Beschreibung
PhanThomas schreibt und plaudert frei von der Leber weg über den alltäglichen Supermarktwahnsinn und macht sich nicht einmal die Mühe, sein mangelhaftes Wissen in Sachen biologischer Nahrungsmittelindustrie zu kaschieren.
Im Supermarkt um die Ecke, dessen Name ich hier sicherheitshalber nicht erwähne, um weder als Schleichwerber noch als Verleumder eherner Kaufmannswerte abgestempelt zu werden, haben sie so Plakate über die Gefriertruhen gehängt. Sind Pommes drauf, bisschen impressionistisch gezeichnet. Warum da Pommes drauf sind, wenn in der Gefriertruhe darunter Gerichte mit Reis und Nudeln liegen, will mir nicht in den Kopf. Gab's vermutlich im Angebot, also die Bilder, nicht die Reis- und Nudelgerichte. Wobei, vielleicht auch die. Hab ich nicht nachgeschaut. Jedenfalls habe ich jetzt Pommes im Kopf. Also bildlich, meine ich. War vermutlich von klugen und hochbezahlten Supermarktmarketingstrategen so geplant. Oder einfach als Eyecatcher für die Generation Öko gedacht, die, wenn sie nicht gerade biologisch nachhaltig shoppt, lieber auf hippen Vernissagen rumhängt, statt malochen zu gehen.
Apropos Öko: Die Milch, die ich schon immer kaufe, ist jetzt neuerdings zertifiziert. Also nicht die Milch selbst, denn ist ja nicht so, dass die Kühe von der Weide jetzt eine Prüfung ablegen müssten, nee, die Kartons sind halt zertifiziert. FSC-zertifiziert sogar und das will was heißen! Dass ich mir wegen der Kartons keine Sorgen machen muss, vermutlich. Wobei, ich schlage das doch lieber mal schnell in einer handelsüblichen Suchmaschine nach ... Ah, was mit Bäumen. Also Kartons von glücklichen Bäumen sozusagen. Na gut, von mir aus. Gönnen wir den heimischen Waldbeständen eben auch eine Ladung Endorphine.
Und dann sind da meine Cornflakes. Also ich kaufe ja schon die ungesüßten, weil die, man höre und staune, weniger süß sind als ihre gesüßten Maisbrüder. Dennoch steht da drauf, dass eine der Hauptzutaten Zucker sei. Komisch, wo die Dinger doch schmecken wie Pappe. Oder wie zertifizierte Milchkartons. Jedenfalls, worauf ich eigentlich hinaus will, ist nicht der Zucker, der mich allmählich fett und irgendwelche Zuckerbarone reich macht, nee, will sagen, meine Cornflakes sind laut Verpackung (Nicht zertifiziert!) aus La-Plata-Mais. Mhh, La-Plata, das trägt doch den Duft der Freiheit in sich, Revolution, Männer mit Bärten und russischen Maschinengewehren. Viva la plata! Wobei ... Suchmaschine sagt ... nee, die wissen's nicht ... hmm, die auch nicht ... Ach, keine Ahnung, wohl irgendwas aus Südamerika. Quasi Samba-Cornflakes, wenn man so will. Klingt ja auch ganz schön: Samba de la plata! Solange das Mehr an Lebensgefühl nicht in mein Portmonee kriecht!?
Aber mal im Ernst, ich bin ja irgendwie nicht so die Generation Öko. Wenn ich an die denke, stelle ich mir immer Stinkefüße in Gesundheitslatschen vor und außerdem habe ich bei dem ganzen Bio- und Gesundheitsgedöns dauernd das Gefühl, Reste von Kuhscheiße mitzufressen, weil Mutti oder ich oder Tante Emma aus dem Supermarkt das Zeug nicht richtig sauber gemacht haben. Dann doch lieber ein bisschen Chemofraß aus BASF-Fabrikation. Gern auch von vergleichbaren Konzernen, McDonalds, was weiß ich, will ja keine Schleichwerbung betreiben, so lange keiner dafür löhnt.
Denn es ist ja so: Ich meine, da sagen sie immer, auf Diesem und Jenem stünde kein Bio drauf, das sei ja ungesund und einem würde mindestens ein Auge am Gesäß von dem nicht biologisch gedüngten Apfelmus wachsen, den unsereiner ohne nachzudenken in sich hineinschaufelt, eher noch eine ganze Augenherde. Und wie das die Lebenswartung schmälert, hach, das ungesunde Zeug, da lohnt es sich ja kaum mehr, durch den Muttermund zu kriechen! Aber guck sich doch mal einer so einen wie den Jopie Heesters an: Dessen Alter dürfte allmählich die vorgesehene Maximalgröße in der deutschen Rentenkartei sprengen und ich glaube kaum, dass der Kerl sein Leben lang nur glückliche Kühe und nicht geklonte Eier gegessen hat. Kann man mal drüber nachdenken, während man an der Biobanane lutscht und seinen Fair-Trade-Kaffee süffelt.
Überhaupt, Fair-Trade! Auch wieder so ein pseudocooles Schlagwort derer, die zusammen mit ihrem Anhang unverheiratet in überteuerten Innenstadtlofts wohnen, auf Sabbaticals Papas Kohle verschleudern und lieber ihre eigenen Fürze schnüffeln, als auch nur einmal frische Luft aus dem Umland zu schnuppern. Kann sich der geschundene Bauer vom Nicaragua jetzt 'ne Playstation 3 kaufen, weil ich seinen Kaffee fair getradet kaufe? Schreibt der mir einen Dankesbrief? Zumindest wüsste ich dann, dass das alles nicht doch nur ein riesengroßer Beschiss am teutonischen Geldbeutel ist. Und apropos deutsch: Hätte man dafür nicht auch ein deutsches Wort verwenden können? Omi Hilde fände das bestimmt ganz dufte, wenn sie wüsste, dass ihre knappe Rente nicht in den Taschen von FDP und Josef Ackermann landet, sondern beim armen Kaffeebauern vom Berg in Lateinamerika. Aber was soll sie unter Fair Trade verstehen? Wieder so ein olles Wort vom Tommy von der Insel. Der brachte schon anno 1916 nichts Gutes zu uns. Ich sage ja, alles nur neumodische Spielereien für den Öko-Esser. Dabei spielt man doch mit Essen nicht!
Ja überhaupt ist diese ganze Ökomasche ja erst in den letzten Jahren eine richtige Modeerscheinung geworden. Quasi seit man die Haare wieder über den Arsch wachsen lässt. Also nicht die am Arsch, sondern die auf dem Kopf, ohne gleich für einen verkappten RAF-Terroristen gehalten zu werden. Wahrscheinlich leben die Neo-Hippies deswegen bald tatsächlich alle länger, weil die Haare über Augen und Nase hängen und den Smog aus der Luft filtern und gar nicht mal wegen zertifizierter Milchkartons, La-Plata-Mais und fair gehandeltem Kaffee lateinamerikanischer Playstation-Zocker. Ach, vermutlich ist es wieder dieses Alter, das mich greis und unverständig macht. Es wird wirr geredet und man versteht die Welt nicht mehr, nicht mal mehr die überschaubare im Edeka um die Ecke, wo man Lebensmittel angeblick liebt. Ach Mist, jetzt hab ich den Namen doch gesagt!