Das Mädchen aus meinen Träumen
Unruhig drehte sich das junge Mann mit den roten Haaren in seinem Bett hin und her. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und immer wieder biss er sich im Schlaf auf die Unterlippe.
Um ihn herum war alles pechschwarz. Er konnte kaum seine Hand vor Augen sehen, so dunkel war es. Suchend sah er sich um, doch er wusste, dass er nichts entdecken würde. Dies war nicht das erste Mal, dass er diesen Traum hatte. Schon seit einigen Nächten suchte ihn der Traum immer und immer wieder heim und er wusste nicht, was er bedeuten sollte. Plötzlich nahm der junge Mann eine Stimme war. Erst leise und kaum zu verstehen, dann lauter und immer deutlicher.
„Ryo. Ryo. Ryo“, sagte die Stimme wieder und wieder.
Ryo verstand einfach nicht, wer da nach ihm rief und warum. Dann tauchte aufeinmal vor ihm ein Mädchen mit langen dunkelvioletten Haaren auf. Sie schien die Dunkelheit um die Beiden zu vertreiben. Der Rothaarige konnte allerdings ihr Gesicht nicht erkennen.
„Ryo, bitte hilf mir“, sagte das fremde Mädchen leise.
„Helfen? Wobei? Wer bist du überhaupt?“, wollte der junge Mann wissen, doch das Mädchen wiederholte immer nur ihren letzten Satz.
Ein leises seufzen entfuhr ihm. Wer war dieses Mädchen in seinem Traum nur und was wollte sie nur von ihm? Ob vielleicht jemand durch seine Träume versuchte Kontakt zu ihm aufzunehmen?
„Du musst mir helfen!“, schrie ihn das Mädchen an und der rothaarige Mann schlug die Augen auf.
Die Sonne ging gerade auf und seine Augen mussten sich erst etwas an das Licht gewöhnen. Zu dem musste erst einmal seine Gedanken neu ordnen. Es war doch immer das gleiche und auch wenn Ryo das wusste, konnte er den Traum einfach nicht beeinflussen. Langsam setzte er sich auf, fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und strich sich die schweißnassen Haare zurück. Wie lange ihn dieser Traum schon Nacht für Nacht kam, vermochte der junge Mann gar nicht mehr zu sagen, doch für seinen Geschmack war es schon viel zu lange. Mühsam und noch immer etwas müde stand der Rothaarige auf. Weiter schlafen brachte ihm nun nichts mehr. Da die Sonne nun schon aufging, würde bald in das Haus leben einkehren. Er ging zu einer großen Schüssel, neben der ein Krug mit Wasser stand. Das Wasser füllte er in die Schüssel und wusch sich das Gesicht. Langsam wurde er wach. Rasch trocknete er sich ab, zog sich an und machte sich auf in die Küche, um langsam das Frühstück vorzubereiten. Er wusste, dass sein kleiner Mitbewohner sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen würde und er sollte recht behalten. Kaum hatte Ryo die Küche betreten, da fiel ihn jemand von hinten an.
„Ryo“, wurde er stürmisch, wie fast jeden Tag begrüßt.
Der junge Mann hatte den Halt verloren und lang nun auf dem Küchenfußboden. Auf seinem Rücken hatte sich ein junges Mädchen mit langen dunkelbraunen Haaren und saphirblauen Augen gesetzt. Auf ihren Lippen lag ein breites Lächeln und sie stupste dem am Boden Liegenden immer wieder gegen den Kopf. Das war Sophie, Ryos kleine Mitbewohnerin. Sie hatte ihre Eltern verloren, als sie fast noch ein Baby gewesen war. Damals hatte es sich der Rothaarige zur Aufgabe gemacht, sich um das Mädchen zu kümmern. Seit diesem Tag lebten die Beiden zusammen und die kleine Sophie liebte es den jungen Mann jeden Tag auf ein Neues zu ärgern.
„Sophie, wenn du die Freundlichkeit hättest von mir runter zu gehen, dann könnte ich uns jetzt Frühstückt machen“, meinte Ryo und drehte seinen Kopf leicht zu dem Mädchen.
Diese schmollte etwas, stand aber auf und setzte sich an den Tisch.
„Warum müssen Drachen eigentlich immer solche Spielverderber sein?“, fragte sie leise.
Lachend stand Ryo auf und schüttelte leicht den Kopf. Ja, er war ein Drache. Drachen hatten es sich schon vor Jahrtausenden zu eigen gemacht die Gestalt von Menschen an zu nehmen und so unter ihnen zu leben.
„Beschwere dich nicht immer so viel. Du willst doch einmal groß und stark werden oder nicht? Also brauchst du auch dein Frühstück, aber wenn du immer nur auf mir drauf sitzt, dann kann ich dir keins machen“, meinte der junge Drache und machte sich daran, den Beiden etwas zu kochen. Viel war es nicht. Brot, Eier und etwas Milch, aber es reichte für sie zusammen.
„Wir müssen heute auch auf den Markt gehen und einkaufen“, sagte Ryo, während er einige Eier in der Pfanne bratet, als es an der Tür klopfte.
Wer kommt uns denn so früh am Morgen schon besuchen, fragte sich der Drache und ging zur Tür, um sie zu öffnen.
Vor der Tür stand ein Mädchen mit eigenartiger Kleidung, die Ryo noch nie zu vor gesehen hatte. Dieses Mädchen stammt ganz sicher nicht von hier. Sie hatte lange dunkelviolette Haare und ihre blauen Augen sahen den jungen Mann freundlich an. Er konnte sich nicht helfen, aber die Fremde kam ihm sehr bekannt vor, doch er konnte sich einfach nicht erklären warum.
„Bist du Ryo?“, riss sie ihn aus seinen Gedanken und ihr Gegenüber wurde langsam blass.
Diese Stimme hatte er schon einmal gehört. Gerade erst vor ein paar Minuten in seinem Traum. Je länger er das Mädchen vor sich an sah, um so mehr wurde ihm klar, dass es sich um das Mädchen aus seinen Träumen handelte.