Gedichte
ANATOLISCHES LIEBESLIED

ANATOLISCHES  LIEBESLIED

Gestern bei Sonnenaufgang sah  ich dich,

als du das Zelt deines Vaters verließest.

Geheimnisvoll glühte dein Auge,

Rosen gleich brannten deine Lippen,

oh, meiner Seele zarte Blume.

Seit diesem Augenblick verzehr ich mich

voll Sehnsucht nach deinem Wesen.

Deine zarte Gestalt vom Gewand verhüllt,

sog ich doch deinen Duft von Amber ein.

Die Farbe deiner Haare erahnte ich.

Elfenbeinschwarzglänzend müssen sie sein.

Federleicht ist dein stolzer Gang,

deine Stimme melodisch und weich,

wenn du am Fluss deine Lieder singst.

Voll Wehmut erzählen sie Märchen

aus alten Tagen, an Wundern reich.

Heute sah ich dich reiten wie der Wind,

stolz auf Mongolenpferderücken.

Ich ahne, frei willst du immer sein

wie der Wind, der über die Steppe streicht.

So liebe ich dich, ungebunden, stolz.

So sehne ich mich nach dir, mein Herz.

Lass uns auf Windes Flügeln fliehen

ins Traumland meiner großen Liebe,

das jenseits dieser engen Grenzen liegt.

Folge mir und meiner Liebe Glut,

oh du, meine zarte Rosenblüte,

und meiner Sehnsucht brennend Ziel.

Einsam sind meine samtenen Nächte

unter den tausend silbernen Sternen.

Mein Zelt erwartet dich voll Liebe.

Ich habe uns schon das Lager bereitet,

mit Rosenblütenblättern bestreut,

mit Moschus beduftet und Seide bedeckt.

Kühl soll es sein in heißen Nächten,

wenn meine Sehnsucht ihr Ziel erreicht.

Lass mich dich auf meinen Händen tragen,

wie mein Herz es von mir verlangt.

Rosenrot werden unsere Nächte sein.

Das Paradies will ich dir schenken,

mit Granatäpfeln ausgeschmückt.

Und erst, wenn du mit mir vereint,

wird das Glück uns immer krönen,

denn du bist die süße Seelenblume mein.

© HeiO 20-08-2011