Dies ist eine Erzählung über eine naive, dennoch emotinal intelligente Frau, die einem Betrüger erliegt. Die Vergangenheit holt sie auf und sie erinnert sich an die Geschichte einer wunderbaren Liebe deren Weg mit Lügen und Betrug gepflastert ist. Weitere Kapitel werden folgen.
MÄNNER SIND SCHWEINE........
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Wenn wir zuviel Zeit zum Nachdenken haben, versuchen wir oft Geschehnisse zu verarbeiten, die uns in ein tiefes Loch gerissen und deren Folgen wir immer noch nicht verkraftet haben.
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In den tiefsten Winkeln meines Gehirns kam es zu einer Explosion!
Es blitzte in leuchtenden Farben, tobte und donnerte. Tausende von Bildern klickten in einer megaschnellen Dia-Show auf der Leinwand hinter meinen Augen. Worte, die sich zu sich wiederholenden Sätzen formten sausten durch meinen Gehörgang. Ich spürte den Druck einer  imaginären Faust in meinem Magen, das darauf folgende Zurückschleudern meines Körpers im Zeitlupentempo und landete unfreiwillig sowie ohne Vorbereitung und Warnung, mit einem gewaltigen Satz ein paar Jahre zurück in meine Vergangenheit.
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Nein, ich befand mich nicht in einer futuristischen Ausführung der Zeitmaschine an der ich versehentlich ein paar Knöpfe gedreht hatte und die somit meine mikrobiologische Substanz und Zellen wieder neu ordnete. Ich saß vollkommen ruhig an meinem Computer, surfte gelangweilt im Internet, durchforstete mehr desinteressiert ein paar soziale Netzwerke, bis der Cursor meiner Maus sich hartnäckig auf ein Foto und diesen Namen setzte. Klick.
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Die Reise meiner Erinnerungen war zwanghaft und so sehr ich versuchte meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, tauchten die Bilder und Filme aus vergangener Zeit immer wieder wie ein Blinklicht vor anderen ablenkenden Überlegungen. Eigentlich sollte ich den Hufschmied für meine Pferde kontaktieren oder den Bauern, der uns das Heu liefern wollte. Statt dessen starrte ich wie gebannt auf jenes Foto auf meinem Bildschirm und der Name darunter blitzte unübersehbar in großen Lettern auf.
Dieser Name gehört zu einem Mann. Dieser Mann trat in mein Leben, dass ich mehr resigniert und still vor mich her lebte. Ich machte meinen Job. Meine Zubereitung von schmackhaftem Mittagessen, in einem gut gehenden Restaurant war gefragt. Privat jedoch flüchtete ich mich immer mehr zu meinem Hobby, den Pferden und versuchte mich vor den anderen Herausforderungen des Lebens zu verstecken.
Diese Herausforderungen hießen, mein jüngster Sohn, zehn Jahre alt, mit diagnostiziertem ADHS und den damit verbundenen täglichen Auseinandersetzungen seiner Lehrer. Eine weitere Herausforderung war die Farce des Zusammenlebens mit einem stupiden, völlig stagnierten Lebensgefährten, der sich lieber an die Ratschläge seiner Mutter hielt und mir den Alltag mit veralteten Vorwürfen und Zurechtweisungen vermieste.
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Meine innere Zeitbombe tickte, das war mir bewusst und wahrscheinlich wartete ich unbewusst nur darauf, dass jemand die Zündschnur zog.
Der Sprengstoffexperte zu meiner Bombe war Gast in dem Restaurant, in dem ich arbeitete und genoss das täglich wechselnde Mittagsmenü. Die Augen meiner Kolleginnen im Service, klebten gerade zu an den Fenstern, wenn er in seinem Porsche vor gefahren kam.
Groß, breitschultrig, sportlich zauberte er ihnen mit seinem charmanten Erscheinen jedes Mal ein Lächeln und gut Laune ins Gesicht. Sein geistvoller Humor und die offene Art begeisterte uns alle und gerne ließen wir uns auf einen Plausch zwischendurch mit ihm ein.
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An meinem freien Tag ließ er sich meine Handynummer von einer Kollegin geben und schrieb mir, dass er mein gutes Essen vermisst hätte. Außerdem sei er grad in meiner Gegend unterwegs und ob ich nicht Lust auf einen Kaffe hätte.
Wie elektrisiert schmiss ich das Fensterputzzeug in eine Ecke, sprang fast noch mit dem Handy in der Hand, unter die Dusche, putzte anstatt der Fenster mich heraus und fuhr voller kribbelnder Vorfreude zum vereinbarten Treffpunkt.
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Ein Schwein war sein Willkommensgruß. Hätte ich dies nicht deuten sollen?? Aber wer denkt denn beim Anblick eines rosa- plüschigen Stoffschweins, dass einen aus großen Knopfaugen anschaut, an Charaktereigenschaften?
Ich liebte Schweine. Schon immer. Irgendwann wohl hatte ich dies mal bei unseren mittäglichen Plaudereien erwähnt
So saß es nun da, auf dem Tisch, in dem netten kleinen Eifel-Cafe und schaute uns beharrlich an. Es hatte wohl Freude daran, wie wir lachten, uns netten kleinen Plänkeleien hingaben. Hörte unserer ausschweifenden Diskussion über das Leben zu und wurde auch nach drei Stunden noch nicht müde, wo wir an dem Punkt waren uns verliebte Blicke zu zuwerfen und eindeutig zweideutige Andeutungen machten.
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Als wir uns verabschiedeten, nahmen wir uns in den Arm und hatten wohl beide das Gefühl, angenommen worden zu sein. Nein, wir küssten uns nicht und er blickte mir auch nicht lange und herausfordernd in die Augen. Er lachte mich an, stupste meine Nase und bedankte sich für den netten Nachmittag! Ich war glücklich, dass er nicht mit der Tür ins Haus fiel, dass er dem Ganzen einen spannenden und geheimnisvollen Rahmen gab und mir das Gefühl, dass er mich als Mensch schätzte.
Auf dem Nachhausseweg lag das Schwein auf meinem Armaturenbrett. Prüfend schaute es mich an. Schlechtes Gewissen?
 Zuhause wartete mein Lebensgefährte, misslaunig und akribisch darauf achtend, dass mein Ältester die Spülmaschine korrekt ausräumte.
Entschlossen schaute ich in die schwarzen Knopfaugen. Nein, Schwein! Ich werde mein Leben ändern!
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Ok, ein Leben lässt sich nicht von heute auf morgen ändern. Na ja, ein Junggeselle könnte schon von heut auf morgen, die Segel setzen einen anderen Kontinent ansteuern, die Beine über der Reling baumeln lassen und die Sonne genießen. Aber als Mutter von zwei halbwüchsigen Söhnen, mit mittelmäßig bezahlten Job und dem andauernden Zwang es jedem Recht machen zu wollen, war dies ein schwieriges Unterfangen. Im Schlepptau befanden sich zudem noch ein Pferd und ein Hund. Nichts auf der Welt hätte mich dazu gebracht irgendetwas davon aufzugeben. Dann lieber Wasser und Brot aber alles andere gehörte zu meiner Persönlichkeit, wie meine roten Haare, na ja kastanienrot. Und als Köchin bekommt man auch von Wasser und Brot was leckeres gezaubert. Also, auf! Die Steine sortieren, die in meinem Weg lagen.
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Wenn da nicht dieser verteufelt gut aussehende Mann wäre, der mich mit Einladungen zu diversen Dates immer wieder ablenkte und in eine vollkommen neue Welt eintauchen ließ.
Der Bahnhof in unserem kleinen Eifelstädtchen war nicht gerade der Treffpunkt für Weltreisende, Manager auf Durchfahrten oder Gesichter aus allen fernen Ländern. Klein und beschaulich, für die Pendler in die nächste Großstadt, hatte er seine Daseinsberechtigung.
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Als er dort auf mich wartete, stach er natürlich heraus aus der illusteren Gesellschaft von Rentnern, Schülern und ankommenden Berufstätigen. Eine verdammt, beinah dämonisch gute Ausstrahlung unterstrich sein Outfit in brauner Lederjacke, G-Star-Jeans und weißem Hemd.
Strahlend kam er mir entgegen um mich obligatorisch auf die Wange zu küssen und ich nahm den Geruch von Sandelholz vermischt mit Birkenblättern wahr. Designer-duft.
Meine 168 cm passten gerade mal bis unter sein Kinn und ich hatte den Eindruck, wenn er mich in die Arme nehmen würde, würde ich darin versinken.
Fast kam ich mir albern vor, in meinem Diskounter-Blüschen und Billig-Jeans als er mich galant zu seinem 911er führte, mir die Türe öffnete und ich mich vorsichtig auf das weiche Sitzleder gleiten ließ.
Er sorgte immer wieder für Überraschungen. Hier war es die Einladung zum teuren Italiener und es imponierte mir wie dieser ihn zuvorkommend mit Handschlag begrüßte. Dann eine Spritzfahrt zum besten Eis-Cafè in der Gegend oder er entführte mich zu einem wunderschönen Spaziergang durch die Natur, mit romantischen Burgruinen im Hintergrund.
Das Leben war leicht, luftig und der Sommerwind küsste meine Haut.
Verdrängungspolitik gegenüber meinen Problemen war angesagt und ich genoss das Werben dieses Mannes.
Ab sofort bestand mein Leben aus freudiger Erwartung auf SMS, überraschenden Besuchen auf meiner Arbeitsstätte und den damit verbundenen Schmetterlingen im Bauch. Ich organisierte Betreuungsmöglichkeiten für 10jährigen ADHS-Jungen um mich ohne Zeitdruck auf die Treffen mit dem beeindruckendsten Mann den ich je kennen gelernt hatte vorzubereiten und seine Nähe zu genießen.
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Er verschlang mich nicht, war eher vorsichtig. Drängte mich zu rein gar nichts und gerade wohl das, löste den Reitz in mir aus, ihm mehr zu geben.
War das seine Taktik? Hatte er ein leichtes Spiel mit mir?
War ich zu berauscht und trug jene rosarote Brille, vor der so gewarnt wird?
Er war so wunderschön verpackt in Lebenslust, Erotik und Sinnlichkeit. In seinem Paket steckte Interesse an meiner Person, gleiche Neigungen zur Natur und Tieren, ein sicherer und gut bezahlter Job, Kampfgeist, Intellekt und auch jene coole Gelassenheit, bei der jede Frau darauf brannte, seine Hitze zu erleben.
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Nachdem wir ein paar Wochen diese wunderbare Zweisamkeit genossen hatten, fragte er mich völlig unvorbereitet mitten auf der Straße, in der Stadt, ob ich seine Frau werden wolle.
Ich glaube mich erinnern zu können, dass ich einen Kaugummi verschluckte und vor Schreck wie angewurzelt stehen blieb, wobei ein Passant mich anrempelte und verständnislos mit dem Kopf schüttelte.
Er wollte mich heiraten. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Mich? Meinte er mich?
Hatte Er das gerade gesagt beziehungsweise gefragt?
Er zog mich in eine nahe gelegene Passage, lehnte meinen Rücken an deren Hauswand, küsste mich innig und gab mir zu verstehen, wie ernst er es meinte.
„Hör zu“, beschwor Er mich. „ Mit meinen Sechsundvierzig Jahren habe ich ein absolut ausschweifendes Leben geführt und das in jeder Hinsicht. Nicht alles war gut, was ich getan habe und meine Erfahrungen reichen in jeden menschlichen Sektor. Mit Sicherheit, weiß ich, dass ich dich brauche, halten will und dass du das Ungeheuer in mir zum Schweigen gebracht hast.
Ich liebe dich. Ich will dich heiraten und mit dir zusammen leben.“
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