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Das hübsche Haus auf der großen Lichtung im Wald, liegt direkt an einem Kleinem See. Die Wellen Schwappen träge über den schmalen Sandstrand und die ersten Sonnenstrahlen kitzeln die Blumen aus ihrem Schlaf und kriechen langsam über die große Holzterrasse in das großzügige Wohnzimmer mit der offenen Küche. Die Sonne erwärmt langsam das alte Holz des Bodens und der Möbel. Auch oben im ersten Stock sickern die Strahlen durch die Vorhänge in die Zimmer und
wecken die Bewohner des Hauses. Als erstes hört man den wummernden Bass von Bens Wecker. Ein Zimmer weiter hört man ein fluchen und ein Brüllen:
„Ben mach deinen verdammten Wecker aus, wir sind nicht alle taub.“
Der Wecker verstummt und Ruhe kehrt wieder ein. Zumindest bis sich alle drei Bewohner vor dem einzigen Badezimmer des Hauses treffen und ein Gerangel los geht wer es zuerst benutzen darf. Cass ist wie so oft die Gewinnerin.
Resigniert stapfen Ben und Mike in die Küche um das Frühstück zu machen.Sie alle lieben die gemeinsamen Mahlzeiten. Eigentlich benötigen Mike und Cass nur Blut, doch das Beisammensein, das Essen selber, die damit verbundene Normalität und nicht zuletzt das die zwei Vampire durch Menschliche Nahrung im Sonnenlicht wandeln können, machen das
Essen für die drei zu etwas unersetzlichem.
Ben steht am Herd und lässt die Eier und Speck in der Pfanne bruzeln, während Mike den Tisch deckt und Kaffee macht. Nach einer halben Stunde etwa hören sie hüpfende Schritte auf der Treppe und Cass kommt wie immer Top gestylt herunter mit ihren langen Blonden Haaren die ihr glänzend über die Schultern fallen. Ihre Kleidung ist wie immer farblich passend auf ihre eisblauen Augen abgestimmt und betont ihre für ein Mädchen recht muskulöse aber gut definierte Figur.
Die drei setzen sich und fangen an zu essen. „Wird wohl wieder sehr warm heute, wollen wir gleich runter zum See?“ Fragt Mike „Ne geht nicht. Ich muss doch gleich zum Flughafen, am Wochenende ist doch das Rudeltreffen.“ Ben muss einmal im Jahr auf das Treffen der Werwolfoberhäupter so wie alle Wölfe. Drücken können sich nur wenige Wölfe, denn dieses Treffen ist ein Jahrhunderte altes Ritual dem sich kein Wolf entziehen kann. So wird Kontrolliert, ob es Todesfälle
oder illegale Neuverwandlungen gibt. Seit vor hunderten von Jahrendie Clans einen Streit hatten und tausende von Menschen in Werwölfe verwandelt haben um sich einen Zahlenmäßigen Vorteil den anderen gegenüber zu verschaffen, sind Umwandlungen streng verboten. Die frisch verwandelten sind nämlich kaum zu kontrollieren schon gar nicht in so großer Zahl. So wandten sich die Frischlinge schließlich gegen ihre Erschaffer und die Clans mussten Seite an Seite kämpfen um nicht ausgerottet zu werden. Dabei überlebten nur etwa 200 von ihnen. Darunter nur fünf der Ursprünglichen. Also schlossen die drei Clans Zwangsweise Frieden, ernannten je einen der Ursprünglichen zu so eine Art Mentor und erlaubten den Stärksten Wölfen sich von ihnen abzusondern. Denn der Streit entstand nur dadurch, dass zuviele Alphatiere zusammenlebten. Die übrigen zwei Ursprünglichen sind seit dem dafür verantwortlich, Neuverwandlungen zu unterbinden. Jeder Wolf der dabei erwischt wird, wird getötet. Ben hat noch nie den Drang verspürt sich ein neues Rudel zu erschaffen, obwohl er ein sehr starkes Alphamännchen ist. Die Ursprünglichen vermuten das das daher kommt, das er mit Mike und Cass zusammenlebt. Diese Familiäre Struktur scheint ein Rudel für ihn zu ersetzen.
„Ach das habe ich ja total vergessen, ich wünsche dir viel Spaß oh großer Wolf. Dass du mir auch ja wiederkommst und dich nicht zum König der Werwölfe machst.“ frech grinst Mike ihn an und fängt an den Tisch abzuräumen.
“Cass, du musst gut auf deinen Bruder aufpassen,nicht das er beim Schwimmen von einem Fisch gefressen wird“ Schießt Ben zurück. Es geht noch einige male so hin und her während sie gemeinsam den Abwasch erledigen, bis Ben wirklich los muss. Er packt seine Reisetasche in seinen Jeep, umarmt seine Freunde zum Abschied und fährt den schmalen Waldweg hinunter in Richtung Straße. Mike und Cass ziehen sich ihre Schwimmsachen und gehen die paar Schritte zum See. Kaum sind sie im Wasser, versucht Cass Mike zu ertränken, was garnicht so einfach ist, wenn der den du versuchst zu ertränken unsterblich ist. im Gegenzug Beschmiss er sie mit Nassem Sand, was einem normalem Menschen sicher blaue Flecken beschert hätte. Die beiden toben noch eine ganze Weile im Wasser, bis Mike vorschlägt, ein Wettschwimmen zum anderen Ufer des Sees zu machen. Er liebt es gegen seine Schwester zu schwimmen. Es ist seine einzige Möglichkeit, mal ein Wettrennen gegen sie zu gewinnen, die selbst für einen Vampir sehr schnell läuft. Nur im Wasser schlägt er sie immer.
„Alles klar, aber nur wenn wir zurück ein Wettrennen um den See machen.“
Mike hat nicht mal mehr die Möglichkeit zuzustimmen, da ist seine Schwester schon ins Wasser gesprungen und schwimmt los. Eilig springt er hinterher und überholt sie schon bald. Mike kommt als erstes am gegenüberliegenden Ufer an und noch während er brüllt was Cass doch für eine lahme Schnecke sei, springt er aus dem Wasser und fängt an zurück zu laufen. Cass schimpft vor sich hin, macht die letzten Züge bis an den schmalen Sandstrand und läuft ihm hinterher. Sie hat gerade ein viertel des Rückweges hinter sich, als sie voll in Mike rein rennt, der einfach mitten im Weg stehen geblieben ist.
„Was soll das denn, gibst du jetzt schon auf, ich hätte dich gleich überholt. Mike, was ist los?“
Da sieht sie, worauf er starrt. Ein Mädchen hatte sich am Ufer zusammengerollt und bewegte sich nicht. Sie sah wirklich schlimm aus. Die roten Haare waren total verfilzt und die Kleider die sie trug, konnte man eigentlich gar nicht mehr so
nennen. Schuhe hatte sie gar keine an. Die tiefen Ringe unter Ihren Augen ließen ihr Gesicht noch zusammengefallener wirken, als es eigentlich war. „Mike, ist sie tot?“
„nein, hörst du ihren Herzschlag denn nicht? Er ist zwar schwach und unregelmäßig, aber er ist eindeutig da.“
„Und was sollen wir jetzt machen?, du willst sie doch nicht etwa mitnehmen?“
„Wir können sie doch nicht einfach hier liegen lassen!“
Ohne auf Cass Proteste zu hören, hob er sie vorsichtig hoch und ging in Richtung Haus zurück. Cass blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen.
„Wer weiß wer sie ist, überleg doch mal, was für Probleme wir uns damit einhandeln können. Wenn sie von zu hause abgehauen ist oder so? Diese Aufmerksamkeit können wir uns nicht leisten.“
„Ach und was willst du machen? Sie einfach liegen lassen?Sie würde diese Nacht vermutlich nicht mehr überleben.“
Damit gab Cass sich geschlagen. Sie lief vor um in Vampirgeschwindigkeit im Gästezimmer das Bett zu Ãœberziehen und suchte noch einen alten Jogginganzug von sich raus, den sie darauf legte. Als sie fertig war, kam Mike auch schon die Treppe rauf. Er legte das Mädchen vorsichtig auf´s Bett und ging raus, damit Cass sie umziehen konnte. Vorsichtig schälte Cass das abgemagerte Mädchen aus ihren Klamotten, wusch ihr mit einem Waschlappen den gröbsten Schmutz vom Körper. Als sie damit fertig war steckte Cass sie in den gemütlichen Jogging Anzug. Dann ließ sie Mike wieder in das Zimmer. Er hatte in der Zeit eine Flasche Wasser aus der Küche geholt und zusammen mit Cass versuchte er dem Mädchen etwas davon ein zu flößen. Nach einigen Fehlversuchen, und einem wieder neu überzogenem Bett hatten sie es endlich geschafft, das sie ein paar schlucke getrunken hat.„So, und jetzt?“
„Ich glaube, wir warten jetzt einfach bis sie aufwacht. Mehr können wir nicht für sie tun".
Den restlichen Tag über schauten sie in regelmäßigen Abständen nach dem Mädchen. Aber nachdem sich bis zum Abend nichts an ihrem Zustand geändert hatte, gingen sie in die Küche um die Königsberger Klopse vom Vortag wieder aufzuwärmen. Sie setzten sich auf die große Holzterrasse in die bequemen Korbsessel um zu essen und den Sonnenuntergang zu beobachten. Cass liebte die Terrasse. Sie hatte am Geländer entlang große Blumenkübel aufgestellt und sie mit wunderschönen Farbenprächtigen Blumen bepflanzt. Die hintere Ecke hatte sie gefliest und einen Schönen großen Steingrill aufgebaut, den Ben der am besten von ihnen kochte, oft benutzte. In der Mitte der Terrasse hatte Cass einen Großen Weißen Baldachin aufgestellt, unter dem drei Korbsessel mit der dazugehörigen gemütlichen großen Couch und einem Tisch mit Glasplatte standen. Auf die Sitzmöbel hatte sie weiße Kissen verteilt und an den vier Standbeinen des Baldachins Standen Weitere Blumenkübel, aus denen wunderschöne rote Rosen an ihm hoch rankten. Diese Rosen Pflegte Cass als ob es ihre Kinder wären. Ben behauptete sogar, das er sie schon öfter mit ihnen reden gehört habe. Was sie aber wehement abstritt. An warmen Abenden wie diesem, entsandten die Großen roten Blüten der Rosen einen wunderschönen betörenden Duft, den man sogar in der oberen Etage des Hauses riechen konnte, wenn man die Fenster offen ließ.
„was meinst du, wer sie ist?“grübelte Mike über das fremde Mädchen nach.
„ich weiß es nicht, ich glaube aber nicht, das sie ein Mensch ist, irgendwie riecht sie anders und ich glaube ein Mensch würde in so einem Zustand nicht überleben.“
„Da hast du recht, aber was ist sie dann? Ein Vampir auf keinen Fall und auch kein Werwolf.“
„Vielleicht ist sie doch ein Mensch und vielleicht besonders zäh!?“
„Könnte sein“
Sie unterhielten sich noch eine Weile über dieses Thema, kamen aber zu keinem Wirklichem Ergebnis, also räumte Mike das Geschirr in die Spülmaschine und ging zu Bett. Cass kümmerte sich noch um ihre geliebten Blumen und ging dann auch schlafen. Am nächsten Morgen wachte Mike früh auf. Er hatte unruhig geschlafen, das Mädchen im Gästezimmer ging ihm nicht aus dem Kopf, irgendetwas an ihr faszinierte ihn. Er stand auf und ging ins Gästezimmer. Er hatte gehofft, das sie inzwischen aufgewacht ist, aber Fehlanzeige. Sie lag noch genau so wie gestern in dem Großem Bett und sah in der bunten Blümchen-Bettwäsche irgendwie fehl am Platz aus. Auch der rosa Jogginganzug passte nicht wirklich zu ihr. Er wirkte eher albern. Mike zog die schweren Vorhänge auf, die die ersten Sonnenstrahlen des Tages aussperrten und stellte das Fenster auf kipp um ein wenig frische Luft rein zu lassen. Im Licht sah das Mädchen noch weißer und ausgemergelter
aus. Nicht wirklich eine Veränderung zum Vortag. Mike überlegte was er tun könnte. Da viel ihm ein, das in der Gefriertruhe noch einige Portionen von Bens leckeren Hühnerbrühe sein müsste. Sagten die Menschen nicht immer, dass Wadenwickel und Brühe die beste Medizin wäre? Für welche Krankheit fiel ihm nicht mehr ein, schließlich waren weder er noch deine Schwester nie krank gewesen. Sogar vor der endgültigen Verwandlung zum Vampir waren sie nie krank. Also
hatte er sich im Gegensatz zu Cass nie groß dafür interessiert, wie man Krankheiten heilt. Er wusste allerdings, dass Wadenwickel irgendetwas mit kaltem Wasser zu tun hatten, also waren sie wohl nicht geeignet. Aber was konnte an so einer Suppe schon falsch sein? Kurz entschlossen holte er einen Beutel gefrorener Suppe aus der Gefriertruhe und wärmte sie in der Mikrowelle auf. Er füllte den Inhalt des Beutels in eine Tasse, ließ es etwas abkühlen, schnappte sich einen Löffel und ging nach oben. Vorsichtig setzte er sich neben das Mädchen ans Bett und fing an ihr langsam die Hühnerbrühe in den Mund zu träufeln. Die größeren Fleischstückchen und Nudeln ließ er in die Tasse zurück fallen, aus Angst, sie könnte
sich daran verschlucken. Nach einiger Zeit, hatte Mike es geschafft, ihr die ganze Flüssigkeit ein zu flößen, aber sie zeigte immer noch keine Veränderung.Vielleicht sollte er doch mal diese Wadenwickel ausprobieren. Wie war das nochmal Handtücher nass machen, oder so. Er wollte gerade aufstehen um welche zu holen, da schlug das Mädchen die Augen
auf. Sie hatte wunderschöne grüne Augen, die Mike sofort fesselten.
Noch während er überlegte was er sagen soll, sprang sie ihn an. Völlig überrascht, reagierte er viel zu spät und sie biss ihn in den Oberarm. Er brüllte, denn sie hatte scharfe Eckzähne ausgefahren, Genau so wie er das konnte. Jetzt fing sie an, nach ihm zu schlagen und und zu kratzen. Sie war erstaunlich kräftig. Er hatte Mühe sich zu wehren, normalerweise dürfte er keine Probleme damit haben ihr auszuweichen und die Schläge kaum wahrnehmen, aber sie vermöbelte ihn ganz schön, bis sie plötzlich von Cass weggerissen wurde und quer durch den Raum flog. Das Mädchen krachte mit dem Rücken gegen die Wand, drehte sich noch in der Luft und landete auf allen Vieren, so wie eine Katze oder ein Vampir. Sie ging direkt in die Hocke, nahm eine Abwehrhaltung ein, und knurrte Cass an. Die würdigte sie aber keines Blickes, zog ihren Bruder aus dem Raum und verrammelte die schwere Holztür hinter sich.
„Ich hab doch gesagt, die macht uns Probleme. Wir hätten sie einfach liegen lassen sollen.“
„Ich glaube, sie hat sich nur erschreckt“ versuchte Mike die unbekannte zu verteidigen.
„oh, jetzt verteidigst du sie auch noch. Ich hätte sie dich fressen lassen sollen.“
„Ha, ha. Sehr witzig. Wäre ich nicht so überrascht gewesen, „
„Wäre, wäre, hätte“ unterbrach Cass ihn.“Was hast du überhaupt bei Ihr gemacht?“
„Ich habe versucht, ihr etwas zu essen zu geben.“
„Hat ja super geklappt“ Ihr Diskussion wurde jäh unterbrochen, als sie ein lautes Klirren hörten.
„Hört sich so an, als ob deine Süße gerade abgehauen ist.“Bemerkte Cass grinsend. Fluchend öffnete Mike die Tür des Gästezimmers, und sah gerade noch einen Schatten aus dem zertrümmerten Fenster springen. „oh Mann. Hätte sie es nicht einfach öffnen können, das wird teuer. Cass, wir müssen sie einfangen, Sie ist offensichtlich kein Mensch und verwirrt. Sie weiß wo das Haus ist und hat bestimmt mitbekommen, das der Biss sofort wieder verheilt ist. Sie könnte uns verraten.“
„Du hast recht. Aber was machen wir mit ihr, wenn wir sie haben?“
„zur Not sperren wir sie in den Keller. Der ist sicher. Da konnte auch Ben nicht raus, als er seine Verwandlung noch nicht steuern konnte.“
„Alles klar, na dann mal los, zieh die aber vorher ein anderes T-Shirt an,du siehst aus, als hättest du jemanden abgeschlachtet.“ Mike sah an sich runter und musste ihr recht geben. Es war ziemlich voll von But und außerdem zerrissen. Schnell ging er in sein Zimmer und fischte sich aus einem der kleinen Klamotten Berge am Boden ein nicht allzu schmutziges Shirt raus. Das Alte warf er in den Mülleimer. Er musste wirklich mal wieder Waschen. Oder er fuhr nachher in die Stadt und kaufte sich ein paar neue Sachen. Aber das würden wohl weder Cass noch Ben gut heißen. Der Gedanke an Ben brachte ihn auf eine Idee. Er musste ihn anrufen. Schließlich war er derjenige mit der super Hundenase. Er würde das
Mädchen auf jeden Fall finden. Aber wo zum Teufel war sein Handy? „Cass, weißt du wo mein Handy ist?“ Sie steckte den Kopf zur Tür hinein.
„Woher soll ich wissen wo dein blödes... wow! Wie sieht´s hier denn aus? Du musstauf jeden Fall waschen und glaub nicht, du kannst dir einfach wieder neue Sachen kaufen. Hier stinkt es nämlich. Was willst du mit deinem Handy?“
„Ben anrufen.“
„Hab ich gerade gemacht. Er hat sofort die Erlaubnis bekommen früher vom Treffen zu verschwinden. In etwa einer Stunde müsste er hier sein, er bekommt einen der Hubschrauber der Clans zur Verfügung gestellt. Wir sollen auf ihn warten.“
Jetzt erst wurde Mike bewusst, wie ernst die Lage wirklich war. Das Mädchen konnte
sie alle verraten, ob gewollt oder ungewollt. Wenn sie auf Menschen treffen würde, würde es Fragen geben. Man würde der Sache nachgehen und würde sie auf die Menschen genau so reagieren wie auf ihn, würde sie im nächsten Labor landen und aufgeschnitten werden.
„Okay, er wird sie schneller finden, als wir es könnten. Werden sich die anderen Werwölfe einmischen?“
„Wenn wir sie einfangen können nicht. Sie vertrauen Ben.“
„Gut, dann lass uns warten.“