Senioren
Senioren, will ich meinen,
sind ein Geschichtsbuch auf zwei Beinen,
und können ein durch langes Leben
erlebtes Wissen weitergeben.
Sie bauten mit an diesem Land
als nach dem Krieg es neu erstand,
gab es auch wieder reichlich Essen,
die Not haben sie nie vergessen.
So sind sie heut noch echauffiert
wenn Essen fortgeworfen wird,
kennen sie doch durch Nachkriegsnot
den Wert von einem Stückchen Brot.
Die Werke großer Poesie
rezitieren spielend sie
und geben volkstümliche Lieder
bis auf die letzte Strophe wieder.
Sie berichten aus den Jahren
als sie im „Backfischalter“ waren,
und jugendlicher Freiheitsdrang
erstickt durch elterlichen Zwang.
Sie berichten aus den Zeiten
voll angefüllter Heimlichkeiten,
damit des Lebens Frühlingstrieb
den Eltern vorenthalten blieb.
Erzählen auch aus jener Zeit
als sie den Lebensweg zu zweit,
voll guter Vorsätze beschritten
und manche Rückschläge erlitten.
Sie erzählen von Verlusten
die hilflos, sie, ertragen mussten,
als sie durch Firmeninsolvenz
bedroht in ihrer Existenz.
Sie bissen sich durch diese Zeiten
um nicht verzweifelt abzugleiten,
„denn wer nicht kämpft hat schon verloren!“ *
So wurden sie zu Senioren!
27.07.2011
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(* Zitat: Berthold Brecht)