Gedichte
Sommerwind

Sommerwind

Ich hob das Glas zum zehnten Mal,
gesellig war die Runde,
der Abend trug mehr Sterne
als ich Streifen längs im Hemde.
Die Wirtin ließ den Hund hinaus,
herein kam eine Fremde,
das Haar zersaust vom Sommerwind,
Strähnen vor dem Munde.

Mich traf die Wucht der Gegenwart,
war schnell mit ihr im Bunde,
ich spürte wie sie Zeit und Raum
an meine Lippen schwemmte,
ein Stein aus meiner Tasche fiel,
den ich zum Himmel stemmte.
So endlos schien die Nacht zu sein,
so kostbar jede Stunde.

-1-

Der Tag bog in die Straße ein,
wir gingen auf die Wiese
und bauten aus dem Treibholz sanfter Blicke
eine Laube.
Ich fragte mich; was bliebe noch,
wenn sie einst von mir ließe,
ob der Mond der gleiche wär,
zerfiel er gar zu Staube?

Da sagte sie: Stell Fragen dir,
doch keine mehr wie diese,
ich bleibe dir ein Schmetterling,
war lange eine Raupe.
Und wenn ich dich und deine Welt
aus meiner jetzt verstieße,
blieb einzig die Erinnerung,
dort wo ich an uns glaube.

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