den Comics kamen die Helden nie zu spät. Sie waren immer pünktlich, pünktlich um das Opfer zu befreien. Hier lief dem Opfer Hirn- und Blutsoße aus dem zerschundenen Auge. Mark war fasziniert und angeekelt zugleich. Das tote Mädchen zappelte auf dem blutigen Stuhl und dieser Mörder hatte sie immer noch nicht bemerkt.
„Fuck!“ Fred stand der Mund offen.
Der Riese drehte sich um, dabei zerriss das Augenlid des Kindes und ein Schwall Blut ergoss sich auf dem schmutzigen Kellerboden. Mark spuckte aus, Fred erbrach sich auf seine Schuhe. Tolle Superhelden. Batman würde sich wohl nie in seinen Anzug scheißen. Er würde aber auch nie Catwoman dazu zwingen ihm einen zu blasen! Mark taumelte davon, der Riese hielt immer noch die blutende und kreischende Bohrmaschine in Händen und rief: „Was wollen Sie hier? Wer hat Sie reingelassen? Das hier ist Privatbesitz!“
Mark sah das tote Mädchen in ihrem Blut
und ihrer Scheiße sitzen. Wut stieg in ihm auf und er blickte den Mann böse an. „Stirb! Friss deinen eigenen Dreck!“
Der Riese zuckte kurz mit den Schultern, dann steckte er sich den Bohrhammer in den Mund und das gewundene Metall bohrte sich blitzschnell in sein Hirn. Blut und Gelee spuckte der Mörder aus, dann brach er auf den Knien zusammen und legte sich tot vor dem Stuhl des Mädchens.
„Was für eine Schweinerei!“ Wieder kotzte Fred auf den Boden.
Mark tat es ihm nach, nach dem sein Magen nicht mehr zuckte, quiekte er: „Zu spät! Gott verdammt wir sind zu spät!“
Fred nickte. „Wir sollten die Bullen rufen, dann können sie diese fette Fotze verhaften und wir könnten Helden sein …“
„Schöne Helden!“ Mark drehte sich um. Er fühlte sich eher wie ein Loser, der es nicht geschafft hatte pünktlich zu einem Date zukommen. Nur war sein Date abgeschlachtet worden. Sie waren so knapp dran gewesen, dem Mädchen das Leben zu retten, nun war ihr Plan – Ein schöner Plan! - fehl geschlagen
Sie krochen die Treppe wieder empor, wie zwei geschundene Hunde, die sich nicht trauten ihrem Herrn vor die Augen zu treten. Fred lief ins Wohnzimmer zu der schlafenden Vettel und griff nach
dem Telefon, als Mark die Luft in dem Haus schnuppernd einsog. Dann roch Fred es auch und der graumelierte Mann verzog angewidert sein Gesicht. Es roch nach altem, süßem Keks! Mark verschwand wieder auf dem Flur und ging dem Geruch nach, bis er in einer großen Küche stand. Auf dem Herd kochte blutiges Fleisch in alten Töpfen, Mark glaubte einen Fuß zu erkennen, aber da war auf jedem Fall eine Kinderhand. Sie lag abgeschlagen auf einem Holzbrett, so eins, was er selbst besaß um Zwiebeln zu hacken und überall Blut und es roch nach süßem Keks, alt und süß. Die Fleischaxt lag neben dem Händchen mit den
eingerissenen Fingernägeln, so als wäre sie nach langer Arbeit müde umgekippt.
„Fred!“ rief er.
„Ich seh es!“ Fred stand in der Türe.
Aus dem Wohnzimmer drang plötzlich die Stimme der fetten Frau. „Hans! Hans es sind Fremde da!“
Mark drehte wie ein Derwisch durch die Küche, wusste nicht mehr wo unten, geschweige denn oben war und krachte gegen den großen Kühlschrank. Die Türe öffnete sich mit einem Quietschen und gab den Blick auf sechs Kinderköpfe frei. Zwei Knaben und vier Mädchen, vielleicht gerade mal sechs bis acht Jahre alt. Der junge Mann schrie vor Wut wie ein Löwe.
„Komm her du Schlampe!“ grölte er nach einer Weile.
Die dicke Frau kam gewatschelt wie ein treuer Dackel und schaute Mark interessiert an.
„In den Kopf!“ flüsterte Mark.
Die Fette ging an Mark vorbei, schnappte sich die Fleischaxt und schlug sie sich mit einen Ruck in die Stirn. Kein Schrei entrann ihrer Kehle. Blutend fiel sie zu Boden und starb.
Fred schaute ihn vorsichtig an. „Ich glaube die Bullen rufen wir besser mal nicht an.“
Mark nickte. Wenn noch irgendwas in seinem Magen gewesen wäre, dann hätte er wieder gespuckt, so würgte er nur
einmal kurz. Zerschlagen verließen sie das Haus. Fred fuhr ihn zurück zum Supermarkt, er wollte nicht einmal wissen wo Mark wohnte, so deprimiert war er. Mark stieg aus und schaute auf die Uhr vor dem Einkaufszentrum. 22:30 Uhr. Gerade einmal eine Stunde war vergangen. Eine Stunde voller Blut und Horror. Fred fuhr davon und ließ Superboy zurück, sie würden sich wohl nicht mehr wieder sehen. Das war Mark nur recht.
Er grub in seiner Jeans nach seinen Luckys und rauchte nach einiger Zeit. Weit entfernt glaubte er Freds Rücklichter zusehen.
Schlimm! Es war das Schlimmste, was
er jemals getan hatte. Er hatte mit seinem Talent zwei Menschen gemordet. Gut, zwei verrückte Kannibalen, aber das machte es in seinen Augen nicht besser. Er dachte das verschrobene in seiner Laufbahn sei die Sache mit der Nonnenschule gewesen, dass hier war um Längen abgedrehter. Und hatte bei Leibe nicht soviel Spaß gemacht.
Hinter ihm weinte jemand. Er drehte sich um und erblickte das Mädchen von der Kasse.
„Nabend, erinnerst du dich noch an mich? Ich war vorhin hier, hab ein Ü- Ei gekauft. Du hast mir zu viel Geld wieder gegeben. Das wollte ich dir bringen.!“
Das Mädchen strahlte ihn an. Sie würde er heute Abend retten.
3. Ein teuflischer Plan
Einige Jahre später.
Mark saß auf dem großen Sofa in seinem Haus. Das Haus das ihm gehörte, ihm seiner Frau und seinem Sohn, Timmy. Karin, die er damals an der Kassen kennengelernt hatte, stellte ihm gerade eine Flasche Budweiser auf den Tisch, ein Einzelstück. Der Tisch, nicht das Bier. Nach einem ereignisreichen Tag im Büro trank er immer wieder gerne ein Bier, das ließ die Synapsen entspannen. Mark war
Computerentwickler, obwohl er überhaupt keine Ahnung von Computern
hatte, aber er hatte Ahnung von dem Computer im Kopf des Homosapien. Er manipulierte seine Kollegen so, dass sie ihre Ideen für seine hielten und so machte Mark ein kleines Vermögen.
Seine Mitarbeiter wunderten sich zwar manchmal, das ein so toller Tüftler absolut nie über Technik sprach, aber meistens ließ er sie die Vorfälle vergessen. Mark war halt Mark. Er dachte auch nur hin und wieder an den Zeitungsartikel von damals, den er unter seinem Bett in einer kleinen Box verwahrte. Der, der über die beiden Kannibalen berichtete, die Kinder fraßen und sich dann aus eigenem Wahnsinn heraus umbrachten. Nach all den Jahren
war er immer noch nicht stolz auf sich, auch wenn er vielleicht anderen Kindern ein solches Schicksal erspart hatte.
Er saß also da, trank sein Bier und hielt seine Frau in den Armen, schaute fern und war vielleicht für einen Augenblick richtig glücklich. Er war kein Genie, aber er hatte ein besonders Talent . Eine Fähigkeit, die sein Leben vereinfachte, er konnte sich wirklich nehmen was er wollte.
Karin knabberte an seinem Ohrläppchen. „Hast du Lust?“ flüsterte sie.
„Der Junge schläft, warum nicht?“ Mark spielte sanft mit ihrer rechten Brust.
Sie küsste ihn zärtlich, aber feucht auf
den Hals, dann fragte sie: „Hab ich dir eigentlich schon mal was echt verrücktes von mir erzählt?“
„Vieles!“ Er lachte.
„Ich glaube, das noch nicht! Immer wenn ich scharf auf dich bin, denke ich an Himbeereis.“ Sie lächelte verlegen.
Mark grinste. „Nun, ich habe gerade einen verdammt harten Stiel in der Hose!“
„Du Scheusal!“
Er beugte sich zu ihr rüber und wollte sie unter sich begraben, als die Türglocke läutete.
„Verdammt! Wer kann das sein!“ Karin blickte ihn fragend an.
„Wir machen nicht auf, dann gehen sie
wieder.“
Wieder ein Klingeln.
„Timmy wird noch wach!“ meinte die Frau.
Mark nickte. „Geh du, ich muss mir erst noch Eis auf meinen Stiel legen, sonst ersteche ich noch jemanden.“
Mit errötetem Gesicht ging Karin zur Haustüre, nach einer Weile kam sie mit einem Mann wieder in den Wohnraum, den Mark sofort erkannte. Fred!
„Guten Abend!“ sagte der grauhaarige Mann, der sich in den letzten Jahren kein bisschen verändert hatte. So wie er Mark auf dem Parkplatz zurück gelassen hatte, so stand er jetzt wieder vor ihm, Mark könnte schwören, sogar in den
selben Klamotten.
„Wie kommst du hier her?“
„Mit dem Batmobil!“ Frad lachte nervös.
„Nein, ich meine wie hast du mich gefunden?“ fragte Mark nach.
Fred blickte allwissend zu Karin herüber. Mark sah ihr kurz in die Augen und schnaubte: „Schlaf jetzt!“
Karin krachte zu Boden und blieb in der Embryonalhaltung zwischen Tisch und Flachbildschirm liegen.
„Also wie hast du mich gefunden?“
„Durch den Typ, den ich angefasst habe. Den Kerl, den du heute umbringen wirst. Irgendwie hatte ich ein sehr starkes Bild vor Augen, selbst wo ich dich abholen werde, wusste ich.“ Fred
schaute ihn nervös an.
„Das mach ich nicht mehr!“ meinte Mark kurz.
„Seh ich!“ Fred machte eine Kreisbewegung mit den Armen. „Hör zu! Wir werden alle sterben! Der ganze scheiß Planet, wenn wir ihn nicht aufhalten!“
„Wovon redest du?“
„Von dem Kerl, den ich heute angefasst habe. Er wird die Welt zerstören. Mit irgendeiner Waffe, das konnte ich nicht sehen. Ich konnte nur die Milliarden toter Menschenleben sehen!“
„Red' keinen Scheiß! Willst du mir sagen du warst dieses Mal in der Deadzone ?“ Mark lachte zynisch.
„Mark, das ist kein Witz. Dieser Kerl wird alles Leben hier vernichten. Ich weiß es!“
„Wieso soll ich dir glauben?“ Mark verschränkte die Arme vor der Brust, dann stand er von dem Sofa auf und wollte Fred zur Tür geleiten.
Fred zeigte auf Karin. „Weil sie noch lebt!“
Mark blieb stehen. „Hm?“
„Sie lebt. Sie liegt nicht im Rhein! Du hast ihr Leben verändert, als du ihr das Geld wieder gegeben hast. Du hast dein Leben verändert, weil ich es verändert habe, als ich dir die Alternative zeigte.“
„Und jetzt? Glaubst du ich mach den Scheiß noch einmal mit? Komme zu spät.
Manche Sachen kann man nicht verhindern.“
„Er wird es erst in ein paar Jahren tun. Das sah ich beim ersten Bild. Doch du bringst ihn heute um, das war das zweite Bild. Ich weiß ein Paradoxon, aber anders kann ich das nicht erklären. Im Gegensatz zu dir agiere ich nicht. Ich reagiere.“
„Ich weiß nicht?“ Mark war unentschlossen.
„Willst du sterben? Soll sie sterben? Dein Sohn? Wir werden alle sterben!“
Mark schaute auf Karin nieder, dachte an Timmy und ging mit Fred in den Flur. Dort schlüpfte er in seine Sneaker und sagte: „Na dann komm Scoby Doo,
wir haben etwas zu tun!“
Sie fuhren in die noblere Ecke der Stadt und parkten vor einem Backsteingebäude vor dem ein großer gusseiserner Zaun stand. An dem Zaun befand sich ein großes, hoch poliertes Schild. Krüger und Schlosser stand darauf, sonst nichts. Keine Berufsbezeichnung, gar nichts. Das Tor stand auf und die beiden Männer schlüpften hindurch und gelangten im Schatten der Dämmerung vor die Eingangstüre des zweistöckigen Gebäudes. Sie war verschlossen.
„Und jetzt? Suchen wir den Weg hinaus aufs Land?“
Fred schüttelte den Kopf. „Ich habe
einen Dietrich!“
Nach kurzer Zeit klickte das Schloss und sie betraten das Haus. Eine Mischung aus Desinfektionsmitteln und anderen Chemikalien schwoll ihnen entgegen. Mark erinnerten sie an ein Krankenhaus. Der nackte Flur führte sie zu einer weißen Treppe. Fred stieg sie behände hinauf, Mark folgte ihm, aus irgendeinem Zimmer erklang leise Musik. Irgendwas von Mendelssohn, vermutete Mark. Fred schlich zu dem Zimmer hin und blieb horchend vor der Türe stehen. Dann öffnete er diese mit einem Schwung.
Hinter der Türe befand sich eine Art Labor. Reagenzgläser, Flaschen mit
Tinkturen, Messgeräte und Computer standen auf Werkbänken, Tischen und Regalen. Dazwischen lief ein ergrauter, schlaksiger Mann, mit einer typischen Verrückte – Professor – Frisur herum und ordnete Daten.
„Er wird uns alle töten!“ beschwörte Fred.
„Manfred?“ Der Mann in dem Kittel schaute die Eindringlinge erschrocken an.
„Jetzt Mark! Jetzt!“ Fred kreischte fast.
„Auge!“ flüsterte Mark und der Mann mit der seltsamen Frisur griff sich eine Glaspipette, eine lange, dünne, und stieß sie sich in das rechte Auge, bis ihre Spitze das Hirn dahinter traf. Wie ein
nasser Sack stürzte der erstaunte Wissenschaftler tot gegen einen Tisch und riss eine Versuchsanleitung mit sich in die Tiefe, blieb in Scherben, Blut und Tinkturen liegen.
Fred grinste fast. „Das hast du gut gemacht.“
Mark übergab sich. „Ich will nur weg.“
Er hatte die Welt vor einem verrückten Professor gerettet, aber wie bei den Kannibalen kam er sich nicht gut dabei vor. Hier ging es ihm sogar noch dreckiger. Vielleicht wusste dieser alte Furz gar nicht, dass er die Welt vernichten würde? Mark drehte sich um und verließ das Labor. Plötzlich stand Fred hinter ihm und stach ihm mit einem
Messer in den Rücken. Mark sackte auf die Knie, fiel auf den Rücken und er blieb erschrocken liegen. Was war passiert? Blut floss ihm von den Lippen. Fred hatte seine Lunge erwischt, die Atmung fiel ihm schwer.
„Warum?“ röchelte Mark.
„Weil es wie Selbstmord aussehen musste. Nur du konntest das. Nur du! Als ich deine kleine Schwanzlutscherin anfasste, da wusste ich, du warst der Typ den ich brauchte. Jemand mit deinem Talent! Jemand der gierig war, jemand der sich die Welt nahm und von Heldentum träumte. Jemand, der ein Unglück verhindern wollte. Darum ließ ich das kleine Mädchen sterben. Du
musstest mir vertrauen!“
Mark schaute dem graumeliertem Mann in die bösen Augen. Der griff Mark bei den Beinen und zog ihn hinter sich den Flur entlang. Dabei lachte er. „Peter war der Einzige, der mich aufhalten konnte. Er kannte meine Forschungen …“
Fred öffnete eine weitere Türe, die eines Badezimmers. Er hievte Mark in die Höhe. Der junge Mann war schlaff, wie eine Marionette bei der man die Fäden gezogen hatte, dann ließ er ihn in die Wanne voll Säure gleiten und schaute zu, wie es zu blubbern begann und sich die Tinkturen in der Wanne rot färbten, Knochen oben schwammen und von der breiigen Substanz aufgefressen
wurden. Mark existierte nicht mehr.
Doktor Manfred Krüger war eine Laune der Natur, genau wie dieser junge Mann. Doch im Gegensatz zu ihm, sah er sich nie als Superheld. Er wusste, dass er ein Superschurke war. Grinsend ging er zu seinem toten Kollegen zurück, stieg über ihn weg und öffnete den Kühlschrank. Er nahm das Reagenz an sich und hob den Stopfen auf. Das Virus würde zwei Jahre brauchen bis auch der letzte Mensch gestorben war, aber er hatte genug Zeit. Jetzt gab es niemanden mehr, der ihn aufhalten konnte.