Journalismus & Glosse
Der letzte Vorhang

0
"Der letzte Vorhang"
Veröffentlicht am 11. September 2011, 8 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
http://www.mystorys.de
Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Beschreibung

Einige wenig zusammenhängende Gedankengänge zu aktuellen Entwicklungen und zum 11. September

Der letzte Vorhang

In den vergangenen Tagen beschlich mich ein selten ungutes Gefühl, dass die Welt einmal mehr am Rande des Abgrunds steht. Und dieses Gefühl ist kein gutes Gefühl. Seit dem 11. September des Jahres 2001 hat sich diese Welt verändert und ihre Kräfteverhältnisse zweifelsfrei verschoben. So sehr man es auch leugnen mag, doch an manchen Tagen scheint es, als seien dies die Vorboten einer erneuten Auseinandersetzung. Eine Auseinandersetzung, die vor rund sechzig Jahren niemand wieder erleben wollte. Doch schaut man auf die Fakten, so lässt es sich nicht bestreiten, dass die Lage überaus sensibel ist und sich dramatisch zuspitzt.

 

Es wäre vermessen, den Beginn allen Unheils in den amerikanisch-international geführten Aktionen in Afghanistan zu suchen. Es ist schlicht falsch und nicht zutreffend, da die Gesamtzusammenhänge weitaus komplexer sind, als es die gemeine Berichterstattung Glauben machen möchte. Würde man diesen Sachverhalt exakter darstellen, so würde man die Ursachen zwangsläufig einige Jahrzehnte früher suchen und darüber hinaus eine Vielzahl internationaler Entwicklungen dabei berücksichtigen müssen. Doch trotz all dieser Kenntnis greift der so genannte Anti-Amerikanismus erschreckend um sich, der stellvertretend für die gesamte westliche Hemisphäre steht.

 

Zu dieser Gemengelage kommt hinzu, dass die europäische Staatengemeinschaft außenpolitisch am Beginn der Bedeutungslosigkeit steht. Europa ist aktuell darauf fokussiert, die Finanz- und Schuldenkrise zu meistern, ohne dabei einen großen europäischen Scherbenhaufen zu riskieren. Die Rezessionsangst geht um und droht dabei, die Staatengemeinschaft in ein tiefes Loch zu befördern, dessen Folgen nicht absehbar sind. Denkbar sind dabei die reinsten Horrorszenarien, begonnen bei Ausschluss einiger Eurostaaten aus der gemeinsamen Währung bis hin zum Zerfall der Europäischen Union – verursacht durch eine politische und wirtschaftliche Krise, die Raum für radikale Kräfte schafft. Kaum Handlungsspielraum also für Außenbeauftragte Catherin Ashton ein starkes Europa zu vertreten, das entscheidenden Einfluss auf die Entwicklungen in der Welt nehmen könnte.

 

Vor diesem Hintergrund entwickelt sich die Lage rund um den Arabischen Frühling zunehmend besorgniserregend und es scheinen einmal mehr die falschen Personen am falschen Ort zur falschen Zeit die Fäden in den Händen zu halten. Kurzum: der Nahe Osten gleicht einem Pulverfass, das explodieren wird, sollte nicht Besonnenheit walten. Doch die Zeichen stehen nicht gut für besagte Besonnenheit. Die Beziehungen zwischen Ägypten und Israel, die vor kurzem noch ein Stabilitätsfaktor der Region waren, eskalieren zunehmend. Es scheint wieder die Zeit gekommen zu sein, in der stille und verantwortungsvolle Diplomatie einfältigem Machtanspruch weichen muss. Ähnlich verhält sich die Situation um die Beziehungen zur Türkei. Ministerpräsident Tayyip Erdogan, der seine Chance nutzen will, den türkischen Einfluss in der Region zu stärken zielt darauf, die eigenen Interessen im aktuellen Machtvakuum neu zu positionieren – koste es, was es wolle. Dem gegenüber steht eine unnachgiebige israelische Interessenvertretung, deren außenpolitische Beziehungen mit Nachbarstaaten eher unterkühlt sind. Damit nicht genug, denn die Entwicklungen in Staaten wie Libyen, Syrien, Afghanistan, Pakistan sind heute kaum abzusehen. Bemerkenswert wird diese Entwicklung vor dem Hintergrund der Vereinten Nationen, da sich das Kräfteverhältnis zugunsten Chinas verschieben könnte. Eine tendenziell große Unbekannte.

 

Heute, am Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September, erinnern wir an einen sehr dunklen Tag in der Geschichte, an dem unschuldige Menschen ihr Leben ließen und die Welt in ein tiefes Trauma stürzte. Was bleibt ist die Sehnsucht nach umsichtigen und weisen Akteuren, die maßvoll wirken und diese Erde vor dem globalen Exodus bewahren.

 

Mögen die Opfer in Frieden ruhen und auf ewig ein Mahnmal für diese Sehnsucht und für Freiheit und Verständigung sein.

 

PAX

 

 

 

 

2011©MIK

 

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_59081-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_59081-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_503530.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_503531.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_503532.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_503533.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_503534.png
0

Hörbuch

Über den Autor

MikDenter

Leser-Statistik
35

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Carina Der letzte Vorhang - Hay,
wiedereinmal Brilliant geschrieben! Ja der 11. Sept war wirklich ein schreckliches ereignis an dem man noch Jahre später gänsehaut bekommt. Was den nahen osten angeht, seit vielen Jahren verfolge ich die Nachrichten aber erlich gesagt ich versteh überhaupt nicht warum es dort keinen Frieden gibt, ein ewig schwelender Brennpunkt der tag täglich durch die Medien geht. Ich bin mir sicher das viele Menschen einfach ignoriren was dort los ist. Es ist schlicht zu kompliziert. Aber ich hoffe auch das es schlaue, sensibele Menschen gibt die dieses Pulverfass im griff haben.
Gruß Carina
Vor langer Zeit - Antworten
MikDenter Re: -
Zitat: (Original von cbvisions am 12.09.2011 - 11:16 Uhr) Gut Zusammengefaßt.

GLG Chris


Danke danke. :-) Da freu ich mich doch, wenn's gefällt.

Viele Grüße Micha
Vor langer Zeit - Antworten
MikDenter Re: Und mögen ... -
Zitat: (Original von Gunda am 12.09.2011 - 08:14 Uhr) ... die ersehnten weisen Akteure bereits unter uns sein ...
Ich glaube, die meisten Menschen sind froh, dass sie NICHT einen solchen Durchblick haben wie du beispielsweise, denn dann müssten sie etwas TUN ... Ich maße mir nicht an, all deinen Gedankengängen folgen zu können, Micha, dafür fehlt mir schlicht das Hintergrundwissen, aber ich kann mich noch gut erinnern, dass ich 2001 dachte: Irgendwann sind 10 Jahre vergangen, dann wird man sich mit Schrecken an diesen Tag erinnern - aber alles wird wieder gut sein. Welch naive Hoffnung ...

Lieben Gruß
Gunda


Hello Gunda,
ooohja, das hoffe ich auch, dass die Akteure hoffentlich bereits unter uns weilen, denn das macht mir gerade doch alles Sorgen. Gut, die Welt wird nicht interessieren, ob ich mir Sorgen mache, aber man kann's ja mal versuchen. ;-))
Als ich gestern die Bilder seit langem mal wieder sah, bekam ich gleich wieder dieses mulmige Gefühl, dass verdammt viele Leute verdammt viel falsch gemacht haben. Das ist nicht nur erschreckend, sondern vor allem stellt man seine eigene Ohnmacht fest - im Kleinen wie im Großen. Aber im grunde ist das Beste daran, dass die naive Vorstellung vermutlich das Sinnvollste ist, das man tun kann. Lassen wir uns überraschen, wie es sich entwickeln wird.

Seltsam.. eigentlich neige ich gar nicht zu Pessimismus.. :-D

Liebe Grüße, Micha
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Und mögen ... - ... die ersehnten weisen Akteure bereits unter uns sein ...
Ich glaube, die meisten Menschen sind froh, dass sie NICHT einen solchen Durchblick haben wie du beispielsweise, denn dann müssten sie etwas TUN ... Ich maße mir nicht an, all deinen Gedankengängen folgen zu können, Micha, dafür fehlt mir schlicht das Hintergrundwissen, aber ich kann mich noch gut erinnern, dass ich 2001 dachte: Irgendwann sind 10 Jahre vergangen, dann wird man sich mit Schrecken an diesen Tag erinnern - aber alles wird wieder gut sein. Welch naive Hoffnung ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
5
0
Senden

59081
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung