Kinderbücher
Jules großes Abenteuer

Jules großes Abenteuer

Mathe ist blöd! Das 1x1 bleibt einfach nicht im Kopf hängen. „Kein Wunder“, denkt sich Jule, „der Kopf hat ja auch viel zu viele Löcher. Kaum ist etwas drin, fließt es nach allen Seiten wieder heraus“.  Darum versuchte Jule folgenden Trick: sie presste die Lippen ganz fest aufeinander, steckte den Mittel- und Ringfinger der linken Hand  in ihre Nasenlöcher und den Zeigefinger ihrer rechten Hand ins linke Ohr. Die anderen Kinder fingen an zu lachen, denn das sah wirklich komisch aus. Da sie keine Luft mehr bekam, lief ihr Kopf rot an, wie eine Tomate. Plötzlich musste sie ganz laut nach Luft schnappen. Da wurde Jule von der Lehrerin ermahnt, „Jule pass auf und mach keine Faxen! Sonst lernst du nie etwas!“ „Ach, Mathe ist nichts für kleine Kinder“, seufzte Jule und war betrübt. Ganz schwindelig war ihr schon, von den vielen Zahlen, die um sie herum sausten. Sie schaute aus dem Fenster und dachte, „Jetzt woanders sein, dass wäre schön. An einem Ort wo man nicht still sitzen und lernen muss“. Aus ihrem Heft riss sie ein Blatt Papier, faltete daraus ein kleines Schiffchen und stach in See. 

Die Wellen tobten, die Möwen kreischten, doch mutig stand Jule am Steuer. Das Schiff war vollgeladen mit gelben Zitronen. Sie waren der Proviant. Zitronen sind zwar sauer, aber sauer macht bekanntlich lustig. So sang sie selbst bei größtem Sturm heitere Seemannslieder. Seit Wochen war sie schon unterwegs. Doch um sie herum war nichts als der blaue Ozean. Hin und wieder sprangen Delfine aus dem Wasser und tauchten wieder unter. Goldgelb glänzte die Sonne am Horizont.
Als Jule durch das Fernrohr sah, rief sie aufgeregt „ Au fein, Land in Sicht! Land in Sicht! Backbord und volle Kraft voraus!“ Vor einer kleinen Insel warf sie den Anker. In der Mitte der Insel wuchs ein großer Bananenbaum. Jule sprang vor Freude in die Luft, „Bananen esse ich für mein Leben gern! Hier bleibe ich!“  Sie wurde von einem kuschelweichen Pandabär und einem kleinem Äffchen herzlich begrüßt. „Lasst uns einen Hofstaat gründen.“ schlug Jule ihnen vor. „Ich bin der König, dann brauche ich das 1x1 nicht mehr zu lernen. Dafür hat er ja seine Diener und Berater. Doch lasst uns erst einmal Tee trinken und Bananenkuchen essen“.  Jule holte das feine Puppengeschirr aus dem Schiff. Dabei dachte sie, dass es noch viel schöner wäre, wenn Mutti und Vati auch hier wären.  Denn Mutti backt den besten Bananenkuchen der Welt und Vati kann am Lagerfeuer die gruseligsten Gespenstergeschichten erzählen. Au ja, sie sollten unbedingt nachkommen. Jule suchte das Telefon. Wo war es bloß? Sie wühlte in Kisten, Truhen, Körben und Koffern, doch fand es nicht. Hatte sie es zuhause vergessen? „Dann muss ich eben eine Flaschenpost ins Meer werfen“, dachte Jule. Sie nahm Stift und Papier zur Hand und begann eine Nachricht zu schreiben. Mit einem Mal klingelte es so laut, dass Jule vor Schreck vom Stuhl fiel. 

Es war die Schulglocke. Die Lehrerin fragte besorgt „Hast du dir weh getan?“ und half Jule wieder auf die Beine.
Die Mathestunde war vorüber, die Schule war aus. „Schade“, dachte Jule, „ es war ein so schöner Traum". Sie rannte vergnügt nach Hause, um ihren Eltern von ihrem aufregenden Abenteuer zu erzählen.