Kurzgeschichte
Mir stinkt ´s ...

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"Mir stinkt ´s ..."
Veröffentlicht am 13. August 2011, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Hallo Ihr Lieben, ich heiße Marion. Ich habe lange Zeit sehr regelmäßig geschrieben. Leider fällt mir seit 2 Jahren wenig ein, was an mangelnder Zeit, aber sicher auch an der fehlenden Ambition liegt. Ich war ein paar Jahre sehr regelmäßig hier oder in anderen Foren. Mittlerweile genieße ich tatsächlich mehr das Leben abseits des PCs. So bin ich nur noch ganz selten hier. Ich danke denjenigen, die mich abonniert haben und meine Gedichte ...
Mir stinkt ´s ...

Mir stinkt ´s ...

Beschreibung

Der Gestank der weiten Welt ...

Es ist 7:15 Uhr in der Früh, als ich mich in den vollen Bus quetsche. Es riecht nach Bier, Tabak und Schweiß und ich habe das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Manchmal frage ich mich, wie Menschen schon so früh am Morgen solche Körpergerüche verbreiten können. Es ist doch nicht so schwer, sich morgens zu waschen und frische Kleidung anzuziehen. Die Übelkeit weicht dem Ärger, der sich in mir ausbreitet. Jeden Morgen das gleiche.

 

Sonst bin ich um diese Zeit ins Büro gefahren. Gestern hat mein Chef mir jedoch fristlos gekündigt. Als ich daran denke, entsteht wieder der Kloß in meinem Hals. Dieser hat mich schon die halbe Nacht wach gehalten. Irgendwann nach Mitternacht fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

 

Eine Station später steige ich aus und gehe zum Bahnsteig der U-Bahn-Linie 3. Ich weiß nicht, was ich hier mache. Ich hätte genauso gut im Bett bleiben können, aber dann wäre ich mir so nutzlos vorgekommen. Fast 16 Jahre  arbeitete ich für das Unternehmen, das Maschinen für Straßenreinigung herstellt.  Ich selbst war für die Buchführung und den Einkauf verantwortlich. Eigentlich kam ich mit meinem Chef immer gut aus. Und doch hat er mich gestern einfach so entlassen. Ja, ich weiß, ich habe mich vielleicht nicht ganz korrekt verhalten, aber ich habe doch keine silbernen Löffel geklaut.

 

Herr Hormann aus dem Lager kam gestern Nachmittag in mein Büro. Es fehlte Material und er wollte klären, wann die Rohre, die man für die Maschine benötigte, geliefert würden. Schon als Herr Hormann das Büro betrat, bemerkte ich seinen starken Körpergeruch, eine Mischung aus Knoblauch und Schweiß. Er war erst seit 4 Monaten bei uns beschäftigt. An sich fand ich ihn ganz in Ordnung, nur seinen Gestank konnte ich nicht ertragen. In der Regel ging ich ihm aus dem Weg, aber  diesmal war das unmöglich. Wie kann ein Mensch so stinken, fragte ich mich.

 

Ich erklärte ihm, dass ich die Rohre bestellt habe, müsse aber in der Bestellliste prüfen, wann sie geliefert würden.  „Ich schaue gleich nach und informiere Sie dann, Herr Hormann“, sagte ich in freundlichem Ton. Er antwortete, dass er gerne warten würde. Ich teilte ihm mit, dass das sicher einige Minuten dauern würde, ich gäbe ihm nachher Bescheid. Ihm mache es nichts aus, kurz zu warten, war seine Antwort. Ich bat ihn, mein Büro zu verlassen. Es sei kein Problem, antwortete er, er warte gerne die paar Minuten. Er verstand meinen dezenten Wink wohl nicht. Darauf hin wurde ich etwas lauter: „Ich sehe gleich nach, möchte Sie aber bitten, mein Büro zu verlassen“. Er schaute mich völlig verdutzt an. „Ich mache doch gar nichts“, antwortete er kleinlaut. „Eben“, sagte ich. „Sie machen nichts. Scheinbar waschen Sie sich nicht einmal. Sie stinken erbärmlich“.

 

Herr Hormann bekam einen hochroten Kopf. „Ich arbeite nun mal“, brüllte er. „Da kommt man auch schon mal ins schwitzen. Wenn ich den ganzen Tag nur auf meinem Hintern säße, würde ich auch wie eine Rose duften.“ „Raus“, brüllte ich, doch Herr Hormann setzte sich dreist auf meinen Stuhl. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken. Ich könnte mich nie wieder auf diesen Stuhl setzen.

 

Ich nahm die Schere vom Schreibtisch und stach auf ihn ein. In dem Moment kam mein Chef, Herr Bauer, herein. Er war völlig entsetzt, packte mich und schrie, ich sei gefeuert. Als ich das Gebäude verließ, kam schon der Notarzt.

 

Am Abend rief Herr Bauer bei mir an, um mich zu informieren, dass Herr Hormann überleben würde. "Was ist denn bloß in Sie gefahren?", fragte er. Ich erklärte ihm, was passiert war. „Das ist doch kein Grund, mit der Schere auf ihn loszugehen. Sie sind ja völlig wahnsinnig. Ich will sie nicht mehr sehen. Das Gehalt für diesen Monat überweise ich Ihnen, aber ab jetzt haben Sie Hausverbot“.

 

Nun stehe ich hier auf dem Bahnsteig. Eine Frau mit schmutziger Kleidung stellt sich vor mich. Sie stinkt nach Schweiß und Urin. Wieder bekomme ich das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Leute wie sie sind schuld, dass ich arbeitslos bin. Man muss doch etwas gegen solche Menschen tun. In dem Moment rollt die U-Bahn heran. Meine Wut auf die Frau, auf Herrn Hormann und auf alle stinkenden Leute steigt ins Unermessliche. Die Frau tritt einen Schritt näher an die Gleise heran. Ich mache ebenfalls einen Schritt nach vorne und versetze ihr einen Stoß. Direkt vor der Bahn stürzt sie auf die Gleise.

 

Noch bevor der Zug zum Stehen kommt, verlasse ich den Bahnsteig und gehe langsam zu Fuß nach Hause.

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Hörbuch

Über den Autor

MarionG
Hallo Ihr Lieben,

ich heiße Marion. Ich habe lange Zeit sehr regelmäßig geschrieben. Leider fällt mir seit 2 Jahren wenig ein, was an mangelnder Zeit, aber sicher auch an der fehlenden Ambition liegt. Ich war ein paar Jahre sehr regelmäßig hier oder in anderen Foren. Mittlerweile genieße ich tatsächlich mehr das Leben abseits des PCs. So bin ich nur noch ganz selten hier.
Ich danke denjenigen, die mich abonniert haben und meine Gedichte regelmäßig kommentieren.
Bitte nehmt es mir nicht übel, dass ich mich so rar mache. Vielleicht kommt irgendwann die Zeit, in der mir die kreativen Ideen nur so zufliegen und ich wieder regelmäßig schreibe.
Ich versuche auch, einige Werke von Euch zu lesen, wenn ich hier bin. Ich muss aber gestehen, dass ich nicht alles schaffe, in der kurzen Zeit, die ich hier verweile. Auch dafür bitte ich um Entschuldigung.
Ich verschwinde nicht ganz von hier, immer mal wieder werde ich Euch kurz besuchen.
Liebe Grüße an alle Schreiber und Leser.
Eure Marion

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MarionG Re: -
Zitat: (Original von mukk am 18.09.2011 - 22:36 Uhr) ... für solche Situationen habe ich immer eine Kluppe (Wäscheklammer) bei mir, um mein Riechorgan zu schonen und nicht auszurasten wie dein LI :-)))
liebste Grüße
Ingrid



Liebe Ingrid,
ich glaube, Du würdest auch ohne Kluppe nicht so ausrasten. Du bist sicher ganz harmlos. ;o))
Danke für Deinen Kommentar.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
mukk ... für solche Situationen habe ich immer eine Kluppe (Wäscheklammer) bei mir, um mein Riechorgan zu schonen und nicht auszurasten wie dein LI :-)))
liebste Grüße
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Kürzlich wollte ich ... -
Zitat: (Original von MarionG am 18.09.2011 - 14:01 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 17.09.2011 - 22:46 Uhr) ... nach der Arbeit in den Lift steigen, um nach unten in Richtung Ausgang zu fahren. Ich habe nur einen Fuß in den Fahrstuhl gesetzt, schon kam mir die widerwärtige Wolke entgegen: Schweiß! Ich weiß nicht, wie es sein kann, dass eine Schweißwolke einfach im Fahrstuhl bleibt, nachdem der »Stinker« längst weg ist, aber scheinbar ist es möglich. Bah! Hach, da fallen mir noch ganz andere Beispiele ein, wenn ich so drüber nachdenke. Jedenfalls werde ich da auch immer grantig.

Aber soooo grantig? ;-) Bis zu der Stelle mit der Schere musste ich herzlich grinsen. Das Makabere mochte ich dann auch noch. Nur erscheint mir recht unrealistisch, dass keine Polizei gerufen wurde. Wird der Mann denn gar nicht zur Rechenschaft gezogen? Und dann finde ich, hättest du die Stelle, an der ihm der Kragen platzt, etwas detaillierter ausarbeiten können. Denn gerade darauf wartet man ja. Da ist's doch schade, wenn das so schnell schon wieder vorbei ist. Also soweit meine Anmerkungen dazu. Ansonsten gefällt mir der Aufbau sehr gut. Auch das offene Ende ohne Moralkeule und dergleichen.

Liebe Grüße
Thomas



Lieber Thomas,
lustig, dass Du bei dem LI an einen Mann denkst. Ich hatte mir eine Frau vorgestellt.
Deine Kritik ist verständlich und nachvollziehbar. Eigentlich ist de Geschichte recht spontan entstanden, weil mir derzeit nichts Gutes mehr einfallen will. Ich danke Dir für Deinen ehrlichen Kommentar.
Ganz liebe Grüße
Marion

Nichts Gutes? Ich find die Idee aber sehr gut. :-) Wie gesagt, nur an der einen Stelle hätte sie etwas ausgebauter sein können. Ansonsten find ich die prima.
Uh, und klar denk ich an einen Mann dabei! Ich hasse solche Gerüche ja selbst auch. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: Kürzlich wollte ich ... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 17.09.2011 - 22:46 Uhr) ... nach der Arbeit in den Lift steigen, um nach unten in Richtung Ausgang zu fahren. Ich habe nur einen Fuß in den Fahrstuhl gesetzt, schon kam mir die widerwärtige Wolke entgegen: Schweiß! Ich weiß nicht, wie es sein kann, dass eine Schweißwolke einfach im Fahrstuhl bleibt, nachdem der »Stinker« längst weg ist, aber scheinbar ist es möglich. Bah! Hach, da fallen mir noch ganz andere Beispiele ein, wenn ich so drüber nachdenke. Jedenfalls werde ich da auch immer grantig.

Aber soooo grantig? ;-) Bis zu der Stelle mit der Schere musste ich herzlich grinsen. Das Makabere mochte ich dann auch noch. Nur erscheint mir recht unrealistisch, dass keine Polizei gerufen wurde. Wird der Mann denn gar nicht zur Rechenschaft gezogen? Und dann finde ich, hättest du die Stelle, an der ihm der Kragen platzt, etwas detaillierter ausarbeiten können. Denn gerade darauf wartet man ja. Da ist's doch schade, wenn das so schnell schon wieder vorbei ist. Also soweit meine Anmerkungen dazu. Ansonsten gefällt mir der Aufbau sehr gut. Auch das offene Ende ohne Moralkeule und dergleichen.

Liebe Grüße
Thomas



Lieber Thomas,
lustig, dass Du bei dem LI an einen Mann denkst. Ich hatte mir eine Frau vorgestellt.
Deine Kritik ist verständlich und nachvollziehbar. Eigentlich ist de Geschichte recht spontan entstanden, weil mir derzeit nichts Gutes mehr einfallen will. Ich danke Dir für Deinen ehrlichen Kommentar.
Ganz liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Kürzlich wollte ich ... - ... nach der Arbeit in den Lift steigen, um nach unten in Richtung Ausgang zu fahren. Ich habe nur einen Fuß in den Fahrstuhl gesetzt, schon kam mir die widerwärtige Wolke entgegen: Schweiß! Ich weiß nicht, wie es sein kann, dass eine Schweißwolke einfach im Fahrstuhl bleibt, nachdem der »Stinker« längst weg ist, aber scheinbar ist es möglich. Bah! Hach, da fallen mir noch ganz andere Beispiele ein, wenn ich so drüber nachdenke. Jedenfalls werde ich da auch immer grantig.

Aber soooo grantig? ;-) Bis zu der Stelle mit der Schere musste ich herzlich grinsen. Das Makabere mochte ich dann auch noch. Nur erscheint mir recht unrealistisch, dass keine Polizei gerufen wurde. Wird der Mann denn gar nicht zur Rechenschaft gezogen? Und dann finde ich, hättest du die Stelle, an der ihm der Kragen platzt, etwas detaillierter ausarbeiten können. Denn gerade darauf wartet man ja. Da ist's doch schade, wenn das so schnell schon wieder vorbei ist. Also soweit meine Anmerkungen dazu. Ansonsten gefällt mir der Aufbau sehr gut. Auch das offene Ende ohne Moralkeule und dergleichen.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: Glaub mir ... -
Zitat: (Original von Gunda am 17.09.2011 - 19:05 Uhr) ... ich kann mit deiner Protagonistin sehr gut mitfühlen ... äh, riechen. Wenn ich im Supermarkt an der Kasse stehe und die Dame vor mir Schnaps statt Shampoo kauft, obwohl sie mit dem Fett ihrer Haare glatt eine Pfanne voll Kartoffeln braten könnte, dann muss ich auch immer sehr an mich halten, keinen dummen (oder treffenden) Spruch zu machen ... :o))

Lieben Gruß
Gunda



Liebe Gunda,
ich verstehe, dass sie der Geruch stört. Ihr Verhalten kann ich jedoch nicht nachvollziehen.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Glaub mir ... - ... ich kann mit deiner Protagonistin sehr gut mitfühlen ... äh, riechen. Wenn ich im Supermarkt an der Kasse stehe und die Dame vor mir Schnaps statt Shampoo kauft, obwohl sie mit dem Fett ihrer Haare glatt eine Pfanne voll Kartoffeln braten könnte, dann muss ich auch immer sehr an mich halten, keinen dummen (oder treffenden) Spruch zu machen ... :o))

Lieben Gruß
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: -
Zitat: (Original von Luap am 09.09.2011 - 18:32 Uhr) Simples Thema... aber viel daraus gemacht...die Inszenierung gefällt mir.

Lieben Gruss
Paul



Lieber Paul,
schön, dass es Dir gefällt. Danke, dass Du hier warst.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: Was soll man dazu noch sagen? Absolut Klasse! -
Zitat: (Original von cbvisions am 09.09.2011 - 16:24 Uhr) Eine super Kurzgeschichte!!!!

GLG Chris



Lieber Chris,
vielen Dank für Dein Lob. Das freut mich sehr.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Simples Thema... aber viel daraus gemacht...die Inszenierung gefällt mir.

Lieben Gruss
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
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