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Die Wanderjahre eines Taugenichts (1) - Ein Stück vom Formen eines Menschen

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"Die Wanderjahre eines Taugenichts (1) - Ein Stück vom Formen eines Menschen"
Veröffentlicht am 23. August 2011, 22 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Die Pflicht des Menschen ist seine stetige Vervollkommnung. Ich versuche dies jeden Tag ein klein bisschen, zumindest wenn es durch Bücher geschieht.
Die Wanderjahre eines Taugenichts (1) - Ein Stück vom Formen eines Menschen

Die Wanderjahre eines Taugenichts (1) - Ein Stück vom Formen eines Menschen

Beschreibung

Ein junger Mensch, der in seinem Leben bisher niemals einen Finger krumm machte und auch sonst die Welt sich fröhlich drehen ließ muss nun, gezwungenermaßen hinaus in diese Welt und sich von der Gesellschaft erziehen lassen. Dieses Theaterstück in 3 Akten sollte euch nicht nur unterhalten, aber zieht eure Schlüsse selber. Hier erst einmal Akt 1 und vom 2. Akt die ersten beiden Auftritte. Titelbild:www.pixelio.de/©Sybille und Kurt Mader/PIXELIO

Akt I/ Auftritt 1:

Sohn lümmelt sich in Hängematte, Vater tritt zu ihm; Sonne scheint

VATER: Du faules Stück, was mein Samen mit erzeugte und aus deiner armen Mutter Schoß entsprang. Anstatt ehrliche Arbeit zu      verrichten lümmelst du in deiner Hängematte.

SOHN: O contrer, Papa.

VATER: Was?

SOHN: (stöhnt kurz) Das stimmt nicht, ich tue nämlich nicht nichts, ich hänge hier und gehe meinen Gedanken nach. Ich erforsche meinen tiefsten Geist uns suche wahre Erleuchtung.

VATER: Wer hat dich denn auf diese blödsinnige Idee gebracht?

SOHN: Die buddhistischen Mönche, die immer auf der Straße stehen. Sie gaben mir eine erleuchtende Broschüre mit.

VATER: (zynisch) Du meinst die glatzköpfigen, in safranfarbene Bettlaken gekleideten Spinner, die in der Innenstadt ihren sogenannten Tempel errichtet haben?

SOHN: Allerdings. Stell dir vor; Siddhartha Gautama hat 6 Jahre benötigt um zum Erleuchteten zu werden. Er führte ein frommes Leben als Bettelmönch und erlangte unter einem Bodhi Baum die Erleuchtung.

VATER: War ja klar, dass du solchen Firlefanz glaubst, besser gesagt danach leben willst, denn dann könntest du wohl noch ein paar Jahre in tiefster Faulheit leben und es wohl Erkenntnissuche nennen! Nein, nicht noch einen Augenblick wirst du unverfrorener Bengel weiter hier im Müßiggang schwelgen!

SOHN: Aber Vater, was soll ich denn sonst tun um wahrlich erleuchtet zu werden?

VATER: (wütend) Du könntest ja mal das Licht anmachen, vielleicht wird’s ja dann heller in deiner Birne!

SOHN: (hochnäsig) Ich strebe nach Höherem und du verhöhnst mich auf frivolste Weise, dass muss ich mir nicht länger anhören.

VATER: Schön, wenn der feine Herr es nicht mehr hören kann, dann soll er doch verschwinden, eine kleine Bildungsreise in die Welt antreten, genau wie es dieser Gaddafi gemacht hat.

SOHN: Erstens; Gautama, Vater. Und Zweitens; dieses durch die Welt ziehen ist doch eine veraltete Praxis. Wir leben doch im 21. Jahrhundert. Das machen doch nur noch wenige Zimmermänner.

VATER: (verdrießlich) Die haben, im Gegensatz zu dir, wenigstens etwas Anständiges gelernt.  

SOHN: Die Idee ist ja nicht schlecht, aber vielleicht erlange ich ja Erleuchtung unter dem heimischen Baum, in meiner Hängematte. (legt sich wieder hinein)

VATER: Also schön, Bürschchen. Du hast mir jetzt schon 17 Jahre lang auf der Nase herumgetanzt. Glücklicherweise hat deine Mutter das nicht mehr erlebt, weil sie kurz nach der Geburt starb. Sie hätte sich wahrscheinlich schon ermordet, wenn sie noch würde leben und sehen, was sie da unter Schmerzen gebar…

SOHN: (schelmisch) …Und zeugte.

VATER: (schreiend) Halt deinen verwünschten Rand! (gefasster) Ich finanziere dich nicht länger, du wirst dir also einen Job suchen müssen und dein Zimmer kannst du dir auch abschminken, das habe ich an 2 thailändische Austauschstudentinnen vermietet.

SOHN: (erbost) Was?! Aber, aber das kannst du gar nicht machen! Das Gesetz verbietet doch bestimmt so einen Schritt, du darfst mich noch gar nicht rauswerfen, ich bin noch nicht 21, noch nicht volljährig im Sinne des Rechts!

VATER: Jetzt kommt der Lümmel auf dem bürokratischen Hengst geritten. Als du damals den Mercedes unserer Nachbarin, Frau Großkotz, angezündet hast, da hattest du auch keine Paragraphen im Kopf!

SOHN: Das war doch was ganz anderes; die fetten Jahre waren vorbei.

VATER: Ja, das sind sie jetzt auch für dich, also, such dir einen Job, geh hinaus in die große weite Welt und komm erst wieder zurück, wenn du was fürs Leben gelernt hast, wenn du wahrlich gereift bist.

SOHN: (fällt aus Hängematte) Du willst es also nicht anders. Ich gehe, jetzt, auf der Stelle.

VATER: Na bitte!

SOHN: Sogleich!

VATER: Dann ab, troll dich!

SOHN: Bin schon dabei!

Beide blicken sich an, Kopf an Kopf

VATER: Du bist ja immer noch hier.

SOHN: (geht) Aber gleich nicht mehr! Und merke dir meine Worte; ich werde wahrlich etwas

aus mir machen! Der Name Max Mustermann wird bald in aller Munde sein!

Max verschwindet

VATER: (ruft hinterher) Ja, als Max Mustermann, der größte Taugenichts aller Zeiten!

Akt II/ Auftritt 1:

Mustermann kommt an einer katholischen Kirche vorbei; Priester davor

MAX: Eine Kirche. Vielleicht finde ich hier Antworten auf meine unbeantworteten Fragen.

Geht näher heran

PRIESTER 1: Gott zum Gruße, junger Mann, suchen Sie etwas Bestimmtes?

MAX: Antworten, vielleicht können Sie mir helfen?

PRIESTER 1: (wohlwollend) Aber sicher, Gott hat auf alles eine Antwort.

(legt Arm zärtlich um Max Schulter) Der liebe Herrgott weiß vieles. Du kannst ihm alle Fragen stellen. (bleiben vor Jesuskreuz stehen)

MAX: Herr, welchen Sinn hat meine Existenz?

PRIESTER 1: Nein, so geht das doch nicht, mein Süßer.

MAX: Wieso? Sie sagten ich kann ihm alle Fragen stellen.

PRIESTER 1: Ja, aber solch Existenzielles doch nicht gleich zu Anfang. Du musst, wenn du solche Fragen beantwortet bekommen willst, auch schon ein paar Jahre hier verbringen, mit uns.

MAX: Ich muss Priester werden?

PRIESTER 1: Nein, aber Ministrant ist schon mal ein guter Anfang. (betrachtet die kräftige Statur des jungen Mannes) Die neuen Ministrantengewänder aus echtem Leder werden eine Zierde an deinem strammen Körper sein. (schlägt ihm auf den Hintern, kichert)

MAX: Sagen Sie mal, das gehört glaube ich nicht zur Aufgabe von Priestern, außerdem ist es mir unangenehm, wenn Sie mich ständig so stierig anglotzen. Ich gehe lieber…

PRIESTER 1: Warte noch. (ruft) Bruder Ignatz, Bruder Ignatz!

Junger Ministrant rennt aus dem Beichtstuhl über die Bühne

PRIESTER 2: (entsteigt dem Beichtstuhl, ordnet Talar) Haltet den Burschen! Ich, pardon, er war noch nicht fertig mit der…Reitstunde. Also wirklich, seit einigen Jahren sind sie nicht mehr so lehrwillig wie früher. Muss wohl an der blöden Presse liegen, die uns alle zu Kinderschändern degradiert. Wobei wir auf höchste moralische Qualität achten. (empört) Wir benutzen schließlich auch Kondome!

PRIESTER 1: (räuspert sich) Bruder, ich habe dich gerufen, weil wir einen zweifelnden jungen Mann in unserer Mitte haben.

PRIESTER 2: Ein junger Mann und dann auch noch zweifelnd? Halleluja! Nun, junger Mann, woran zweifelst du?      

MAX: Nun, eigentlich wollte ich Antworten von eurem Gott, aber man sagte mir für meine Fragen, müsste ich erst einmal eine Weile bei euch bleiben, bevor ich sie könnte stellen.

PRIESTER 1: Er fragte nach dem Sinn seiner Existenz.

PRIESTER 2: Oh, Adonis…

MAX: Max, wenn es recht ist.

PRIESTER 2: Schweig, Lockenköpfchen. Ja, Bruder Beelzebub hat dir die Wahrheit gesagt.

PRIESTER 1: Ich habe vorgeschlagen, dass er erst einmal Ministrant wird.

PRIESTER 2: (begutachtet ihn) Ja, das wäre wohl für alle das Beste.

MAX: Kann ich denn keine Antworten erhalten, ohne dass ich ihrem Verein beitrete?

PRIESTER 2: Natürlich nicht, aber wenn dir das bisher nicht gefallen hat, so wollen wir dir zeigen, dass wir auch noch eine andere Seite haben.

MAX: (verwirrt) Welche andere Seite?

PRIESTER 2: (ruft) Bringt die Nonnen rein!

Eine Reihe von Nonnen tritt ein; die ältere Mutter Oberin voran

MUTTER OBERIN: Was gibt es?

PRIESTER 2: Wir haben hier einen jungen Mann, der sich nicht recht an uns binden kann, vielleicht könnt Ihr ihn ja überzeugen?

PRIESTER 1: (halblaut) Hoffentlich, o Herr.

MUTTER OBERIN: Na dann, Mädchen, präsentiert die Beine!

Nonnen ziehen ihre Kittel zurück, Beine in durchsichtigen Strümpfen kommen zum Vorschein

MAX: Da…das da soll die andere Seite sein?!

MUTTER OBERIN: Natürlich, meine jungen Küken wollen schließlich auch nochmal eine Zähmung durchmachen, zu aller Freude und zur Lobpreisung unseres Herrn.

MAX: Was soll das denn bitte mit einer Lobpreisung des Herrn zu tun haben?

NONNE: Weil es ein so himmlisches Gefühl ist, deshalb. Du darfst uns allen diese Freude machen, strammer Bursche. (kneift ihn in den Hintern)

MAX: Nein, ich wollte Antworten, aber ich finde nur einen Haufen lüsterner Männer und Weiber, die es mit ihren heiligen Pflichten nicht so ernst nehmen! Da mache ich nicht mit! (geht ab)

PRIESTER UND NONNEN: (enttäuscht) Schade

PRIESTER 2: Verflixt, jetzt konnten wir wieder einen nicht bei der Stange halten!

Draußen, Max allein

MAX: Da will man mal was wissen und erhält keine Antworten und moralische Anstalten entpuppen sich als unmoralisch…Moment mal…vielleicht ist genau das die Lektion. Der Schein trügt. Nicht alles was gut scheint und verheißungsvoll ist ist es auch, dass bedeutet ebenso im Gegenzug, dass offensichtlich Schlimmes dann doch nicht immer genauso ist. Oh, ich fühle, wie die Erkenntnis meinen Geist erweitert. Dann schnell weiter auf meiner Wanderschaft. Mal sehen was ich als Nächstes lerne.

 

Akt II/ Auftritt 2:

Mustermann kommt an einem Pressehaus vorbei

ZEITUNGSVERKÄUFER: Kaufen Sie, Extrablatt, Extrablatt, Hurrikane in Süddeutschland, mindestens 500 Tote, Zahl steigend! Schließen Sie heute noch eine Wette darauf ab, wie die genaue Zahl der Toten heute Abend um 18 Uhr ist und gewinnen Sie ein Abo unserer Zeitung gratis dazu!

MAX: Sagen Sie mal, ist das, was Sie da sagen, nicht abscheulich geschmacklos? Wie können Sie so etwas überhaupt über Ihre Lippen bringen?

ZEITUNGSVERKÄUFER: So kaufen mehr Leute, Bürschchen.

Chefredakteur bleibt stehen

CHEFREDAKTEUR: Und? Heute schon dick Umsatz gemacht?

ZEITUNGSVERKÄUFER: Allerdings, die Story veranlasst viele Leute zu kaufen!

MAX: Das ist doch alles bloß Effekthascherei!

CHEFREDAKTEUR: Oh, unser junger Freund scheint noch nicht zu wissen, wie das

Geschäft so läuft. Komm mit, ich will es dir zeigen.  

Beide gehen ins Pressehaus/ Raum mit vielen Personen, die vor Computern hocken

CHEFREDAKTEUR: Das hier ist unsere Kreativabteilung. Hier sammeln unsere fleißigen Mitarbeiter alle wichtigen Informationen, die wir für die Artikel in unserer Zeitung benötigen.

REDAKTEUR 1: Ich hab‘ noch was! Eine alte Frau fordert in einem Internetblog die Todesstrafe für Leute, die Grünflächen ohne Genehmigung betreten!

REDAKTEUR 2: Super, ich erstell mal schnell noch eine Grafik, die zeigt, dass das auch gut 60% der Bevölkerung will.

REDAKTEUR 3: Ich schreib noch ein paar nichtssagende Kommentare von anderen Gleichgesinnten dazu.

REDAKTEUR 4: Und ich such‘ ein Bild von so einer total heißen Hollywoodmieze heraus, die den Aufruf unterstützt.

MAX: Ich will ja nicht nörgeln, aber betreiben Sie da nicht gerade eben Schwindelei im ganz großen Stile? 

Alarmglocke schrillt

ALLE REDAKTEURE: Wahrheitsalarm! Wahrheitsalarm!

Redakteure laufend schreiend zur Tür hinaus

CHEFREDAKTEUR: Jetzt sieh dir an, was du angerichtet hast! Jetzt müssen wir die alle erst mal wieder einfangen und dann mit mehreren Litern Kaffee und einigen Stangen Zigaretten beruhigen. Die Kosten! Die Kosten!

MAX: Warum belügen Sie auch ihre Leser mit Geschichten, die vollkommen an den Haaren herbeigezogen sind und einer Recherchearbeit, die Baron Münchhausen könnte besser machen?

CHEFREDAKTEUR: Wegen der Auflage! Die Leute reißen uns wegen solcher Geschichten die Zeitungen wie warme Semmeln aus den Händen. Und damit zeigt sich doch nur eins; wir müssen so weitermachen, denn die Leute würden unsere Zeitung gar nicht kaufen, wenn ihnen etwas an der Wahrheit liegen würde. Die wollen doch verarscht werden, also geben wir ihnen doch bloß was sie haben wollen, die tägliche Portion Schmutz, Lüge und Schund dekoriert mit Unnützem und Sex. Und seit wann ist es ein Verbrechen die niedrigsten Bedürfnisse des menschlichen Geistes zu befriedigen?

MAX: Ja aber, heißt das, dass die Lüge besser ist als die Wahrheit?

CHEFREDAKTEUR: Nun, eine Lüge verkauft sich besser, außerdem ist man schön blöd wenn man sie glaubt. Wir erheben nicht den Anspruch besonders zuverlässig zu sein.

Beide treten wieder nach draußen

MAX: Dann sind solche Lügen also nicht zwangsläufig schlecht, weil die Menschen belogen werden wollen.

CHEFREDAKTEUR: Das stimmt.

MAX: Wenn man das auf den kleinen Maßstab anwendet, also auf die Einzelperson, dann ist

es also nicht schlimm, wenn man lügt, egal warum, denn man erwartet gar nicht von einem, dass man ehrlich ist?

CHEFREDAKTEUR: (erfreut) Jetzt hast du’s! So läuft das Geschäft und auch das Leben!

MAX: Eine neue Erkenntnis. Der Schein muss ja zwangsläufig trügen, denn es ist alles Lüge, was aber normal ist, da es alle so machen. Danke! Sie haben mir eine wichtige Lektion beigebracht!

CHEFREDAKTEUR: Nichts zu danken! Willst du vielleicht jetzt eine Zeitung kaufen?

MAX: Nein danke, das glauben dieser Lügen überlasse ich lieber den Einfältigen.

 

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RogerWright
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RogerWright Re: -
Zitat: (Original von Honeymoon88 am 24.08.2011 - 09:36 Uhr) find ich richtig gut geschrieben...:)
ich hoffe doch, es folgen noch weitere teile
lg


Ja, da werden noch weitere Teile folgen, insgesamt 2 und der Zweite ist soeben veröffentlicht worden!
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