Science Fiction
Oase

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"Oase"
Veröffentlicht am 28. Juli 2011, 6 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Oase

Oase

Beschreibung

Shorts sind Kurzgeschichten, die bewusst sehr knapp gehalten sind. Sie sind als kleine Gedankensplitter zu sehen und sollen im Kopf des jeweiligen Lesers ihre Vollendung finden. Das Ende sieht oft ganz anders aus, als vermutet, manchmal aber kommen sie seltsam vertraut vor. Wer es mag, Geschichten mit einem Hauch Selbstironie zu Ende zu denken, oder gerne zwischen den Zeilen liest, wird hier sicherlich fündig werden.

Oase

Er blickte in das Tal. Es war Frühling, das noch frische helle Grün der Baumgruppen sah von der Ferne aus, als hätte jemand mit einem dicken Pinsel in die kleine Stadt am Fuße des Hügels einige Farbtupfer gesetzt. Er atmete tief die frische Luft in seine Lungen ein. Hier oben war es still, der Lärm der Stadt, die spielenden Kinder, die Autos, nicht kam hier oben an. Es war ruhig, bis auf das leise rauschen der Blätter im Wind und vereinzelt Gezwitscher der sich darin befindlichen Vögel.

Er liebte diesen Platz, immer wieder zog es ihn hierher. Hier fand er seine Ruhe wieder, die ihm nur zu leicht in dem Trubel des Alltags verloren ging. Es war angenehm warm und es roch nach Frühling. Er schloss die Augen. Jetzt hörte er nur noch die Geräusche der Natur rings um ihn herum, spürte die Wärme der Sonne in seinem Gesicht, die noch nicht die Kraft des Sommers erreicht hatte. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, er war völlig entspannt.

Er legte seine Arme rechts und links auf die Lehne der Bank und hielt sich dann mit seinen Händen dort fest. Ja, das war das Einzige, was ihn hier störte. Die Bank, sie war aus weißem Plastik gefertigt, nicht aus dem Holz des Waldes, der sich hinter ihm befand.

Er hörte die Turmuhr der Kirche im Tal schlagen. Ein Zeichen für ihn, dass er jetzt bald wieder aufbrechen musste. Er begann sich zu strecken und stand von der Bank auf. Ein letzter Blick hinunter in das Tal auf die kleine Stadt, dann verschwand es vor seinen Augen.

„Bitte räumen sie die Oase. Die Simulation ist hiermit beendet. Für eine Verlängerung legen sie bitte ihren Daumen auf den biometrischen Scanner und ihr Konto wird mit den Kosten für weitere 15 Minuten belastet. Einen schönen Tag noch.“

Die Stimme des Automaten war weiblich. Hätte eine Frau diesen Ort betreten, dann hätte eine männliche Stimme diese Ansage gemacht. Er öffnete die Tür und der Lärm der Stadt brach über ihn herein, wie eine riesige Tsunamiwelle. Er hatte Mühe sich in dem Strom der Menschen hineinzudrängen. Dicht an dicht zogen sie durch die Straßen, jeder mit einem individuellen Ziel. Er hatte Schwierigkeiten die richtige Strömung zu erwischen, die ihn nach Hause bringen würde. Sein Zuhause war eine kleine Schlafkapsel, die in einem Haus für Arbeiter sich befand. Sie war drei auf einen Meter groß, mehr Platz konnte er sich nicht leisten. Die Kapseln waren gestapelt, immer drei übereinander. Zweihundert gab es von ihnen auf einem Stockwerk. Man hatte die Zwischenwände entfernt, damit mehr Kapseln ihren Platz fanden. Nur eine schmale, knarrende Wendeltreppe führte in die Stockwerke. Zum Glück waren die Kapseln schallisoliert, nur so war es möglich, dem andauernden Lärm des Hauses zu entfliehen.

Sie hatten Abhilfe versprochen, vielleicht in vier oder fünf Jahren. Von neuen Mindeststandards für Menschen, wie ihn, war die Rede. Sie sollten in kleinen Zimmern leben, statt in diesen Kapseln. 5 Quadratmeter hatten sie im Sinn. Aber er machte sich kaum Hoffnungen, denn das hatte sie auch schon vor einigen Jahren angekündigt. Doch sie wussten nicht wohin, mit den Menschenmassen.

Jetzt hatte er die richtige Richtung im Menschenstrom erreicht, er durfte nur nicht stolpern, denn das hätte für ihn nicht unerhebliche Konsequenzen, vielleicht sogar seinen Tod.

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Hörbuch

Über den Autor

hajo
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Kommentare
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Buhuuuh Interessanter Text. Vor allem die Überraschung das er nur in einem Holodeck o.w.a.i. sitzt ist gut gelungen. :-)

Hier ist noch ein Wort am falschen Platz im Satz:

die in einem Haus für Arbeiter sich befand

Das sich gehört glaub hinter das die. ;-)

Simon
Vor langer Zeit - Antworten
hajo Hallo Simon,
das kommt vom vielen Star Wars schauen. Yoda lässt grüßen. Die Geschichte hatte ich damals noch in der Rohfassung eingestellt.
Danke fürs Lesen der Geschichte.
Hajo
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Hoi! - Klasse Idee und Darstellung.
Eigentlich muß man ja Tokio nur bißchen weiterdenken...
Besiedlung, Grundstückspreise und Technologie, alles würde passen.

So gefällt mir SciFi am besten, wenn man nur ein klein bißchen erfinden muß. Wie auch z.B. Robert Merle (Vernunftbegabtes Tier, Geschützte Männer usw.).

Neidlosen Gruß,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Hallo Hajo, ich schon wieder - Du weißt ja das ich in SiFi völlig unerfahren bin. Fand die Geschichte trotzdem interessant. Auch hier erlaube ich mir, Dir für die nächste Ausgabe ein paar Korrekturen vorzuschlagen:
Seite 1 ,7. Zeile:....die Autos, nichts kam hier oben an.
Seite 4, 2. Zeile: ...denn das hatten sie...

O.k. sonst nichts gefunden. Schönen Abend für Dich und Deine family Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Re: -
Zitat: (Original von shirley am 28.07.2011 - 07:44 Uhr) Gefällt mir sehr gut...und ja, es kommt einem bekannt vor. Zum einen erinnert mich das stark an den Film ' Die fünf Elemente', und zum anderen sah ich letztens eine Reportage, wo eine junge Frau tatsächlich in so einer Art Kapsel lebte. Vielmehr waren es kleine Kontainer, aneinandergereiht. Leider fällt mir das Land nicht mehr ein. Die Mieten dort waren so hoch, dass man trotz Job sich teilweise nur so ein Platz zum Leben leisten konnte. Erschreckend. Da lebe ich ja im Paradies.


Liebe Shirley habe Deinen Kommentar gelesen. Mir scheint Du sprichst von den japanischen Großstädten. LG Ira
Vor langer Zeit - Antworten
shirley Gefällt mir sehr gut...und ja, es kommt einem bekannt vor. Zum einen erinnert mich das stark an den Film ' Die fünf Elemente', und zum anderen sah ich letztens eine Reportage, wo eine junge Frau tatsächlich in so einer Art Kapsel lebte. Vielmehr waren es kleine Kontainer, aneinandergereiht. Leider fällt mir das Land nicht mehr ein. Die Mieten dort waren so hoch, dass man trotz Job sich teilweise nur so ein Platz zum Leben leisten konnte. Erschreckend. Da lebe ich ja im Paradies.
Vor langer Zeit - Antworten
mozimi interessante Betrachtung - macht nachdenklich,...
GLG Uwe
Vor langer Zeit - Antworten
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