Carolila und Pauli
„Schwimmlehrer, ICH? Nie und nimmer.“ Pauli bezweifelt stark, dass er ein guter Schwimmlehrer werden kann. „Hexenkraut und Besenstiel, hoffentlich vergisst Prinzessin Emma dieses Angebot ganz schnell wieder.“ Am liebsten würde der kleine Teufel nun ganz weit weg laufen, aber dann entscheidet er, dass er zuerst mit Flügelchen, Emma und der kleinen Hexe, ein prächtiges Frühstück zu sich nimmt, schließlich murmelt ihm sein Bauch schon eine ganze Weile *Hunger, Hunger, Hunger* zu. "Vielleicht“ geht es ihm durch den Kopf „kann ich ja wenigstens ein paar Gläser umwerfen. In die Marmelade Salz streuen oder noch besser, Nobbi den Kraken ärgern. Seine Fangarme zusammenknoten oder sie im Sand vergraben, ach egal, mir wird schon etwas Schlimmes einfallen.“
Die kleine Hexe Carolila tanzt auf Zehenspitzen fröhlich über den goldenen Sand. Ihre Füßchen stecken in lila Balletschuhen, die mit seidenen Bändern um die Beine geschlungen sind. Welche Farbe die Bänder haben? Na das ist doch wohl klar. Lila, natürlich, allerschönstes Veilchenfliederlavendelfresienlila.
In der rechten Hand balanciert sie den großen lila Seidenschirm und in der linken, den Zauberstab. Wild lässt sie ihn durch die Luft sausen. Glitzerlila Sternchen funkeln wunderkerzenzauberschön durch die Luft und nebeln den kleinen Pauli ein. „O man, Carolila muss das denn sein? Ich bin ja schon ganz wirr im Kopf. Du wirbelst all meine Gedanken durcheinander und das ist nun wirklich nicht sehr gut. Ich muss doch erst einmal nachdenken über alles und warum ich nicht anders konnte, als ins Wasser zu springen und dich da raus zu fischen. So einfach, wie du dir das denkst ist das alles nicht für mich. Ich kann doch nicht von einem fast bösen, zu einem guten Teufel Pauli werden, außerdem gibt es gar keine guten Teufel. Wenn du so weitermachst verliere ich noch meine ganze Unterteufelehrenwürde!“ Wütend reißt er der kleinen Hexe den Zauberstab aus der Hand, wirft ihn auf die Erde und springt wie das Rumpelstilzchen damals im Märchen, auf dem Stab herum. „Lass den Quatsch" faucht er Carolila böse an, "Ich mag es einfach nicht, wenn mir diese Sternchen um den Kopf sausen.“ „Spielverderber!!!“ lacht die kleine Hexe, pfeift kurz durch die Zähne und schwuppdiwupp springt der Zauberstab wieder in ihre Hand „Hst du denn gedacht, du kannst einen Zauberstab so einfach mir nichts dir nichts kaputtmachen? Pauli du bist ein dummer kleiner Teufel, Los komm, lass uns Frieden schließen, bittttte!!!“ „Ok, Aber nur, wenn Du dieses schreckliche Ding endlich wegpackst“. „Gut, gut, gut *Zauberlilawildwuchswinde* Caros Stab komm und verschwinde!“ Der kleine Teufel staunt nicht schlecht, als Carolilas Zauberstab durch die Luft fegt und dann in einer dicken weißen Wolke verschwindet.
„Wow, Du kannst was!“ lobt Flügelchen die kleine Hexe. „Los lasst uns ein Wettrennen veranstalten, wer zuerst am Frühstückstisch sitzt, der bekommt ….ja was bekommt der denn? Vielleicht eine von den leckeren Zimtschnecken, mit denen uns LeckereSchnecke immer vollstopft!“ lachend wirft sich die kleine Elfe auf den Boden und strampelt vor Vergnügen mit den Beinen. „Flügelchen, herzallerliebste Freundin, was soll denn das? Nur weil Zimtschnecken nicht zu deinen Leibspeisen gehören, können sie Pauli und Carolila doch trotzdem schmecken. Ich mag sie immer, ich würde mir sogar nachts noch eine mit in mein Bett nehmen, wenn die Köchin die Küchentür nicht gleich nach dem Abendessen verriegeln würde. Naja und wenn ich nicht nach dem Essen gleich meine Zähne putzen würde. Vielleicht haben ja Nobbi, Marc oder Himmelblau und die anderen schon alle aufgefuttert und die Frage ob sie lecker oder nicht lecker sind, stellt sich gar nicht mehr“.
„Moooooooooment“ schreit Pauli „ich hab was ganz wichtiges vergessen“ so schnell er kann rennt er zurück an den Strand. Dann klemmt er sich die goldene Harfe unter den Arm und flitzt hinter den anderen her. „Mmmmmhh, ich muss ja nicht unbedingt einen schlechten Eindruck machen, wenn ich mit zum Frühstück komme. Ahhm, ich meine, ich kann mit so einer goldenen Harfe eigentlich gar nichts anfangen, naja außerdem gefällt sie mir überhaupt nicht.“ „Hast du denn schon einmal Harfe gespielt?“ „Liebe Prinzessin Emma, was denkst du denn von mir, ein Teufel der Harfe spielt, ist doch kein Teufel“ „Ich frage ja nur, weil du gar so lieb ausschaust, wenn du sie im Arm hältst. Harfenmusik klingt so zartlieblich, so sanft, ja beinahe so, als würden Engel singen. Du musst es dir einmal anhören, du wirst begeistert sein. Die Nixe Cristal spielt so wunderschön, dass dir die Tränen in die Augen steigen, dein Herz ganz weich wird und du glaubst auf der Himmelsleiter zu sitzen!“ „Hilfeeee, ein Pauli auf der Himmelsleiter, das ist ja wohl sehr komisch, oder!“ Flügelchen hält sich lachend die Hand vor den Mund „Passt auf, irgendwann spielt unser Pauli Harfe und ihm wachsen Engelsflügel“. „Und was gibt es da zu kichern?“ fragt der kleine Teufel „Hexenkraut und Besenstiel, Ich werde sicher vieles, vielleicht sogar Schwimmlehrer bei Prinzessin Emma, aber sicher in Fünfmillionenachthundertundneunundzwanzigtausend Jahren kein Engel!“
„Nun reicht es aber wirklich! Können wir denn nicht ohne Diskussionen über Zimtschnecken, Harfen und Engel schauen ob das Frühstück fertig ist. Seht doch, wie hoch die Sonne schon steht, hoffentlich haben die anderen uns noch etwas übrig gelassen.“
Emmas Sorge ist vollkommen unbegründet, denn wie ein zarter Schleier kriecht ein verlockender Duft nach frischen Brötchen durch die Palmen. „Na endlich“ flötet Cristal mit ihrer glockenhellen Stimme „Entschuldigt, aber wir haben schon angefangen zu frühstücken. Marc und Prinz Himmelblau haben nach euch gesucht, liebe Prinzessin, kleines Flügelchen, aber dann dachten wir, dass ihr bestimmt am See seid und im türkisblauen Wasser schwimmt“. „Hihi, schwimmen!!! Ich kann doch gar nicht schwimmen“ lacht Emma „und dieser kleine Pauli konnte es auch nicht, auf jeden Fall so lange nicht, bis Carolila sich vom Sonnenstrahl in den See plumpsen ließ“.
„Wie was, Pauli, Carolila, wer bitte schön ist Carolila und wer ist Pauli? Kann mich denn einer von euch aufklären?“ „Natürlich, natürlich, liebe nette und freundliche Nixe Cristal. Ich bin Teufel, oder besser, Unterteufel im ersten Ausbildunsjahr und heiße Pauli, aber nur so lange bis ich mit der Lehre fertig bin, dann darf ich mich Luzzifilli nennen. Ja und dieses spitzentanzende Kugelbällchen ist die Hexe Carolila, die nichts kann als mich ärgern. Wegen ihr wäre ich beinahe ertrunken. Ertrunken, ertrunken, ertrunken…wirklich, ich konnte mich nur mit letzter Not retten, sonst wäre ich wirklich er………“ „Pauli“ ermahnt Emma den kleinen Teufel, „Du wärst nie und nimmer ertrunken, Carolila hätte dich doch niemals ertrinken lassen, habe ich recht kleine Hexe?“ „Bei meinem Zauberlilawildwuchswindenstab, niemals hätte ich einen so kleinen lieben Pauli ertrinken lassen. Außerdem sind kleine Teufel in der Lehre unsinkbar. Es kann ihnen absolut nichts passieren, das ist so, so, so wie bei kleinen Hunden, so eine Art Welpenschutz. Oja Welpenschutz klingt gut. Unterteufelwelpenschutz für Pauli, ich lach mich kaputt...“. „Ja also wenn ich das alles jetzt richtig verstanden habe, dann haben wir nun einen kleinen Teufel Namens Pauli und eine kleine Hexe Carolila als zusätzliche Gäste hier im Jahreszeitenwunderland?!“
„Genau, ganz genau! Ja und nun sieh einmal was ich dir mitgebracht habe. Es lag unten am See, fast im Sand vergraben. Ich dachte noch so bei mir, o was glänzt denn da so schön, vielleicht kann man ein Floß bauen und kann damit das Schloss erreichen…. Naja ich meine irgendwie gibt es ja nichts womit man dort hin kann. E liegt zwar sehr wunderschön und friedlich mitten in diesem türkisgrünen See, aber niemand kann es besuchen, das ist doch schade, wirklich sehr sehr schade? Aber egal, Prinzessin Emma hat mir erzählt, dass man mit diesem Ding wunderschöne Musik zaubern kann und das es dir gehört. Ja und da dachte ich, ehe es wegkommt oder womöglich irgendjemand der nur Böses im Sinn hat, es stibitzt oder kaputt macht, ich nehme es an mich und bring dir dieses…., wie heißt das nochmal, Hafer? oder Halfter oder… ??? „ „Pauliiiiii!!!“ Flügelchen ist dem kleinen Teufel direkt ins Ohr geflogen, fast drohend, aber ganz, ganz leise flüstert sie „Du weißt genau das es ist eine Harfe ist. Ich denke du solltest jetzt lieber still sein, sonst erzähle ich Cristal nämlich wie die Harfe an das andere Seeufer gekommen ist“. „Du würdest mich verpetzen? O du kleine böse Elfe, petzen, so etwas machen nur Bösewichte. Petzen würde nicht einmal ich. Oberstes Teufelsgebot: *Niemals verraten, wenn man eine böse Tat gesehen hat*“.
„Na toll, wenn das bei euch so ist, dann soll es mir egal sein. Obwohl ich es anders sehe. Wenn ich so etwas miterlebe, dann rede ich mit dem, der etwas angestellt hat und versuche ihm zu erklären, dass man das einfach nicht machen kann. Meist denkt der andere dann gründlich nach und versucht alles wieder in Ordnung zu bringen!“. „Hilfe wo bin ich hier gelandet, warum hat mich der Oberteufel bloß in dieses schreckliche Jahreszeitenwunderland geschickt? Logisch, weil ich hier echt viel Arbeit habe, womöglich muss ich meine ganze Lehrzeit in diesem *Allehabensichliebundverstehensichimmerland* verbringen!“
„Ach du kleiner lieber Pauli, was bist du doch für ein wunderbares Teufelchen! Ich bin dir so dankbar, dass du mir meine Harfe zurückgebracht hast. Ich dachte wirklich schon, es hat sie jemand gestohlen, obwohl hier im Jahreszeitenwunderland natürlich noch nie etwas weggekommen ist, bis auf…“ Cristal lacht wieder mir diesem klingenden Lachen „Naja bis auf Marc, Prinzessin Emmas Freund, aber der ist auch nicht wirklich verloren gegangen, sondern hatte sich nur ein wenig verlaufen. Das schönste war aber, dass er mir meinen allerbesten Freund Nobbi zurück nach Hause gebracht hat.“ „Nicht der Rede wert, liebe Nixe, sie lag halt so darum, diese goldene Harfe“.
„Frische Zimtschnecken, Kürbiskernbrötchen, Rosinenzöpfe uuuuuuuuuund Schokoladenmuffins mit weichem Nougatkern“. Nobbi hat diese Köstlichkeiten auf Palmwedeln angerichtet und bietet sie fast ein bisschen zu vornehm, Pauli, Carolila, Emma und Flügelchen an. „Wirklich ganz frisch, eben erst aus dem Sonnenscheinbackofen geholt. Habt ihr Durst? Dort vorn zwischen den großen Felsen entspringen die Waldmeister- und auch die Himbeersaftquelle. Wartet ich hole euch ein paar gekühlte Blütenkelche, dann könnt ihr euch selbst bedienen! Ja und wer Lust hat, dem schlage ich einen Spaziergang zum VanilleSchokoladenerdbeereisberg vor……….
(C) Ute AnneMarie Schuster 25.7.2011