Romane & Erzählungen
Sie kommen aus dem Meer

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"Sie kommen aus dem Meer"
Veröffentlicht am 31. Juli 2011, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Sie kommen aus dem Meer

Sie kommen aus dem Meer

Beschreibung

Sie kommen aus dem Meer

 

Kevin ist der erste, der es sieht. Er sitzt auf der Rückbank, sein Vater fährt während seine Mutter auf ihn einredet. Sie streiten sich wieder, nichts Besonderes für ihn, er kennt sie nur so.

In seinen Kopfhörern erklingt das berühmte Gitarrenriff zu -smoke on the water-,

er will weiterskippen, der I-Pod gehört seinem Vater, er selbst mag diese alten Schinken gar nicht, lässt den I-Pod jedoch fallen und das Problem löst sich von allein.

Er hat gerade etwas im Wasser gesehen, etwas beunruhigendes, etwas großes.

Die zuvor endlos und ebenso endlos langweilige Küstenstraße, gewinnt für Kevin an neuem Reiz.

Gerade als er denkt, das dass, was er einen Augenblick vorher noch gesehen hat, unmöglich wahr sein kann, taucht es erneut aus dem Wasser auf. Diesmal bleibt es länger an der Oberfläche.

Es ist unglaublich groß, das größte Etwas das er überhaupt jemals gesehen hat.

Die steinige Küste zu seiner rechten, geht unmittelbar in einen feinen Sandstrand über. Urlauber liegen in kleinen Gruppen in dem weißen Sand. Hat es noch keiner außer ihm gesehen?

Da! Es hat gerade einen seiner Tentakel aus dem Wasser gestreckt. Riesig, einfach nur riesig.

Jetzt müssen sie doch anfangen zu schreien und mit rudernden Armen durcheinander laufen.

Tun sie aber nicht. Kevin überlegt seinen Eltern darauf aufmerksam zu machen, kann aber den Blick nicht von dem Ding abwenden. Es muss noch mehrere Kilometer von der Küste entfernt sein, und es jetzt schon so groß. Im Stillen startet er einen Erklärungsversuch, doch außer Godzilla fällt ihm nichts ein. Der Strand zieht vorbei und die Küste wird wieder steinig. Jetzt sieht er noch etwas anderes im Wasser. Es ist viel näher, bedeutend kleiner aber genauso furchterregend.

Ein graues Wesen steht hüfthoch im Meer und sieht zu ihm auf. Die Straße macht einen Knick und es ist weg. Aber nicht für lange. Er sieht zwei weitere von ihnen. Sie haben die Klippen schon erreicht und ziehen sich mit kräftigen Armen aus dem Wasser.

Er muss an das Ding aus dem Sumpf denken, seinen ersten Gruselfilm.

So sehen sie aus, wie das Ding. Die Klippen werden wieder zum Strand, und diesmal bekommt er seine Show. Menschen rennen durcheinander, sie rudern sogar mit den Armen. Sie fallen übereinander und stoßen sich zur Seite.

Eines der Wesen ist unter ihnen. Es packt sich einen der Menschen und reißt ihn in zwei Teile.

Jemand schreit plötzlich. Seine Mutter.

Sie starrt aus dem Fenster und bedeckt mit den Händen ihren Mund. Das Auto wird langsamer, auch sein Vater sieht jetzt aus dem Fenster. Etwas knallt ohrenbetäubend laut vor ihnen. Die Frontscheibe des Wagens zersplittert und Kevin sieht aus den Augenwinkeln eine dunkle Gestalt an seinem Fenster vorbeifliegen. Sein Vater bremst, natürlich viel zu spät, und der Wagen kommt zum stehen.

Sein Vater sieht mit entsetztem Blick nach hinten, aber nicht zu ihm, aus der Heckscheibe.

Er sagt nichts, schaut nur mit großen Augen. Seine Mutter schreit wieder. Sie hat Blut auf der Windschutzscheibe entdeckt. Jetzt steigt sein Vater aus, er geht um den Wagen zu einem jungen Mädchen, das röchelnd und mit verdrehten Gliedern, mitten auf der Straße liegt.

Auch seine Mutter steigt aus. Kevin bleibt im Wagen, er will nicht raus. Weitere Menschen stürmen die Straße. Er hört quietschende Reifen, und im nächsten Moment saust ein Auto an ihm vorbei.

Allerdings kommt es nicht weit. Sein Vater schafft es noch rechtzeitig zur Seite zu springen, seine Mutter nicht, sie wird an der Hüfte getroffen und zur Seite geschleudert. Das Auto kommt ins schlingern und prallt frontal auf einen großen Stein. Der Fahrer wird aus dem Wagen geschleudert. Er fliegt über die Klippe und ist verschwunden. Immer mehr Menschen rennen jetzt auf die Straße.

Panisch, schreiend und kreischend, manche mit kleinen Kindern an der Hand. Er sieht wieder zu seinem Vater, der jetzt neben seiner Mutter kniet. Ein Knochen hat sich durch ihre Jeans gebohrt.

Sie sieht zu ihm auf, er hält ihre Hand.

Ein Mann bleibt auf der Straße stehen, den Blick zum Meer gewandt. Er hat nur eine Badehose an und einen Baseballschläger in der Hand. Sein Vater sagt irgendetwas, doch der Mann reagiert nicht.

Plötzlich steht ein großes, graues Ding vor ihm. Die schreie der Leute werden lauter. Noch bevor der Mann zum schlag ausholen kann, hat es seinen Arm gepackt und abgerissen. Es sieht ganz leicht aus. Der Mann weicht taumelnd zurück. Das Wesen packt seinen Kopf und beißt hinein. Mitten ins Gesicht. Kevin schließt zum ersten Mal die Augen, seit der Alptraum begonnen hat. Die Wagentür wird aufgerissen. Es ist sein Vater. Seine Mutter scheint bewusstlos (oder Tot?) zu sein. Sie schreit nicht, als er sie in den Beifahrersitz setzt. Sein Vater rennt um den Wagen und steigt ein. Er dreht den Zündschlüssel und wird im selben Moment aus dem Fenster gezogen. Kevin sieht noch die riesige, mit gewaltigen Klauen versehene Hand die ihn packt, dann ist er weg. Das Wesen rennt weiter, schleift seinen Vater mit. Kevin sieht, dass seine Augen geschlossen sind. Vielleicht ist er schon tot.

Immer weitere der Wesen erscheinen. Sie sind mittlerweile den Menschen zahlenmäßig weit überlegen. Überall liegen Leichen. Oft nur Leichenteile.

Der Wagen wackelt und Metall wird verbogen. Eines von ihnen sitzt jetzt direkt vor ihm auf der Motorhaube. Kevin sieht die Intelligenz in seinen blassen Fischaugen. Ein gewaltiger Arm dringt durch die Windschutzscheibe.

 

 

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jungerSchatten

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