Beschreibung
Shorts sind Kurzgeschichten, die bewusst sehr knapp gehalten sind. Sie sind als kleine Gedankensplitter zu sehen und sollen im Kopf des jeweiligen Lesers ihre Vollendung finden. Das Ende sieht oft ganz anders aus, als vermutet, manchmal aber kommen sie seltsam vertraut vor.
Wer es mag, Geschichten mit einem Hauch Selbstironie zu Ende zu denken, oder gerne zwischen den Zeilen liest, wird hier sicherlich fündig werden.
Gestern
Gestern war alles noch in Ordnung. Der Theaterabend, das danach. Heute ist sie weg. Das kann ich nicht verstehen. Gut, wir hatten unsere Probleme. Wer hat die nicht. Wir haben es aber immer wieder geschafft zusammenzufinden. Gestern doch auch. Der Abend war doch sehr schön. Ich habe es dir doch gesagt und wie schön du bist. Dass du uns gestern zum Theater gefahren hast, wollte ich nicht. Das wäre zu vermeiden gewesen, wenn du auf mich gehört hättest. Ich habe mich aber sehr gut unter Kontrolle gehabt. Nur zweimal habe ich was zu deinem Fahrstil gesagt und das zurecht, wie auch du wohl zugeben musst. Und, was ich besonders gut fand war, dass ich meine Kritik sehr sachlich rübergebracht habe. Das ist mir doch besonders anzurechnen.
Bei der Parklücke, da habe ich nur an die Anderen gedacht. Du hättest den Verkehr aufgehalten, wenn ich nicht so beherzt in das Steuer gegriffen hätte, dann …. Aber lassen wir das. Ich weiß, dass ich dir versprochen habe, mich mit meiner Kritik etwas zurückzuhalten, aber du solltest dann im Gegenzug auch deinen Teil dazu beitragen.
Das Essen nach dem Theater war doch schön. Ich habe dir von meiner Arbeit erzählt, was ich so alles erlebt habe den Tag über. Es ist doch bestimmt sehr interessant für dich, etwas von der Außenwelt mitzubekommen. Du bist doch nur den ganzen Tag zuhause und seit die Kinder aus dem Haus sind, da …. Egal, ich fand das Essen jedenfalls sehr gelungen und es schmeckte auch köstlich. Dir offensichtlich auch und der Wein war, wie ich sehen konnte, sehr süffig. Du hast ja einige Gläser zu viel gehabt, wenn ich das Mal sagen darf. Nicht, dass ich dir das vorrechnen will. Aber es hat dich in Stimmung gebracht. Du warst danach dann richtig gut drauf. Als wir dann nach Hause gefahren sind, war doch die Stimmung sehr entspannt zwischen uns beiden. Vielleicht lag es auch daran, dass ich gefahren bin.
Zuhause habe ich mir auch noch deine Bilder angeschaut, die du gemalt hast. Ich fand, dass eine oder andere ziemlich gelungen und das habe ich dir auch gesagt. Als wir später am Abend miteinander geschlafen hatten bin ich danach sehr schnell danach eingeschlafen. Mein Tag besteht eben nicht nur aus Malen, Einkaufen und Kochen. Aber ich tue es ja auch für dich. Schade, dass du das nicht, besser nicht mehr, so siehst.
Heute Morgen lagst du noch im Schlaf, als ich zur Arbeit ging. Offensichtlich die Auswirkungen deines Weinkonsums. Ich bin ohne Frühstück aus dem Haus. Als ich gegen Abend wieder kam, fand ich deinen Zettel auf der Kommode im Flur. Du hältst es nicht mehr mit mir aus, schreibst du. Ich finde das nicht fair, denn schließlich hatte ich eine ganze Menge Geduld mit dir. Das lässt du völlig außer Acht und was werden unsere Kinder von dir denken? Komm einfach zurück. Ich werde dir verzeihen und wir versuchen es erneut. Vielleicht denkst du an den gestrigen Abend. Das wäre doch der Punkt, an dem wir mit unseren Bemühungen fortfahren könnten.