Beschreibung
Eine meiner frühen Kurzgeschichten (Oktober 2005) , welche ich in einer sehr kurzen Zeitspanne als Deutsch-Hausübung verfasst habe und die - nennen wir es einmal so - im Reich der Phantasie angesiedelt ist. Schauplatz ist die österreichische Stadt Graz.
Am 12. Oktober 2005 begegnete ich der Hoffnung. Daher spare ich mir nun meine restliche Rede und übergebe ihr selbst das Wort.
Ja, wo soll ich nur anfangen? Also, an diesem Mittwochmorgen waren wir – ich und ein paar andere Gefühle aus meiner Familie – in der Straßenbahn Richtung Andritz (Bezirk von Graz) unterwegs.
„Ich bin ja so verzweifelt.“
Die Freundschaft drehte sich zu mir um. „Seit wann denn das Hoffnung?“
„Seit gestern Mittag, da ist meine Schwester die Verzweiflung endlich aus dem Urlaub zurückgekommen. Ist das nicht fantastisch?“
„Ja, es ist wirklich schön, wenn man sich mit seiner Familie gut versteht.“
In der Zwischenzeit tüftelte die Liebe die letzten Details an ihrer neuen, selbst erfundenen, Version von DKT (österreichische Version von Monopoly) aus.
„Sag einmal, hast du denn nichts anderes als deine Spielchen im Kopf?“
„Doch Hoffnung, aber die Menschen sind meistens so lieblos, dass ich nicht so viel zu tun habe. Herrlich, wenn man keinen Stress hat.“
Bei der Station „Josefkirche“ stiegen die Schönheit, die Unentschlossenheit und noch einige Andere mehr ein. Es waren nur noch drei Stunden bis zum Beginn der jährlichen Tagung der Gefühle sowie der entfernt mit ihnen verwandten Eigenschaften. Dummerweise hatte ich noch immer keine Ahnung, was ich bei meiner Ansprache für die Ehrung zum „Gefühl des Jahres“ sagen sollte. Gerade als ich fieberhaft darüber nachdachte, was mich eigentlich ausmacht, wurde ich von der Schönheit angesprochen.
„So ein Zufall, dass ich dich hier treffe, Hoffnung. Ich habe dich in den letzten Monaten oft gebraucht, du weißt ja warum.“
„Nein, was hast du denn jetzt schon wieder für Problemchen?“
„Ein paar dämliche Philosophen behaupten, dass es mich nur gibt, weil man mit ‚schön’ ein Hauptwort bilden kann. Seitdem muss ich in der ewigen Ungewissheit leben, ob es mich überhaupt gibt. Du bist meine einzige Hoffnung Hoffnung, weil du zuletzt stirbst.“
Einige Zeit später waren wir (fast) alle am Konferenzort versammelt, der so geheim ist, dass nicht einmal wir selbst genau wissen, wo wir uns da eigentlich befinden. Vor meiner großen Rede, die ich nun improvisieren musste, wechselte ich noch ein paar Worte mit der Verzweiflung.
„Was wirst du denn nun in deine Rede sagen?“
„Na ja, ich werde sagen, dass ich für alle rund um die Uhr da bin und dass ich nichts koste und man sich mich daher immer leisten kann und dass das meinen Erfolg ausmacht.
Mein Vortrag wurde dann doch noch ein beachtlicher Erfolg. Also, gebt die Hoffnung (das bin ich) nie auf und das sage ich nicht nur damit ich nicht arbeitslos werde. Also bis dann, eure Hoffnung.