Prinzessin Emma und der kleine feuerrote Teufel Pauli
„Hexenkraut und Besenstiel, das hält ja nicht mal der bravste Engel aus. Diese Harmonie, sie ist einfach schrecklich. O nein o nein o nein“. Wütend stampft der kleine feuerrote Teufel Pauli mit seinem linken Fuß auf. Das ganze Jahreszeitenwunderland liegt in tiefem Schlaf. Außer ein paar Palmenblättern, die langsam hin und her wehen, herrscht absolute Stille. Das Teufelchen überlegt angestrengt wie es ein bisschen Unfrieden stiften kann. So eine kleine Streiterei unter Freunden würde ihm wirklich sehr gut gefallen. Aber irgendwie sieht das hier alles nach einem schrecklich schlimmen *Wirhabenunsallelieb* Harmonieschläfchen aus.
Prinzessin Emma, Marc und Prinz Himmelblau haben sich in die langen Fangarmen der Krake Nobbi gekuschelt. Die kleine Elfe schläft in der grünen Mütze ihres Freundes AufdemBerg und die Nixe Cristal hat es sich am Ufer des Zaubersees gemütlich gemacht. Die Nacht hat eine Sternenfunkendecke über das ganze Land gezogen und jeden einzelnen in das Traumland geschickt.
Das Alles hier wirkt viel zu friedlich für einen kleinen Teufel, der es überhaupt nicht mag, wenn die Welt in Ordnung ist. Mit seiner dreizinkigen Gabel sticht er zuerst Zwerg AufdemBerg ein ganz klein bisschen in den Bauch. Der macht dreimal Pruuhh , pruhh, pruh, dann dreht er sich auf die andere Seite und schläft weiter. Danach versucht er es bei der kleinen Elfe Flügelchen. Mit spitzen Fingern zupft er sie ein paarmal an den zarten Flügeln, aber auch Flügelchen flattert nur ein bisschen, atmet ein paarmal etwas lauter und schlummert dann weiter. Und weil immer noch niemand munter werden will, tritt er Flöckchen auf den Schwanz, doch auch der kleine Hund knurrt nur kurz und rollt sich dann wieder zusammen. Pauli kann machen was er will, es rührt sich keiner.
Tränen steigen dem kleinen roten Teufel in die Augen. „Ich glaube langsam, dass ich kein echter Teufel bin. Egal was ich anstelle, es interessiert keinen. Selbst wenn ich auf dem Kopf tanze und Feuer spucke es nimmt mich keiner wahr. Warum hat mich der Oberteufel nur in dieses Vierjahreszeitenwunderland geschickt. Alle vertragen sich, nicht mal Himmelblau und Nobbi streiten oder Himmelblau und Marc, nichts.
Es sah so doch schon so gut aus, als Nobbi den See schwarz gefärbt hatte und Himmelblau die kleine Nixe umschwärmte. Alles sah so schön nach Eifersucht und Zank und Streit aus, und nun allerschlimmste Harmonie im ganzen Land.. Hilfe, Hilfe, dieses Land ist verhext oder verzaubert oder sogar von Engeln heimgesucht.“
Ja und weil ihm nun wirklich gar nichts so richtig Böses einfällt, stibitzt er die goldene Harfe der Nixe Cristal. Ein paar leise Klänge ziehen mit dem Nachtwind durch die Palmen, so dass die kleinen Libellenelfen sofort ihre Flügelchen reiben und ein leises Zirpen zu hören ist. Aber dann… klappen sie ihre Flügel wieder aneinander und rollen sich auf den Palmenblättern zusammen.
Mit der Harfe unter dem Arm sieht der kleine Teufel natürlich sehr komisch aus. Ja man könnte fast glauben er wäre ein verkleideter Engel, der zur Musikstunde geht, aber das weiß Pauli natürlich nicht. „Hihihihi“ lacht er leise und freut sich, dass er wenigstens ein bissel böse sein konnte, denn Diebstahl ist ja nun wirklich nichts Gutes. Sehr stolz auf sich marschiert er los und weiß auch schon ganz genau wo er hin will.
„Hexenkraut und Besenstiel“ tobt er los, da ist er nun endlich am Ziel und dann steht dieses Zauberschloss mitten im See. „Nie und nimmer geh ich ins Wasser, ich bin doch kein Fisch oder eine Nixe oder eine Krake! Ein echter Teufel, geht nicht ins Wasser und wenn es noch so schön kristallklar ist.“ Laut schluchzend und jammernd rauft sich der kleine Pauli die Haare. „Was ist das heute nur für ein Tag oder besser gesagt was für eine Nacht, alles geht schief, aber auch wirklich alles.“
„Emma, Emma“ Flügelchen flattert aufgeregt um die kleine Prinzessin herum „Emma, hör doch mal, da weint jemand ganz verzweifelt.“ „Och nee, kleine allerbeste Freundin sei still, ich bin noch so müde. Uaaaaaaaaaaaaaahhhhh“ gähnt die kleine Prinzessin Emma, krabbelt aus Nobbis Arm heraus und streckt sich ein paarmal, dann schüttelt sie ihre langen dunklen Locken, rückt die kleine Krone wieder ordentlich auf das Haar und schaut nach oben. „Bitte Flügelchen, schau dir nur dieses wunderbare dunkelblaue Himmelszelt an, mit seinen aber- und abertausenden glitzernden Sternen und bitte, sieh nur wie sie den weißen Sand zum Funkeln bringen. Es sieht aus als hätte jemand Diamanten ausgestreut. Viel zu schön zum Schlafen, du hast vollkommen recht. O ja, Flügelchen, jetzt höre ich dieses jämmerliche Wimmern auch. Vielleicht hat sich ein Tier verletzt oder jemand hat sich verirrt. Weißt du was, wir lassen die anderen schlafen und machen uns auf die Suche nach dem Weinen.“
Ein großer runder Mond hängt wie ein gelber Lampion hoch oben am Himmel und wirft sein weißes Licht direkt auf die Turmspitze des Schlosses. Der Zaubersee glitzert wie ein einziger Spiegel. Ja und dann sehen sie ein kleines feuerrotes Etwas. „He, du“ spricht Emma das kleine Wesen mutig an „wer bist du und warum weinst du denn so laut, du hast uns fast alle aufgeweckt. Bitte sag, was ist dir denn schlimmes passiert?“
„O, Hilfe, Hexenkraut und Besenstiel, sieht man denn nicht wer ich bin. Nein, nein, nein, das ist ja schrecklich, wenn nicht einmal ein kleines Mädchen und ein Schmetterling sehen, dass ich ein Teufel bin. O Hilfe, es ist weit mit mir gekommen. Meine Güte, ihr müsst Angst vor mir haben und wegrennen. Wisst ihr denn nicht wie böse ich bin, ohhh, ich bin richtig böse!“
Und als weder Flügelchen noch die kleine Prinzessin reiß aus nehmen, da weint das Teufelchen noch viel lauter und verzweifelter als vorher.
„Bitte“ fragt Emma „was ist denn so toll daran, wenn man böse ist? Ja und warum legst du so großen Wert darauf, dass man vor dir davon rennt? Es ist doch viel schöner, wenn man miteinander spricht. Also weglaufen ist nun echt komisch, Naja außer man spielt Verstecken, dann renn ich auch weg. Aber nur dann! „
„Na weil ich doch fast ein echter Teufel bin und extra vom Oberteufel in das Jahreszeitenwunderland geschickt wurde, um hier ein bisschen für Unfrieden zu sorgen!“ „Oje, du kleiner Teufel, " jammert Flügelchen „was hast du denn davon, wenn du Unfrieden stiftest?“. „Wie? Was? Was ich davon habe? Dumme Frage, nichts habe ich davon. Nur als Teufel hat man seine Verpflichtungen, man hat die große Aufgabe Böses in die Welt zu schicken.“
„So einen Quatsch habe ich ja noch nie gehört“ lacht Emma „Du machst böse Sachen und weißt nicht einmal warum?“ „Ja, genau, aber das ist jetzt auch egal, ich will da drüben in das Schloss und es gibt keine Brücke und nichts und, mmmhhh, und, und ich kann nicht schwimmen. Teufel können und müssen nicht schwimmen. Aber wenn ich was will, dann will ich das.“
„Puhh, du bist aber eher ein Giftzwerg, als ein Teufel“, kichert die kleine Elfe. „Aber egal, ob du nun ein Teufel, ein Engel oder gar ein Giftzwerg bist, sag uns wenigstens wie du heißt oder haben solch kleine böse rote Wesen keinen Namen? Also, ich bin das Flügelchen, die allerbeste Freundin von Prinzessin Emma und naja, wenn du ein bisschen denken kannst und mal aufhörst mit deinem Geweine, dann wirst du wissen, dass das hier die allerliebste und allerschönste Prinzessin Emma ist. Uuuuund wie heißt Duuu nun? Schließlich habe ich uns sehr elfen- und prinzessinnenwürdig vorgestellt!“
„Aaam, Hexenkraut und Besenstiel, Du plapperst ja wie ein.. wie ein…ach was weiß ich, so schnell wie du kann kein normales Wesen reden, Du bist echt einmalig, kleine Elfe.... OK, dann sag ich es euch, ich bin der Pauli!!! Erster kleiner Unterteufel, noch in der Lehre und vor allen Dingen auf dem besten Weg, ein echter Teufel zu werden. Wenn ich alle Prüfungen bestanden habe, dann darf ich Luzzifilli heißen, aber nur dann.“
„O ist das ein komischer Name“ lacht Emma „Luffi, Luffii…was…Luffizilli, das hört sich ja schrecklich an und passt auch gar nicht zu dir. Du bist der perfekte Pauli. Pauli ist genau richtig, das hört sich so wunderbar liebfrech an. Einfach gut. Aber nun sag uns was Du dort in Nobbis Schloss suchst? Was willst Du denn dort anstellen?“ „Heee, kleine Prinzessin!!! Luzzifilli, habe ich gesagt. So heiße ich später, das ist doch ganz einfach oder?“ meckert der kleine Teufel.
„Mir ziemlich egal, ich nenn dich Pauli und fertig. Aber eines sage ich dir, wehe du stellst hier im Wunderland etwas Böses an, dann lernst du aber mal eine echt böse Prinzessin kennen. Es ist gerade alles in allerbester Ordnung und weißt du was? Wir wollen endlich Urlaub machen. So einen echten schönen Erholungsurlaub…“
(C)Ute AnneMarie Schuster 14.7.2011