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Abstieg zur Bestsellerautorin - Ein brasilianisches Märchen

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"Abstieg zur Bestsellerautorin - Ein brasilianisches Märchen"
Veröffentlicht am 03. August 2011, 6 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Ich rasiere mich nur jeden zweiten Tag.
Abstieg zur Bestsellerautorin - Ein brasilianisches Märchen

Abstieg zur Bestsellerautorin - Ein brasilianisches Märchen

Beschreibung

Abstieg zur Bestsellerautorin. Ein brasilianisches Märchen. Es handelt sich hierbei um einen recht provokativen Text. (Das hoffe ich zumindest.)

Es war einmal ein armes Mädchen, das lebte in Sao Paulo und hatte schon früh seine Eltern verloren. Von da an musste es selbst sehen, wie es in dieser Welt zurechtkam. Es irrte tagelang in den Slums umher und wäre wohl umgekommen, hätte nicht eine Gruppe von Straßenkindern das Mädchen bei sich aufgenommen. Diese Kinder wurden ihre Familie. Ihr Leben war sehr hart, doch sie hatten sich gegenseitig. Wie das Mädchen jedoch älter wurde, kam ein zwielichtiger Mann zu ihr und fragte sie: „Wie heißt du denn meine Kleine?“ „Ana“, war ihre Antwort. Der Mann war ein Zuhälter und Ana folgte ihm. An diesem Tag verlor sie auch noch ihren Körper.

 

Eine Zeit lang lebte sie ein Leben, welches sie wohl nicht sehr lange überlebt hätte. Doch eines Tages begegnete Ana einer älteren Frau, die ihr helfen wollte. Die Frau nahm Ana bei sich in ihrem Haus auf kümmerte sich um sie, als wäre sie ihre Tochter. Die Frau war eine bekannte Lyrikerin und merkte schon bald, dass Ana eine enorme Sprachbegabung hatte. Also brachte sie Ana die großen Dichter und Denker dieser Welt näher und lehrte sie die Kunst des Schreibens. Schon bald beherrschte Ana das Handwerkszeug und brachte zu Tage, was schon immer in ihr geschlummert hatte: Sie verfasste Gedichte, vollendet in der Form und durchdrungen von ihrer Seele. Sie schrieb auch Geschichten, in denen sie gefühlvoll ihr Leben verarbeitete und geistreich auf die Missstände der Gesellschaft hinwies, in die sie hineingeboren wurde.

 

Als Ana bereits vieles geschrieben hatte, wendete sie sich an zahlreiche kleinere Verlage und bemühte sich um eine Veröffentlichung. Allein niemand wollte ihre Werke drucken lassen. Bald darauf starb die alte Frau. Ihre Erben wollten Ana dann nicht mehr in ihrem Haus haben und sie musste in den Slum ihrer Kindheit zurückkehren. Dort darbte sie jahrelang in großer Not und Elend dahin.

 

Wie Ana nun eines Tages endgültig nicht mehr weiterwusste, ging sie an einen einsamen Platz und weinte bitterlich. Da trat schließlich ein junger, wohlgekleideter Mann zu ihr und fragte sie: „Wie heißt du denn?“ „Ana“, war ihre Antwort. Der junge Mann fragte weiter, was sie denn für Kummer habe. Sie erzählte ihm ihre Geschichte und auch, dass Gedichte und Erzählungen schrieb. Er fragte sie, ob er denn vielleicht ein paar davon lesen könnte. Sie hatte natürlich keine bei sich, doch sie trug ihm einige aus ihrem Gedächtnis heraus vor. Der Mann meinte, dass sie ein großes Talent sei und dass er ihr vielleicht helfen könne, denn er arbeite in einem großen Verlag. Sie müsse ihren Stil nur ein klein wenig verändern, das war seine einzige Bedingung, dann würden sie ins Geschäft kommen.

 

Ana begann romantische Fantasy-Geschichten und Verschwörungstheorien behandelnde Thriller zu schreiben. Nach einiger Zeit wurde sie immer erfolgreicher, ihre Bücher verkauften sich schließlich millionenfach. Doch zu welchem Preis? Ihre Texte hatten alles verloren, was sie früher einmal ausgezeichnet hatte, nämlich Anas Wesen. Das erschien ihr jedoch als geringer Preis, denn sie ahnte das, was wirklich so geschehen war: Sie war die einzige aus ihrer alten Kinderbande, die überlebt hatte, alle anderen waren schon lange tot und vergessen. Ana hingegen hatte ihren Körper wieder gewonnen, ihre Seele aber hatte sie verloren. Aber sie war zufrieden damit und lebte glücklich bis an ihr seliges ENDE.

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LordUltra
Ich rasiere mich nur jeden zweiten Tag.

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baesta Ich weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll.. - Die Geschichte ist berührend, aber wenn man seine Seele verkauft hat, kann man dann noch zufrieden sein? Aber wenn es ums nackte Überleben geht, würde man es in gleicher Situation nicht auch so machen?

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
LordUltra Re: -
Zitat: (Original von MamaBobo am 03.08.2011 - 16:11 Uhr) Ich kann die Provokation nicht so richtig sehen. Sollen allgemein die sozialen Zustände in Brasilien angeprangert werden? Oder soll man wirklich Gedichte schreiben höher schätzen als zu leben? M.E. könnte Ana ja als Bestsellerautorin durchaus ihre früheren Werke wieder aufnehmen. Entweder es steckt in einem drin oder nicht!
Grundsätzlich ahne ich ja, was du meinst, denke ich; man soll sich treu bleiben?! Aber für mich nicht um jeden Preis...
Gruß
die MamaBobo


Meine Gedanken zur Geschichte:
Die Provokation liegt wohl am ehesten in der Weltsicht, aus der heraus die Geschichte entstanden ist. Sie stellt die Frage, ob das Wohlergehen unseres physischen Körpers höher, gleich oder geringer als das des geistigen anzusehen ist. Was nützt es, wenn dein Körper und die oberflächlichen Schichten deiner Persönlichkeit leben aber dein eigentliches Wesen tot ist? Auch das mit der Aufnahme der frühen Werke sehe ich eher pessimistisch: Nach der einmal erfolgten Anbiederung an die Wünsche der Gesellschaft bleiben die meisten Versuche des Rückgreifens auf das ursprüngliche Wesen künstlich. Aber das sind nur meine Gedanken.

LG
Lord Ultra
Vor langer Zeit - Antworten
MamaBobo Ich kann die Provokation nicht so richtig sehen. Sollen allgemein die sozialen Zustände in Brasilien angeprangert werden? Oder soll man wirklich Gedichte schreiben höher schätzen als zu leben? M.E. könnte Ana ja als Bestsellerautorin durchaus ihre früheren Werke wieder aufnehmen. Entweder es steckt in einem drin oder nicht!
Grundsätzlich ahne ich ja, was du meinst, denke ich; man soll sich treu bleiben?! Aber für mich nicht um jeden Preis...
Gruß
die MamaBobo
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