Biografien & Erinnerungen
Ich stehe vor deinem Grab

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"Ich stehe vor deinem Grab"
Veröffentlicht am 01. Februar 2008, 2 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

16. Oktober 1952 erblickte ich das Licht der Welt in sehr bescheidenen Verhältnissen. Als Nesthäkchen wurde ich von meinen zwei Schwestern, zwei Brüdern und meinen liebevollen Eltern umsorgt. In meinen Erinnerungen ist die alte Hütte noch sehr präsent. Um das elterliche Bett vor Regen und Schnee zu schützen spannte mein Vater eine Plane an die Decke. Meine Schulzeit war alles andere als glücklich. Ungerechtigkeiten konnte und kann ich nur ...
Ich stehe vor deinem Grab

Ich stehe vor deinem Grab

Ich stehe vor deinem Grab und versuche mich an dein Gesicht zu erinnern. Viele Jahre sind vergangen und dennoch schmerzt die Inschrift auf dem Stein noch sehr. Dein Name macht die vielen Erinnerungen allgegenwärtig. Die an mich adressierten Postkarten aus aller Welt trugen ihn, deinen Namen. Ich war deine kleine Schwester. Eine Narbe auf meiner Stirn erinnert mich an dein ungestümes Wesen. Bäbi, nanntest du mich und wolltest nie mit meinen Puppen spielen. Motorengeräusche waren Musik für dich. Ich verwöhnte dich, mein großer und beliebter Bruder! Ich bügelte deine Hosen, kochte zu jeder Tageszeit dein gewünschtes Lieblingsessen, war dein Hilfsmechaniker, putzte und schmierte von deinem Motorrad die Schrauben und Speichen, polierte auch deinen Mercedes und freute mich auf die mir dafür versprochene Fahrt. Stolz setzte ich mich im Cabrio an deine Seite, genoss den Fahrtwind und die neidischen Blicke. Du warst der Grund für meine ordentliche Portion Selbstvertrauen. Du liebtest deinen Job auf der Rheinschifffahrt, ein Frauenheld und Schürzenjäger warst du auch! Ruhelos suchtest du neue berufliche Herausforderungen. Du warst erfolgreich bei der Polizei und auch als Froschmann sehr beliebt. Deine Hilfe und dein Beistand in sehr traurigen Tagen verstärkte unsere Vertrautheit beispiellos. Würdevoll und tapfer hatten wir unsere Schwester und unseren Bruder zu Grabe getragen. Oh, jetzt höre ich deine Stimme. Du singst das Lied von den kleinen Negerlein und endest mit den Worten: „Das nächste werde ich wohl sein!“ Leider wurde es bittere Wahrheit!
An einem schönen Oktobertag und ganz privat wolltest du noch einen Tauchgang wagen.
Die Sehnsucht nach der Vergangenheit mit dir ist unermesslich denn eine gemeinsame Zukunft bliebt uns verwehrt!
Erna Müller-Rytz

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Hörbuch

Über den Autor

Coeur
16. Oktober 1952 erblickte ich das Licht der Welt in sehr bescheidenen Verhältnissen.
Als Nesthäkchen wurde ich von meinen zwei Schwestern, zwei Brüdern und meinen liebevollen Eltern umsorgt.
In meinen Erinnerungen ist die alte Hütte noch sehr präsent. Um das elterliche Bett vor Regen und Schnee zu schützen spannte mein Vater eine Plane an die Decke. Meine Schulzeit war alles andere als glücklich. Ungerechtigkeiten konnte und kann ich nur schwer ertragen und davon gab es in der Schule und außerhalb mannigfach.
Frauen brauchen keine Bildung, dieser Meinung war damals mein Vater obwohl meine Mutter einem 100% Job nachging.
1970 ziehe ich für einige Zeit zu meiner damals geschiedenen Schwester Irene und in diesem Jahr lernte ich meinen ersten Mann kennen.
1971 wurde unser gemeinsamer Sohn geboren.
Am 26. November 1974 erhängte sich meine Schwester Irene in ihrer Wohnung, am Schlafzimmerfenster. 13 Tage vor ihrem 29. Geburtstag! Mein verzweifelter Versuch eine Logik in den chaotischen Tod von Irene zu bringen, scheiterte. Entsetzen, Wut, Schuld, Enttäuschung und auch Angst der Verantwortung nicht gerecht zu werden.
Plötzlich war ich mit meinen 22 Lenzen die Ersatzmutter vom damals 10-jährigen Jungen, natürlich nicht ohne die Unterstützung meines ehemaligen Mannes, er war in all den schwierigen Zeiten mein fröhlicher und treuer Begleiter, auch wenn sich unsere Wege später getrennt hatten blieben wir jedoch Freunde. Abschied für immer musste ich am 18. Januar 1983 von Bruder Hans nehmen.
Im 33. Lebensjahr wählte er den Freitod. Ein Schnellzug erfasste ihn in Lenzburg.
Im gleichen Jahr starb auch mein Patenkind. Er war im zarten alter von 3 Jahren in ein Desinfektionsbad für Schafe gestürzt.
Der ohnehin schon angeschlagene Gesundheitszustand meines Vaters verschlechterte sich nach dem Todesfall von Hans zusehends, ja sogar schlagartig.
15. Juni 1984 war mein Vater gestorben. Wenigsten blieb ihm die nur ein gutes Jahr später schmerzliche Nachricht von meinem verunglückten Bruder Hugo, die ich meiner Mutter überbringen musste, erspart.
Am 5. Oktober 1985, im 39. Lebensjahr war er bei einem Tauchgang im Zugersee tödlich verunglückt.
Dieser Abschied war sehr, sehr, sehr schwer, dabei hat das Jahr 1985 glücklich angefangen.
Damals lebte ich allein mit meinem Sohn der ein fröhlicher, lieber und sorgloser Teenager war, ja, sicher in der Schule hätte er durchaus mehr leisten können...
Ich war glückliche Kioskleiterin. Durch gute Leistungen sowie Umsatzsteigerungen gewann ich immer wieder traumhafte und einzigartige Motivationsferien im Ausland unter anderem im Piemont, in Florida, Norwegen, Andalusien und vieles mehr. Den Kontakt zu den unterschiedlichsten Menschen war eine Herausforderung die ich gerne annahm. In meinem Team waren Frauen und Männer mit unterschiedlichsten Berufsausbildungen sowohl Hausfrauen, Lehrerinnen, Studenten und Verkäufer auch auf meinen 20jährigen Sohn durfte ich mich eine Zeitlang verlassen. Er war eine super tolle Unterstützung für unser Team. Zu den Kunden gehörte der Designer Luigi Colani oder der bekannte Jan Tinguely ebenso wie Obdachlose und natürlich meine neue große Liebe.
Am 17. Mai 1991 starteten wir mit einem gecharterten Düsenflugzeug im Berner Flughafen Belpmoos um über den Wolken unser Jawort zu besiegeln.
Am 17. Dezember 2003 wurde ich erneut daran erinnert, dass man diese Zeit nicht für immer hat! Mein geliebter Mann erlitt einen Herzinfarkt. Dieses Mal war es glücklicherweise nur eine Warnung. 2004 und 2005 wurde mein Mann erneut am Herzen operiert und konnte so einem erneuten akuten Herzversagen vorbeugen.
Während ich diese Zeilen schreibe genieße ich ein harmonisches und glückliches Leben!



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MarianneK Re: Re: - Erna das Grab von meinen Eltern, in dem auch mein Bruder lag, haben wir 2010 aufgelöst. Da mein Bruder und meine Schwägerin keine Kinder haben und mein Sohn in Berlin lebt, wäre niemand mehr für die Grabpflege da. Meine Eltern und mein Bruder werden immer in meinem Herzen sein. Wenn ich einmal sterben sollte, will ich ein Baum-Grab, denn dies gibt es bei uns in Esslingen auf dem Friedhof.

Zitat: (Original von Coeur am 08.09.2011 - 20:06 Uhr) Danke Marianne
Bald wird auch sein Grab geräumt und alles ist nur noch in meinem Herzen und in der Erinnerung ...
LG Erna


Zitat: (Original von MarianneK am 08.09.2011 - 15:07 Uhr) Beim Lesen kamen mir die Tränen und die Erinnerung an meinen Lieblingsbruder, der vor 18 Jahren tödlich verunglückte. Er wird für immer in meinem Herzen sein, genauso wie bei dir es mit deinem Bruder geht.

Grüß dich lieb
Marianne


Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: - Danke Marianne
Bald wird auch sein Grab geräumt und alles ist nur noch in meinem Herzen und in der Erinnerung ...
LG Erna


Zitat: (Original von MarianneK am 08.09.2011 - 15:07 Uhr) Beim Lesen kamen mir die Tränen und die Erinnerung an meinen Lieblingsbruder, der vor 18 Jahren tödlich verunglückte. Er wird für immer in meinem Herzen sein, genauso wie bei dir es mit deinem Bruder geht.

Grüß dich lieb
Marianne

Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: - Ja so ist es ...
Danke für deinen Kommentar
LG Erna

Zitat: (Original von tscherry am 08.09.2011 - 15:10 Uhr) Irgendwie sind solche Zeilen immer traurig, noch dazu wenn sie wahr sind. LG Ursel

Vor langer Zeit - Antworten
tscherry Irgendwie sind solche Zeilen immer traurig, noch dazu wenn sie wahr sind. LG Ursel
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Beim Lesen kamen mir die Tränen und die Erinnerung an meinen Lieblingsbruder, der vor 18 Jahren tödlich verunglückte. Er wird für immer in meinem Herzen sein, genauso wie bei dir es mit deinem Bruder geht.

Grüß dich lieb
Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Liebe Erna

Seit 26 Jahren stehe ich immer wieder am Grab von Hugo.
Wir haben nur neun Jahre zusammen verbracht, es war eine intensive
Zeit. Als ob Hugo gespürt hat, dass sein Leben nicht lange dauern
wird, ist er oft an seine Grenzen gestossen. Du glaubst ja nicht was
ich alles mit Deinem Bruder erlebt habe, wir hatte nie wirklich Gelegenheit darüber zu sprechen. Anfangs war es sehr hilfreich an seinem Grab Zwiegespräche zu führen.

Herzlichst A.
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: Igitt... - ich war immer ein Fan von meinem Bruder und habe ihn angehimmelt wie so viele andere Frauen, im Gegensatz zu ihnen wurde ich nie enttäuscht... ich war ja seine Schwester.. als seine Frau hätte ich ihm.. den Hals umgedreht... oder einer anderen Tod bringenden Behandlung unterzogen, den er war auch ein Ar.... über diese Bemerkung höre ich ihn ganz laut und nicht ohne Stolz lachen. So war er!!
Ich hoffe du kannst bei deinem Bruder das A... weg lassen, ;-)
LG, Erna




Zitat: (Original von ParadiseKiss am 12.01.2010 - 19:02 Uhr) Ich hab sogar ein bisschen Zeugs in den Augen, die Menschen nannten es Tränen...
Mich selbst hat es an meinen Bruder erinnert... Der lebt zwar noch und eigentlich haben wir kein so inniges Verhältnis, weil die Zeit dazu fehlt und die Entfernung zu groß ist, aber ich wünsche und hoffe, dass ich irgendwann genauso über ihn denken kann!


Liebste Grüße, Lydi.

Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Re: Liebe Erna, -
Zitat: (Original von Coeur am 11.01.2010 - 15:51 Uhr) Danke für deine Anteilnahme. Ich vermisse ihn tatsächlich immer noch und werde es sicherlich auch in Zukunft...
LG, Erna

Zitat: (Original von timeless am 11.01.2010 - 13:09 Uhr) dan kann ich nur still weinen.

ich schick dir eine ganz liebe Umarmung,
Ute



Ich bin mir ganz sicher, dass er da ist und beschützend seine Hand über die kleine Schwester hält.

Deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
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