Biografien & Erinnerungen
Rhabarberkuchen

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"Rhabarberkuchen"
Veröffentlicht am 15. Januar 2008, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

16. Oktober 1952 erblickte ich das Licht der Welt in sehr bescheidenen Verhältnissen. Als Nesthäkchen wurde ich von meinen zwei Schwestern, zwei Brüdern und meinen liebevollen Eltern umsorgt. In meinen Erinnerungen ist die alte Hütte noch sehr präsent. Um das elterliche Bett vor Regen und Schnee zu schützen spannte mein Vater eine Plane an die Decke. Meine Schulzeit war alles andere als glücklich. Ungerechtigkeiten konnte und kann ich nur ...
Rhabarberkuchen

Rhabarberkuchen

„Hallo wie geht’s?“ Völlig unerwartet umarmt mich ein längst vergessener, über das ganze Gesicht grinsender Schulfreund. Überrascht und erfreut grüsste ich den südländisch aussehenden Tessiner mit „hallo mein kleiner Italiano.“
Wie selbstverständlich, Arm in Arm kehrten wir ein.
Bei Rösti mit „Zürich-Geschnezeltem“ und einem Glas Wein, quatschten, lachten und amüsierten wir uns wie kleine Kinder.
Weißt du noch sagte ich: „Egal wie warm oder kalt der nahe Fluss war, regungslos standest du im knietiefen Wasser. Die eine Hand hob sachte einen Stein,

während die andere blitzschnell zupackte und stolz präsentiertest du mir deinen Fang, das erste Mal war’s eine Bachforelle.“ Er nickte zustimmend und grinste mich an.
Bevor er seinen Sarkasmus Kübelweise über mich schütten konnte erwiderte ich: „Haha, die war ja auch so glitschig und eklig zum anfassen und außerdem hast du sie, sicher später wieder eingefangen!“
Etwas überheblich, fast wie damals, schilderte er unsere vielen gemeinsamen Abenteuer am Fluss. Die Aufgaben waren jeweils klar verteilt.
Ich sammelte Schwemmholz für das Lagerfeuer und er schuppte, säuberte und spießte die frischen Fische kopfüber auf

einen Ast, ungesalzen wurden sie danach gegrillt! Wir genossen diese gemeinsamen Mahlzeiten und tranken dazu Wasser, das wir mit der holen Hand aus dem Fluss schöpften.
Ich lobte: „Du warst der Fachmann und hast mich auch mächtig beeindruckt mit deinem Wissen und deinem Können.“
Er antworte nicht gleich. Nach einer kurzen nachdenklichen Pause fragten wir uns fast gleichzeitig: „Kannst du dich noch an den Rhabarberkuchen erinnern?“
„Oh, und ob,“ seufzte er, „ ich habe in meinem bisherigen Leben nie mehr so was Leckeres gegessen. Ich war damals oft auf mich allein gestellt, wusstest du

das?“
„Nicht so direkt aber eine Ahnung hatten wir Kinder damals schon,“ gestand ich und fragte:
„War deine Mutter eine Alkoholikerin?“
„Ja“ war seine kurze und präzise Antwort! Auf einmal waren meine vielen Fragen, mit diesem einzigen Ja beantwortet.
“Stimmt, das...“ „Ja meine Liebe,“ unterbrach er mich, „in diesem einen Jahr als ich in deiner Nähe wohnte, waren meine selbst gefangenen Fische oft meine einzige Nahrung.“
„Also doch,“ sinnierte ich „und meine Mutter ahnte oder wusste von deiner Not, deshalb backte sie für dich einen

Kuchen?“
Ich räusperte, schnäuzte und trocknete eine kleine Träne, während er weiter erzählte. „Ich eilte mit eurem großen Blech davon - dieser unglaubliche Duft – ich setzte mich an eine Böschung und hemmungslos machte ich mich über den Rhabarberkuchen her! Du kannst dir diesen Genuss kaum vorstellen! Das leere und schmutzige Kuchenblech brachte ich postwendend zurück!“

Erna Müller-Rytz

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Hörbuch

Über den Autor

Coeur
16. Oktober 1952 erblickte ich das Licht der Welt in sehr bescheidenen Verhältnissen.
Als Nesthäkchen wurde ich von meinen zwei Schwestern, zwei Brüdern und meinen liebevollen Eltern umsorgt.
In meinen Erinnerungen ist die alte Hütte noch sehr präsent. Um das elterliche Bett vor Regen und Schnee zu schützen spannte mein Vater eine Plane an die Decke. Meine Schulzeit war alles andere als glücklich. Ungerechtigkeiten konnte und kann ich nur schwer ertragen und davon gab es in der Schule und außerhalb mannigfach.
Frauen brauchen keine Bildung, dieser Meinung war damals mein Vater obwohl meine Mutter einem 100% Job nachging.
1970 ziehe ich für einige Zeit zu meiner damals geschiedenen Schwester Irene und in diesem Jahr lernte ich meinen ersten Mann kennen.
1971 wurde unser gemeinsamer Sohn geboren.
Am 26. November 1974 erhängte sich meine Schwester Irene in ihrer Wohnung, am Schlafzimmerfenster. 13 Tage vor ihrem 29. Geburtstag! Mein verzweifelter Versuch eine Logik in den chaotischen Tod von Irene zu bringen, scheiterte. Entsetzen, Wut, Schuld, Enttäuschung und auch Angst der Verantwortung nicht gerecht zu werden.
Plötzlich war ich mit meinen 22 Lenzen die Ersatzmutter vom damals 10-jährigen Jungen, natürlich nicht ohne die Unterstützung meines ehemaligen Mannes, er war in all den schwierigen Zeiten mein fröhlicher und treuer Begleiter, auch wenn sich unsere Wege später getrennt hatten blieben wir jedoch Freunde. Abschied für immer musste ich am 18. Januar 1983 von Bruder Hans nehmen.
Im 33. Lebensjahr wählte er den Freitod. Ein Schnellzug erfasste ihn in Lenzburg.
Im gleichen Jahr starb auch mein Patenkind. Er war im zarten alter von 3 Jahren in ein Desinfektionsbad für Schafe gestürzt.
Der ohnehin schon angeschlagene Gesundheitszustand meines Vaters verschlechterte sich nach dem Todesfall von Hans zusehends, ja sogar schlagartig.
15. Juni 1984 war mein Vater gestorben. Wenigsten blieb ihm die nur ein gutes Jahr später schmerzliche Nachricht von meinem verunglückten Bruder Hugo, die ich meiner Mutter überbringen musste, erspart.
Am 5. Oktober 1985, im 39. Lebensjahr war er bei einem Tauchgang im Zugersee tödlich verunglückt.
Dieser Abschied war sehr, sehr, sehr schwer, dabei hat das Jahr 1985 glücklich angefangen.
Damals lebte ich allein mit meinem Sohn der ein fröhlicher, lieber und sorgloser Teenager war, ja, sicher in der Schule hätte er durchaus mehr leisten können...
Ich war glückliche Kioskleiterin. Durch gute Leistungen sowie Umsatzsteigerungen gewann ich immer wieder traumhafte und einzigartige Motivationsferien im Ausland unter anderem im Piemont, in Florida, Norwegen, Andalusien und vieles mehr. Den Kontakt zu den unterschiedlichsten Menschen war eine Herausforderung die ich gerne annahm. In meinem Team waren Frauen und Männer mit unterschiedlichsten Berufsausbildungen sowohl Hausfrauen, Lehrerinnen, Studenten und Verkäufer auch auf meinen 20jährigen Sohn durfte ich mich eine Zeitlang verlassen. Er war eine super tolle Unterstützung für unser Team. Zu den Kunden gehörte der Designer Luigi Colani oder der bekannte Jan Tinguely ebenso wie Obdachlose und natürlich meine neue große Liebe.
Am 17. Mai 1991 starteten wir mit einem gecharterten Düsenflugzeug im Berner Flughafen Belpmoos um über den Wolken unser Jawort zu besiegeln.
Am 17. Dezember 2003 wurde ich erneut daran erinnert, dass man diese Zeit nicht für immer hat! Mein geliebter Mann erlitt einen Herzinfarkt. Dieses Mal war es glücklicherweise nur eine Warnung. 2004 und 2005 wurde mein Mann erneut am Herzen operiert und konnte so einem erneuten akuten Herzversagen vorbeugen.
Während ich diese Zeilen schreibe genieße ich ein harmonisches und glückliches Leben!



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Coeur Re: Für Rhabarberkuchen - grins...
ich freue mich jetzt schon auf die kommende Rhabarbersaison!
Danke für Kommi und liebe Grüsse
Erna

Zitat: (Original von timeless am 01.12.2009 - 15:35 Uhr) würde ich morden, nein natürlich nicht. Aber ich ess den für mein Leben gern, vielleicht noch mit Streuseln, bloss kein Pudding, ok bei Rhabarberkuchen würde ich sogar den Pudding ertragen.
Hier in meiner Gegend macht kein Mensch diesen leckeren Kuchen. Als Kind war er nicht direkt mein Hit, aber später mmmmmmmmhhh, ich riech ihn geradezu. leeeeeeecker.

Nun hab ich Hunger und du bist nicht unschuldig daran. Leider sind die Kekse auch schon alle. Mal sehen, was der Kühlschrank zu bieten hat, obwohl das ja jetzt nicht das ist, was ich will. Ich will Rhabarberkuchen.

Liebe Grüße Ute

Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Für Rhabarberkuchen - würde ich morden, nein natürlich nicht. Aber ich ess den für mein Leben gern, vielleicht noch mit Streuseln, bloss kein Pudding, ok bei Rhabarberkuchen würde ich sogar den Pudding ertragen.
Hier in meiner Gegend macht kein Mensch diesen leckeren Kuchen. Als Kind war er nicht direkt mein Hit, aber später mmmmmmmmhhh, ich riech ihn geradezu. leeeeeeecker.

Nun hab ich Hunger und du bist nicht unschuldig daran. Leider sind die Kekse auch schon alle. Mal sehen, was der Kühlschrank zu bieten hat, obwohl das ja jetzt nicht das ist, was ich will. Ich will Rhabarberkuchen.

Liebe Grüße Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: Kuchen... - hey Dany
freue mich über deinen Besuch... ist eine alte Geschichte bin im Moment einfach nicht in Schreibstimmung aber sonst geht es mir gut und ich hoffe dir auch!
LG, Erna


Zitat: (Original von Dany am 30.11.2009 - 19:07 Uhr) ... sehr gelungen! schön mal wieder etwas von dir zu lesen!

l.g.
dany

Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: Kuchen -
Zitat: (Original von sanktpauli am 15.08.2008 - 19:51 Uhr) In der Schweiz ist man dem Himmel naeher.

Manni


Meinst du? Würde mich freuen, wenn dem so wäre!
LG, Erna

Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: Wende -
Zitat: (Original von Xion am 17.06.2008 - 19:22 Uhr) Am Anfang ahbe ich mich gefragt, ob es vielleicht genau diese Geschichte ist, die mir von dir nicht gefällt. Aber ich wurde nicht enttäuscht.
Das Ende ist echt klasse!
liebe grüßleins
Chris


*grins*
freue mich sehr über dieses amüsante Kompliment, aber keine Bange du wirst sicherlich auch noch eine Story finden die dir nicht gefällt....
hoffe natürlich nicht...
LG. Erna
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: Ich -
Zitat: (Original von rumpi am 01.06.2008 - 19:02 Uhr) finde auch,das es eine sehr schöne aber auch traurige Geschichte aus dem Leben ist.Sehr gut geschrieben.
Ach übrigens,Rhababerkuchen esse ich auch gern.

LG, Karsten


ich auch und bald ist die Saison auch wieder vorbei. Danke für dein Kompliment und liebe Grüsse
Erna
Vor langer Zeit - Antworten
rumpi Ich - finde auch,das es eine sehr schöne aber auch traurige Geschichte aus dem Leben ist.Sehr gut geschrieben.
Ach übrigens,Rhababerkuchen esse ich auch gern.

LG, Karsten
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Ehrliche Meinung? - Danke für dein Gastkommentar und für die ehrliche Meinung mit Fragezeichen... "grins*
LG, Erna


Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: Re: Re: Einfach nur schön! -
Zitat: (Original von Micha2071 am 19.05.2008 - 20:58 Uhr)
Zitat: (Original von Coeur am 19.05.2008 - 19:24 Uhr)
Zitat: (Original von Micha2071 am 18.05.2008 - 20:31 Uhr) 4+


Ja, ich erinnere mich gerne an die Fischerzeit....
Danke LG, Erna


Übrigens, ganz tolle Stimme!


bitte nicht übertreiben... wir Schweizer werden immer etwas belächelt, aber das macht nichts... wir können damit umgehen... "grins"
LG, Erna
Vor langer Zeit - Antworten
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