Beschreibung
Blau ist dicker als Wasser...( Teil 9 )....Eine Geschichte mit Biss... [...] "Ja, körpereigene Drogen sind schon was Feines", murmelte er immer noch grinsend und goss sich den Becher noch einmal mit Kaffee voll. Nach dem ersten Schluck überkam ihn eine heftige Übelkeit und er hatte große Mühe, es bis zu dem Spülbecken zu schaffen, bevor er sich übergab. Schwallartig erbrach er eine Unmenge an brauner Flüssigkeit. Er zitterte am ganzen Körper, Schweiß trat ihm auf die Stirn und die Muskeln in seinem Magen verkrampften sich heftig und schmerzhaft. Wieder musste er würgen, gefolgt von einem Sturzbach schwarzen Kaffee. "Oh Cherie, was ist passiert?" fragte Marié besorgt, die gerade den Raum betrat. " I feel like shit...Ich kotze mir die Seele aus dem Leib", meinte Maxim etwas unfein, was durchaus eine realistische Einschätzung seiner Befindlichkeit wiedergab. " Wie viel Kaffee hast Du denn getrunken?" wollte Mariè wissen und streichelte ihm dabei beruhigend über die Stirn. "Kann ich nicht genau sagen. Drei oder vier Becher glaube ich". Maxim zuckte zusammen, als der nächste Magenkrampf sich ankündigte. " Oh shit, nicht noch einmal" , stöhnte er und beugte sich über das Becken, aber dieses Mal kam keine Flüssigkeit mehr. " Du darfst keinen Kaffee mehr trinken, Maxim. Ich hatte Dir doch erzählt, dass Vampire nur Wasser vertragen. Als ich Dir sagte, Du sollst so viel wie möglich trinken, habe ich nicht von Kaffee gesprochen. Ich hatte nicht angenommen, dass es bei Dir so schnell gehen würde, aber Dein Körper verändert sich von Minute zu Minute," erklärte Mariè sehr ernst. " Du musst auf alles vorbereitet sein, auch darauf, plötzlich keine Kontrolle mehr zu haben." " Ich muss auf alles vorbereitet sein!" höhnte Maxim. "Wie soll ich mich auf etwas vorbereiten, wenn ich nicht weiß, was auf mich zukommt. Ich habe keinen blassen Schimmer davon, worauf ich achten muss. Vielleicht falle ich gleich den ersten blutigen Patienten an, der in die Notaufnahme reinspaziert kommt. Kann ich mir das ungefähr so vorstellen. Oder verbiege ich irgendwelche Instrumente, weil ich meine Kraft plötzlich nicht mehr im Griff habe," fragte er bitter. " Also, worauf soll ich mich einstellen, meine Liebe?"Mariè schaute ihm ganz ruhig in die Augen. " Ich kann Dir nicht vorhersagen, was passieren wird.... © roxanneworks 2011 / 08 Autor: roxanneworks
Auf dem Flur herrschte große Betriebsamkeit;- zwei Pflegekräfte brachten gerade den mobile Defibrillator in die 201 und eine andere Schwester war damit beschäftigt, den Mitpatienten im Rollstuhl in den Aufenthaltsraum zu fahren.
Der Mann lag flach im Bett, die Parameter auf dem Monitor zeigten eine Nulllinie in dem Moment, als Maxim das Zimmer betrat.
„Seit wann ist er in diesem Zustand“, fragte er eine der Schwestern.
„Vor einer halben Stunde war er noch stabil, RR 130/85 bei 85 Puls,“ antwortete sie.
„Er meldete sich, weil ihm schlecht war“, sagte die andere „…und dann ging alles ganz schnell. Erst Arrhythmie, dann Vorhofflimmern…“.
„Ok, Adrenalin 1mg i.v. und hängt ihm NaHCo3 an.
1 mmol/ pro Kg, wie schwer ist er? Wir müssen intubieren,- Besteck- Tubus…ok liegt…beatmen.
Defi auf 100 ws, Achtung, weg vom Bett“, befahl Maxim und dann setzte er die Paddels am Rücken und oberhalb des Herzens an und jagte Strom durch den Körper des Mannes, so dass sich sein Körper in dem Bett aufbäumte und nach dem Stromimpuls wieder in sich zusammen fiel.
„Nichts,- noch einmal, auf 200ws gehen“ sagte Maxim mit fester Stimme und dann wiederholte er den Vorgang.
„Er ist wieder da. Wir haben ihn zurückgeholt. Geben sie ihm Amiodaron und einen Trombozytenhemmer iv. und informieren sie den Kardiologen von Dienst“, gab er Anweisung, bevor er das Zimmer verließ.
Seine Arbeit war getan, den Rest machte das Pflegepersonal,- nur noch den Vorfall in der Patientenkurve dokumentieren und dann war es das für ihn.
Dieser verdammte Durst machte ihn noch verrückt.
Er ging in die Stationsküche und nahm sich eine Flasche Mineralwasser, schrieb dann seine Anweisungen in die Akte des Patienten und ging zurück in sein Zimmer.
Durst, Durst….Er konnte an nichts anderes mehr denken. Wieviel hatte er schon getrunken?
Wieso kam von der ganzen Flüssigkeit nichts wieder raus? Aus medizinischer Sicht war das sehr bedenklich, aber aus seiner Sicht, mit seinem Wissen, musste er mit allen rechnen.
Ok, vielleicht verdampfte die Flüssigkeit im Körper,- heiß genug war ihm ja.
Irgendwie war er unruhig, konnte sich nicht konzentrieren. Er schaffte es nicht, sich an seinen Schreibtisch zu setzten und die Akten zu bearbeiten, die dort auf ihn warteten.
Maxim schaute aus dem Fenster, hinunter auf den Parkplatz. Da stand sein alter Volvo und wartete auf ihn, aber er musste noch arbeiten,- in einer halben Stunde war Visite.
Wie er es hasste, in dem Pulg von Ärzten und Schwestern über die Station zu latschen und alle Dinge zu besprechen, die sowieso jeden Tag in der Übergabe schon Thema waren. Die Patienten hatten nichts davon, denn für die Beantwortung ihrer Fragen war nie Zeit, weil der Chef so schnell wie möglich zurück in sein Büro wollte. Alles nur Theater und Selbstinszenierung, dachte Maxim bitter.
Natürlich war er pünktlich zur Visite anwesend und machte trotz miserablem Befinden gute Miene zu diesem Spiel.
Als sie zu den Frischoperierten kamen und ein Verbandswechsel am Oberschenkel einer Frau anstand, wurde Maxim plötzlich hellwach,- sobald er das frische Blut roch, dass aus der Wunde sickerte, erfasste ihn ein so überwältigendes Hungergefühl, dass er sich kaum zusammen nehmen konnte.
Ihm lief das Wasser förmlich im Mund zusammen und der süße, metallische Geruch des Blutes war überwältigend. Niemals zuvor war dieser Geruch mit so großer Intensität in sein Hirn gedrungen, obwohl er bei so mancher OP förmlich in Blut gebadet hatte.
Nachdem die Visite beendet war, stürzte Maxim förmlich in das Herrenklo und schaufelte sich händevoll kaltes Wasser ins Gesicht.
Shit, was war denn da gerade passiert? fragte er sich, obwohl die Antwort doch auf der Hand lag.
Er wollte Blut!
Verdammt, wie konnte das sein,- nach so kurzer Zeit? Vor seinem geistigen Auge sah er sich schon hinter irgendwelchen behaarten Nagern her hetzen und unwillkürlich wuchs ihm eine Gänsehaut.
Er betrachtete sein Gesicht in dem Spiegel, der an der gekachelten Wand über dem Waschbecken angebracht war.
Nein, das konnte er nicht. Niemals!
Er überlegte,- suchte nach Möglichkeiten, um seinen Heißhunger zu stillen und dann hatte er die Lösung für sein Problem gefunden. Er grinste in sich hinein und verließ die Herrentoilette.
Leise öffnete er die Tür und schaute sich zu allen Seiten um. Der Flur war leer, keine Mensch hatte ihn bemerkt. Nachdem er die Tür von innen wieder geschlossen hatte, ging er in dem abgedunkelten Raum auf die großen Kühlschränke zu, die an der gegenüber liegenden Wand aufgestellt waren und fast den ganzen Raum ausfüllten.
An den Türen waren Schilder befestigt: A/ res. pos….. A/ res.neg…..las er leise und öffnete die Kühlschranktür.
Da lagen die vielen, fein säuberlich geschichteten Beutel mit dem rot-braunen Inhalt, nach dem er so gierig war.
Maxim fühlte sich für einen winzigen Moment schuldig, doch dann redete er sich ein, er sei in einem Supermarkt,- was ja auch irgendwie stimmte, wenn man berücksichtigte, dass gerade ein Vampir mitten in einer Blutbank stand.
Schnell stopfte er zwei Blutkonserven rechts und links in seine Kitteltaschen und verließ ungesehen seine „zukünftige Lieblingsabteilung“, die auf der Hämatologie des Krankenhauses untergebracht war.
In seinem Büro angekommen, überlegte er sich, wie er das „köstliche Nass“ am besten zu sich nehmen sollte. Kurz entschlossen nahm er eine Schere zur Hand und schnitt eine Ecke des Beutels ab und füllte das Blut in seinen leeren Kaffeebecher, der auf der Schreibtischecke stand.
Langsam hob er die Tasse an den Mund, schnupperte, sog den köstlichen Geruch tief in sich ein und trank dann gierig den Becher leer.
Es überraschte ihn, keinerlei Wiederwillen, Ekel oder Übelkeit zu verspüren, nachdem er das Blut, das eine leicht dickflüssige Konsistenz hatte, hinunter geschluckt hatte.
Und noch etwas war überraschend,- seine Magenkrämpfe und seine Schweißausbrüche waren wie weggeblasen. Er fühlte sich zusehends kräftiger und das Krankheitsgefühl löste sich komplett auf.
Maxim füllte den Becher mit dem Rest des Beutelinhalts und trank genüsslich,- fast zelebrierte er diesen Moment,- und versteckte die andere Konserve in seiner Aktentasche. Sein Abendessen war gesichert, dachte er und grinste zufrieden….