Fantasy & Horror
Drei Tode bis Westend - Dan Crow is back from Heaven

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"Drei Tode bis Westend - Dan Crow is back from Heaven"
Veröffentlicht am 20. Januar 2008, 22 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin ein lebensfroher Mensch, der sehr gerne schreibt. Momentan schreibe ich viel humorvollen Science Fiction, und anderes Zeugs, das die Leute zum Lachen bringen soll. So ein bisschen schwarz bzw. mit Biss ist es dann meistens doch, aber ich finde es gibt nichts, worüber man nicht auch lachen kann. Über Feedback bin ich sehr froh, sei es stilistischer oder inhaltlicher Natur. Ich hab auch kein Problem damit wenn einem meine Sachen nicht ...
Drei Tode bis Westend - Dan Crow is back from Heaven

Drei Tode bis Westend - Dan Crow is back from Heaven

Beschreibung

War als Kurzgeschichte geplant, die ich eigentlich für eine Anthologie schreiben wollte. Jenu, jetzt haben aber alle, die es gelesen haben, gemeint, dass es für eine Kurzgeschichte nicht abschließend genug ist. Also habe ich eine grobe Romangeschichte skiziert und das wird nun der Anfang.

Dan Crow - 3 Tode bis Westend

Es war noch früh am Morgen. Graue Nebelschleier zogen von der Aar herauf über die üppige Landschaft, durch die sich der breite Fluss schwerfällig schlängelte. Von den bewaldeten Bergen, die das Tal umgaben, war indes nichts zu sehen. Der zähe Hochnebel umgab sie noch vollständig. Es war noch ruhig auf den Strassen. Keine Menschenseele war zu sehen. Um diese Uhrzeit schliefen die meisten noch und jene, die nicht schliefen, saßen in den Ställen und melkten oder backten Brot. Das Schild, das in Richtung des schmalen Wegs zeigte, der sich von der Straße auf der Florian entlang schritt abgabelte, war dermaßen verwittert, dass man es kaum noch lesen konnte. Florian ging darauf zu und kratzte mit einer Kralle das Moos herunter, das Teile der Schrift verdeckte.

„Westend – 20 Meilen“ stand darauf.

Zwanzig Meilen noch bis Westend am Aarauer Meer. Das sollte eigentlich ohne große Probleme zu bewältigen sein, zumal er bereits ab Berau den vermeintlich bequemeren Weg der königlichen Straße verlassen und sich für den kleinen ungepflasterten Pass entschieden hatte. Der vermeintlich beschwerlichere Passweg war allerdings kürzer und führte wohl nur an ein paar kleineren Weilern vorbei und nicht durch das dicht besiedelte Aarautal. Menschen konnte er wirklich nicht brauchen. Menschen bedeuteten Aufsehen und Florian Rach ging das Aufsehen um seine Person, genauer um seine Erscheinung gehörig auf den Zeiger. Wo er auch auftauchte schlugen ihm starke Emotionen entgegen, die für gewöhnlich nicht positiver Natur waren. Eine breite Palette von Angst bis hin zu Hass spielte sich in den Gesichtern derer die ihm begegneten ab. Auch deren Handlungsweisen offenbarten sämtliche Möglichkeiten, deren Menschen fähig waren, wenn sie kritischen Situationen begegneten. Manche flohen in Panik, andere erstarrten zur Salzsäule und wieder andere sahen sich genötigt den Helden zu spielen und griffen zu ihren Waffen. Florian hatte weder Lust auf schrill schreiende Frauen, noch auf Strassen voller Gaffer oder tobende Männer und schon gar nicht auf einen Kampf oder gar mehrere. Der Pass war genau das Richtige. Ein ruhiger Pass. Das war genau nach Florians Geschmack. Ein ruhiger Pass. Das war genau nach seinem Geschmack.
Florian war bereits sicher 5 Meilen gegangen. Die Morgensonne stach schon bereits durch einige Risse, die der Nebel bekommen hatte und ließ den Tau auf dem Grass der Wiesen glitzern. Der Pass hatte bis jetzt gehalten was er versprochen hatte. Keine Menschenseele weit und breit. Selbst als er bei Dancrest vorbeigekommen war, einem kleinen Weiler, der nur aus drei Höfen bestand, hatte er keine Menschenseele erspähen können. Er hatte allerdings vorher den Weg verlassen und war am Rande des angrenzenden Waldes entlang gegangen, um nicht entdeckt zu werden. Zurück auf dem Weg führte ihn der Pass durch ein Stückchen Wald, das sich bereits in herbstlichen Farben präsentierte. Man merkte, dass man nach Norden kam. Es war erst Josipfest und hier hielt der Herbst bereits Einzug. Seit ein paar Tagen, seit die Sonne schwächer geworden war plagte ihn ein altbekanntes Problem. Florian kratzte sich an seinen Schuppen. Es juckte darunter fürchterlich.
„Dieser verdammte Parasit ist wieder auf dem Vormarsch.“ fluchte er. Gerade erst hatte er einen Magier beauftragt ihm diese lästigen Viecher vom Hals zu schaffen.
„Diese jämmerlichen Kräutermagiere taugen wirklich überhaupt nichts. Wenn ich erst in Westend bin, gehe ich wieder zu einem richtigen Schwarzmagier!“ brummte er in sich hinein und kratzte sich weiter an der Stelle, die gerade am höllischsten juckte. In Westend, davon ging er aus, müsste es eine beträchtliche Auswahl an Schwarzmagiern geben, die er gegebenenfalls konsultieren konnte. Ebenso wie es ansonsten von jedem Gelichter mehr als genug in der Stadt gab, die alle Register des Verbrechens abzudecken wusste. Die Stadt gehörte nicht zum Kaiserreich. Sie war vogelfrei genau wie alle, die in ihr wohnten. Und vogelfrei wie Florian. Er und Westend, wenn man den Erzählungen glauben mochte, hatten vieles gemeinsam. Beide waren schön und gefährlich.
Florian, Sohn des Rach war ein Thorwowler. In den Augen der Menschen war er eine Bestie, wenn es auch keine schöneren Geschöpfe auf diesem Planeten zu geben schien und wahrscheinlich auch keine selteneren. Ein solches aus der für die meisten Menschen unheiligen Verbindung zwischen einem Drachenmann und einer Menschenfrau hervorgegangene Produkt, überlebte in der Regel genauso wenig die Geburt wie dessen Mutter. Üblicherweise wurden Thorwowler umgehend und oft zusammen mit der Mutter schon vor der Geburt von ihren Vätern gefressen, denen es schrecklich peinlich war, dass sie sich mit einer Menschenfrau eingelassen hatten. In Drachenkreisen zog ein solcher Vauxpas automatisch zumindest einen gesellschaftlichen Abfall und in manchen Fällen sogar den Ausschluss aus der Drachenschickeria nach sich, die sich bewusst von allem was schnöde menschlich war, abgrenzte. Rach, Florians Vater war jedoch ein drachischer Eigenbrötler gewesen und Florian ein in dieser Verbindung eher seltenes Kind der Liebe. Trotzdem gab es eine eiserne Regel auf dieser Welt: Drachen verkehren nicht mit Menschen und Menschen verkehren nicht mit Drachen. So war das nun mal. Und mit Halbbluten wollte erst Recht niemand etwas zu tun haben. Florian war bei den normalen Menschen unbeliebt bis gehasst und von Drachen wurde er normalerweise nicht beachtet bis willentlich ignoriert.
Bis auf wenige Ausnahmen mochte auch Florian keine Menschen. Die Städte und Dörfer in dieser Gegend waren jedoch voll davon und bis auf Westend gab es in dieser Ecke des Kaiserreichs keine Kreaturen, keine Elfen und auch keine Blutgeweihten. Also Feinde überall, hinter jedem Baum, an jeder Straßenecke und darum war er verdammt froh, dass er diesen einsamen Weg entlang gehen konnte, bis er endlich die Stadt erreichen würde. Ein ruhiger Pass war ganz nach seinem Geschmack. Ein ruhiger Pass.

Ein schriller, lauter Schrei. Florian drehte seinen Kopf. Gleißender Stahl aus der Schmiede von Erwin aus Aarau dem Ostort. Ein guter Schmied. Nicht gerade die Adresse wohin Ritter Reich von Steinheim gehen würde. Das nicht, aber bekannt für gute Äxte zum Fällen von Bäumen. Einmal. Zweimal. Dreimal...

Florians Kopf fiel zu Boden und sein Leben zog an ihm in Sekundenbruchteilen vorbei. Zum wievielten Male konnte er nicht sagen. Jedenfalls kannte er sein Leben bereits in- und auswendig. Seine Geburt, die ersten Schritte, bei denen sein Vater ihm half. Die Geschichten, die jener über seine Mutter erzählte, als er noch ganz klein gewesen war. Den ersten Menschen, den sie gemeinsam gefressen und der ihm gar nicht geschmeckt hatte. Dann ihre gemeinsame Flucht aus dem Festung seines Vaters, als ein kaiserliches Heer sie angegriffen hatte, ihre Trennung, als sein Vater ihn beim Fliegen nicht mehr mit seinen Krallen halten konnte und er in eine Schlucht fiel. Seine erste Odyssee. Seine zweite Odyssee. Und die ganzen Ereignisse, die ihn schließlich nach Westen verschlagen hatten, an das große Aarauer Meer, hinter dessen Horizont irgendwo ein wunderbares Land liegen solle, wo kein Kaiser herrscht und Menschen wie Kreaturen friedlich miteinander leben. Sein Aufbruch nach Westend und nun wieder sein Tod, ein Tod. Es war immer ein seltsames Gefühl sich selbst dabei zu beobachten, wenn man starb. Am seltsamsten war es jedoch, wenn man sich im Rückblick seines Lebens gleich ein paar dutzend Male dabei beobachten konnte. Dann beim letzen Mal angekommen, den Holzfäller, der sich hinter einem Baumstamm versteckt hatte und der in von hinten angegriffen hatte, hatte er gar nicht bemerkt, wurde es für einen kurzen Moment schwarz. Er nahm einen Geruch wahr, metallisch wie der Geschmack von Blut und modrig, wie das faulende moosbedeckte Unterholz des Waldes. Ein dunkler Schatten schlang sich um ihn und hüllte ihn beinahe komplett ein.. Alles wurde schwächer. Das Licht, der Geruch, die Geräusche um ihn herum, bis ihn schließlich die Stille umgab.
Doch da war ein heller Schein im Dunkel des Todes. Eine glänzende Träne fiel durch die Dunkelheit herab, eine Träne seines Vaters. Das war der Moment, an dem er sich üblicherweise schwerfällig wieder erhob und ihm ein neuer Kopf wuchs oder die Wunde an seinem Herzen sich verschloss, tausend abgeschossene Pfeile aus seinem Leib barsten. Das war dann üblicherweise auch der Moment an dem seine Mörder Reißaus nahmen oder dem Wahnsinn verfielen, oft auch beidem gleichzeitig. Dieses mal war es die berühmte Salzsäule, in die der Täter verfiel, nachdem er sich bereits erfreut über seinen Erfolg mit seinem Messer über die Zähne von Florians Kopf hergemacht hatte.
Von Thorwowlern hatte der Mann wohl noch nichts gehört. Galten Drachenzähne als ganz besonders wertvolle Trophäen, zeichneten sie doch den Träger als besonders mutig aus, so zeichneten Thorwowlerzähne ihren Träger wahrscheinlich eher als besonders leichtsinnig und dumm aus, wenn er denn überhaupt dazu kam sich eine Kette daraus zu basteln.
Wenn man über Katzen sagt, sie hätten 7 Leben, dann kann man bei Thorwowlern getrost 1000 oder noch mehr dazuzählen. Dafür sorgte seit Menschengedenken ein Zauber eines mächtigen Drachenmagiers aus grauer Vorzeit, der diesen ungewöhnlichen und seltenen Chimären, die von allen gehasst wurden, ein Chance im Leben geben wollte, die ihnen sonst niemand geben würde. Ein Zauber der bewirkt, dass jede Träne, die ein Drachenvater vergießt zu einem neuen Leben für seinen halbmenschliches Kind wird. Nun muss man sich vorstellen wie viele Tränen so ein Drache in seinem Leben durchschnittlich vergoss. Der durchschnittliche Drachmann weinte, wenn er sich den Fuß stieß, er weinte wenn sein Speiseschrank leer war, er weinte, wenn er eine Schuppe verlor und er weinte, wenn er erkältet war und sein Feueratem mal nicht richtig funktionierte und so weiter und so fort. Drachenmänner waren trotz ihrer imposanten Erscheinung, ihrer Stärke und ihrer Klugheit die wehleidigsten Wesen auf ganz Arora und jede Drachenfrau spielte, wenn sie mal wieder einen heulenden Drachen zu Hause sitzen hatte, dessen Kralle gerade eingerissen war, mindestens einmal in ihrem Leben ernsthaft mit dem Gedanken lesbisch zu werden. Man kann sich gut vorstellen, dass bei so einer gehobenen Frequenz an Weinattacken ihrer Väter ein Thorwowler, wenn er denn die ersten paar Tage oder sogar nur Stunden nach der Geburt überlebt hatte, praktisch unsterblich war. Einzig der Orden der Blutgeweihten kannte ein Geheimnis wie man den Zauber brechen konnte. Da jedoch Blutgeweihte genauso verhasst waren wie die Thorwowler, verstanden sie sich mit ebenjenen ganz vortrefflich. Beider Abneigung gegenüber den normalen Menschen resultierte in einer tiefen Zuneigung füreinander. Ja oft setzten Thorwowler sogar mehrere Leben ein, um ihre Freunde aus üblen Situationen zu retten, so dass die Blutgeweihten nicht im Traum daran dachten, einem Thorwowler irgendetwas Böses antun zu wollen.
Florian hatte keine Streichhölzer zum Feuermachen bei sich, keinen Hunger und keine Lust sich mit dem Mann aufzuhalten, der in gebeugter Haltung über seinem ehemaligen Kopf bückte und zu ihm aufsah. Ausdruckslos und ohne Gefühlsregung sah er ihn starr an.
„Es war mir eine Ehre!“ sagte Florian nicht ohne Spott in der Stimme und verbeugte sich mit einer ausladenden Handbewegung vor dem Mann, dessen Blick immer noch keinerlei Regung zeigte. Dann setzte er mit großen Schritten seinen Weg fort, ohne sich umzudrehen. Er hatte wirklich keine Lust heute im Freien zu übernachten. Westend schloss seine Tore bei Einbruch der Nacht und von einem zurückgebliebenen Waldtrottel würde er sich eine Nacht im Badehaus bei Wein, Weib und Gesang nicht kaputt machen lassen.
Vielleicht eine halbe Stunde später erreichte er die nächste Weggabelung. Das Schild, das ihm den Weg nach Westend wies, versprach ihm, dass er bereits die Hälfte des Weges geschafft hatte.

„Westend – 10 Meilen“

Die Sonne hatte vielleicht bereits ihren höchsten Stand am Firmament erreicht. Seine Reise hatte sich durch den Vorfall verzögert, aber er lag noch ganz gut in der Zeit. Er würde am späteren Nachmittag in Westend eintreffen und vielleicht sogar noch ein kleines Schläfchen einlegen können bevor er sich in das legendäre Nachtleben der Stadt stürzen würde. Jedenfalls würde er früh genug eintreffen, bevor die schwarzen Garden die Tore vor der Nacht verschlossen. Zeit zu verlieren hatte er aber trotzdem nicht, also marschierte er weiter dem Schild nach, das ihn heraus aus dem Wald führte und an einer Wiese vorbei, deren Gras durch den Regen der letzten Tage in saftigem Grün erstrahlte. Gut gelaunt von dem schönen Wetter tänzelte er durch das knöchelhohe Gras und sang ein altes drachisches Lied für dessen sprachliche Umsetzung man einem Menschen die Zunge hätte herausbrennen müssen. Drachenlieder handelten meist von ihren eitlen Komponisten und waren eine Selbstbeweihräucherung desselben, was sich aber auch wunderbar auch jeden anderen drachischen Liederschmetterer ummünzen lies. Florian hatte die Hand auf der Brust und sang voller Inbrunst. Den Piks merkte er kaum. Den Schwindel den das Gift der grässlichen Schafunke bei ihm auslöste aber dafür umso deutlicher. Gift! Gift war eine feige Art jemanden zur Strecke zu bringen. Wütend drehte er sich um und sah mit verschwommenem Blick eine Gestalt vor sich. Er ging auf sie zu und streckte die Arme nach ihr aus, um sie zu ergreifen. Dann fiel er der Länge nach hin.
Eine weitere Reise durch sein Leben und einige Minuten später kam er wieder zu sich und öffnete die Augen. Sein Blick fiel direkt in das Gesicht des Holzfällers von vorhin. Wie vorhin sah ihn der Mann mit kleinen ausdruckslosen Augen an. Ein wenig Verwunderung ergänzte dieses Mal den leeren Gesichtsausdruck. Mit einem gewaltigen Fausthieb auf dessen Nase katapultierte Florian ihn in die entgegengesetzte Richtung des Weges, wo der Holzfäller auf einem Stapel Holz aufschlug und regungslos liegen blieb. Florian betrachtete das Ergebnis mit zufriedener Mine und schlug dabei lässig die Innenseiten seiner Hände von oben nach unten aneinander. Bis der Kerl wieder aufsteht ist Wintersonnenwende schon vorbei, dachte er. Immer noch wütend riss er sich den Pfeil aus seinem Nacken, der nur knapp unter die Schuppen gedrungen war, was jedoch ausgereicht hatte um seine Haut anzuritzen und ihn ein weiteres Mal zu töten und warf ihn hinter sich in Richtung des bewusstlosen Holzfällers.
Schon wieder hatte er Zeit verloren. Florian schickte sich an sich zu beeilen. Er hatte keine Lust vor den Toren von Westend übernachten zu müssen. Den Weg bis nach Herwillsweiler lief er zügig. Dieses Mal machte er auch darum keinen Umweg, sondern lief direkt durch den kleinen Ort. Die Bauern verscheuchte er vorsorglich durch lautes Gebrüll und bedrohliches Schnauben. Er wollte in keinem Fall das Missverständnis aufkommen lassen, dass mit ihm gut Kirschen essen sei. Um dem weiteren Nachdruck zu verleihen riss er beim Vorübergehen einen kleinen Schuppen nieder und warf den Flüchtenden Balken und Steine hinterher. Dann ging er den Weg weiter, der ihn nach einiger Zeit wieder in ein Wäldchen und schließlich wieder zu einer Weggabelung führte.

„Westend – 5 Meilen“

Das Schild lies seine Miene wieder erhellen. Florian verfiel in ein gemächlicheres Tempo. Er hatte bereits wieder Boden gut gemacht. Seine Füße brannten dafür. Eine kleine Rast konnte sicher nicht schaden. Hinter der Bergkuppe, die vor ihm lag musste die Stadt liegen. Es war also nicht mehr weit, 5 Kilometer nur noch, vielleicht eine Stunde bei zügigem Tempo.
An einem kleinen Wasserfall machte er halt und streckte seine müden Füße in das kalte Wasser des Baches, den jener plätschernd speiste. Florian lehnte sich nach hinten und schloss für einen Moment die schweren Augenlider. Nur für einen kurzen Moment. Er nahm die Füße aus dem Wasser und gähnte. Aus dem kurzen Moment wurde ein längerer und ehe er sich versah war er bereits eingeschlafen. Florian träumte von Kerbulom einer Stadt am nördlichen Ostmeer, die er allerdings nur aus Erzählungen kannte. Sehr streng sollte es dort zugehen und so träumte er, dass er nur wenigen Minuten nach seiner Ankunft gleich im Gefängnis saß. Plötzlich träumte er von seiner Geburt, seiner Kindheit, den ersten Schritten, bei denen sein Vater ihm half. Die Geschichten, die jener über seine Mutter erzählte, als er noch ganz klein gewesen war. Den ersten Menschen, den sie gemeinsam gefressen und der ihm gar nicht geschmeckt hatte. Dann ihre gemeinsame Flucht aus dem Festung seines Vaters, als ein kaiserliches Heer sie angegriffen hatte, ihre Trennung, als sein Vater ihn beim Fliegen nicht mehr mit seinen Krallen halten konnte und er in eine Schlucht fiel.
Moment! Das war kein Traum.
Wäre der Tod nicht eigentlich etwas friedliches Florian Rach hätte an die Decke gehen können. Wer oder was war es diesmal? Wer oder was? Egal, er, sie oder es würde seinen Zorn zu spüren bekommen nach der nächsten Träne. Nach der nächsten Träne seines Vaters.
Alle guten Dinge sind drei musste sich der Holzfäller gedacht haben, falls er sich überhaupt etwas gedacht hatte, als er sein bereits überstrapaziertes Glück zum dritten Mal heraufbeschworen hatte. Der Kerl hatte ihn tatsächlich im Schlaf überrascht und hatte dieses Mal mit seiner Axt noch gründlichere Arbeit abgeliefert. Das war wirklich kein schöner Anblick. Ganz und gar kein schöner Anblick. Was war nur in diesen Wahnsinnigen gefahren? Florian konnte es nicht begreifen. War die Lernfähigkeit dieses Menschen derart eingeschränkt, dass es ein Begreifen der Situation und auch der zwei vorangegangenen unmöglich machte? Oder litt er unter einer zwanghaften Neurose, die ihn dazu antrieb immer und immer wieder sein Leben aufs Spiel zu setzen? Dummheit gehört bestraft, dachte sich Florian, als er den Kerl grob mit beiden Klauen packte, ihn über sich hielt und mit seinen Smaragdfarbenen Augen betrachtete. Derselbe ausdruckslos starre Blick wie beim ersten Mal. Florian kniff die Augen zusammen, konnte aber keinen Unterschied erkennen. Der Kerl sah ihn einfach nur ungläubig mit kleinen Augen an. Der Holzfäller war ziemlich kräftig für einen Menschen, mit sehnigen Armen und einem etwas speckigen Bauch. Florian fuhr sich mit der Zunge über die Lippe. Er mochte Menschenfleisch nicht besonders, aber dreimal sterben, das konnte durchaus hungrig machen.

Der Weg wurde steiler und er bewegte sich auf eine Kuppe zu, hinter der sich in satten Rottönen die bereits untergegangene Sonne für den heutigen Tag verabschiedete. Nach ein paar Metern hatte er den Scheitelpunkt des Bergrückens erreicht. Vor ihm lag Westend, eine Stadt mit solch gigantischen Ausmaßen, wie er sie in noch keinem seiner Leben erblickt hatte. Wie viele Bewohner mochte sie wohl haben? Hunderttausend oder mehr? Vom Fuß des Berges auf dem er stand reichte sie bis zu einer hervorstehenden Landzunge, dazwischen der Hafen, das Meer, die Schiffe und auf Landseite tausende Häuser, aus deren Schornsteinen sich graue Rauchsäulen in den blutroten Abendhimmel schlängelten. Westend – Stadt der Sünden. Florian popelte sich mit einem Fingerknochen des Holzfällers einen Rest Fleisch aus einer Zahnritze und schritt weiter. Westend - endlich am Ziel.
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DanCrow
Ich bin ein lebensfroher Mensch, der sehr gerne schreibt. Momentan schreibe ich viel humorvollen Science Fiction, und anderes Zeugs, das die Leute zum Lachen bringen soll. So ein bisschen schwarz bzw. mit Biss ist es dann meistens doch, aber ich finde es gibt nichts, worüber man nicht auch lachen kann. Über Feedback bin ich sehr froh, sei es stilistischer oder inhaltlicher Natur. Ich hab auch kein Problem damit wenn einem meine Sachen nicht gefallen. Im Gegenteil! Ich fänd's ganz furchtbar, wenn alle meine Sachen lieben würden.

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DanCrow Re: voll der hammer -
Zitat: (Original von Timmi am 11.03.2008 - 11:34 Uhr) Hallo Micha!! Deine "Kurzgeschicht^^" ist einfach mal der hammer!! Du schreibst total gut!! Fettes Lob!!

vlg vivi


Ich bin nicht Micha
Vor langer Zeit - Antworten
Vivi voll der hammer - Hallo Micha!! Deine "Kurzgeschicht^^" ist einfach mal der hammer!! Du schreibst total gut!! Fettes Lob!!

vlg vivi
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