Kinderbücher
Prinzessin Emma Pauli der Lebensretter

Der große runde Mond hängt sich die dunkelblaue Sternendecke um, winkt fröhlich dem neuen Tag zu und legt sich dann mit einem milden Lächeln schlafen. Genauso rund wie der Mond, der eben noch oben am Himmel hing, aber ganz, ganz anders, steigt ein roter Ball aus dem Zaubersee. Ein erster goldener Sonnenstrahl trifft genau auf die Spitze des Schlossturms. Wie ein goldenes Drahtseil auf dem eine Ballerina tanzen kann, genau so und nicht anders sieht das aus.

„He, kleiner Teufel, mein Flügelchen, seht ihr das? Dort oben, genau in der Mitte des Sonnenstrahles, da ist doch etwas. Klein und blitzelilabunt und lilafunkelnde Sternchen, die  darum herum tanzen. Ihr müsst das doch sehen, bitte ich sehe es doch auch. O nein, wo schaut ihr denn hin? Oben, oooooben, ganz weit oben, hab ich gesagt. Es bewegt sich, meine Güte es bewegt sich ganz deutlich. Es sieht aus, wie eine lila Kugel die Funken schlägt.“

„Das wird wohl ein Kugelblitz sein, der Spitzentanz übt“ kichert das Teufelchen Pauli albern. „Ist es nicht, es ist eher eine kleine Puppe, die lila Sterne fangen will“ kontert Flügelchen.  „Ihr seht es also auch und ich dachte schon ich hätte eine Sonnenstrahlenfantasie“ Emma, Flügelchen und Pauli schauen gebannt in den Himmel. Immer näher tanzt das kleine lila Etwas auf die Turmspitze zu und dann!..... Mit einem schrillen „Hiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiilfe, Hiiiiiiiiiiiiiiiiilfe“, stürzt es in den türkisblauen See. Platscht so stark auf, dass die Tropfen nur so durch die Luft fliegen und die Drei urplötzlich pitschenass sind.

 „Hast Du das gesehen, Flügelchen? Schrecklich! Das Kügelchen ist abgestürzt, mitten in den See. Hoffentlich kann es schwimmen. O wenn ich doch nur schwimmen könnte, warum habe ich das denn bis jetzt nicht gelernt.  Mach etwas, es versinkt doch, auweia, nur noch die lila Sternchen tanzen auf dem Wasser. Schläft denn das ganze Jareszeitenwunderland. Meine kleine Elfe, so tu doch etwas, wir können doch nicht zu sehen wie es untergeht!“

Mit einem kräftigen Schwung schmeißt Pauli die Harfe, die er gerade quälen wollte, in den Sand und springt in den See. Kopf unter Wasser, Kopf über Wasser, immer schneller paddeln seine Arme und Beine und dann ist er bei den Sternen angekommen. Kurz sehen Flügelchen und Emma den runden Popo des kleinen Teufel aus dem türkisfarbenen Wasser ragen, dann ist auch dieser verschwunden.

„Emma, Emma, Emma, oje was machen wir denn nur? Nun ist auch noch der kleine Pauli weg.“ Die kleine Elfe hält sich mit beiden Händen die Augen zu, es ist wirklich zu schlimm, was da gerade geschieht. Obwohl sie das alles nicht mit anschauen kann, spreizt sie die Finger ein bisschen und schaut doch neugierig, auf ein Wunder hoffend, hindurch. „Hexenkraut und Besenstiel“ hört sie da Paulis Stimme laut aus dem Wasser rufen und dann sehen sie ein kleines Mädchen in seinen Armen zappel, das mit lauter Stimme schreit: „Lass mich los, Du Ungeheuer, was erlaubst Du Dir eigentlich. Lass mich los, soooooofort, sooofort.“ „Okay, wenn Du meinst“ Pauli lässt  los und schwupps ist sie wieder im See verschwunden. „Hol sie sofort da raus Pauli, sofort. Das befehle ich Dir, als Prinzessin Emma, die einmal eine große und wichtige Königin sein wird und der ein kleiner Teufel zu gehorchen hat, auch heute schon“.

„Sie hat doch gesagt, ich soll sie loslassen, ich hab nur gemacht was diese Lilakugel wollte!“. Komm kleiner Fastluzzifilli, hol sie wieder hoch, bitte!“ mischt sich nun die kleine Elfe Flügelchen ein. „Okay, Ich mach´s aber nur weil ihr es wollt, ihr werdet sehen, was ihr davon habt, sie ist bestimmt ein ganz böses Ding, das spür ich als echter Teufel in der Ausbildung, so etwas spürt man eben, ehrlich“. „Halt dich nicht mit der Vorrede auf, sondern mach, was ich dir gesagt habe!!!“. Pauli holt tief Luft und taucht dann auf den Grund des Sees. Zwischen zwei großen roten Korallen, haben sich die Haare des kleinen Wesens verfangen, hilflos fuchtelt es mit den  Armen. Pauli sieht welche Angst in den Augen steht. Kurz denkt er, wenn ich die jetzt hier hängen lasse, o Mann, dann habe ich etwas echt Böses getan. Bestimmt bekomme ich dann einen extra Teufelbonuspunkt und werde vom Oberteufel gelobt. Aber dann sieht er wieder diese großen ängstlichen Augen, schwimmt zu den Korallen und zerrt an den langen Haaren. Das Strampeln und treten ist ihm dieses Mal egal. Mit festem Griff packt er sie ganz fest und taucht wieder auf.

„WOW, du bist der allerbeste kleine Teufel, den die Welt je gesehen hat. Nicht wahr Flügelchen, er ist wunderbar, der kleine Pauli. Er hat so mir nichts dir nichts, ein kleines lila Etwas aus dem See gerettet. Toll, Pauli, echt toll, ich bin stolz auf dich!“

„Spinnt ihr denn, ich will doch nicht nett sein, ich bin und bleibe böse, basta! Wehe ihr verratet das jemandem, dann werde ich noch hundertmal böser, als ich es jetzt schon bin!“

„Schon gut, aber hast du nicht gesagt, du kannst nicht schwimmen? Wieso bist du denn doch ins Wasser gesprungen? Sag, hattest du denn keine Angst zu ertrinken? Ich finde dich  mutig, sehr, sehr mutig sogar!“ „Hör auf, liebe Prinzessin, bitte hör doch auf, wie soll ich denn die Prüfung bestehen, wenn du so etwas sagst.“ Paulis Augen füllen sich mit Tränen, so verzweifelt ist er. Er will doch alles andere als gut sein, warum hat er das nur gemacht, er kann sich selbst nicht verstehen.

Wie eine Fontäne schießt Wasser aus dem kleinen lila Wesen, ein Husten folgt und dann noch ein Räuspern. Nasse Haare fliegen durch die Luft und dann schnappt es noch ein paarmal nach Luft…“O Mann du hast mir vielleicht weh getan, du rotes Etwas, das nächstemal rettest du mich aber bitte etwas sanfter. Pauli, hab ich recht? Du bist der kleine Feuerteufel Pauli, der noch in der Lehre ist! So und nun komm mal her, ich muss dich einfach mal Dankedrücken. Du bist ein wirklich lieber Teufel. Tausend Dank!“

„Lass das! Meinst du, es tut einem Teufel gut, wenn er so etwas hören muss. Also ich bin dafür, dass wir diese dumme Rettungsaktion so schnell wie möglich vergessen. Nun erzähl du uns aber erst einmal, warum du auf einem Sonnenstrahl herumturnst und mit Sternen um die Wette tanzt, du… lila Kugelblitz!“

„O was für einen Unsinn redest du denn da. Wie kommst du darauf, dass ich mit Sternen tanze, das stimmt doch gar nicht. Die Sterne kommen aus meinem Zauberstab, sie zeigen mir, wo etwas im Argen liegt. Ach so und vielleicht darf ich noch darauf hinweisen, dass ich keinesfalls *Kugelblitz* sondern Carolila heiße. *Caro*, weil ich Caroline heiße und *Lila*, na weil lila meine Lieblingsfarbe ist, ich dachte das erkennt man, wenn man mich ansieht.. Eigentlich kann ich sehr sicher auf einem Sonnenstrahl tanzen. Solange ich lebe, bin ich noch nie heruntergefallen und ich lebe schon sehr lange. Frag mich aber jetzt bloß nicht, wie alt ich bin, das verrate ich nämlich wirklich nicht, niemals und weißt du auch warum? “ „Warum denn?“ will Pauli wissen. „Na weil es egal ist, wie alt man ist, es sei denn man ist drei oder vier Jahre und kommt in den Kindergarten oder aber sechs oder sieben Jahre und kommt in die Schule, dann und nur dann ist das wichtig. OK später auch nochmal, aber im Moment eben nicht. Na gut,vielleicht liegt es aber auch daran, dass Rechnen nicht wirklich zu meinen Lieblingshexenfächern in der Schule gehört. Ich lerne lieber zaubern, malen oder Geschichten erzählen oder aber ich bringe kleine Teufel dazu, mutig ins Wasser zu springen und mich zu retten. So etwas mache ich wirklich sehr gerne!“

„Ich muss sagen kleine Hexe, das hast du sehr gut gemacht. Aber zuerst einmal herzlich Willkommen hier im Jahreszeitenwunderland. Ich bin hier zwar auch nur ein Gast, aber da außer mir keiner hier ist, der dich begrüßen könnte, mache ich das eben selbst. Liebe Carolila, was ist denn deiner Meinung nach hier im Argen? Ich finde es ist alles in bester Ordnung. Ein kleiner Nichtschwimmerteufel hat sogar schwimmen gelernt. Bis auf meinen Hunger stimmt alles.  Kommt doch mit, Pauli und Du Carolila. Ich möchte wetten, dass meine Freundin, die Nixe Cristal dafür gesorgt hat, dass der Frühstückstisch reichlich gedeckt ist.“

„Pauli kratzt sich traurig am Kopf: „O weh, das gibt Ärger. Ich sollte doch im Schloss etwas Böses anstellen. Ein paar Scheiben einschlagen, Bücher zerreißen oder…aaammmm,  ach mir wär schon etwas eingefallen. Ehrlich!!! Ich kann es nicht fassen, da tanzt eine Hexe auf einem Sonnenstrahl, ist noch nie herunter gefallen und dann plumpst sie mir nichts dir nichts in den Zaubersee. Warum, bitte warum, muss ausgerechnet ich armer Teufel, der ja gar nicht schwimmen kann, in den See springen und sie retten?“

„Kichererbsenzaubernuss!!! Weil du der einzig Richtige warst, lieber Pauli. Soll ich dir etwas verraten?? Ich kann gar nicht ertrinken. Hast du schon mal eine lila Hexe gesehen, die tanzen kann und dann ertrunken ist. Iiiiiiiiiiiiiiiiiich nicht……“

„O, Hilfe ist das gemein, so gemein, gemein, gemein….Du hast mich hereingelegt, nur damit ich meine Prüfungen nicht bestehe. Booooaaa, bist du eine kleine böse Hexe.“

„Nun habt ihr aber genug gestritten, ich finde keiner von euch Beiden ist böse und das ist auch gut so. Sei stolz auf dich Pauli, dass du etwas Gutes getan hast und dass du nun auch noch schwimmen kannst. Ich habe eine Idee… ich stelle dich als meinen ersten Schwimmlehrmeister ein. Ich finde das passt besser perfekt zu Dir. Du bist nun einmal kein echter böser Teufel. Sag ist das denn wirklich so schrecklich, wenn du lieb bist?“

„Emma, kleine Prinzessin, diese Frage habe ich mir noch nie gestellt. Vielleicht fällt mir nach dem Frühstück ja die Antwort ein……..“

 
(C) Ute AnneMarie Schuster 17.7.2011