Beschreibung
Basiert auf diesem Gedicht.
Trennung.
Der erste Tag war leicht
der zweite Tag war schwerer
Der dritte Tag war schwere als der zweite
Von Tag zu Tag schwerer
Der siebte Tag war so schwerer
daß es schien er sei nicht zu ertragen
Nach diesen siebten Tag
sehne ich mich
schon zurück
Erich Fried
Der erste Tag war leicht
Ein lauter knall. Die Tür war hörbar zu. Meine Frau ließ mich einfach so mit den Kindern zurück. Seit Wochen nur noch Streit. Unsere Ehe stand kurz vor dem Aus.
Sie meinte, sie könnte nicht mehr. Die Decke fiel ihr auf den Kopf, sie bräuchte mal eine Auszeit.
Denn ich würde mich nie um die Erziehung der Kinder kümmern, mich nicht mit ein bringen.
Abgesehen von dem Haushalt, ich würde sie mit allem alleine lassen.
Aber wer bitte, macht ihr jeden Sonntag Frühstück? Bringt ihr das ans Bett und weckt sie mit zärtlichen Küssen ?
Und außerdem wer geht jeden verdammten Tag arbeiten und bringt das Geld nachhause, dass sich Frau Madame ihre teuren Friseur und ich ihre ständige Käuferei von Schuhe und Handtaschen leisten kann ?
Verärgert zündete ich mir eine Zigarre an und goss mir einen Schluck Brandy ein. Setzte mich auf die Veranda und dachte nach. Dann brachte ich die Kinder ins Bett.
Der zweite Tag war schwerer
Ich stand auf. Rasierte mich, zog mich an. Weckte die Kinder, machte ihnen Frühstück. Ging zur Arbeit.
Als ich wieder kam, dachte ich unser schönes Haus hätte so gerade noch den zweiten Weltkrieg überlebt.
In der Spüle, der Küche, stapelten sich die Teller mit Essensresten.
Der Boden und der Tisch waren vollgeschmiert mit Tomatensoße. Auf unseren schönen neuen
Stühlen war Kirschsaft ausgelaufen.
Ich näherte mich dem Wohnzimmer. Die Kinder hatten dort wohl eine wilde Kissenschlacht veranstaltet. Überall wo ich hinguckte lagen Federn und kaputte Kissen.
Ich dachte, ich würde durch drehen. Ich ging weiter in den Garten. Zum Glück spielten dort meine beiden Schützlinge Harry und Mary friedlich mit einem Ball.
Als sie mich sahen, kamen sie mir freudestrahlend entgegen gelaufen. Ich schimpfte nicht mit ihnen. Ich hätte sie nicht alleine lassen sollen, den ganzen Tag über. Außerdem waren sie gerade mal neun und elf Jahre alt. Ich hätte jemanden finden müssen, der auf sie aufpasste oder mir gar frei nehmen müssen. Aber was sollte ich tun, ich musste ja schließlich arbeiten.
Wichtige Termine zur Zeit, die meiner Karriere zur gute kamen.
Ich brachte sie ins Bett. Las ihnen eine Geschichte vor. Danach brachte ich das Chaos in Ordnung.
Der dritte Tag war schwerer als der zweite
Der dritte Tag und ich konnte nicht mehr. Ich wünschte meine Frau wäre hier und würde mir wenigstens einen kleinen Teil der Hausarbeit abnehmen.
Die Kinder tobten schon wieder im Garten, während ich mich an die Wäsche machte, die gewaschen werden musste.
Ein lautes Klirren. Ich rannte sofort raus. Harry hatte mit einem Fußball die Fensterscheibe eingeschlagen.
In mir stieg Wut auf, doch ich riss mich zusammen. Ich sagte nur, er solle die Glassplitter zusammen kehren. Doch dabei Schnitt er sich in die Hand.
Er fing an zu weinen und hörte erst dann auf, als wir aus dem Krankenhaus zurück fuhren.
Mary hatte ich zuhause gelassen.
Was ein Fehler war.
Sie wollte Baden gehen. Doch sie vergaß den Wasserhahn wieder zu, zudrehen. Das ganze Wasser lief über. Es floss sogar schon die Treppe herunter, bis in die Diele.
Herr Gott, wann kommt endlich meine Frau wieder ? So sehr ich meine Kinder auch liebte, aber langsam konnte ich sie nicht mehr in Zaum halten.
Wie meine Frau bloß alles unter einem Hut bekommt ? Die Kinder und die Hausarbeit und sie hatte trotzdem immer noch Zeit, sich mit Freundinnen zutreffen oder einen kleinen Plausch mit der Nachbarin zuhalten.
Der siebte Tag
Der siebte Tag war so schwer, dass es schien er ist nicht zu ertragen. Ich war gerade am Kochen, als das Telefon klingelte. Mein bester Kumpel John war dran. Er fragte, ob ich Lust hätte in unserer Stammkneipe ein Bierchen mit ihm zu trinken.
Bevor ich antworten konnte, waren die Bratkartoffeln schon angebrannt. Na toll, was sollte ich meinen Kindern jetzt zu essen machen. Es war das letzte Essbare, was ich noch gefunden hatte in unserer Vorratskammer.
Also ging ich mit meinen beiden Kleinen einkaufen.
Doch da wartete das nächste Missgeschick schon auf uns. Als ich gerade an der Fleischtheke anstand, lief Mary mit dem Einkaufswagen in einen Stapel voller Coca-Cola-Dosen.
In dem selben Moment fiel Harry ein Päckchen Zucker und ein Becher Sahne hin, die natürlich sofort aufplatzen.
Ich war mit der Situation überfordert. Schrie den ganzen Laden zusammen. Nahm Harry an die linke Hand und Mary an die rechte und zog sie aus dem Laden bis ins Auto.
Ich war außer mir. Ich konnte nicht mehr. Ich fing an zu Heulen, legte meinen Kopf auf das Lenkrad. Machte meine Augen zu und wünschte mir, dass meine Frau wieder kommen würde.
Als wir zuhause angekommen waren, befehlte ich sie sollten sofort auf ihre Zimmer gehen.
Nach diesen siebten Tag, sehnte ich mich schon zurück. Ich wollte sie wieder haben und ich sah ein, dass ich mich mehr um meine Frau und meine Kinder kümmern musste, als an meiner Karriere zuarbeiten.