Beschreibung
Eine Geschichte über Zeitarbeit. Wie es am Ende eines Arbeitsleben aussehen kann.
An einem warmen Frühlingstag sitzen Erna und Heinz auf der Terrasse von ihrem kleinen Schrebergarten Häuschen. In ihrem Garten blühten die ersten Tulpen. Die beiden sehen schweigend mit leerem Blick in die Landschaft. Der Kaffee in den Tassen wird langsam kalt. Seit vielen, vielen Jahren bewirtschaften sie mit viel Freude und Eifer ihre Laube. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Ab heute ist Heinz in Rente. Jahrelang hat er sich auf diesen Tag gefreut. Zusammen mit seiner Frau Erna träumten sie von all den Dingen die sie tun wollten wenn er nicht mehr Arbeiten muss. Seit 35 Jahren sind die beiden Verheiratet, für eine große hochzeitsreise nahmen sie sich nie die Zeit. Im Ruhestand sollte es soweit sein, eine lange Kreuzfahrt wollten sie machen. Nach der Reise planten sie die Renovierung ihrer Mietwohnung in der sie seit 35 Jahren leben. Erna hätte so gerne neue Möbel und vielleicht eine neue Küche.
Aber aus all den Träumen wird nun nichts mehr, den in den letzten drei Jahren änderte sich alles.
Als junger Bursche begann Heinz eine Lehre als Schlosser in der größten Gießerei in der Gegend. Die Arbeit war schwer aber es gefiel ihm. Als Geselle wurde er in der Firma übernommen. Im laufe der Jahre wuchs das Unternehmen, Heinz konnte sich mit der Zeit Hoch arbeiten bis es schließlich Meister und Vorarbeiter war. Jahrelang hatte er so ein gutes Einkommen.
Seine Frau Erna hatte nie eine Ausbildung gemacht. Seit dem sie mit Heinz zusammen war verdiente sie trotzdem ein wenig als Putzfrauoder Haushaltshilfe dazu. Erna wollte eben auch ihren teil zum Einkommen beitragen. Gerne hätten die beiden Kinder gehabt, doch dieses Glück blieb den beiden versagt. So sammelte sich mit der zeit ein hübsches Sümmchen auf dem Sparbuch an. Ein paar mal Überlegten sie sich ein Eigenheim zu kaufen doch diesen Gedanken ließen sie recht bald wieder fallen. Sie fühlten sich ausgesprochen wohl in der Wohnung.
Ein paar mal Überlegten sie sich ein Eigenheim zu kaufen doch diesen Gedanken liesen sie recht bald wieder fallen. Sie fühlten sich ausgesprochen wohl in ihrer Wohnung. Sie hatten wunderbare Nachbarn die mittlerweile zu Freunden geworden waren und sie Wohnten zentral aber doch Ruhig. Jedoch hatten sie keine Garten Nutzung bei der Wohnung. So kamen sie irgendwann zur Gartenlaube. Mit viel Arbeit und Liebe Peppen Erna und Heinz das Gartengrundstück mit Häuschen wieder auf. Jahrelang an jedem Wochenende. Sie liebten den Geschmack von selbst gepflanztem Gemüse und Obst. Erna entdeckte das Marmelade einkochen als ihr Hobby, reglmäßig Versorgte sie Nachbarn und die Arbeitskollegen von Heinz mit den neusten Marmelade Kreationen. die beiden verbrachten Glückliche Jahre, alles schien perfekt.
Bis Heinz eines Tages von der Schicht nach Hause kam. Mit besorgter Miene erklärte er Erna das es bei der Arbeit Probleme gibt, aber er nicht wisse was da los ist. Seit Wochen tauchen immer öfter Leute im Anzug in der Gießerei auf, sie stellen fragen, lassen sich alles mögliche zeigen. Die Chefs laufen Nervös durch die Produktionshallen. Seine Kollegen sind auch schon ganz unruhig deswegen. Nach einiger Zeit ließ man die Katze aus dem Sack. In einer Betriebsversammlung wurde die Schließung der Gießerei beschlossen. die Firma war Pleite. Ein herber Schlag für alle.
Heinz war einer der Mitarbeiter der mit am längsten in der Firma war. Ihm gab man eine lächerlich kleine Abfindung. Die meisten anderen Kollegen wurden in die Arbeitslosigkeit geschickt. Ohne ein tröstendes Wort
Doch Erna und Heinz ließen sich nicht entmutigen. An einem Wochenende in der Laube beschlossen die beiden das sie in der nächsten zeit eben etwas Sparsamer Leben werden. Sie würden für den Notfall eben etwas mehr Kartoffeln und Gemüse anpflanzen.Erna sucht sich noch eine weitere Putz stelle und Heinz würde mit seiner Berufserfahrung bestimmt schnell eine gute Anstellung finden. Einen Anspruch auf Arbeitslosengeld hatte er erstmal nicht wegen der erhaltenen Abfindung. doch das Ehepaar war sich sicher, wenn sie zusammen halten und mit dem ersparten Haushalten würden könnten sie auch übr diese schwere Zeit kommen.
Die Monate vergingen. Mühsam lernte Heinz wie man Bewerbungen schreibt. Tapfer nahm er eine absage nach der anderen hin. Erna unterstützte ihn wo sie nur konnte. Sie begleitete ihn auf den schweren Gang zum Arbeitsamt, half ihm bei der Stellen suche, machte ihm Mut. Doch obwohl sie sehr sparsam lebten mußten sie hin und wieder schweren Herzens an das Ersparte.
Nach fast zwei Jahren ohne Stellenangebot vom Arbeitsamt und ohne Aussicht auf besserung begannen die beiden die Hoffnung zu verlieren. Schleichend machte sich Traurigkeit breit. An einem Montag morgen war es soweit. Ein Brief vom Arbeitsamt war in der Post. In dem Brief wurde Herr Heinz Zimmermann daran erinnert das er in wenigen Wochen einen Antrag auf Sozialhilfe stellen sollte. Die Eheleute waren geschockt. Alles nur das nicht.
Verzweifelt suchte Erna die Tages Zeitung raus. Schlug zum x -ten mal den Stellenteil auf. Vielleicht haben sie ja ein Stellenangebot übersehen. Es war vergeblich. Sie beschlossen erstmal in die Laube zu gehen um auf andere Gedanken zu kommen, oft hatten sie an der Frischen Luft die besseren Ideen.
Als die beiden so auf der Terrasse saßen dämmerte es ihnen, sie hatten nur noch zwei möglichkeiten. Entweder der gang zum Sozialamt oder ein Job bei einer Zeitarbeitsfirma. Letzteres versuchten sie so lange wie möglich zu vermeiden, denn man las ja so vieles in der Zeitung und der Arbeitslohn war ja auch sehr gering. Doch es schien keinen anderen aus weg zu geben. Am nächsten morgen machte sich Heinz auf den weg. Schon bei der dritten Zeitarbeitsfirma wurde er eingestellt, trotz seines Alters.
Zuhause angekommen berichtete er seiner Frau das es eigentlich ganz einfach war. Er sollte nur einige Fragen beantworten, einen Gesundheitstest und das war es. Nacheinander sahen sie sich den Arbeitsvertrag der Firma Rafski an, doch so richtig freuen konnten sie sich nicht. Heinz sollte schon ab morgen Nacht als Pfördner in einem 40 Kilometer entfernten Unternehmen anfangen. Er scheute sich nicht vor der Arbeit, doch er hatte bedenken ob die Arbeit sie über die runden bringen würde. Die kosten für das Auto, das Benzin... Mit öffentlichen Verkehrsmitteln könnte er die Arbeitsstelle nicht erreichen. Er machte sich Sorgen ob der Verdienst reichen würde. Erna hatte irgendwo gelesen das es viele Menschen gibt deren Arbeislohn nicht reicht um die Familie über die runden zu bringen.
Sie las auch das in so einem Fall das Sozialamt etwas zum Lohn dazu gibt. Sie sprach mit Heinz darüber. Doch schnell waren sich beide wieder einig das sie das nicht wollen.
Nervös und unsicher aber doch voller Tatendrang ging Heinz seine erste Nachtschicht als Pfördner an. Ein anderer Mitarbeiter der Firma Rafski erklärte ihm in einem Barschen Ton was er tun und was er lassen sollte. Die wenigen Aufgaben waren schnell erledigt und bis auf drei Rundgänge im Gebäude, langweilte er sich ganz schrecklich.In den kommenden Nächten hatte er viel zeit zum Lesen und zum Nachdenken. Er entschied seinen Vorsetzten nach einer anderen Arbeit zu fragen, schließlich war er Schlosser, die werden doch immer gebraucht. Herr Schmitz, sein Chef vertröstete ihn aber nur.
Zur Zeit brauchen wir keine Schlosser, ein paar Wochen bestimmt, aber er habe da was in der Produktion, da wird Körperliche Arbeit verlangt, man Verdient auch etwas mehr und die brauchen gleich morgen Leute die zupacken können. Heinz war erleichtert, freute sich auf eine Tätigkeit die hoffentlich besser zum ihm passen würde. Doch dann geschah erstmal gar nichts. Erna und Heinz saßen Zuhause warteten täglich auf einen Anruf der Firma. Jeder Tag des Wartens war ein barer Verlust, denn warten wurde nicht bezahlt sein Arbeitszeitkonto war nur mit wenigen Stunden gefüllt. Heinz versuchte nachzuhacken was denn los sei, doch er wurde nur vertröstet. Vielleicht morgen, sagte die Dame am Telefon. Nach fast zwei Wochen zermürbenden Wartens schellte morgens um acht das Telefon.
Wieder diese Dame, sie erklärte das er in zwei Stunden als Produktionsmitarbeiter anfangen soll, er bekam die Anschrift. Alles weitere würde der Mann an der Pforte erklären. zügig machte Erna ein paar Brote, packte die Arbeitstasche für ihren Mann, der sich direkt auf den 30 Kilometer weiten weg machte. Am Abend kehrte Heinz erschöpft und niedergeschlagen zurück. Gespannt wollte Erna wissen wie es war. Heinz erzählte das es nicht gut gelaufen war. Den ganzen Tag musste er in einer Lebensmittelfabrik schwere Kisten aufeinander setzten. Schon am Eingang gab es Strenge Sicherheitskontrollen,in der Halle sei es Laut und sehr Warm. Andere Mitarbeiter reden kaum mit ihm. Er war sich nicht sicher ob die anderen Kollegen Angst um ihren Job hatten oder ob sie glaubten ein Leiharbeiter bleibt sowieso nicht lange.
Man ging nicht sehr Freundlich mit ihm um, in der Pause hatte er sogar einen eigenen Raum. Heinz fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Erna spürte das, aber sie konnte ihm nicht weiterhelfen. Doch Heinz war ein echter Kämpfer, Tag für Tag zwang er sich in diese Fabrik. Als er seinen ersten Arbeits Lohn erhielt, hatten die beiden Tränen in den Augen. So harte anstrengende Arbeit und es reicht gerade mal eben um die Miete und die laufenden kosten zu decken. Nur gut das da noch das bisschen Lohn von Ernas Putz stellen und das Sparbuch war. Heinz versuchte zwar immer wieder an eine besser bezahlte Arbeit zu kommen, schrieb weiter Bewerbungen, ohne Erfolg.
Woche für Woche quälte er sich zu Arbeit, manchmal wurde er für wenige Tage an anderen Arbeitsstellen eingesetzt, manchmal musste er weit Fahren um für einige Stunden irgend eine Helfer Arbeit zu leisten. Hin und wieder konnte er ein paar Überstunden machen darüber freute er sich zunächst, aber als er bei seinem Chef nachfragte wann ihm die Überstunden auszahlen würde, kam zur Antwort das er sie über das Zeitkonto abfeiern muss.
Es lief alles nicht mehr wie Erna und Heinz es Jahrelang gewohnt waren. Seine Arbeitszeiten waren scheinbar willkürlich, während der Woche mal einen freien Tag, dann Nachtschichten am Wochenende, dann wieder von Mittags bis in die Nacht hinein oder Wochenweise nur auf Abruf. Immer neue Leute am Arbeitsplatz, immer neue Betriebsabläufe.
Heinz wurde immer öfter krank, mal eine Erkältung, mal Magenbeschwerden, mal rasende Kopfschmerzen. Er wusste selbst garnicht was mit ihm los war. In all den Jahren in der Gießerei war er nur zweimal Krank. Einmal brach er sich bei einem Fußball Spiel den Fuß und das andere mal Schnitt er sich bei der Gartenarbeiten ganz fürchterlich in die Hand. Auch Erna kannte ihren Heinz so nicht, er war nicht mehr der alte. Sein Trauriger Blick, das leere Lächeln, die Antrieblosigkeit das machte ihr Sorgen.Sie versuchten so oft wie möglich Ablenkung im Schrebergarten zu finden aber das gelnag nicht.
Es war März geworden. Lustlos und Niedergeschlagen Kämpfte sich Hienz immer noch Tag für Tag zur Arbeit. Alles erschien ihm sinnlos, lediglich der Gedanke an die bevorstehende Rente hielt ihn aufrecht.
Schließlich kam der Tag an dem Heinz per Brief in Firmenbüro eingeladen wurde.Insgeheim freute er sich auf eine kleine feierliche Verabschiedung in den Ruhestand. Erna lies für diesen Anlass extra seinen guten Anzug Reinigen. Etwas aufgeregt wartete er im Vorzimmer des Chefs. Die Sekretärin erklärte der Chef habe noch etwas für ihn. Herr Schmitz bat ihn in sein Büro, er saß hinter seinem Schreibtisch, nahm kaum Notiz von Heinz. Plötzlich erhob er sich, reichte ihm die Hand. Sehr kurz und knapp verkündete er das er sich für die Zusammenarbeit bedanke und das der Korb da drüben für ihn sei. Schon wante sich der Chef wieder ab zurück zu den Akten. Völlig vor den Kopf gestoßen nahm Heinz den kleine Korb und verließ schweigend das Büro. Auf dem weg nach Hause holte er noch eben einen Kontoauszug vom Sparbuch.
Erna wartete schon mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen im Wohnzimmer, sie konnte es kaum erwarten was ihr Mann zu berichten hatte. Mit dem Körbchen im Arm lies er sich in seinen Sessel fallen, den Kontoauszug legte er neben den Kuchen. Erna fragte was denn war, warum es so schnell zurück sei.
Erst jetzt nahmen beide war das in dem kleinen Korb ein paar Tütchen mit Blumensamen sind. Der Blick auf den Auszug verriet das Sparbuch war leer. Die beiden sahen einander wehmütig mit Tränen in den Augen an und fragten sich.
Ist das der Dank?