Kurzgeschichte
Als sich die Gefühle trafen...

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"Als sich die Gefühle trafen..."
Veröffentlicht am 05. September 2011, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich bin nur ein Mensch wie jeder Andere auch. Macken und Fehler gehören ebenso zu mir wie meine Qualitäten, aber ich werde euch weder mit dem Einen noch mit dem Anderen in den Ohren liegen bzw. eure Augen dazu nötigen darüber etwas zu lesen. Man kann mich kennenlernen, aber auch hierzu werde ich euch nicht auffordern. Ihr sollt es schließlich nicht tun weil ich euch darum bitte, sondern weil ihr selbst empfindet dass ihr das tun ...
Als sich die Gefühle trafen...

Als sich die Gefühle trafen...

Beschreibung

Für meinen Schatz! Ich liebe dich!

Einst, bevor es Menschen gab, ja sogar bevor es jedes Leben gab, existierten die Gefühle.
Sie existierten eine lange Zeit vor uns und trafen nur ganz selten aufeinander.
Keines der Gefühle wollte etwas mit einem anderen Gefühl zu tun haben, und selbst wenn doch war es nur der Wunsch eines Einzelnen ohne Zuspruch eines Anderen. Es war ein chaotischer Zustand, da die Welt nicht im Einklang war und so nicht existieren konnte wie sie existieren sollte. Somit trat der Verstand auf den Plan. Wie eine schwebende Wolke kam er auf die Erde herab und sprach zu den Gefühlen.

"Es ist an der Zeit, dass ihr zusammenkommt!", sprach der Verstand und alle Gefühle lauschten ihm.
"Warum weicht ihr euch aus?", fragte er sie im ernsten Ton.
Die Gefühle sahen sich an und ein leises Tuscheln begann als alle anfangen wollten zu reden.
"Moment!", erhob der Verstand erneut das Wort. "Bitte redet einer nach dem Anderen!"
Die Ignoranz winkte einfach nur ab, während sich die Eitelkeit Hand in Hand mit der Selbstgefälligkeit an ihr vorbeischlängelte.
"Warum sollte ich mich mit den Anderen abgeben?", fragte die Eitelkeit während die Selbstgefälligkeit grinste. Trapsend trat die Eifersucht daraufhin auf den Plan. "Ja! Seht selbst, lieber Verstand! Wie sie da stehen und Grinsen. Warum sollte ich mich mit ihnen abgeben wenn ich selber so nie sein kann?" Aufbrausend fuhr die Wut dazwischen: "Wer will schon so sein wie die? So zu denken regt mich auf!" Die Freundlichkeit schlich sich an und flüsterte der Wut zu: "Du bist gut so wie du bist!" Der Neid verzog eine Miene. "Das hätte die Freundlichkeit mir sagen sollen!", grummelte er leise. Die Trauer begann daraufhin zu weinen und die Angst fürchtete, dass sie es auch bald tun würde. Der Stolz war sich sicher, dass er das nicht bei sich zulassen würde. Die Langeweile gähnte nur bei dem ganzen Treiben und hörte sich alles einfach nur an. Erst jetzt drängte die Freude grinsend nach vorne. "Mich würde es freuen wenn wir alle zusammenkommen!", stieß sie breit lächelnd aus und winkte das Glück heran. "Und das Glück wäre damit auch glücklich!", fuhr die Freude unter zustimmendem Nicken des Glücks fort.

Der Verstand merkte, dass es keine leichte Aufgabe war alle unter einen Hut zu bekommen. Somit dachte er kurz nach und kam dann auf eine Idee die weiterhelfen sollte. "Nun, liebe Gefühle! Ich merke, dass es wirklich kein leichtes Unterfangen ist euch zu vereinen. Deshalb erkläre ich euch nun, warum es überhaupt den Anlass gibt euch vereinen zu wollen." Das Interesse, ein vorher noch schlafendes Gefühl, erwachte und der Verstand sah wie in der letzten Reihe ein zuvor noch sehr kleines Gefühl stetig anwuchs. Es war die Neugierde.

"Der Grund für den Zusammenschluss ist der, dass es bald eine Lebensform geben wird in der ihr existiert. Mehr noch. Es wird sehr viele von diesen Lebensformen geben. Und ihr werdet in einjeder von ihnen inne sein. Ihr selber habt es in der Hand wer von euch dort dominieren wird, aber seid euch gewiss dass ich auch stets zugegen sein werde. Mir zur Seite wird ein treuer Gehilfe stehen: Das Gewissen! Es wird ein wenig über euch wachen. Doch sagt mir nun, welche Ansprüche ihr an diese Lebensform stellen wollt!"

Sofort sprang der Hass nach vorne: "Ich will andere Lebensformen hassen dürfen!"
Der Schmerz trat hämisch aus dem Schatten des Hasses: "Oh ja, ich will ihnen weh tun!"
Kopfschüttelnd erhob sich die Hoffnung: "Ich will ihnen die Hoffnung geben, dass alles gut wird!"
Anmutig stand ein zierliches Gefühl auf: "Ich will mich nach anderen Lebensformen sehnen können!"
Die Intriganz zischte: "Die Sehnsucht will sehnen, aber ich will diese Sehnsucht ausnutzen!"
Daraufhin wimmerte die Trauer: "Wenn die Lebensform die Intriganz durchschaut, will ich für sie da sein!"
Die Geborgenheit legte einen Arm um die Trauer. "Ich denke, dass es Lebensformen geben wird, die Andere davor bewahren!"

So brachte jedes Gefühl nach und nach seine Ansicht hervor und als alles gesagt war, begann der Verstand zu grübeln. Nachdenklich lief er auf und ab, doch kam nicht zu einem Ergebnis. "Eure Anliegen sind nicht vereinbar. Ich sehe keine Chance, dass es klappen könnte. Ihr braucht etwas, was euch verbindet.", sprach er und die Gefühle schauten den Verstand an. Plötzlich blieb er stehen und es durchfuhr ihn ein Gedanke. "Es gäbe da noch eine Möglichkeit!", stieß er aus. Eilig verschwand der Verstand für einen Augenblick und kam mit einem kleinen Behältnis zurück. Die Überraschung sprang auf, da sie das nicht erwartete.

"Jeder von euch wird nun einen kleinen Teil von sich abbrechen und in das Behältnis geben!", sprach der Verstand. "Und das soll etwas bewirken?", fragte der Unglaube. Doch der Optimismus schritt voran und brach ein Stück von sich ab um es in das Behältnis zu legen. "Ich denke, dass etwas Gutes dabei herauskommen wird!", sprach er und ging grinsend beiseite. Verlegen wuselte sich die Scham durch die Reihen und brach mit gesenktem Haupt ein Stück von sich ab. Dabei wurde sie fast vom Übereifer überrannt, als dieser ebenfalls ein Stück von sich hineinwarf. Die Leidenschaft hingegen schlenderte zum Behältnis und brach ganz langsam und unter einem leisen Stöhnen einen Teil von sich heraus. Nach und nach füllte sich das Behältnis, bis nur noch eines fehlte. Doch die Perfektion weigerte sich auch nur einen kleinen Teil von sich abzugeben, da sie sonst nicht mehr perfekt wäre. Somit schloss der Verstand das Behältnis, da er kein Gefühl dazu zwingen konnte einen Teil beizutragen.

"Ich danke euch allen, dass ihr euren Teil dazu beigetragen habt. Und ich will euch nun zeigen warum ich dies von euch verlangte." Daraufhin nahm der Verstand das Behältnis in die Hand, streckte es weit über sich und ein gleißend helles Licht fuhr geradewegs vom Himmel herab in die Box. Geblendet vom Licht wandten sich einige Gefühle ab. Andere hingegen, ließen sich von der Wärme, die es mit sich brachte, erfüllen. Doch plötzlich verschwand das Licht wieder und der Verstand setzte das Behältnis ab. "Ihr konntet euch nicht vereinen, da euch ein Gefühl fehlte!", sprach der Verstand. "Ein Gefühl welches sich mir widersetzen wird und seinen eigenen Regeln folgt. Aber ebenso auch ein Gefühl, welches euch alle vereint." Langsam öffnete der Verstand die Box und wieder schimmerte das gleißende Licht aus ihr heraus. "Meine lieben Gefühle... dies ist die LIEBE!", stieß der Verstand aus und entließ das neue Gefühl aus seiner Box. Sacht stieg es auf und es erfüllte die anderen Gefühle. "Stell dich ruhig vor und sag ihnen welche Aufgabe du hast!", sprach der Verstand zu der Liebe.

Die Liebe wandte sich zu den anderen Gefühle.
"Ich bin die Liebe. Und ich bin ein Teil von euch allen!", sprach sie mit zauberhafter Stimme.
"In mir ruht die Angst. Angst ein anderes Leben zu verlieren, welches man liebt.
In mir schlummert Hass. Der Hass Jemanden zu lieben den man nicht lieben sollte.
In mir keimt die Hoffnung. Die Hoffnung, dass alles gut wird.
In mir pocht die Sehnsucht. Die Sehnsucht nach einem Jemand dem man nicht nah sein kann.
In mir flammt die Eifersucht. Die Eifersucht auf Diejenigen die dem Lebewesen näher scheinen als ich.
In mir lodert Leidenschaft. Leidenschaft, die ich mit anderen Lebewesen teilen möchte.
In mir seufzt die Trauer. Die Trauer, dass man einander nicht immer sehen kann.
In mir brennt der Neid. Der Neid, wenn andere Lebewesen vereint sind während ich es nicht bin.
In mir... ja... in mir seid ihr alle! Und ich teile mit euch eure Erfahrungen!"

Der Verstand trat wieder hervor.
"Ihr werdet nun bald in die von mir erwähnte Lebensform einkehren. Und ihr könnt nun gemeinsam bestehen. Die Liebe wird euch verstehen, da sie aus euch geboren wurde. Sie wird immer an eurer Seite sein."

Dann trat der Verstand ein wenig zurück und wurde etwas leiser.
"Meine Aufgabe wird uns allerdings immer in einen Konflikt bringen.", stieß der Verstand aus.
"Somit stelle ich euch nun den Hort vor in dem ihr existieren werdet. Der Hort der euch leiten wird."
Der Verstand trat weiter zurück und aus dem Nichts drang ein Vorhang hervor.
"Dies, meine lieben Gefühle... dies ist euer neuer Hort... eure Heimat!"
Mit einem Ruck an einer Leine öffnete sich der Vorhang.
Zum Vorschein kam ein pulsierendes Herz.
"Dies ist das Herz. Es ist neben mir der Motor der Lebensform. Ihr werdet es antreiben. Es führen. Im Einklang mit der Liebe. Auch wenn sie nun leider nicht perfekt ist.", sprach der Verstand und blickte noch einmal zur Perfektion.

Daraufhin erleuchtete plötzlich der gesamte Raum und die Gefühle drangen ins Herz.
Seither lebt die Lebensform, welche man als Mensch bezeichnet, im Einklang von Verstand und Herz. Gehütet vom Gewissen. Angetrieben von den Gefühlen, von denen die Liebe das stärkste ist.

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punkpoet
Ich bin nur ein Mensch wie jeder Andere auch.

Macken und Fehler gehören ebenso zu mir wie meine Qualitäten, aber ich werde euch weder mit dem Einen noch mit dem Anderen in den Ohren liegen bzw. eure Augen dazu nötigen darüber etwas zu lesen. Man kann mich kennenlernen, aber auch hierzu werde ich euch nicht auffordern. Ihr sollt es schließlich nicht tun weil ich euch darum bitte, sondern weil ihr selbst empfindet dass ihr das tun wollt.

Mensch sein! Das ist es was wir alle tun. Doch dabei befassen wir uns nicht damit was es wirklich bedeutet. Wir verlieren den Fokus weil die Welt immer schnelllebiger wird und lassen viele Dinge ausser Acht. Sonnen- wie auch Schattenseiten durchleben wir gleichermaßen beiläufig. Und das lässt unsere wahre Menschlichkeit immer mehr in den Hintergrund rücken. Ich schreibe das hier nicht um zu belehren, sondern weil ich genauso wie ihr dieses Leben lebe.

Ich versuche daher das Leben einzufangen. Mit Worten. Verpackt in verschiedenste Emotionen. Nicht nur die schönen Seiten des Lebens, welche unsere Sinne sanft umspielen können und die Seele streicheln, sondern ebenso die bitteren Seiten, welche wie ein Schlag in die Magengrube wirken können.

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punkpoet Re: viel Gefühl -
Zitat: (Original von Rajymbek am 05.09.2011 - 13:13 Uhr) Danke dir, mein Lieber.

GLG Roland


Bitte sehr Roland!
Ich wollte zuerst die Konferenz der Gefühle schreiben, aber ich stöberte im Internet und sah, dass es sowas schon gab. Dennoch wollte ich einen eigenständigen Text schaffen, welcher bewirkt dass man sich fesseln lässt und über die Gefühle sinniert.

Ich hoffe, dass es mir gelungen ist!

Liebe Grüße,
Daniel
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Rajymbek viel Gefühl - Danke dir, mein Lieber.

GLG Roland
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