Langsam lernt man alle kennen, das dritte Kapitel ist fertig zum Lesen. Viel Spaß!
Am nächsten Morgen wachte Lorea früher auf, als gewöhnlich. Irgendetwas hatte sie geweckt, aber sie konnte in dem kleinen Gästezimmer keine Ursache dafür finden. Aber da! Da war das Geräusch wieder, ein hohes Klingeln, wie von einer Glocke oder einer Klingel. Schnell zog sie die Bettdecke auf Seite, schlüpfte in ihre Klamotten und ging leise die Treppe herunter, um niemanden zu wecken. Aber als sie zur Haustür ging, und durch das Glas schaute, stand niemand davor. Auch an der Hintertür war niemand.
Seltsam, und ich dachte, es wäre die Tür gewesen…
Als sie durch die Küche zurück in den Flur gehen wollte, hörte sie das Geräusch wieder, diesmal viel leiser und irgendwie weiter weg. Aber sie konnte nicht sagen, woher das Geräusch gekommen war. Es klang durchaus wie eine Klingel, allerdings wie eine, die tausende Kilometer entfernt war und sie hätte ein so gutes Gehör bekommen, dass sie es hören konnte. Seltsam … Wahrscheinlich bildete sie sich das alles nur ein.
Gerade als sie die Treppe hoch gehen wollte, kam ihr ihre Großmutter entgegen.
„Du bist schon so früh wach? Ich in deinem Alter habe immer stundenlang im Bett gelegen und mich schlafend gestellt, sobald jemand herein kam, ich aber nicht aufstehen wollte.“ Sie lächelte liebevoll bei diesen Worten, als erinnere sie sich gerne an diese Zeit.
„Ich dachte ich hätte was gehört, aber vielleicht habe ich es mir nur eingebildet.“ Sie zuckte mit den Achseln und ging einen Schritt zurück um ihrer Großmutter Platz zu machen.
„Wo du schon wach bist, kannst du mir doch Gesellschaft beim Tischdecken leisten. Ich weiß, du hast bestimmt keine Lust dafür, aber vielleicht kannst du einer alten Frau die Arbeit abnehmen.“
Lorea verzog unwillig das Gesicht. Sie hasste es im Haushalt zu helfen, auch wenn sie Hilfe hatte. Dennoch entschied sie sich ihrer Großmutter zur Hand zu gehen, sie hatte sie ja gerade erst kennen gelernt.
„So alt bist du aber auch noch nicht…“, flüsterte sie ihr im vorbeigehen zu, woraufhin ihre Oma zu lachen anfing.
„Und das von einem so jungen Hüpfer, wie du einer bist…“ Lächelnd betraten sie zusammen die große Küche. An der ihnen gegenüberliegenden Wand befand sich eine lange Küchenzeile, die die gesamte Wand einnahm. Sie war aus einem hellen Holz, und die Arbeitsfläche bestand aus dunkelgrauem Stein. Die Wand dahinter war wiesengrün gestrichen, aber die Fliesen direkt über der Arbeitsfläche hatten einen hellen creme Ton. Vor der Küchenzeile und der grünen Wand stand ein riesiger Küchentisch, der aus demselben Holz gefertigt war, wie die Küchenschränke. Darum herum standen sechs Stühle mit dunkelgrünen Bezügen, die gut zu der Wand passten. Der Boden war hell gefliest worden, ähnlich denen über der Arbeitsfläche der Küchenzeile. Insgesamt wirkte der Raum einladend und gemütlich, was durch die Bilder an den Wänden noch verstärkt wurde.
Ein bisschen griesgrämig ging Lorea hinüber zu einem der Schränke und suchte dort nach Tellern. Doch hier waren nur riesengroße Kochtöpfe und Pfannen. Einen Schrank weiter hatte sie nicht viel mehr Glück, hier stapelten sich nur Einmachgläser und Dosen. Ihre Großmutter stand immer noch in der Tür und beobachtete Loreas Treiben mit einigem Spaß. Es sah aber auch wirklich lustig aus, wie sie jeden Schrank öffnete und nach Tellern suchte, denn es gab wirklich viele Schränke!
„Willst du nicht dort drüben in dem Schrank nachschauen?“, unterbrach Vroeli ihre Enkelin während der Suche, aber diese schüttelte nur den Kopf.
„In dem habe ich doch schon geguckt!“ Entnervt setzte sie ihre Suche fort, ignorierte den Vorschlag Vroelis aber vollkommen. Als sie jeden Schrank durchstöbert hatte, schien ihr der Rat wieder einzufallen, und sie ging zurück zum zweiten Schrank, den sie geöffnet hatte.
Wie zum Beweis fiel ihr direkt einer der Teller in die Hände, und wäre beinahe am Boden zersprungen. Warum sie die Teller vorhin nicht entdeckt hatte war ganz einfach, davor standen noch tausende Dosen und Einmachgläser, von denen ebenfalls einige in ihren Schoß gefallen waren. Sie nahm einige der Teller, und stellte sie auf den Küchentisch, auf dem ihre Großmutter nun schon Messer und Gläser abgeladen hatte. Sie standen in einer Ecke und warteten darauf verteilt zu werden. Lorea hätte sich gerne beschwert, aber sie hatte ihrer Großmutter versprochen zu helfen, und sie hatte nicht vor es nicht einzuhalten. Also machte sie gute Miene zum bösen Spiel und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
„Guck mal!“, rief ihre Großmutter auf einmal und zeigte Lorea wie sie drei, der auf dem Tisch stehenden Gläser, jonglierte, und anschließend eines nach dem anderen wieder auf den Tisch stellte und sich verbeugte. Lorea applaudierte. Eigentlich war Tischdecken mit ihrer Oma doch ganz in Ordnung. Jedenfalls war der Tisch plötzlich fertig gedeckt und Lorea hatte nicht mehr daran gedacht, wie sehr sie es eigentlich hasste.
Da kamen auch ihre Eltern die Treppe herunter und wünschten ihr und ihrer Großmutter einen wunderschönen guten Morgen. Sie setzten sich alle an den Tisch und begannen mit einem langen und reichhaltigen Frühstück. Lorea verputzte drei frisch gebackene Brötchen, die ihr Vater beim Bäcker geholt hatte. Er war ein Frühaufsteher und viel früher wach gewesen als Lorea. Dazu aß sie noch eine saftige Mhaoli, eine Frucht mit lila Fruchtfleisch und grünen Kernen, eine ihrer Lieblingsfrüchte. Sie unterhielten sich über dies und das, und nach beinahe einer ganzen Stunde standen sie auf, um zusammen aufzuräumen.
„Heute ist die erste Hhalv. Lorea kann mitkommen wenn sie will“, erklärte Limeo, Loreas Vater.
„Aber sie darf noch nicht wählen“, gab ihre Mutter zu bedenken. Doch Lorea schüttelte den Kopf.
„Das macht mir nichts. Ich will mitkommen.“
„Von mir aus. Benimm dich aber!“, warnte Malisa sie, auch wenn sie wusste, dass ihre Tochter meistens ganz gute Manieren zeigte.
„Keine Angst. Werde ich.“
Also war alles klar. Kurz nach dem Mittagessen würden sie sich auf den Weg zum Palast machen, auf dem großen Vorhof würde die Wahl stattfinden. Ihre Mutter, ihr Vater und ihre Großmutter würden eine Stimme abgeben, und nach dem Abendessen ein zweites Mal dort eintreffen, um das Ergebnis zu erfahren. Vielleicht konnte Lorea ihre Eltern noch überreden, ihr zu erlauben, auch am Abend mitzukommen.
„Habt ihr alle für Papi gestimmt?“, fragte Lorea, als alle wieder bei ihr waren.
„Ich habe es zumindest. Was deine Oma gemacht hat … Das musst du sie schon selbst fragen“, meinte ihre Mutter. Und genau das tat Lorea als nächstes. Aber so lange sie auch fragte und drängte und quengelte, ihre Großmutter wollte ihr keine Antwort geben. Warum mussten Erwachsene immer so kompliziert sein? Lorea wusste nicht, was so schlimm daran gewesen wäre, wenn sie wüsste für wen ihre Oma eine Stimme abgegeben hatte. Aber letztendlich war es auch egal. Was konnte sie schon tun? Wenn ihre Oma nicht ihren Vater gewählt hatte, dann würde sie es nie erfahren, und auch nicht ändern können.
„Lasst uns nach Hause gehen und abwarten, die Wahllokale werden gleich geschlossen, also dauert es wahrscheinlich auch gar nicht mehr lang“, schlug ihr Vater vor. Die anderen nickten zustimmend, also spazierten sie zurück Richtung Nord-West-Viertel, indem Vroelis Haus stand. Es war eine der ärmeren Wohngegenden, aber sicherer als die meisten Teile der Stadt. Außerdem standen hier viele alte Häuser, die meistens viel hübschere Gärten besaßen als die Neubauten der Reichen. Lorea gefiel das Haus sehr gut, es wäre für eine Familie vielleicht ein bisschen klein, aber Vroeli lebte allein in dem Haus, und dafür war es eigentlich schon wieder zu groß. Was sollte eine alte Frau mit einem riesigen Haus, indem außer ihr niemand mehr lebte? Lorea stellte sich so ein Leben unglaublich langweilig vor.
Auf dem Weg dorthin konnten sie sich wieder die ganzen Häuser und ihre Verzierungen ansehen, die zu jedem Haus zu gehören schienen, wie eine Haustür und Fenster. Lorea entdeckte Stuckverzierungen in Form von riesigen Steenaköpfen oder Hörnern, Dachkonstruktionen, die auf Perlenglas ruhten, Wintergärten mit Dächern aus Kupfer, Fenster in Form von Dreiecken und sogar Haustüren, die so groß waren wie vier Steena übereinander. Dieses Viertel war Lorea bis jetzt am allerliebsten. Die anderen hatte sie zwar noch nicht richtig gesehen, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie auch nur annähernd so schön sein könnten wie dieses hier. Es sah alles aus wie Zauberei, aber so etwas gab es nicht, hatte ihre Mutter gesagt. Wer konnte schon Türen öffnen, die hundertmal so schwer waren wie man selbst? Offensichtlich ging das nur mit Magie, aber Malisa hatte ihr eine kleinere Tür gezeigt, die beinahe unsichtbar in die größere geschnitzt worden war. Also gab es keine Zauberei oder Magie.
Eigentlich schade, wenn man mal drüber nachdenkt, was man dann alles erreichen könnte, wenn es Magie wirklich gäbe! Lorea war sich sicher, sie würde die Welt verändern, wenn sie mal Magierin werden würde. Was wusste ihre Mutter schon! In Loreas Fantasie gab es Hexen und Zauberer oder Magier, wie immer man sie nennen mochte, und sie verschönerten die Welt mit ihren Zaubersprüchen. Wie in dem Buch, das ihre Mutter ihr immer vorlas. Aber das es auch böse und schlechte Magier geben könnte, daran verschwendete Lorea noch nicht einmal einen Gedanken.
Bis jetzt hatten sie während der Reise kaum miteinander gesprochen, sie kannten sich kaum, außerdem gab es Sprachprobleme. Merii hätte den königlichen Botschafter gerne danach gefragt, wie es in Gorn aussah, wie die Drachen lebten und welche Tiere es in den berühmten Wäldern gab. Aber er beherrschte die Sprache der Elfen, Széanaa, nicht besonders gut. Sein Wortschatz beschränkte sich auf die einfachsten Satzkonstruktionen und Höflichkeitsfloskeln, selbst seine Briefe verfasste er auf Manuloo. Zum Glück beherrschte die Königin der Elfen diese Sprache. Eigentlich war es eine lustige Korrespondenz gewesen, er hatte immer mit größter Mühe einen Brief auf Széanaa verfasst, (der vor grammatikalischen Fehlern nur so strotzte, auch wenn die Königin der Elfen etwas anderes dazu gemeint hatte) und Königin Mali wie es üblich war, auf der selben Sprache geantwortet. Irgendwann bekam er dann einen Brief auf perfektem und äußerst höflichem Manuloo, was ihn sehr verwunderte. Königin Mali hatte anscheinend bemerkt, dass ihm die Sprache der Elfen nicht besonders lag, was wahrscheinlich daran lag, dass es in ganz Maan niemanden gab, der ihm diese Sprache hätte beibringen können, geschweige denn hätte übersetzten können.
„Veane bina mustea tzane?“, hatte Merii irgendwann den Botschafter gefragt, was soviel bedeutete, wie „Könnt Ihr unsere Sprache?“. Allerdings stellte sich heraus, dass er wieder Fehler gemacht hatte, und der Botschafter ebenfalls nur geringe Kenntnisse der menschlichen Sprache hatte. Am Abend des ersten Tages hatten sie sich aber soweit verständlich gemacht, dass der Botschafter ihm anbot, ihm seine Sprache beizubringen. Da fiel ihm dann auch auf, dass seine Frage einige Fehler enthalten hatte. Eigentlich hätte es heißen müssen: Veam Bina mustea Tzana? Und tatsächlich war ihm nicht bekannt gewesen, dass die Elfen groß geschriebene Buchstaben vollkommen anders aussprachen. Bereits am zweiten Tag konnten sie etwas wie eine einigermaßen höfliche Konversation betreiben, wenn sie auch nur zehn Minuten dauerte.
Danach wiederholten sie jeden Abend die Regeln und Worte der Vortage und Gaarii brachte ihm alles Mögliche bei. Auch Merii versuchte seinerseits dem Elf etwas beizubringen, allerdings lernte er sehr viel schneller, und hatte die einfache Struktur der menschlichen Sprache sehr schnell begriffen, und konnte sie nach drei Tagen beinahe fehlerfrei anwenden. Einzig und allein sein Wortschatz war noch nicht besonders groß.
Nach zwei Tagen auf den Rücken ihrer Chuwiis überquerten sie die Grenze nach Yelia, was recht problemlos verlief. Nur zwei Wachen waren hier postiert, und als Gaarii erklärte, warum er zwei Menschen im Gepäck habe, ließen sie die drei ohne weitere Fragen passieren.
Yelia war ein sehr eintöniges Land, aber natürlich kein Vergleich zu der Wüste. Bereits einen halben Tagesritt von der Grenze entfernt wuchsen Bäume und Sträucher, und am Abend konnten sie auf einer saftigen, grünen Wiese ihr Lager aufschlagen. Merii hatte außer den in Maan künstlich angelegten Wiesen und Gärten, noch nie einen Baum gesehen, geschweige denn die riesigen Felder, die von den Yla gepflegt wurden. Selbst in der Nähe von Awiin, der Küstenstadt in Maan direkt am Inselarm, gab es nur vereinzelt ein paar Sträucher und kleine Getreidefelder.
Dieses ganze Ökosystem war ihm vollkommen fremd, obwohl er sich nun vorstellen konnte, was die Leute mit einem riesigen Wald meinten, wenn sie das hier kannten.
Nach weiteren vier Tagen passierten sie wieder eine Grenze, diesmal die nach Mosen. Die Gnome reichten Merii gerade bis zur Hüfte, doch ihre muskulösen Arme und Beine ließen ihn leicht zurückschrecken. Sie sahen aus wie richtige kleine Kampfmaschinen. Wie Gaarii ihm aber später erklärte, waren es speziell ausgebildete Soldaten gewesen, und die meisten Gnome waren nicht so stark gebaut. Allerdings waren die Gnome sehr misstrauisch gegenüber Merii und seiner Wache. Sie hatten Menschen noch nie gesehen, geschweige denn gleich zwei. Aber sie befanden sich in Begleitung eines Elfs, der ihnen versicherte er handle in Königin Malis Auftrag, und sogar einen Brief von ihr vorweisen konnte. Merii konnte die Angst in ihrem Blick sehen. Sie wollten keine Menschen in ihr Land lassen, aber andererseits konnten sie sich nicht über einen Befehl der Königin hinwegsetzten. Beides konnte schwerwiegende Folgen für sie nach sich ziehen.
Nach müßigen vier Stunden ließ der Kommandant der Truppe sie passieren, außerdem entschuldigte er sich für die lange Wartezeit und wechselte ihre Chuwiis aus. Für Merii und seinen Wachmann, holten sie sogar welche mit blauen Mähnen, und der Elf bekam ein frisches Tier mit violettem Fell und grauer Mähne, ähnlich dem, das er vorher geritten hatte.
Insgesamt empfand Merii das Volk der Gnome doch sehr liebenswürdig, vorallem ihre Größe amüsierte ihn. Das hätte er aber nie einem der ihren gegenüber geäußert, er wusste nicht, wie empfindlich die Gnome bei diesem Thema waren.
Es dauerte weitere zwei Tage, bis sie den Wald erreichten, durch den die Grenze nach Gorn verlief. Mittlerweile konnte Merii die Sprache der Elfen, Széanaa, recht gut sprechen, manchmal haperte es noch ein bisschen an der Aussprache (wodurch ganz andere Worte dabei herauskamen) oder bei der Grammatik (die auch wirklich ein bisschen seltsam war) manchmal auch noch bei der richtigen Wortwahl, obwohl er bei einer normalen Unterhaltung durchaus mitkam und mitreden konnte.
Der Wald überraschte Merii. Es war überhaupt nicht gruselig und kalt, wie er es sich immer vorgestellt hatte, sondern vielmehr schwül und angenehm warm, wie an einem milden Tag in der Wüste. Die Bäume waren riesig, einige so groß, dass er die Wipfel nur erahnen konnte, und zwölf Mann nötig gewesen wären, um den Stamm einigermaßen umfassen zu können. Andere Bäume waren so klein, dass die Chuwiis sie mit einem Happen hätten fressen können, allerdings waren sie giftig, wie Gaarii erklärte. Von vielen Bäumen hingen riesige Lianen herunter, die die Elfen Langos nannten. Sie waren so dick wie Meriis Arm und so durchdringend grün, dass es Merii manchmal blendete, wenn die Sonne auf ein Lango schien. Im Moment blühten ihre Blüten, sie waren weiß und mindestens so groß wie Meriis Kopf. Bienen summten darum herum und sie verströmten einen angenehmen sonnigen Duft. Gaarii erklärte ihm, dass der Saft der Blütenblätter heilende Kräfte habe, und man sie geröstet sogar essen könne, eine Delikatesse der Elfen. Allerdings waren solche Blütenblätter auch sehr selten. Schuld war ein ähnlicher Grund wie bei den Emolienbäumen. Sehr zu seiner Verwunderung, trafen sie auf kein einziges Exemplar dieser Sorte. Gaarii erklärte ihm, dass es sie erst tiefer im Wald gab, wo weniger Sonnenlicht war, und mehr Feuchtigkeit. Allerdings war es dennoch sehr unwahrscheinlich, einen zu finden, laut dem Botschafter.
Der Wald gefiel Merii sehr gut. Bis jetzt konnte er noch nicht verstehen, warum er der dunkle Wald genannt wurde. Aber bis jetzt hatte er ja auch nur einen Bruchteil davon gesehen. Die Blumen wurden allerdings immer kleiner und spärlicher, die Bäume immer größer und dunkler. Sogar das Gras wirkte nicht mehr so weich, sondern viel mehr scharf und drahtig, also nicht besonders einladend, um darauf zu schlafen. Nach einem weiteren Tag, bald würde es beginnen zu dämmern, überquerten sie die Grenze nach Gorn, wo ihnen keinerlei Fragen gestellt wurden. Offensichtlich war man über ihr Kommen informiert. Was Merii aber auffiel, war die Tatsache, dass beide Wachen verstohlen auf ihre Ohren und ihre Größe schauten. Es war ihm ein bisschen unangenehm, allerdings wollte er auch nichts sagen, schließlich war er nur als Gast in diesem Land.
Gaarii bat ihn von nun an, eher selten auf Maanulo mit ihm zu reden, da die Elfen diese Sprache nicht beherrschten und es als unhöflich empfinden würden, ihn in dieser Sprache sprechen zu hören. Außerdem sollte er hinter ihm reiten, und ihm die Führung überlassen, weil Elfen generell Menschen verachteten. Auch wenn es ihr König war.
Merii befolgte nur zu gern seinen Rat, immerhin wollte er etwas von den Elfen, nicht umgekehrt. Er hoffte nur, Königin Mali würde ihn nicht herablassend behandeln. Aber bis jetzt war sie in ihren Briefen immer zuvorkommend und nett gewesen, etwas, das Merii nicht sehr oft von den anderen Herrschern erfahren hatte. Sie ritten noch einige Minuten, bis sie zu einer riesengroßen Lichtung kamen. Gaarii erklärte, sie würden hier eine Weile auf ihre Eskorte warten, lange würde es aber nicht mehr dauern.