„Wie weit ist es denn bis zu diesem Eisberg, Prinz Himmelblau?“ „Liebe Prinzessin Emma, siehst Du dort oben die weißen Waldmeisterblüten und die Himbeerhecke? Gleich dahinter liegt der Vanilleschokoladenerdbeereisberg. Wir müssen aber zuerst zwischen den Felsen den schmalen Steg suchen und dann auf der Regenbogenleiter fast bis hoch zu den Wolken steigen.“
„Bitte waaas? ich denke es ist gleich *dahinter*! Liebste allerbeste Freundin Flügelchen sei so nett und erkunde die Gegend, wer weiß ob es diesen Leckerschleckereisberg überhaupt gibt. Wir warten hier, bis du zurück bist. Oder besser ich schau mich selbst auch ein bisschen um, manchmal glaube ich Prinz Himmelblau kennt sein eigenes Land nicht!“ Die kleine Prinzessin hebt ihr langes rosa Kleidchen, zieht die rosa Schuhe aus, damit auch wirklich nichts dran kommen kann, stellt sie sehr ordentlich auf einen großen Stein und krabbelt dann mutig auf einen der Felsen, denn von oben kann man bestimmt viel besser über das Jahreszeitenwunderland blicken, dann geht sie noch ein Stückchen weiter und.. „Autsch, o was tut das weh. Kleiner Prinz wer hat denn diese Hecke genau hier hingepflanzt. Uuuhh, schaut nur wie ich blute. Man o Man tut das weh!“ Flügelchen ist als erste bei der kleinen Prinzessin und schaut sich an was passiert ist. Ja wirklich alles ist rot, das Kleidchen die Arme, die Füße und auch das Gesicht. „Liebste Emma, du bist direkt in diese Himbeerhecke marschiert, aber ehrlich, so schlimm wie du es machst ist es nicht. O ja du siehst wirklich gefährlich blutrot aus, aber das meiste ist Saft, leckerer Himbeersaft. Nur an deinem Bein ist ein kleiner Kratzer, der ein bisschen blutet, aber alles andere ist nichts als nur Fruchtsaft. Prinz Himmelblau hat doch gesagt, dass dort oben eine Hecke ist, diesmal ist er wirklich unschuldig.“
„Liebe kleine Prinzessin, es tut mir so leid, dass du dich verletzt hast, ich hätte dich begleiten müssen, dann wär dir bestimmt nichts passiert!“ „Ja ja, ja, ist ja schon gut und dann hättest du bestimmt auch noch deine himmelblaue Samtjacke ausgebreitet und ich wäre sehr elegant darüber geschritten. Warum schlagt ihr denn diese Himbeeren nicht einfach ab und macht einen schönen Weg durch die Felsen?“ „Das ist ganz einfach zu erklärten liebe Emma, aber am besten kann dir diese Geschichte unsere allerliebste und zarteste Nixe Cristal erzählen.“
„Natürlich erzähle ich Prinzessin Emma und allen, die diese Geschichte hören wollen, was damals passiert ist und warum wir diese Hecke niemals beseitigen werden!
Es war vor vielen, vielen Frühlingsommerherbstundwinterjahren, als eine große Trockenheit über das Jahreszeitenwunderland kam. Es war so trocken, dass nicht einmal ein Tautropfen auf einem Grashalm lag. Ja sogar die Tränen konnten nicht mehr aus den Augen fließen, ganz egal wie traurig jemand war, er konnte nicht einmal mehr weinen. Selbst unser Zaubersee hatte so wenig Wasser, dass man trockenen Fußes in das Muschelschalenschloss gelangen konnte. Ihr seht also, es war sehr, sehr schlimm. Nichts wollte mehr wachsen. Das einzige was üppiger denn je wuchs, das war die Himbeerhecke. Sie wurde dichter und dichter, so dicht, dass wir schon dachten, sie würde alles überwuchern. In meiner großen Verzweiflung gab ich meinen Seepferdchen den Auftrag, mit Hacke und Spaten die Hecke auszudünnen. Aber als sich die Seepferdchen am nächsten Morgen an die Arbeit machen wollten, waren tausend und noch viel mehr, rote Himbeeren gewachsen, so viele, dass man die grünen Blätter fast nicht mehr sehen konnte. Dick und saftig hingen sie dicht aneinander gepresst zwischen den stacheligen Zweigen. Glücklich kamen die Seepferdchen zu mir und berichteten von diesem Wunder, das in einer einzigen Nacht geschehen war. Rasch rannten sie los, um Eimer und Tröge zu holen und dann haben sie ganz vorsichtig jede Beere einzeln gepflückt. Das kleinste Seepferdchen aber, hatte es sich oben auf dem Felsen gemütlich gemacht. Eine Handvoll Himbeeren hatte es sich heimlich in sein Taschentuch gesteckt und dann?… aber wirklich ganz aus Versehen, hat es den kleinen weißen Eimer mit den roten Herzchen, darauf gestellt. Langsam durchnässte der Saft das Tuch, lief als feines Rinnsal über den Felsen und tropfte direkt in die fast versiegende Quelle. Nun vermischte sich je ein Tropfen Wasser mit einem Tropfen Himbeersaft. Immer lustiger tanzten die Himbeersafttropfen mit dem wunderbar frischen Quellwasser. Es dauerte nicht lange und es sprudelte herrlich rosarotes kühles und erfrischendes Himbeequellrwasser aus der Felswand. Seit dieser Zeit gibt es die Himbeersaftquelle. Und dann ist ein zweites Wunder geschehen, aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal.“
„Man konnte wirklich zu Fuß zu dem Schloss gehen, wirklich? Aber das war ja wunderbar, Hexenkraut und Besenstiel, wer um alles in der Welt braucht schon einen Zaubersee, wenn es eine Himbeersaftquelle gibt“ Pauli ist ganz aufgeregt, für ihn ist das spannendste an der ganzen Geschichte, dass der See kaum Wasser hatte und man ohne Hindernisse in das Schloss gelangen konnte. „O Pauli, der See ist doch traumhaft schön, du hast darin sogar schwimmen gelernt uuuuuuuuuuuuuund mich gerettet“. „Hab ich nicht, das weißt du selbst, Carolila!“ „Müsst ihr eigentlich immer streiten, ihr seid wie Hund und Katze, das geht mir wirklich sehr auf die Nerven“ AufdemBerg ist zwar der geduldigste Zwerg den es gibt, aber wenn sich zwei streiten, wird auch er einmal etwas mürrisch.
„Eine sehr schöne Geschichte liebste Nixe, aber weh getan habe ich mir trotzdem. Schau dir mein zerrissenes Kleid an, ich sehe schrecklich aus. Kein Mensch erkennt in mir eine Prinzessin.“ „Ja ist das denn so wichtig liebe Emma, ob jemand sieht dass du eine Prinzessin bist. Wichtig ist doch, dass du so bist wie du bist. Ich finde du bist die wunderbarste allerliebste allerbeste Freundin, die ein Junge sich wünschen kann.“ „Ach Marc, entschuldige, du hast recht, es ist wirklich egal, ob das Kleidchen nun rosa oder rosa mit roten Himbeersaftflecken ist, wichtig ist, dass wir uns haben. Was wäre ein Leben ohne mein Flügelchen oder Dich und Flöckchen, den kleinen Prinzen und all die anderen. Traurig wäre das Leben, sehr traurig… Bitte liebe Cristal, nun hast Du uns alle so neugierig gemacht, erzähl uns doch auch noch die andere Geschichte“
„Nichts da, ihr wollt zum Eisberg. Die Geschichte läuft nicht weg, die kann ich euch nachher immer noch erzählen.“
„Plitsch, platsch, plitsch platsch, o nein, das darf doch nicht wahr sein, nun beginnt es auch noch zu regnen, wenn das so weitergeht werden wir in hundert Jahren nicht zu diesem Eisberg kommen“ jammert Pauli, der dieses Mal sogar sein berühmtes *Hexenkraut und Besenstiel* vergessen hat. „Liebes kleines Teufelchen Pauli, ich kann dir versichern, dass es wunderbar ist, dass es regnet. Ganz wunderbar sogar, warte nur ab!“ „Worauf denn warten, liebe Nixe, vielleicht darauf, dass mein schöner feuerroter Anzug vollkommen durchnässt ist, oder mir die Haare die Sicht versperren, weil sie mir pitschnass in die Stirn hängen, sag worauf soll ich warten. Etwa auf noch dickere Tropfen?“ „O du kleines ungeduldiges Paulichen, schau doch mal ganz genau hin, was siehst Du?“ „Was ich sehe, liebe Nixe? Eine dicke weiße Wolken, uuuuund einen Regenbogen na und weiter nichts! Was soll daran so toll sein? Worauf muss ich nun noch warten?“ „Ach Pauli, das ist die Regenbogenleiter, siehst du das denn nicht? Meist steht sie hinter den Felsen, heute steht sie direkt davor. Ihr braucht also nicht erst den Steg zu suchen, ihr könnt direkt von hier in die dicke weiße Wolke klettern und dann auf der anderen Seite der Regenbogenleiter wieder herunter steigen, ja und dann steht ihr direkt vor dem leckersten Vanilleschokoladenerdbeereisberg, den es gibt.“
„Geht ihr nur, ich bleibe hier. Leitern!!! selbst wenn sie so traumhaftschön und lila, blau, grün, gelb, orange und rot sind, wie diese hier, sind echt nichts für mich. Allein der Gedanke lässt meinen Bauch schon Purzelbäume schlagen. Aber wisst ihr was? Ich halte sie fest, damit sie nicht wegrutschen kann und wenn einer von euch doch herunter fallen sollte, habe ich ja genug Arme um ihn aufzufangen! Ammm, es ist so, ich glaube sogar, dass ich Vanilleschokoladenerdbeereiscreme gar nicht vertrage.......“
(C) Ute AnneMarie Schuster August 2011