Fantasy & Horror
Zweite Chance

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"Zweite Chance"
Veröffentlicht am 21. Juli 2011, 10 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Hallo im Namen der gesamten Mannschaft vom Weg des Stifts (www.weg-des-stifts.de). Dies hier ist ein Gemeinschaftsaccount unserer Mitglieder, der von mir, dem Administrator, unserer kleinen Schreibercommunity für junge Schriftsteller verwaltet wird. Hoffentlich werden euch unsere Texte gefallen. :-) Ein weiterer Schwerpunkt unseres Forums ist neuerdings der RPG-Bereich, der in Zukunft beständig ausgebaut werden soll. Wenn Interesse besteht, ...
Zweite Chance

Zweite Chance

Beschreibung

Becky Beitrag zu unserer HdW: http://www.weg-des-stifts.de/smf/fantasy/zweite-chance-%28vorlaufiger-titel%29/

1. Kapitel


Ich saß auf einer grünen Wiese und wartete darauf, dass irgendetwas geschah. Der Wind bewegte das Gras, die blattlosen Äste, mein Haar, aber mein Herz konnte er nicht berühren. Ich spürte nicht einmal die Kälte des Wintertages, die durch meine Jacke drang. Ich hoffte immer noch, dass sich einfach ein Loch auftun würde und mich verschluckte.
Irgendwann schloss ich enttäuscht die Augen, denn ich hätte niemals damit gerechnet, dass es wirklich passieren würde. Von einer Sekunde zur nächsten war der Himmel mit schwarzen Wolken bedeckt, die sich gefährlich nah über mir im Kreis zu drehen begannen. Der Wind riss mein Haar in die Höhe und schien stetig stärker zu werden. Zum Schutz warf ich die Arme vor mein Gesicht doch gleichzeitig erfasste mich der Sturm und zog mich Richtung Himmel. Der anschwellende Donner übertönte mein Schreien, ich spürte nichts mehr als den Wind, der an mir zerrte. Das war mein Ende. Ich war dem nicht einmal abgeneigt. Es wäre ein schmerzfreier Tod.

Doch genauso plötzlich, wie der Sturm gekommen war, verzog er sich wieder. Ohne eine Vorwarnung ließ der Wind nach und der Boden raste mir entgegen. Mit einem ungesunden Knacken landete ich hart auf dem staubigen Grund. Mein Arm begann zu schmerzen, als ich mich aufrichten wollte, sodass ich keinen Gedanken an diesen bizarren Sturm verschwendete. Ich betrachtete den merkwürdigen Winkel zwischen Ober- und Unterarm mit einer Mischung aus Schmerz und Ekel. Unerwartet legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich schrie vor Schreck auf.
„Entschuldigt mich bitte Mylady! Ich will Euch nichts Böses, aber gestattet mir diesen Arm zu richten…“ hörte ich eine männliche Stimme hinter mir. Verwirrt nickte ich leicht, was dem Mann ein erleichtertes Lachen entlockte.
„Ihr solltet vorher wissen, dass es schmerzhaft ist, wenn ich Euren Arm einrenke… Auf drei:  Eins…“ Er griff meinen Arm fest mit beiden Händen „Zwei…“ ich holte tief Luft und biss die Zähne zusammen „Drei!“ Mit einem gewaltigen Ruck schob er die Knochen an die richtige Position. So sehr ich mich auch bemühte, entfuhr mir durch den Schmerz ein leises Stöhnen. Doch überraschenderweise fühlte sich der Arm trotz allem angenehmer an und ich konnte ihn sogar vorsichtig bewegen.

Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Arzt schon vor mir stand und aufhelfen wollte. Dunkelbraune Locken wirbelten um das freundliche Gesicht, doch meine Aufmerksamkeit wurde durch seine Kleidung abgelenkt. Die blaue, bodenlange Robe war an der Taille gegürtelt und die weiten Ärmel wirkten ebenso fremdartig. Seine Augen musterten mich mit einem ähnlichen Ausdruck, wie ich in vermutlich ausstrahlte.
Als sich unsere Blicke kreuzten, begann er wieder „Gestattet, mich vorzustellen! Ich bin Cordoban, Zauberlehrling des Großen Donarius und im letzten Jahr meiner Ausbildung zum Magier.“ Seine Stimme hatte eine äußerst beruhigende Wirkung auf meinen verwirrten Verstand und löste mich aus dem Schock „ Mein Name ist Siri… haben Sie eine Ahnung, was gerade geschehen ist?“
Vorsichtig half er mir auf die Beine und betrachtete skeptisch meinen unsicheren Stand „Ich habe eine Vermutung, aber das bedarf einer längeren Unterhaltung. Wie wäre es, wenn ich Euch einlade und Ihnen das Ganze an einem schönen warmen Feuer erkläre?“
„Vielleicht sollte ich lieber nachhause gehen…“ entgegnete ich, doch Cordoban sah beschämt zu Boden und murmelte „ Ich fürchte, das ist nicht möglich…“.
Ohne es selbst zu verstehen, wurde ich plötzlich wütend „Was soll das heißen ‚ist nicht möglich‘? Natürlich ist das möglich! Und selbst wenn ich nicht mehr laufen könnte, dann rufe ich eben auf Ihre Kosten ein Taxi!“ Bei dem Versuch die Arme zu verschränken, merkte ich, dass es immer noch schmerzte.
„Bitte beruhigt Euch doch! Ich möchte das Ganze lieber an einem sicheren Ort erklären, aber ich verstehe, dass Ihr einem Fremden nicht grundlos vertraut.“ Entgegnete er ruhig. Sein Blick schweifte zu einem gesattelten Pferd, das nicht weit von uns entfernt stand.
„Ich mache Euch ein Angebot: Ihr setzt Euch auf mein Pferd und Ihr begleitet mich zum nächsten Gasthof. Auf dem Weg werde ich Euch in aller Kürze erklären, was hier vor sich geht und wenn Ihr an meiner Glaubwürdigkeit zweifelt, seid Ihr als Reiterin eindeutig in der vorteilhafteren Position.“
Skeptisch sah ich zwischen dem Rappen und dem angeblichen Magier hin und her. Vermutlich war das nur ein armer Irrer, aber er schien nicht gefährlich zu sein, darum willigte ich schließlich ein. Als Kind bin ich oft geritten, aber es war ungewohnt wieder auf einem Pferderücken zu sitzen, zumal der Sattel eine sehr harte Sitzfläche hatte. 

Behutsam half er mir beim Aufsteigen und führte mich eine Weile schweigend über den breiten Trampelpfad. Mit jedem Schritt konnte ich meine Gedanken besser ordnen und unzählige Fragen warteten ungeduldig darauf ausgesprochen zu werden, aber ich wollte ihn nicht drängen. Irgendwann begann er von selbst mit seiner Erklärung.
„ Wie ich bereits sagte, bin ich bald ein vollwertiger Magier. Ich bin zu dieser Lichtung geritten, damit ich mich in aller Ruhe auf meine Prüfung vorbereiten kann, aber irgendwie konnte ich mich heute nicht konzentrieren. Das war überaus frevelhaft von mir, denn ich ließ meine Gedanken schweifen, während ich eine Formel sprach. Diese Abweichung muss den Zauber verändert haben und es ist ungleich schwerer einen unachtsam ausgesprochenen Zauber abzubrechen, als einen wohlbekannten.“ Ohne aufzublicken lief er neben mir her und setzte erneut an „ Dadurch gab es einen Zeitsprung oder sogar einen kosmologischen Sprung durch den Raum. Ich vermute, der Zauber ist bei Euch erschienen, hat Euch ungewollt mitgerissen und ist dann zu seinem Schöpfer zurückgekehrt.“ Kurz sah ich seinem Gesicht an, dass er nicht an das glaubte, was er gerade ausgesprochen hatte. Das machte mich allerdings nachdenklicher, als seine Überzeugung, denn wenn er in der Lage war die Realität von seiner Lüge zu unterscheiden, müsste der Rest tatsächlich wahr sein. Bevor er fortfahren konnte warf ich meine erste Frage ein „ Können Sie mir beweisen, dass Sie Magier sind?“
Abschätzend sah er zu mir auf und hielt das Pferd an.
„ Da wo ich her komme, gibt es keine Magie…“ versuchte ich zu erklären, aber er schien meine Zweifel zu verstehen.
Grübelnd streichelte Cordoban das Pferd bis er mich wieder ansah und ernst nickte. 
„ Ich kann es Euch beweisen, aber versteht bitte, dass es nichts Großes ist, denn ich möchte ungerne meine Kräfte verschwenden.“ Sprach er, bevor er sich ein paar Schritte von mir entfernt, gut sichtbar positionierte und zu murmeln begann.
Ich verstand nicht ein Wort, ich war mir nicht einmal sicher, dass er Worte sprach. Aber während seine Hände einen Ball formten und immer wieder über diese imaginäre Kugel strichen schien sich genau in der Mitte Wasser zu sammeln. Der kleine Tropfen wurde zu einer perfekten, tennisballgroßen Wasserkugel. Sein Flüstern veränderte sich und somit auch das Wasser. Es wurde immer heller und verformte sich zu einer hübschen Blüte aus Eis.
Er ließ sie in seine Hände fallen und trat wieder an mich heran. Bedächtig nahm ich das Kunstwerk entgegen und war fast geschockt, als ich feuchte Kälte spürte. Er hatte nicht gelogen. Entweder es gab diese Magie tatsächlich oder ich war endgültig durchgedreht. Aber egal was nun der Wahrheit entsprach, ich fühlte mich wohl damit.

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